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treibt bald wieder Nebentriebe, welche — nachdem sie hinreichende Stärke erlangt haben — ebenfalls abgelöst und als Stecklinge verwendet werden können. Ebenso ergibig, nur etwas langwieriger ist die Vermehrung aus Samen. Es empfiehlt sich, denselben sofort nach dem Empfang in reingewaschene Samenschalen, welche bei guter Drainage mit einer recht lockeren Erde — grobe Heideerde, feine Holzkohlenstückchen und et was Sphagnum oder Torf — gefüllt sind — auszusäen und die Samenschalen bei 23 — 25° R. Bodenwärme schattig und feucht zu halten. Die aufgegangenen jungen Pflänzchen werden später einzeln in kleine, mit dersel ben Erdmischung gefüllte Töpfe gepflanzt und bei gleicher Temperatur und geschlossener Luft zum Anwachsen ge bracht. Nach genügender Erstarkung werden sie dann später verpflanzt und — je nach der Jahreszeit — auf ein ge schlossenes warmes Mistbeet, oder in ein Warmhaus von 15° R. gebracht, wo sie dem Glase anfangs ziem lich nahe stehen müssen. Bodenwärme ist ihnen zur schnellen Entwickelung recht dienlich, jedoch gedeihen sie auch ohne dieselbe ganz gut. Sind die Pflanzen erst älter und kräftiger geworden, so wendet man beim Ver pflanzen eine etwas schwerere, jedoch ziemlich poröse Erde an; am besten besteht diese aus 2 Teilen lockerer Heideerde, 1 Teil Lauberde und eine Kleinigkeit lockerer Rasenerde oder etwas altem Wandlehm nebst dem ent sprechenden Quantum scharfen Sandes und etwas Holz kohle. Bei recht kräftigen Pflanzen kann man auch einen Zusatz von getrockneten und zerbröckelten reinen Kuhexkrementen nehmen. Vor allen Dingen richte man aber stets sein Augen merk auf einen guten Abzug, eingedenk des bei nahe epiphytischen Charakters dieser, sowie der meisten Aroideen. Ferner wähle man mehr flache, als wie tiefe Töpfe, bei grösseren Pflanzen tiefe Terrinen. Bei letzteren ist es sehr empfehlenswert, auf das Abzugsloch einen kleineren umgekehrten Topf zu stellen, um so die Venti lation des Bodens zu befördern. Durch häufiges Spritzen und regelmässiges Giessen hält man die Pflanzen stets in einer ihr zusagenden Feuchtigkeit. Ihr bester Platz ist die Fenstertablette eines Palmen- oder tropischen Orchideenhauses, wo sie oft zu wahren Prachtexempla ren heranwachsen. Das Bedecken der Luftwurzeln mit frischem Kuhdung ist bei grösseren Pflanzen sehr von Vorteil; ebenso ein wiederholter kräftiger Dungguss von demselben Material. Selbstverständlich ist eine häufige Reinigung der leicht von Staub befallenen Blätter vor zunehmen. Gelangen die Anthurium in Blüte, so stellt man sie etwas kühler, damit sich letztere recht lange hält, auch verschone man diese beim Spritzen, um keine Fäulniss zu veranlassen. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, dieser schönen Pflanze, deren Blumen ja auch den höchsten Wert für die feine Binderei haben, den Weg in die Kulturen bahnen zu helfen. Karl A. Meyer, Kunstgärtner in Kiew, Russland. üeber die Kropfkrankheit der Kohlgewäehse. Beantwortung der Frage 786: „Woher kommt es, dass sich bei Kohlrabi und verschiedenen Kohlarten an den Wurzeln starke wulstartige Auswüchse bilden, die das Wachstum der Pflanzen verhindern und welche Mittel wendet man an, um diesem Auftreten vorzubeugen ? “ Im Herbst des Jahres 1882 wurde ein Stück Garten, ungefähr 41 Ar angekauft, welcher ausschliesslich zum Gemüsebau verwendet werden sollte. Das erste Jahr teilte man das Grundstück wegen der schon vorgerückten Jahreszeit in 4 Tafeln ein. Dieselben wurden mit Dünger befahren, umgegraben und das kommende Frühjahr 3 Tafeln mit Kohlarten bepflanzt; von der ganzen Pflan zung blieb auch nicht eine einzige Pflanze von diesem wulstartigen Auswüchse verschont. Um nun der Krankheit vorzubeugen, wurde im Herbst 1883 der ganze Garten 50 cm tief rijolt, mit Scheide kalk und teilweise mit Staubkalk, wie man diese in den meisten Zuckerfabriken zu kaufen erhält, gedüngt und diese Kalke gleich darauf einen Stich tief unter die Erde gebracht. Dieses Verfahren hatte einen sicheren Erfolg, da man im kommenden Jahre nach der Kalk düngung, wo auch 2/3 des Gartens mit Kohlarten be pflanzt waren, und ebenso im zweiten Jahre darauf auch nicht eine Spur von der Krankheit vorfand. Dagegen habe ich bei dem Nachbargrundstück beobachtet, auf dem auch 4 Beete rigolt, aber nicht mit obigen Kalken gedüngt wurden, dass sich dort diese Krankheit noch bis auf den heutigen Tag und in dem selben Masse wie früher vorfindet. Z. Ziwansky, Kunstgärtner in Ratibor. Die Zubereitung der Tomaten oder Liebesäpfel. Beantwortung der Frage Nr. 792: „Wie ist die Zubereitung der Tomaten oder Liebesäpfel?“ Die Früchte der Tomaten sind in manchen Gegen den sehr geschätzt und namentlich in Frankreich und Oesterreich so beliebt, dass sie in keiner Haushaltung fehlen dürfen. Wenn man sie in Deutschland weniger verwendet und nicht so häufig angebaut findet, so mag dies wol zumteil daran liegen, dass sie bei uns ziemlich spät reifen und gegen Herbstfröste empfindlich sind, weshalb man die Anbauversuche im grossen nicht für lohnend genug hält und infolgedessen ihre Verwendung nur dort antrifft, wo man ihre guten Eigenschaften er kannt hat und den angenehmen pikanten Geschmack zu würdigen weiss, den eine Tomaten-Sauce besitzt. Man sollte sich aber nicht durch einige Misser folge in der Kultur abschrecken lassen, sondern ein warmes sonniges Plätzchen an einer Mauer oder Spalier wand auswählen und einige Stauden anbauen, wo sie dann in nicht allzu ungünstigen Sommern ihre völlige Reife erlangen werden. Ich werde nun den Lesern, bezw. den Leserinnen einige Rezepte für die Zubereitung der Tomaten mit teilen und hoffe, dass sie dadurch veranlasst werden, dieser Frucht in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu wid men, da ihre Zubereitung durchaus nicht so schwer und mit grossen Kosten verknüpft ist. Auch lassen sich die Früchte sehr gut konserviren und in diesem Zustande jahrelang erhalten. Folgende Rezepte mögen hierzu als Anleitung dienen: 1) Konservirte Tomaten-Sauce. (Marme lade.) Man lässt die Tomaten, wenn sie recht reif sind, in einer Pfanne mit etwas Bouillon weich werden und reibt sie dann durch ein Haarsieb. Zu jedem Liter dieses Fruchtmarks nimmt man 3/4 l vom besten Wein essig, 94 gr Schalotten, 16 gr Knoblauch, 6 gr Salz, 4 gr weissen Pfeffer und 4 gr Cayenne-Pfeffer. Diese verschiedenen Substanzen kocht man 2—3 Stunden lang zusammen, bis zur Konsistenz des Syrups, rührt das Ganze durch ein Haarsieb und füllt es, wenn es kalt geworden, in Flaschen mit weiter Oeffnung und verkorkt dieselben recht sorgfältig. Diese höchst pikante konservirte Sauce hält sich nach meiner Ueberzeugung sehr gut über 2 Jahre lang und 2 mittlere Messerspitzen von dieser Konserve, mit Bouillon (Fleischbrühe) verdünnt und etwas aufgekocht, genügen für einen Tisch von 4—6 Personen. 2) Man verwendet die Tomaten, wenn sie die völlige Reife erlangt haben, giesst Weinessig darauf und rechnet