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aufzuweisen haben; der Verbrauch dieser Stoffe ist aber bei der Fruchtbildung ein bedeutend grösserer, als die Wurzeln aus einem gewöhnlichen Boden (zumal wenn der Untergrund schon arm an Nahrungsstoffen ist), in der Zeit bis zur nächsten Blüte und Fruchtbildung auf- zunehmen vermögen. Hieraus geht hervor, dass, wenn wir unsere Obst bäume jährlich tragend haben wollen, wir denselben auch eine regelmässige und mundgerechte Düngung geben müssen, d. h. wir müssen die Düngstoffe in einer Form in den Boden bringen, wie sie von den Wurzeln schnell und reichlich aufgenommen werden können, damit der Verbrauch ebenso schnell wieder gedeckt wird. Dieses erreichen wir und lässt sich auch am leich testen ausführen durch eine flüssige Düngung; nicht nur dass hier alle Nährstoffe in einer löslichen, von den Wurzeln leicht aufnehmbaren Form sich befinden, son dern es lassen sich auch bei dieser Düngung die Ersatz stoffe dahin bringen, wo sie für die Obstbäume am meisten notwendig sind, nämlich in den Untergrund. Es richtet sich daher jede Düngung in ihrer An wendung nach der Bewurzelung der zu düngenden Pflan zen. Betrachten wir unsere Obstbäume, so haben wir es hier mit einer Pflanzengattung zu tun, welche holz artige Stämme und Zweige und ebenso holzartige, in die Tiefe gehende Wurzeln bildet; dass es also haupt sächlich der Untergrund ist, in welchem zuerst eine Erschöpfung der Nahrungsstoffe eintritt. Würden wir hier nun, wie z. B. bei den Beerenobststräuchern, nur eine Düngung der Oberfläche anwenden, so werden in folge der Absorbtionskraft des Bodens die Düngstoffe von den oberen Erdteilchen festgehalten, der Untergrund aber ohne jeden Ersatz bleiben, infolgedessen für die tiefer gehenden Wurzeln der Obstbäume ohne Nutzen sein und daher auch die Ernteerträge sich nicht verbessern können. Ferner hat die flüssige Düngung noch den Vorteil, dass man sie bequem zu einer Zeit anwenden kann, in welcher sie auf die nächstjährige Fruchtbarkeit von der grössten Wirkung ist, nämlich in der Zeit der Blüten vorbildung, welche im Juli und August stattfindet. Fassen wir das Vorstehende kurz zusammen, so er sehen wir, dass bei älteren Obstbäumen, welche reich lich und regelmässig tragen sollen, wir auch eine regel mässige Düngung anwenden müssen, dass diese Düngung in einen leicht löslichen Zustand und zu einer Zeit ge geben werden muss, wo sie für die Vorbildung der Blü tenknospen ausserordentlich wichtig ist, und dass sie ferner dahin gebracht werden muss, wo sie die Obst bäume am meisten bedürfen, nämlich in den Untergrund. Gehen wir jetzt zur Herstellung und Zusammen setzung dieses Düngers, sowie zur praktischen Anwen dung desselben über. Den Hauptbestandteil des flüssigen Düngers bildet immer der tierische und menschliche Harn, vermischt mit den verwesten Exkrementen, welche man gewöhnlich unter den Namen „Kloakendünger“ zusammenfasst. Um diesen Dünger zurzeit des Gebrauchs in ge nügendem Vorräte zu haben, lege man sich in dem Obst garten oder auf dem Baumgut eine der Grösse desselben ent sprechende Düngergrube an; man kann sich dieselbe durch Eingraben eines mit einem Deckel verschliessbaren Fasses, oder noch besser durch eine mit Zement aus gemauerte Grube einrichten, worin man den Kloaken dünger auf bewahrt, welcher, je mehr er zersetzt ist, desto besser für die Düngung sich eignet. Den sich entwickelnden und besonders im Sommer sehr unangenehmen Geruch in der Nähe der Kloaken gruben, welcher durch das Verflüchtigen des Ammoniaks entsteht, kann man leicht vorbeugen, indem man eine kleine Quantität verdünnte Schwefelsäure in die Grube giesst, oder auch durch Beimischung von gebranntem Kalk. Das manchmal empfohlene Eisenvitriol dürfte sich hierzu weniger eignen, indem dadurch unlösliche Salze gebildet werden, wodurch der Dünger wesentlich an Wert verliert. Eine Düngung mit flüssigem Kloakendünger allein würde aber den Boden für die Obstbäume nicht genügend Ersatz bieten, denn wir haben früher bei der Betrachtung der tierischen und menschlichen Exkremente gesehen, dass wol die Hauptbestandteile für die Ernährung der Pflanzen, wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff in grosser Menge darin enthalten sind, hin gegen andere Bestandteile, wie Kali und Phosphorsäure, welche für die Obstbäume so wichtig sind, und an welchen zuerst eine Erschöpfung in dem Boden eintritt, in dem Kloakendünger nur in sehr geringer Quantität ent halten sind. Soll deshalb die Düngung eine vollstän dige sein, so müssen wir Kali und Phosphorsäure künst lich zusetzen. Blicken wir nun zurück auf die verschiedenen Düngerarten, so finden wir, dass Kali und Phosphorsäure in der Holzasche und letztere vorherrschend im Knochen mehl enthalten sind, infolgedessen können wir durch einen entsprechenden Zusatz dieser beiden Stoffe einen für die Obstbäume erforderlichen Dünger erzielen. Ueber das richtige Verhältniss der Zusammensetzung dürfte ungefähr folgende Regel gelten: 5 grosse Giess kannen Kloakendünger verdünne man mit 10 Giess kannen Wasser, dazu setze man 5 leg Holzasche und 21/2 leg Knochenmehl. Diese Quantität würde für 12—15 ältere Obstbäume ausreichen, indem 1—11/2 Giesskanne für einen Baum genügt. Ueber, die vorteilhafteste Zusammensetzung von künstlichen Düngern für die Obstbäume sind viele, recht interessante Versuche gemacht worden, so hat besonders Herr Landwirtschaftslehrer Arnold in Bitburg viele Versuche mit zusammengesetztem Dünger von Chilisal peter, Ammoniak, Superphosphat, Knochenmehl, schwefel saurem Kali, Chlorkalium und Kalisalz gemacht, welche in den Pomologischen Monatsheften (März 1878) ver öffentlicht sind. Unter anderen ist da eine Düngerprobe aufgeführt, welche sich für alle Obstbäume günstig erwies, weshalb ich sie auch hier mitteilen will: 10 leg Knochenmehl, 5 leg Knochensuperphosphat, 10 leg konzentrirtes Kali, 5 leg schwefelsaures Kali, 121/2 leg Chilisalpeter, 121/2 kg Ammoniak-Superphosphat. Mit dieser Mischung wur den gedüngt: 20 Aepfelhochstämme, welche vor 5 Jahren gepflanzt waren, 4 ebenso alte Pflaumenhochstämme und 15 Birnpyramiden. Die Erfolge erwiesen sich überall günstig, es entwickelte sich ein kräftiger Holztrieb und die Ausbildung der Früchte war eine normale. Ferner wurde beobachtet, dass Dünger mit vor wiegendem Kaligehalt sich besonders für Aepfelbäume, der mit Phosphorsäure hingegen sich mehr für Birnbäume eignete. Diesen Anforderungen kann man bei erstgenannter Zusammensetzung leicht Rechenschaft tragen, indem man für Aepfelbäume etwas mehr Asche, hingegen für die Birnbäume etwas mehr Knochenmehl zusetzt. Wenngleich diese zusammengesetzten Dünger sich sehr empfehlen, so dürfte doch erstgenanntes Düngemittel wol das wohlfeilste und auch dass am leichtesten zu handhabende sein, indem es hier auf ein ängstliches Ab wiegen der einzelnen Bestandteile nicht ankommt. In der Zeit von Juni-August, welche, wie schon er wähnt, die beste Zeit zur Düngung der Obstbäume ist, gräbt man 1 m vom Stamm entfernt, einige 40—50 cm tiefe Löcher, in welche man den flüssigen Dünger hinein-