Volltext Seite (XML)
Pflänzchen in einem kalten Frühbeetkasten geschlossen und gibt später bei milder Witterung wieder Luft, da mit sie sich an dieselbe gewöhnen. Mittlerweile wird der April herangerückt sein und man kann nun an das Auspflanzen der Nelken denken. Zu diesem Zwecke richtet man sich passende Beete an einem freien, luftigen, sonnigen Platze vor. Gut ist es, wenn man die zur Nel kenkultur zu verwendenden Beete bereits im Herbste schon zubereitet hat, welche dann im Frühjahr gründ lich vom Unkraut gesäubert und nochmals umgegraben werden. Man pflanzt in einem gegenseitigen Abstand von 15 cm; sobald die Pflanzen angewurzelt und in kräftiger Entwicklung begriffen sind, schneidet man die Spitzen aus, wodurch man eine möglichst zeitige Entwicklung vieler Nebenzweige bezweckt. Während des Sommers ist vor allem, und besonders bei trockener Witterung, ein sorgfältiges Behacken und fleissiges Begiessen noch zu empfehlen. Mitte Juni, wenn sich die neugebildeten Zweige gut belaubt haben und zur Knospenentwickelung anschicken, werden diese Zweige nochmals entspitzt, was am besten durch Abkneifen mit den Fingernägeln ge schieht. Dadurch wird man kräftige buschige Pflanzen erzielen, welche dann auch später reichlich Knospen ent wickeln werden. Auch empfiehlt es sich jetzt den Nelken Stäbe zu geben und sie aufzubinden, man ist dadurch etwas vor dem Ab- und Zerbrechen der Zweige gesichert, welches bei starken Regengüssen oder Gewitterregen leicht eintritt. Mitte September pflanzt man seine Nelken wieder in Töpfe, wobei man vor allem darauf sieht, dass man die Pflanzen mit gutem Wurzelballen aushebt. Zum Einpflanzen selbst verwendet man eine gut verrottete, sandige Komposterde und gibt nicht zu grosse Töpfe; auch muss man für einen guten Abzug Sorge tragen. Nach dem Einsetzen hält man die Nelken ungefähr 14 Tage etwas geschlossen und schattig, später bringt man sie, wenn es der Platz erlaubt, in ein Kalthaus auf eine Stellage an einen trockenen Ort und möglichst dicht unter Glas; vor dem Einräumen aber reinigt man sie noch gründlich von allen schlechten Blättern. Während des Winters hält man die Pflanzen mässig feucht, bei einer Temperatur von 4—6° R. Eine Hauptsache, auf die man im Winter zu achten hat, ist, dass die Nelken von oben trocken bleiben, da sie sonst sofort schlechte Blätter und Knospen bekommen, welche die Blütenent wickelung beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, lüfte man immer reichlich, so oft es die äussere Tem peratur erlaubt. Will man diese Nelken im Frühjahr in den Töpfen weiter kultiviren, so empfiehlt es sich, die Stöcke im März oder April in grössere Töpfe zu verpflanzen. Um ein schnelleres Aufblühen im Winter zu be wirken, muss man die Nelken etwas wärmer stellen, ein wirkliches Treiben ist aber nicht anzuraten, da die Nelken keine obere Feuchtigkeit vertragen und in trocke ner und geschlossener Luft leicht verlausen. Zum Schluss erlaube ich mir noch, auf einige Krank heiten und Feinde aufmerksam zu machen, deren An griffen die Nelken oft ausgesetzt sind. Unter den Nelken-Krankheiten müssen vor allem die Gelbsucht, der Rost etc. genannt werden. Sie sind gewöhnlich die Folge einer fehlerhaften Behandlung der Pflanzen. Unzeitiges, übermässiges Begiessen, besonders gleich nach dem Eintopfen oder während allzu grosser Hitze, sowie die Beimengung scharfer Erdbestandteile verursachen die meisten Erkrankungen. Ein sofortiges Ausstürzen und Umpflanzen in kleinere Töpfe ist das ein zige Rettungsmittel. Als die gefährlichsten Nelkenfeinde sind zu nennen: die Blattlaus (Aphis DiantJii), deren Erscheinen man meistens einer geilen Bodenmischung oder der Ueber- winterung in gesperrten, warmen Lokalen die Schuld gibt. Zur Vertilgung ist ein häufiges Ablesen notwen dig, auch muss man die stark verlausten Pflanzen bald beiseite setzen. Auch der Ohrwurm schadet den Nelken in der Blütezeit. Er unterbeisst die Blumenblätter schon in der Hülle und verdirbt in kurzem oft die schönsten Blumen. Das beste Mittel dagegen ist das Aufsetzen von kleinen Papierdüten auf die Nelkenstäbe, oder Auf legen kleiner Strohbündchen oder Schilfrohrstücke auf die Blumentöpfe, worin man sie des morgens leicht an trifft und vertilgen kann. Auch die Mäuse beschädigen die Nelken, besonders im Winter und richten durch Ab nagen derselben oft grosse Verheerungen an. Die Nelke ist ihr Lieblingsfrass, daher besichtige man öfters seine Pflanzen und säume nicht, sie beim Betreffen sofort durch Aufstellen von Fallen etc. zu fangen, welches Mittel am zweckmässigsten ist, obgleich auch Phosphor pillen und vergiftete Getreidekörner, wo man diese ohne Gefahr an wenden kann, zur Vertilgung gute Dienste leisten. lieber die Düngung der Obstbäume.*) Von Hugo Riesing, Kunstgärtner z. z. in Freiberg i. S. Einleitende Bemerkungen. Betrachten wir die auf der Erde vor sich gehenden Veränderungen, welche durch die Pflanzenvegetation her- vorgerufen werden, so ersehen wir, dass dem Wasser, der Atmosphäre, sowie dem Boden durch die Ernten fortwährend Stoffe entnommen werden, welche je nach ihren Eigenschaften ein doppeltes Verhalten einschlagen, entweder kehren dieselben wieder zurück, woher sie ge nommen sind, oder sie tun das nicht. Es soll aber damit nicht gesagt sein, dass letztere für den Erdkörper verloren sind, sondern es ist dies folgendermassen aufzufassen: Alle diese Nährstoffe, welche die Pflanzen aus der Atmosphäre entnehmen, die auch bei dem Verbrennungsprozess wieder in Gasform dahin entweichen, werden durch die Gasdiffusion der Atmos phäre wieder an ihre Verbrauchsstätten gebracht. An ders aber verhält es sich mit den aus dem Boden ent nommenen Nährstoffen, denn in Form von Pflanzen, Samen etc. werden dem Boden beträchtliche Mengen mineralischer Nährstoffe entzogen, welche nicht luftför mig sind, und einmal dem Boden entnommen, kehren sie nicht von selbst dahin zurück. Dieser Punkt ist für den Gartenbau von grosser Wichtigkeit, indem er uns zeigt, worauf wir bei der Düngung besonders zu achten haben. Bevor wir aber zu dem eigentlichen Zweck dieses Aufsatzes: der Düngung der Obstbäume übergehen, ist es notwendig, dass wir uns darüber klar werden, was erstens die Pflanzen im allgemeinen für Nahrung be dürfen, und zweitens, mit welchen Stoffen oder Elemen ten es uns möglich ist, den Pflanzen in ihrem Wachs tum so nachzuhelfen, dass sie ihre grösste Vollkommen heit erlangen, kurz gesagt also: uns sowol mit der Pflan zennahrung, als auch mit der Düngerlehre vertraut zu machen. Pflanzennahrung. Um einen klaren Einblick in die Bedürfnisse der Pflanzen zu erhalten, ist es notwendig zu erörtern, welche von den 64 Elementen, aus welchen alles Materielle zu- *) Als beste Lösung dieser Aufgabe erhielt die Arbeit bei dem letzten Preisausschreiben den ersten Preis. Die Red.