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418 Erdreich sehr trocken ist. Coniferen sollte man jedoch auch beim Verpflanzen im Herbst begiessen, wenn nicht der Boden besonders feucht ist. Im Frühjahr ist das Begiessen für alle frisch eingesetzten Pflanzen, wenn auch nicht gerade immer notwendig, so doch sehr vorteilhaft und muss es beim Pflanzen der Gehölze recht durchdringend geschehen und mehr einem Einschlemmen gleichen. Kraut artige Pflanzen soll man aber, wenn das Verpflanzen nicht in nassen Boden, oder bei sehr feuchtem Wetter ge schieht, stets begiessen. Da das Begiessen der Frei landpflanzen immer viel Zeit und grosse Wassermengen erfordert, so wird es meistens auf das notwendigste Mass zu beschränken sein. Ich komme jetzt zu dem Begiessen mit Dungwasser oder Jauche, welches den Zweck hat, solchen Pflanzen, bei denen das zu ihrer Ernährung dienende Erdreich zu mager ist, durch das Begiessen mit flüssigem Dünger eine Menge wertvoller Nährstoffe zuzuführen. Weil die in Töpfen stehenden Pflanzen ein verhältniss- mässig viel geringeres Quantum Erde zu ihrer Ernährung haben, als solche im freien Grunde, so wird bei den ersteren auch ein Dungguss häufiger notwendig sein, doch muss derselbe hier viel vorsichtiger ausgeführt werden, als bei den Freilandpflanzen, denn ist der Dung guss etwas zu stark, so schadet er mehr, als wie er nützt und die Pflanzen können dadurch leicht getötet werden. Man giesst deshalb lieber etwas öfter und macht die Lösung nicht so stark. Auch darf man die Pflanzen niemals im ganz trocknen Zustande mit Dung wasser begiessen, weil dann die Wurzeln viel leichter leiden, ebenso ist ein Beschmutzen der Blätter mög lichst zu vermeiden. Ferner muss man aber so stark begiessen, dass der Ballen ganz von dem Dungwasser durchdrungen wird. Der Dungguss ist besonders dann anzuwenden und von Vorteil, wenn die Pflanzen am meisten Nahrung gebrauchen, also in der Wachstums- und Blütezeit, doch muss er regelmässig ausgeführt werden, wenn man einen Erfolg erzielen will. Solche Pflanzenarten, welche von Natur schon lang und üppig wachsen, sollten einen kühlen Dünger erhalten, weil sie durch einen hitzigen noch mehr gereizt werden, auch sollte das Dungwasser nicht eher verwendet werden, als bis es tüchtig gegohren hat. Folgende Dungarten lassen sich zur Bereitung der Jauche verwenden: Exkremente von Menschen, Kühen, Schweinen, Schafen, Tauben und Hühnern, ferner Guano (alle Sorten), Knochenmehl, Hornspäne, Blut, Blutdünger und andere mehr. Je mehr Urin zwischen den tieri schen und menschlichen Düngern ist, desto schärfer sind sie und desto vorsichtiger muss man sie anwenden. Je kräftiger und schärfer aber der Dünger ist, desto mehr muss er dann mit Wasser verdünnt werden. Ich gehe jetzt noch auf das zu benutzende Wasser etwas näher ein. Dass das Regenwasser zum Begiessen der Pflanzen am zweckmässigsten ist, ist wol zurgenüge be kannt, dies geht schon daraus hervor, dass nach einem Regen die Pflanzen weit üppiger wachsen, als wenn ihnen das Wasser durch Begiessen zugeführt worden wäre. Man sollte deshalb darauf Bedacht nehmen, in den Gärtnereien soviel Regenwasser, als nur irgend möglich, aufzufangen. Nächst dem Regenwasser ist das Flusswasser und dann das Teichwasser das beste. Das Flusswasser ist am wirksamsten und nahrhaftesten, je mehr Abflüsse aus Städten es aufnimmt, nur sind die Abflüsse aus Fabri ken, welche scharfe Substanzen enthalten, verwerflich. Teichwasser ist in gutem Zustande immer anzuwenden; ist es aber faul, wie es bei stehendem Wasser häufig der Fall, dann ist es lieber ganz zu verwerfen, denn durch das Begiessen mit einem derartigen Wasser wird besonders das Versauern der Erde herbeigeführt und so mit dem Kränkeln der Pflanzen Vorschub geleistet. Sind die genannten Wasserarten nicht, oder nur in ungenügendem Masse vorhanden, so muss man zu dem Brunnenwasser seine Zuflucht nehmen. Je weniger Kalk teile dasselbe enthält, je weicher es also ist, desto besser ist es für die Pflanzen. Solches Wasser muss aber immer einige Tage vor dem Gebrauche in Gefässen gestanden haben, damit sich der Kalkgehalt an den Boden der selben niederschlagen kann. Ebenso muss das Wasser, welches zum Begiessen benutzt wird, immer eine möglichst hohe Temperatur haben; wenigstens sollte es doch einige Grade wärmer sein, wie die umgebende Luft, in welcher die zu begiessenden Pflanzen stehen. Besonders gilt dies im Winter für Kalthäuser, wo die Temperatur ohne hin oft nur wenig über 0° beträgt. Wenn die Ge wächshäuser jedoch mit Wasser- oder Dampfheizung er wärmt werden, so kann man sich mittels Hindurchführung eines Rohres durch die Wasserbehälter ausreichend genug warmes Wasser verschaffen. — Fragenbeantwortungen. Zur Kultur des Anthurium Seherzerianum Schott. Beantwortung der Frage Nr. 1729: „Wie kultivirt man Anthurium Seherzerianum ?“ Das Anthurium Seherzerianum Schott ist eine halbepiphytische, aus Oosta-Rica und Guatemala stam mende Aroidee. Sie glänzt zwar nicht, wie die meisten ihrer Verwandten, durch eine farbenprächtige oder bizarr geformte Belaubung, sondern ihr Kleid ist nur bescheiden. Schmale, lanzettförmige, halbzusammengefaltete Blätter von grösster Härte und tief dunkelgrüner Farbe sitzen in ziemlich dichter Stellung um den kurzen Stamm. Um unseren Liebling aber nicht als Stiefkind seiner Familie erscheinen zu lassen, hat die gütige Natur ihm statt des fehlenden Blätterschmuckes ein Blütenkleid ver liehen, welches ersteren vollständig ersetzt. Die Blumen erinnern in der Form an die des Spathiphyllum, haben aber eine hochrote Farbe und bei richtiger Behandlung eine Dauer von 3—4 Monaten. Die Kultur ist so einfach, dass man sich nur wun dern muss, diese schöne Pflanze noch nicht häufiger im Zimmer anzutreffen, denn ich bezweifle keinen Augen blick, dass sie dort ebenso gut gedeihen wird, wie das allbekannte Philodendron pertusum\ von dem man be sonders hier in Russland häufig grosse Prachtexemplare im Zimmer sieht, die jedes Gärtners Stolz sein würden.*) Dazu hat unser Anthurium noch den Vorzug, sich in geringeren Dimensionen zu halten, es könnte also in der ersten, kritischen Zeit nach seiner Uebersiedlung aus dem Warmhause in’s Wohnzimmer durch Glasglocken etc. geschützt und so langsam an die veränderte Tempe ratur gewöhnt werden. Doch zur Kultur! Die Vermehrung gelingt am leichtesten und schnellsten durch Stecklinge von älteren Exemplaren, welche in der Regel schon mit Luftwurzeln versehen sind. Man pflanzt diese Stecklinge in eine recht lockere, leichte und poröse Erdmischung und hält sie etwas warm und geschlossen. Der geköpfte Stamm *) Bei einem breslauer Privatmann und eifrigem Kultivateur von besonders wertvollen Pflanzen im Zimmer, erregte unter andern vor mehreren Jahren auf den dortigen Ausstellungen ein pracht volles, seit Jahren im Zimmer kultivirtes Exemplar des Anthurium Seherzerianum die Aufmerksamkeit der Fachmänner sowol, wie die des Publikums. Die Pflanze befand sich in vorzüglicher Kultur und brachte nach der Blüte eine Menge Samen, welche willig keimten. Von diesem Exemplar, das später durch Kauf in eine Handelsgärtnerei überging, sind eine Masse Nachkommen vorhan den, welche zumteil über ganz Schlesien in den besseren Gärtne- reien verbreitet wurden. Die Red.