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388 dafür war aber bald wieder verschwunden, denn durch die vielen Missgriffe und schlechten Erfolge war diese Methode auch bald verschrieen. Dessenungeachtet ist aber die selbe doch nicht ganz und gar zu verwerfen, doch möchte ich sie für Hochstämme nie empfehlen, wol aber in einzelnen Fällen beim Formobst, und der Herr Frage steller wünscht ja auch nur über letzteres Aufschluss zu erhalten. Hat man z. B. jüngere, allzustark wachsende Kernobstbäume, so mag man diese Methode vornehmen, aber erst dann, wenn alle anderu Versuche ohne Erfolg waren. Dann müssen aber alle möglichen Vorsichtsmass regeln angewendet und vor allem soll die Arbeit im Früh jahr vorgenommen werden, wenn der Saftstrom beginnt. Vorerst mögen aber andere, lang bewährte Mittel zur Anwendung gelangen, und ist in erster Linie ein langer und später Schnitt vorzunehmen, sowie ferner das Ab stechen von einem Teile der Wurzeln. Ist der Boden zu humusreich, so hilft ein Beimischen von altem Bau schutt. Einen sicheren Erfolg und dauernde Fruchtbarkeit erzielt man auch durch das Einsetzen von Fruchtaugen. In manchen Fällen wird eine ähnliche Methode auch jetzt noch ausgeführt, welche unter dem Namen Ringeln bekannt ist. Letzteres wird angewendet, um bei einem Formbaum einzelne zu stark wachsende Etagen zu schwächen, um also das Gleichgewicht im Baume herzu stellen. Man macht an der Basis des Formastes einen 1 cm breiten Einschnitt und nimmt die Rinde heraus; der Erfolg wird nicht ausbleiben und die Verwundung ist in einem Jahre verheilt. Auf dem gleichen Grundsatz beruht auch das Ringeln | der Weinreben. Bei denselben wird bekanntlich an einer seitlich fruchttragenden Rebe ein Blatt unterhalb der Traube und zwischen zwei Internodien ein Stück chen Rinde ringsum mit dem Messer herausgenommen. Der zurück strömende Saft wird dadurch aufgehalten und zur Ausbildung der Traube verwendet, die nun verhält- nissmässig grösser wird und auch zeitiger reift. In den meisten Fällen vernarbt die Wunde wieder, ist dies aber nicht der Fall, so wird die Rebe nie wieder austreiben. Der Grundsatz bei der Ausführung des Hexenrings ist an sich gar nicht falsch und wird das Resultat immer ein günstiges sein, wenn man bei der Ausführung alle Einzelheiten genau berücksichtigt und die Grenzen der Naturkraft nicht überschreitet, wie es in den meisten Fällen vorzukommen pflegt. Gotti. Schradin, Kunstgärtner in Erfurt. Gartenbauausstellung in Königsberg i. Pr. Berichtigung. Der Bericht des Herrn A. H. Hallensleben in Nr. 32 der Deutschen Gärtner Zeitung über die königs- berger allgemeine Gartenbauausstellung erfordert einige Berichtigungen. Es sind in demselben Stellen enthalten, die nur auf eine vollständige Unkenntniss der Personen und Verhältnisse schliessen lassen. Der Berichterstatter nimmt dies und das als Un parteiischer an. Ich muss gestehen, dass ein Aussteller, dessen Gartenpläne nicht in der erwarteten Weise prämiirt wurden, dass der Vertreter einer Firma, deren Obst, trotzdem es sehr schön war, doch nicht den ersten Preis errang, wol kaum unparteiisch urteilen kann. Die bronzene Staatsmedaille wurde an Jean Müller (vergl. den fragl. Artikel) nicht für allgemeine Leistungen im Gartenbau, sondern für Gesammtleistungen in der Binderei verliehen. Eine Firma Geb. Jaquet existirt überhaupt nicht und hatte die fraglichen Bäume A. Jaquet Mittelhufen ausgestellt. Was die Aeusserung über die Verleihung der silbernen Staatsmedaille an den Besitzer der Flora betrifft, so muss ich gestehen, dass mir der Schluss dieses seines Ergusses schon mehr als Denun ziation erscheint. Dass dem Besitzer der Flora die Medaille von dem Preisrichterkollegium zugesprochen wurde, ist in den weitesten Kreisen mit Genugtuung aufgenommen worden, denn Herr Fritz Meyer-Flora hat sich nicht nur durch die Gartenanlagen in seinem Etablissement, sondern auch in seiner Gärtnerei als Gärtner und besonders durch sein liebenswürdiges Entgegenkommen bei allen Ausstellungen, die der Gartenbauverein veran staltete, rühmlich hervorgetan. Dass des Berichterstatters Auslassungen über die Obstprämiirung nicht auf un parteiischem Urteile beruhen, geht wol schon zurgenüge daraus hervor, dass er als Vertreter von H. J ungclausen- Frankfurt a. d. 0. das Obst dieser Firma bei jeder Gelegenheit herausstreicht, trotzdem es zwar sehr schön, aber noch lange nicht das beste war, was Reichhaltigkeit und sonst noch mehr betrifft. Dass der Herr den Preis richtern, alles erfahrene Gärtner, Parteilichkeit vorwirft, dass sie das Obst, weil es einem Kommerzienrat gehörte, prämiirten, ist unerhört; er, der seinen Artikel so unpar teiisch verfasst haben will, sollte es nicht getan haben, denn „Was ich selber tu’, Trau’ ich andern zu!“ Bernhard Klebs. Personalnachrichten. Dem Kunst- und Handelsgärtner Ernst Heydecker in Frank furt a. M., welchem bei Anwesenheit des rumänischen Königspaares in Königstein die Dekoration und Ausschmückung der Tafel etc. übertragen war, ist für seine anerkannten Leistungen der Titel eines Hoflieferanten des Königs von Rumänien verliehen worden. Anstelle des verstorbenen städt. Garteninspektor Kirchner in Erfurt ist der Obergärtner Bergfeld in Braunschweig gewählt und tritt demnächst sein neues Anat an. Am 16. Oktober verstarb nach langem Leiden in Ottmachau in Schl, der Kaufmann Joseph Radig. Der Verstorbene war in weiten Kreisen als eifriger Rosenpfleger und Kenner bekannt. Sein biederer, wahrheitsliebender Charakter und seine Menschen freundlichkeit sichern ihm bei allen denen, die ihn kannten, ein bleibendes Andenken. Unser Verbandsmitglied, der Kunstgärtner B. Schürmann zu Havixbeck bei Münster i. W. ist daselbst am 18 d. Mts. gestorben. Edmund Boissier, der Verfasser der Flora orientalis, verschied in Valleyres im Alter von 76 Jahren. Das auf seinen zahlreichen Reisen in Spanien, Griechenland, Kleinasien und im Kaukasus ge sammelte Pflanzenmaterial hat er in seinem berühmten Herbar ver einigt , ausserdem schuf er in seiner Besitzung Valleyres einen Alpengarten, der die seltensten Alpengewächse der Erdkugel birgt. Herr Oberhofgärtner Herm. Wendland in Herrenhausen bei Hannover ist von der königlichen Gartenbaugesellschaft in London zum korrespondirenden Mitgliede ernannt worden. Briefkasten. Auf die vielfach an uns ergangenen Anfragen über das Aus bleiben der letzten Nummer dieser Zeitung teilen wir hierdurch mit, dass wir wegen der Verbandsversammlung gezwungen waren, die Zeitung einige Tage später zu expediren. Sollte die Nummer in dessen bis jetzt bei' einigen Mitgliedern und Abonnenten nicht angekommen sein, so bitten wir, uns dies durch Postkarte an zuzeigen. Das Bureau des Deutschen Gürtner-Verbandes. Die in der letzten Zeit vorherrschenden Verhältnisse haben es verschuldet, dass ein sehr grosser Teil der dem Bureau vorge tragenen Anliegen unerledigt geblieben ist. Ich werde mich be mühen, dieselben so schnell wie nur möglich als Privatangelegen heiten zu erledigen, bitte jedoch um Nachsicht, falls nicht alles in erwarteter Schnelle erfolgt. Ludwig Möller. Herrn B. C. in Leipzig, H. G. in Dresden, C. E. in Elberfeld u. a. Ich habe jetzt wirklich besseres zu tun, als wie die Delegirten ihrer mich betreffenden Berichte wegen vor Gericht zu laden. Leuten jener Art gestehe ich überhaupt nicht die Fähigkeit zu, mich beleidigen zu können. Für die mir in der letzten Zeit zugesandten anerkennenden Kundgebungen, die einzeln zu beantworten ich zeitweilig äusser stände bin, sage ich an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank. Ludwig Möller. Für die Redaktion verantwortlich Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.