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52 nicht verwendet werden, denn diese leiden zu sehr durch die Trockenheit, ebenso geht es den wurzelechten Rosen. Dagegen bietet die Rosa indica major ein sehr geeignetes Material für Unterlagen; sie wird sehr leicht durch in das freie Land gesteckte Reiser vermehrt, nimmt die Veredlung sehr leicht an und liefert sehr wüchsige, kräftige Pflanzen, die nach 3—4 Jahren sich schon durch starken Blütenreichtum auszeichnen und zur Winters zeit ihren Besitzer durch reichen Blumenertrag für seine Mühe entschädigen. Hauptsächlich sind es die bekannten Sorten, wie Safrano, Marechdl Niel, Gloire de Dijon, Souvenir de la Malmaison etc., die sich durch ihre Reich- blütigkeit und ihre Haltbarkeit während des Versandes auszeichnen. Aber so leicht, wie es nach dem Schreiben erscheinen mag, geht das hier doch nicht. Nur die besten, mitunter von der Stadt weit entfernten, schwer zugäng lichen Berglagen müssen für diese Kulturen aufgesucht, mit riesigen Geldkosten von alten knorrigen Reigen oder Oliven befreit, felsiges Gestein gesprengt und entfernt und das Terrain in Terassen angelegt werden. Kommt die Natur auch hier dem Gärtner sehr zu Hülfe, so haben unsere Landsleute hier im fremden Lande doch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, von denen gewiss diejenigen keine Ahnung haben, die sich so sehr gegen den Import der Blumen während unserer Wintersaison ereifern. Sind es doch unsere Landsleute, die sich ausser halb unseres, unter der ungeheueren Konkurrenz leiden den Vaterlandes ein Geschäft und eine Zukunft zu gründen suchen, die nur durch rastloses Arbeiten gegen monate lange Trockenheit, Wassermangel, Ungeziefer etc. sich dem neidischen Franzmanne gegenüber behaupten können! Und helfen sie nicht einem vorhandenen unleugbaren Bedürfniss ab, denn werden unsere Treibhäuser je im stande sein, den Bedarf zu decken? Kein Vorwurf kann, so glaube ich wenigstens, bis jetzt gegen deutsche Gärtner der Riviera betreffs des Rosenneuheitenschwindels erhoben werden, wie er von französischen Gärtnern im grossen betrieben und auch an massgebender Stelle in zutreffender Weise gerügt worden ist. Ich erinnere da nur an die Kritik, die über Nabonnand’s (wohnhaft in Golf Juan bei Cannes) Rosenneuheiten in dem Rosenjahrbuch von 1883 ausge sprochen wurde.*) Ohne Schwierigkeit und ohne künst liche Befruchtung setzen hier sehr viele Rosen, sogar viele Teerosen, Samen an, welche in diesem günstigen Klima auch sehr gut ausreifen. Den französischen Züchtern genügt es nun, diesen auszusäen und von den Sämlingen gerade das, was ihnen gefällt, unter wohllautenden Namen in den Handel zu setzen, und dass sie bis jetzt gute Abnehmer fanden, ist bekannte Tatsache. Doch werden jetzt, soviel mir bekannt, von deutschen Gärtnern der Riviera in dieser Richtung sorgfältige Versuche zur Erzielung guter Rosenneuheiten angestellt, die hoffentlich von Erfolg gekrönt sein werden. (Schluss folgt.) *) Nabonnand’s Züchtungen sind vielfach unter einem zu scharfen Gesichtswinkel beurteilt und haben deshalb oft eine unge rechte Beurteilung erfahren. Nabonnand züchtet nicht für die Anforderungen des deutschen Geschmackes; das sollte man nach gerade wissen, und diejenigen, deren Ideal eine dichtgefüllte Blume mit einem Wirrsal von Blättern und Blättchen von knalliger Farbe ist, mögen seine Züchtungen nicht erwerben. Die vom Golf Juan kommenden Neuheiten haben nur für jene Spezialisten Wert, die, sei es, um der bei ihnen vorherrschenden Moderichtung zu genügen, oder die durch klimatische Verhältnisse bestimmt, Blumen von lockerem Bau, zarter Farbe, und vor allem von schöner Knos penform bevorzugen, Sorten, die eine reiche Ernte von wohlge bildeten Knospen liefern, deren Blumen sich auch bei dem geringen Lichte trüber und kurzer Tage gut öffnen. Die Ansprüche der Spezialisten, welche für diese Zwecke Rosen kultiviren, haben genau dieselbe Berechtigung, wie die Anforderungen jener, welche den Wert einer Sorte nach dem Ergebniss der Ernte von Rosenblättern für Schnupftabak- oder Rosenölfabrikation abschätzen. Herr Kleinere Mitteilungen. Heliotropium White Lady. Das weissblühende Heliotropium White Lady bewährt sich als Winterblüher recht gut. Zieht man im Sommer buschige, reichverzweigte Pflanzen heran, so hat man vom November an den reichsten Flor zu gewärtigen. Alle Endspitzen der Triebe sind mit mächtigen, grossblumigen, weissen Blütenständen geziert und erfreuen uns mit ihrem lieblichen, in dieser Jahreszeit so seltenen Dufte. Durch das Wegschneiden der Blüten reizen wir die Pflanzen zum neuen Trieb, der uns wieder mit frischem Flor bescheert. Solch blumenbeladene Pflanzen werden gerne gekauft und die abgeschnittenen Blumen fin den in Bindereien gute Verwendung. Für das temperirte Fenster bezw. Fensterglashaus wird sie eine willkommene Erscheinung sein. Aber auch eine unschöne Seite birgt sie, die hier jedoch nicht inbetracht kommt — die Blumen behalten nur unter Glas ihre mattweisse Farbe, im Freien färben sie sich lila. Franz Nedog, Kunstgärtner in Laibach. Kritik und Richter. Zuerst dem Herrn Hofgarten inspektor Jäger zu Eisenach herzlichen Dank für. den Artikel in Nr. 3, welcher nicht hoch genug zu würdigen ist. Nicht jedermann kann sich immer auf sich selbst ver lassen, sucht also Hülfe in Garten Schriften, deren auch jährlich wer weiss wie viel erscheinen; allein nicht alle sind zuverlässig. Wie viel Neues wird jedes Jahr an gepriesen, aber leider selten, sehr selten hört man von unparteiischen erprobten Kennern ein freies Urteil über sie. Ich muss sagen, dass ich gerade deshalb unsere Zeitung so hoch schätze, weil sie unbeirrt alles ins rechte Licht stellt, was man gerade nicht von allen Blättern sagen kann. Die hübschen bunten Bilder, die man anderswo sieht, sind, wenn sie nicht in der Wäsche echt, von geringem Wert. Ich hoffe, dass die geehrte Redaktion fortfahren wird, dem freien Wort und un parteiischen Urteil Raum zu gewähren. F. Bartelt in Gr. Dratow. Jufin, der im vorigen Sommer Nabonnand besuchte, berichtet darüber in der „Wiener Gartenzeitung“: „Schon lange hatte ich den Wunsch gehegt, dieses Etablis sement kennen zu lernen, das alljährlich durch die Zahl seiner neuen in den Handel gegebenen Teerosen allen Rosenzüchtern imponirte. Denn während alle Semisten Frankreichs und Englands zusammen nur in längeren Intervallen, und nur höchstens zwei neue Teerosen sämlinge auf den Markt bringen, liefert Nabonnand jedes Jahr nahezu ein Dutzend, oft noch mehr, und, nun ich sein Etablisse ment gesehen und ihn persönlich kennen gelernt, muss ich mich noch über seine Bescheidenheit wundern, denn er könnte ganz leicht das Doppelte bieten. In dem lockeren, angeschwemmten, humusreichen sandigen Boden, gegen Süden dem Meere zu offen, im Rücken gedeckt durch die Seealpen (Alpes maritimes) und bei der Temperatur (Musa- Samen keimt im Freien) keimen die gelegten Samen der Teerosen schon nach einigen Wochen und blühen alle im Laufe des ersten Jahres, und wenn auch nur ein winzig kleiner Teil von den hun derttausend Samenkörnern Neues und Auffallendes in Form, Wuchs, oder Farbe bringt, das der Vermehrung wert scheint, so wäre er dennoch imstande, viel mehr in den Handel zu geben, als er gibt. Ich habe dort (Ende Februar im Freien) hunderte von Teerosen gesehen, von üppig wuchernder Vegetation, voll mit Blüten, mit unter vom leuchtendsten Karmin oder dem schönsten Goldgelb, Sorten, die noch gar nicht getauft sind, und als abgeschnittene, halb erblühte Knospen in die ganze Welt gesendet werden. Ich habe einen ganzen Tag dort zugebracht, ohne alles gesehen zu haben. Bei den Rosenkritikern steht Nabonnand mit seinen Tee- rosen-Züchtungen nicht besonders gut angeschrieben, man macht ihnen den Vorwurf der Flatterigkeit und Mangel an Füllung. Er weiss das recht gut, entschuldigt sich aber damit, dass sein Haupt zweck bei der Rosenkültur der Verkauf der abgeschnittenen Blumen sei und dass eine weniger gefüllte Rose sich als Knospe und halbentwickelte Blume, in welchem Zustande er sie allein verwendet, viel besser präsentirt, als eine ganz gefüllte, und darin hat er Recht.“ L. M.