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lorene Sache zu verzetteln. Nun darf ich wol von jedem Billigdenkenden erwarten, dass derselbe ohne jeden Versuch der Erhebung von Schwierigkeiten seinen Ver pflichtungen gerecht wird. Es sind durch Schuld der bekannten Hetzer die für den Deutschen Gärtner-Ver band geführten Geschäfte gestört worden und ist, da das Vertrauen zu dem Fortbestand des Verbandes ge schwunden war, nur ein ganz geringer Bruchteil des unter geregelten Verhältnissen zu erwartenden Gewinnes in den letzten Monaten erzielt worden. Die Ausgaben sind aber dieselben geblieben, für deren Begleichung ich jeden Aussenstand hereinholen muss. Zum Schluss erkläre ich ein für allemal: dass ich mich mit jenen Personen und ihren Anhängern, welche die Schuld an dem Zerfall des Verbandes tragen, nie und nimmer mehr in eine öffentliche Auseinandersetzung einlassen und mich in diesem Entschlusse durch keine Provokationen der nach dem jener Sippschaft würdigen Grundsatz: „Etwas bleibt doch hängen“ ihre Ver dächtigen fortsetzenden Partei beirren lassen werde. Meine Zeit und Arbeitskraft muss ich jetzt für die Aufgabe, welche ich mir gestellt habe, voll und ganz einsetzen, um das Vertrauen zu rechtfertigen, welches man mir in mich so hoch erfreuendem Masse überreichlich entgegenbringt. Es wird, nachdem die Ereignisse in abgeschlossener Form vorliegen, und die Geführten ihre Führer erkannt haben, an der Zeit sein, mitzuteilen, was die ersteren mit dem eingesammelten Gelde der „armen Gehülfen" angefangen haben. Es ist — trotz dem Bedauerlichen der Sachlage —, in hohem Grade er götzlich, wenn man die Beschreibungen der ruhmvollen Taten für die Bemühungen um die Erlangung des „Ver bandseigentums“ liest, undsich vergegenwärtigt, wie die Helden im weiten Bogen um das Verbandsbureau herum schlichen, aber in ihrer „Kneipe“, wenn kein Urteilsfähi ger zugegen war, menschenfresserische Beden hielten! Denjenigen, welche nach dem Voraufgegangenen noch im Zweifel sind, wo sie ihre Stellung nehmen sollen, kann ich selbst nur raten, dass sie jenen „Führern“ folgen, sie sind in deren Gefolgschaft am besten am Platze, und ich für meinen Teil werde keinen Versuch unternehmen, sie deren Obhut zu entfremden. An dies mein letztes Wort in dieser Zeitung knüpfe ich den Ausdruck meines tiefempfundenen Dankes an alle jene, welche mir mit treuer Hülfe die Jahre hindurch als Mitarbeiter zurseite gestanden; sie werden die Ge fühlsregungen verstehen, welche mich in diesem Augen blick bewegen, in dem von mir der letzte Federzug für diese Zeitung getan wird. Erfurt, am 15. Januar 1886. Möller. Vereinsberichte. Glauchau. Gartenbau-Verein. Der Verein erklärt seinen Austritt aus dem Verbände. Langenberg. Verein Horticultur. Der hiesige Verein zeigt hierdurch seinen Austritt mit Schluss des Jahres aus dem Deutschen Gärtner-Verbande an. Zürich. Verein Hortulania. Laut Versammlungsbeschluss vom 12. d. Mts. hat sich der Verein aufgelöst, und scheidet mit dem heutigen Tage aus dem Verbände. Das Pfropfen in den Spalt. Von G. Kaps. Kunstgärtner in Axmannshof. In neuen, wie auch in älteren Lehrbüchern über Veredlung findet man das Spaltpfropfen mit in erster Linie verzeichnet; besonders wird das Spaltpfropfen mit Ludwig 2 Reisern zum Umveredeln der Obstbäume empfohlen. Meiner Meinung nach verdient jedoch diese Methode gänzlich gestrichen zu werden und sollte dem verbesserten Spaltpfropfen Platz machen, denn es ist erstens nicht nur naturwidrig, den Stamm kreuz und quer zu spalten, sondern hat auch mancherlei Krankheiten der Bäume, sogar deren Tod zurfolge. Mancher der geehrten Leser wird schon das Spalt pfropfen mit 4 Reisern zum Umveredeln der Obstbäume angewandt haben; er wird auch gefunden haben, dass die Reiser in den ersten Jahren sehr üppig trieben, später sogar reichlich Früchte trugen; er wird aber auch oft bemerkt haben, dass der Baum nach einigen Jahren zu kränkeln anfing, Krebs- und Brandwunden zeigte, noch einige male reichlich Früchte trug, dann jedoch zurück ging und als Brennholz reif war. Betrachtet man das Innere des abgestorbenen Baumes, so wird man finden, dass es markfaul ist. Die Krankheit nun hat ihre Entstehungsursache zumteil darin, dass die Baumwachs schicht, womit die Veredlungsstelle überstrichen wurde, in kurzer Zeit verwitterte und Regen in die noch nicht genügend vernarbte Wunde eindrang und somit die Mark fäule herbeiführte, die dann immer weiter und weiter nach unten um sich griff. Trotzdem die Wunde neu über strichen wurde, war doch die richtige Zeit versäumt und alle Mühe* umsonst. Es ist hiermit nicht gesagt, dass es allen Bäumen so ergeht, aber immerhin hat man grade nicht wenig solcher aufzuweisen, welche dann durch neue ersetzt werden müssen, wodurch der erwartete Ertrag auf ein Jahrzent ausfällt. Zum Umveredeln der Obstbäume würde ich das Pfro pfen in die Rinde, das verbesserte Spaltpfropfen oder was noch besser ist, das Okuliren im Frühjahr mit vor jährigen Augen empfehlen. Man muss bei letzterer Methode auf die sogenannten Räuber oder Wassertriebe veredeln, auch hat man dann, was wol zu beachten ist, ein Abbrechen der Reiser durch Krähen u. s. w. nicht so sehr zu befürchten. Fragenbeantwortungen. Einfassungspflanzen zu Rabatten in Baumschulen. Beantwortung der Frage Nr. 777: „Welche perennirende Pflanze eignet sich am besten zur Ein fassung von Rabatten einer Baumschule ? — Lage des Grundstücks frei, Boden schwerer Lehm, Untergrund trocken. Die Pflanze muss jahrelang stehen bleiben können ohne des Verpflanzens zu bedürfen, muss vollständig winterhart sein, darf nicht zu hoch wachsen und nicht zu stark auslaufen. Ein Ertrag derselben, wenn auch nur klein, wird erwartet. Da der Bedarf von solchen Pflan zen ein grosser, so wäre es wünschenswert, dass dieselben ent weder billig anzuziehen oder billig zu beschaffen sind.“ Hier wird es wol nur eine Pflanze geben, die all’ den vielen Ansprüchen, die Fragesteller macht, voll kommen genügt, es ist dies Vinca minor, das kleine Wintergrün, auch Immergrün genannt. Diese Pflanze kann Jahrzehnte lang an ein und derselben Stelle un- verpflanzt stehen und ist als Bewohner unserer Laub waldungen vollkommen winterhart. Sie verträgt Schatten und Sonnenschein, erreicht keine nennenswerte Höhe, sondern kriecht, ohne viele Ausläufer zu bilden, auf der Erde hin. Das Immergrün ist zu Bindereizwecken sehr ge sucht, auch ziert es durch seine schönen blauen Blumen. Ein jeder kann sich einen grösseren Vorrat dieser Pflan zen in den Waldungen selbst suchen, wodurch sie dann jedenfalls auch zu den billigsten Pflanzen zu zählen ist. Max Krell in Saalfeld a. S. Für die Redaktion verantwortlich Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.