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Die meisten Sorten lassen sich willig treiben. Man wählt hierzu gesunde, kräftige Exemplare, mit gut ent wickelten Knospen aus und stellt die Pflanzen allmälig wärmer; zuerst genügt eine Temperatur von 8—10° R., später gibt man einige Grade mehr. Ende Oktober wird gewöhnlich mit dem Treiben begonnen. Bedin gungen beim Treiben sind vor allem ein vorsichtiges Giessen, sowie reichlich Licht und regelmässiges Spritzen. Sobald die Pflanzen blühen, unterlässt man das Spritzen, da die Blumen, besonders die bunten Farben, hiervon leicht faulen. Es muss daher auf andere Weise für eine feuchte Luft im Hause gesorgt werden. Eine gute und frühzeitige Sorte zum Treiben ist Blanchard*), die Blumen sind zwar nur klein und auch nicht so reinweiss, wie viele andere schöne Sorten, aber dafür ist diese Sorte wegen ihres frühzeitigen Flors beliebt. Die Azaleen werden sehr oft vom Ungeziefer heim gesucht, besonders werden sie von der roten Spinne und dem Thrips befallen, es gibt zwar viele Mittel dagegen, aber keins hilft gründlich. Vor einiger Zeit wurde in der „Deutschen Gärtner-Zeitung“ von einem Herrn ein Mittel dagegen bekannt gemacht, nämlich die ganzen Pflanzen 4 Sekunden lang in 45° R. heissem Wasser zu tauchen, wodurch alles Ungeziefer mit seiner Brut getötet würde. Da auch unsere Azaleen teilweise sehr vom Ungeziefer befallen waren, so haben wir dieses Mittel versucht und einen sehr günstigen Erfolg damit erzielt, die Pflanzen sind vollkommen rein und kommen mit neuen Trieben, es scheint daher, als wenn endlich ein wirksames Mittel gefunden ist, um dies Ungeziefer mit leichter Mühe ver tilgen zu können. üeber das Begiessen im allgemeinen.**) Von W. Steen, Kunstgärtner in Tarragona in Spanien. Das Begiessen der Topfpflanzen. Das Begiessen ist unzweifelhaft eine von denjenigen Arbeiten in der Gärtnerei, welche nur durch eine lang jährige Praxis erlernt werden können. Es ist nicht nur das Gedeihen, sondern auch das Leben der Pflanzen davon abhängig und daher eine Arbeit, welcher man, ihrer Wichtigkeit halber, seine ganz besondere Aufmerk samkeit zuwenden muss. Das Wasser ist den Pflanzen, wenigstens den meisten, zur Erhaltung ebenso notwendig, wie Luft, Licht und Wärme. Dies geht zurgenüge daraus hervor, dass viele Pflanzen noch bevor der Erdballen ganz ausgetrocknet ist, schon anfangen, welk zu werden. Durch das Wasser wird den Pflanzen Nahrung zugeführt, wenn auch nur im weitgehendsten Sinne; ferner löst es viele im Boden befindliche Nährstoffe auf. Auf das Begiessen mit Dungwasser werde ich noch später zurückkommen. Das Austrocknen geht nicht bei allen Pflanzenarten in gleichem Massstabe vor sich, sondern es ist dies von vielen Umständen und Einwirkungen der Natur abhängig, so dass sich im allgemeinen garnicht angeben lässt, wann und wie oft eine Pflanze begossen werden muss. Das Austrocknen der Erde ist besonders von den Ein wirkungen der umgebenden Luft und Wärme abhängig, und auch davon, ob die Pflanze durch die Wurzeln viel *) Eine sehr frühblühende Sorte ist die Azalea „Deutsche Perle“, welche reinweisse und grosse gefüllte Blumen bringt. Wir hatten Gelegenheit, diese Sorte schon Ende August in der berühm ten Treibgärtnerei des Herrn C. Ed. Haupt in Brieg in Schlesien bewundern zu können. Die einzelnen Blumen sind oft grösser und schöner, wie die der weissen Camellien. Die Pflanzen sind im freien Grunde eines Gewächshauses ausgepflanzt und befinden sich sehr wohl. Im September und Oktober vorigen Jahres bot dieses Haus mit seinen zu hunderten blühenden Azaleen in den verschie densten Earben einen herrlichen Anblick. Die Redaktion. **) Bei dem letzten Preisausschreiben des D. G.-Verbandes erhielt diese Arbeit einen ersten Preis. D. R. oder wenig Feuchtigkeit und Nahrung aus der Erde zieht. In erster Linie ist das Austrocknen aber auch von der Beschaffenheit der Erde selbst abhängig, denn eine leichte, magere und poröse Erde trocknet weit schneller aus, als eine schwere, fette und bindige. Je grösser daher die Wärme, und je mehr die Pflanzen den Einwirkungen der Luft und des Lichts ausgesetzt sind, desto schneller werden auch die Topfballen austrocknen. Ebenso ist dies auch von der Zahl und Grösse der Blätter und von dem Wachstumsstadium abhängig, in dem sich die Pflanze befindet. Pflanzen mit dicken, fleischigen Wurzeln entnehmen dem Boden mehr Feuchtigkeit, als solche mit harten und feinen Wurzeln. Holzige Pflanzen gebrauchen daher durchschnittlich nicht soviel begossen zu werden, als krautartige. Ferner gebraucht eine stark wachsende Pflanze mehr Wasser, als eine solche, die nur schwach wächst. Ich erinnere hier nur an die Treib pflanzen; würde man schwachwachsende Pflanzen ebenso stark begiessen, wie dies bei den Treibpflanzen ge- geschieht, dann würden erstere unzweifehaft zugrunde gehen. Treibpflanzen müssen schon deshalb stärker begossen werden, weil sie einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt sind, und weil sie ihre ganze Vegetation, wozu sie sonst eine viel längere Zeit gebrauchen, in einer verhältnissmässig kurzen Zeit vollenden müssen. In der Wachstumsperiode, sowie während der Blüte, er fordern die Pflanzen am meisten Wasser. Nach der Blüte tritt in der Regel eine Ruhezeit ein, welche bei den verschiedenen Pflanzenarten bald längere, bald kürzere Zeit dauert. Aber auch dann ist das Begiessen von den Ansprüchen der Pflanzenarten abhängig; während man einige ganz ein trocknen lässt, gibt man anderen nur soviel Wasser, dass sie notdürftig ihr Leben fristen können. Kleine Pflanzen, welche in mässig grossen Töpfen stehen, müssen ferner öfter begossen werden, als solche, welche grösser sind und dementsprechend in geräumigeren Gefässen stehen, weil letztere ein grösseres Quantum Wasser aufzunehmen imstande sind und die Feuchtigkeit daher länger anhält. Besonders vorsichtig muss man immer mit den Be giessen nach dem Verpflanzen sein; während man das erste mal nach demselben in der Regel die Töpfe ziemlich stark angiesst, damit sich die Erde gut mit den Wurzeln verbinden kann, müssen die Pflanzen dann bis nach er folgter Durchwurzelung nur mässig feucht gehalten wer den, doch darf dies nicht in Trockenheit ausarten, denn absolute Trockenheit würde hier ebenso viel schaden wie fortwährende Nässe. Je feiner die Wurzeln einer Pflanze sind, und je mehr sie beim Verpflanzen beschädigt wurden, desto vorsichtiger muss man mit dem Begiessen sein. Kranke Pflanzen, besonders solche mit wenigen und schlechten Wurzeln, müssen mehr trocken, als wie nass gehalten werden. Im Sommer muss man verhältnissmässig mehr begiessen als im Winter, weil im Sommer die Wärme und das Wachstum der Pflanzen weit grösser ist, als im Winter, auch wirken die Sonnenstrahlen im Sommer viel stärker. Ferner werden im Winter die Räume, worin die Pflanzen aufgestellt sind, geschlossener ge halten, weshalb die Luft nicht so stark einwirken kann. Weil letztere namentlich auf das Austrocknen der Erde einwirkt, so trocknen die Pflanzen im Freien und im Kalthause mehr als im Warmhause; in letzterem trock nen sie dagegen mehr im Winter, was durch die grössere Heizwärme bewirkt wird. Wie schon erwähnt wurde, dürfen nicht alle Pflanzen arten in gleichem Verhältniss begossen werden, und um ein richtiges Verhältniss inne zu halten, muss man das Leben derselben und die Bedingungen, unter welchen sie in ihrer Heimat wachsen, genau kennen. Wie verschiedenartig die Anforderungen sind, das beweisen die Wasser- und