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34 Unter diesen, aus Italien bezogenen Tomatensorten steht die Sorte König Humbert obenan. Die Samen wurden am 18. Mäz in einem lauwarmen Kasten gesäet, die Pflanzen pikirt und am 10. Mai auf die Kulturbeete gepflanzt. Die ersten leifen Früchte wurden hier am 9. Juli geerntet. Es ist dies eine so ausserordentlich frühe Reifezeit, dass sich diese Sorte auch wol für nörd liche Gegenden zur Kultur empfehlen möchte. An Er trag dürfte ihr keine andere gleichkommen. Die Erüchte hängen in langen johannisbeerähnlichen Trauben am Stock, sie sind von einem ausserordentlich milden, süss weinsäuerlichen Geschmacke, enthalten nur wenige Samen, sind sehr fleischig und von der doppelten Grösse einer blauen Eierpflaume. Ich erntete von 12 Pflanzen 761/2 kg Erüchte, das Kilo kostet nach hiesigen Marktpreisen zu Beginn der Tomatenzeit 12 kr., später 8 kr., ergibt einen Ertrag von 9 fl. 18 kr. etwa gleich 16 Mark. Zum Massenanbau ist diese Sorte jedenfalls sehr zu empfehlen. 2. Grosse rote Trophee. Eine schöne Sorte, sehr grossfrüchtig, von angenehmem, milden Geschmack, saft reich, wenige Samen enthaltend. Früchte glatt, schön rund, apfelförmig, solche von 3/4 kg gehören nicht zu den Seltenheiten. Die Früchte reifen gleichmässig, aber viel später als König Humbert, die ersten reifen Früchte wurden am 13. August geerntet. Sie ist eine vorzüg liche Marktsorte, die ich der so vielgerühmten Präsident Garfield entschieden vorziehe, indem die Früchte letzt genannter Sorte sich wol durch ihre Grösse auszeichnen, aber spät und unregelmässig reifen. Die Sorten Conqueror, Macrophyllum, Rouge naine hätive de Vilmorin sind alle recht gute Sorten, von denen die eine vor der andern unbedeutende Vorzüge besitzt, alle sind ertragreich und grossfrüchtig, in dem Punkte der „späten Reife“ stimmen sie aber alle überein. (Schluss folgt.) Moderner Zimmerschmuck. Wir brachten Seite 443 des vorigen Jahrganges dieser Zeitung die Abbildungen moderner Pflanzenträger aus dem Blumengeschäft des Herrn Ernst Günther in Dresden und lassen heute Seite 33 zwei weitere Darstellungen dieser für Zimmerausstattung mit effekt vollster Wirkung verwendbaren Kunsterzeugnisse folgen. Wir können hier nur wiederholen, dass diese Pflanzen- träger an und für sich schon ein hübscher Zimmerschmuck sind, eine vollendet schöne Wirkung jedoch erst mit Erfüllung ihrer Bestimmung — als Träger vollkommen entwickelter Dekorationspflanzen — erzielt wird. Helleborus. Standorte, Eigentümlichkeiten und Fingerzeige zu einer rationellen Kultur derselben. Zugleich Beantwortung der Frage 622: Wie ist die Kultur der Helleborus? Von C. Sprenger in Portici bei Neapel. Die folgenden Zeilen sollen einen Anspruch auf Vollständigkeit nicht erheben, sie sollen nur das wieder erzählen und dem freundlichen Leser, wenn möglich, zu nutze machen, was Schreiber derselben im Laufe der Jahre den ausserordentlich nützlichen, malerischen und unter Umständen wertvollen Niesswurz-Arten abgelauscht hat, sowol in den Gärten unter der pflegenden Hand des Gärtners, als, und dies vorherrschend, an ihren na türlichen Standorten, in den Wäldern der österreichischen Monarchie, der südlichen Schweiz und den sonnigreichen Feldern Italiens. — Wie so oft im Leben ist uns das Schöne und Nützliche auch hier so nahe, wir brauchen es nur zu nehmen, können es in der wilden Ursprüng lichkeit sehen und darnach leicht behandeln, aber wie lange gingen wir gleichgültig an diesen prächtigen Ge wächsen vorüber und holten uns andere zuvor weither, vielleicht um teures Geld und bittere Enttäuschung. Und erst durch die Engländer mussten wir, wie es scheint, erfahren, dass einige der Helleborus sehr schöne weisse und purpurne Blumen mitten im eisigen Winter produziren und dazu schöne dunkelgrüne, für Bindezwecke so brauchbare Blätter tragen, oder dass andere duftende Blüten bringen, noch andere malerische, höchst dekorative Pflanzen sind; und doch wachsen sieteilweise in unserem Hause, dem grossen, schönen, deutschen Vaterlande, von den 11 bekannten und beschriebenen Arten aber 10 in Europa und nur eine in Asien. Alle Helleborus-Arten und -Formen lieben schattige Standorte, sie wachsen im lichten Mischwalde, dem stei nigen Boden der Alpen und Vorberge, an durch niedri ges Gebüsch leicht verschleierten Bergeshängen und selte ner in der Ebene auf sandigem, hügeligem Terrain. Sie verschwinden mit den Wäldern, verkümmern in der vollen Sonne und vermögen, wo man ihnen die Lebensbedin gungen entzieht, sich kaum hinter einem schattenden Felsen oder dergleichen hinüberzuretten in eine kom mende bessere Zeit, wo wieder Wald und Busch Leben und Gesundheit bringen. Der Boden, den sie vorziehen, ist leicht, aber fruchtbar, durchlassend und niemals nass, aber immer frisch, auch im heissen Sommer. Er ist stets bedeckt mit Laub, Moos oder Tannennadeln und also auch nur durch diese neu gedüngt. Er ist steinig, grobkörnig und wenn möglich, auf felsigem Untergründe. Die langen, riemenförmigen, braunen Wurzeln um spannen gerne die eckigen’, ungeschliffenen Steine oder das Gerolle der Alpen. Helleborus niger, der schönste und meist begehrte der ganzen Gesellschaft, lebt in grossen Kolonien in den Wäldern der österreichischen Alpenländer, wo er ziemlich hoch hinauf steigt, und in manchen Gegenden, so bei Laibach; in Innerkrain und. in der südlichen Steiermark, an den Rändern der Nadel holzbestände oder der Mischwälder ist er gemein und bedeckt den Boden vollständig mit seinen dunklen Blät tern, die von der Last des Schnees im Winter glatt an den Boden gedrückt, sich kaum wieder erheben und so dem reichen Blumenschmucke im jungen Frühlinge den dunklen Untergrund geben. Bald aber nach dem Ver blühen erscheinen die jungen Blätter, die sich nun um die bleibenden Blütenstengel zur frischgrünen Krone wölben. Ist also diese Art entschieden gesellig und selten ein zeln und zerstreut, so ist letzteres bei allen andern. Arten der Fall. H. viridis, foetidus oder der schöne H. odorus mit seiner Form atrorubens, und im Süden Europa’s H. intermedius, H. Bocconi und dumetorum wachsen selten in grosser Zahl neben einander, sondern sind fast immer einzeln und weit zerstreut anzutreffen und entwickeln sich infolge dessen zu sehr schönen, dekorativen Pflanzen, welche stets auffallen, die Gegend schmücken und ausser ordentlich beleben. Sie bilden teilweise oft Büsche von bedeutendem Umfange, sind immergrün und einige wer den in milden Klimaten strauchig. H. lividus endlich erwächst bis zum meterhohen Busche im Neapolita nischen und ist dieser mit frischgrünem Laube besetzt, eine der angenehmsten Erscheinungen der Apenninen, wo er immer nur einzeln angetroffen wird. In Korsika wächst der stattliche H. argutifoliusNiv., welcher dem vorigen sehr nahe steht, unter ähnlichen Verhältnissen. Die eigentliche Heimat der Niesswurz-Arten sind, wie gesagt, die österreichischen Lande und der Orient. Nach Westen und Osten werden sie allmälich seltener. Ungarn, Kroatien, Slavonien und der Balkan sind reich besäet damit, und noch in Griechenland und .Kleinasien wächst der schöne für den Gärtner wichtige H. orien-