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wird man für jene Personen, die sich zu denselben hal ten, eine Ausnahmestellung im geschäftlichen und gesell schaftlichen Leben schaffen müssen. Ob auch nur von einem nennenswerten Teil dieser Vereine eine Rückkehr zu der Fortbildungsarbeit und eine Ausmerzung aller Hetzgesellen erfolgen wird, das ist eine Frage, deren Lösung man mit Spannung entgegen sehen darf. Der Deutsche Gärtner-Verband ist jetzt zum zwei- tenmale durch die Gärtnergehülfen-Vereine zugrunde gerichtet worden und das ist mehr wie genug! Das Er- gebniss- der mühsamen Arbeit, die vor bald 1 0 Jahren bei dem damaligen vollständigen Verfall des Verbandes begonnen und durch die Jahre fortgeführt wurde, es liegt in Trümmern! Es ist unnötig, diese Tatsachen in ihrer traurigen Bedeutung weiter hervorzuheben, die hunderte von Briefen, die mir in den letzten Tagen zugegangen sind, beweisen mir, dass diese Tatsache in ihrem folgen schweren Einflüsse erkannt und deren Urheber nach Ge bühr der allgemeinen Verachtung anheimgefallen sind. In der Weise des nachfolgenden Auszuges wiederholen sich dem Sinne nach die Auslassungen durchgehends: „Es ist unendlich zu bedauern und eine Schmach und eine Schande, dass durch die fortwährenden nieder trächtigen Verdächtigungen, sowie infolge der nichts würdigen Schurkereien von Leuten, die nicht wert sind, dem Gärtnerstande anzugehören, ein so gut organisirtes und auf so festem Fundament stehendes Institut, wie der Deutsche Gärtner-Verband war, auf solch schmach volle Weise scheitert und dem Verderben entgegen geht!“ Ist die Handlungsweise der Vereine und ihrer Dele- girten für den Deutschen Gärtner-Verband und damit auch für unser Fach im allgemeinen von den bedauerns wertesten Folgen gewesen — das Gute hat sie doch ge habt, dass sie für die Zukunft die heilsame Lehre ge geben hat, die man nimmer wieder ausseracht lassen wird: dass Vereinen der Art, mit denen man es hier zu tun hatte, niemals wieder ein bestimmender Einfluss auf gärtnerische Angelegenheiten eingeräumt werden darf. Man sagt, es sei von dem Rest der Versammlung in Frankfurt, d. h. von den verbliebenen Vereinsdelegirten unter sich, ein provisorischer Vorsitzender und mit no tarieller Bescheinigung auch eine Kommission zur Ueber nahme der Geschäfte, Verlegung des Verbands bureaus nach Berlin, Vorbereitung einer neuen Vor standswahl etc., mit unbeschränkter Vollmacht ausge stattet, einstimmig gewählt worden. Wo sind denn nun die Leute, denen die Vereine ihr Vertrauen geschenkt haben? Wo sind die Helden, die jetzt zeigen sollen, dass sie den Mut haben, eine Verantwortung zu tragen, dass sie die Nei gung haben, zu arbeiten und befähigt sind, etwas zu leisten! Das Feld ist jetzt frei für ihre Tätigkeit — aber, wo sind sie?! Aus ihren Höhlen werden sie schon wieder hervor gekrochen kommen, wenn es wieder Arbeit für ihre Neigungen, für ihre Sinnesart gibt — so wird sich die traurige Wahrheit darstellen und eine andere wird sein, dass man sie dann in den Kreisen, in denen man sie als die verdienstreichen, echten und erprobten Führer der jungen Gärtnerschaft feierte, wieder bewillkommt, denn — man verzeihe den Gemeinplatz — die Dummen werden nicht alle. Ludwig Möller. Welwitschia mirabilis. Von A. E. Eibel, Universit.-Gärtner, Freiburg i. B. Der interessante Artikel des Herrn Engelhardt in Nro. 32 dieser Zeitung veranlasst mich zu erwähnen, dass auch wir hier im botan. Garten so glücklich waren, schon zweimal Exemplare von Welwitschia mirabilis aus Samen zu erziehen, welchen auch wir aus Coimbra be zogen. Ich säete die Samen in einen ziemlich tiefen Topf in reinen Sand und stellte diesen, mit einem Unter satz versehen, in das Samenbeet des Warmhauses. Am Tage wurde dieser Kasten geschlossen und in einer Temperatur von 20—25° gehalten, die nachts bei ge öffnetem Fenster bis auf 15° fiel. Gegossen wurde nie von oben, sondern es wurde bei vollständiger Trocken heit etwas Wasser in den Untersatz gegeben, wodurch ich den natürlichen Standort der Welwitschia am besten zu markiren gedachte. Nach Verlauf von etwa 4 Wochen hatte ich die Freude, ein Pflänzchen zur Ent wickelung kommen zu sehen, welches auch mit den er wähnten 2 Samenlappen erschien, von welchen ich er wartete, dass sich diese zu den 2 charakteristichen, langen schmalen Blättern entwickeln würden. Merkwürdiger weise blieben dieselben beinahe 1 Jahr lang so stehen, ohne dass man eine weitere Entwickelung bemerkte und fielen sie schliesslich ganz ab, worauf dann auch die ganze Pflanze nach und nach wieder einging, nachdem sie bereits ihr Leben etwa 11/2 Jahr lang gefristet hatte; sie eignete sich dann nur noch für das Herbar. Es verdross mich damals sehr, dass der so gute Anfang ein so schlechtes Ende nahm, und nahm ich mir vor, falls mir wieder Gelegenheit geboten würde, Samen zu bekommen, den dann allenfalls keimenden Pflanzen eine noch höhere Aufmerksamkeit zu zuwenden. Als ich nun im verflossenen Frühjahre dasselbe Resultat wieder erzielte, verlor ich allen Mut zu weiteren Versuchen. Umsomehr freut es mich, dass Herr Universitätsgärtner S i b e r in Marburg glücklicher war, als ich, und wünsche ich besten Erfolg in der Weiterkultur, welche mir schwerer als die Anzucht zu sein scheint. Hoffentlich wird unser Herr Kollege so freundlich sein, seine erfolgreiche Kul turmethode an dieser Stelle seinerzeit zu veröffentlichen. Ueber die Düngung der Obstbäume.*) Von Hugo Biesing, Kunstgärtner z. z. in Freiberg i. S. (Fortsetzung.) Die Düngung. Soll eine Pflanze sich normal entwickeln, so ist es notwendig, dass der Boden sämmtliche Pflanzennährstoffe in gehöriger Menge und in richtigem Verhältnisse zu einander enthält. Es ist aber leicht einzusehen, dass durch das Wachstum der Pflanzen, ferner durch die Ernten dem Boden eine nicht unbeträchtliche Menge von pflanzlichen Nahrungsstoffen entführt werden, so dass, wenn nicht eine Abnahme der Ernteerträge eintreten soll, ein Ersatz für die dem Boden entnommenen Stoffe statt finden muss. Bei der Idee eines Ersatzes sind einige pflanzliche Nährstoffe, wie Wasser, Kohlenstoff und Sauer stoff, welche ja sowol in der Atmosphäre, als auch im Boden in genügender Quantität enthalten sind, nicht weiter zu beachten, sondern unser Augenmerk muss sich auf die mineralischen Bestandteile des Bodens richten, welche nicht wie die vorgenannten luftförmig sind; und einmal von den Pflanzen dem Boden entführt, kehren sie nicht von selbst dahin zurück. Diese Regel, welche für jede Nutzpflanze gilt, ist auch für unsere Obstbäume wol zu beachten. Es ist nun eine gewöhnliche Erscheinung, dass nach einem reichen Obstjahr eine Zwischenpause von ein oder mehreren Jahren eintritt, bis wieder eine gute Obsternte folgt, die Ursache lässt sich sehr leicht erklären. Die Blüten- und Fruchtbildung der Bäume kann nur dann eintreten, wenn dieselben genügend Reservenahrungsstoffe *) Als beste Lösung dieser Aufgabe erhielt die Arbeit bei dem letzten Preisausschreiben den ersten Preis. Die Red.