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ferner die Wartburg, wie sie sich den Blicken des Be schauers von J ä g e r ’ s Fenstern aus darbietet. Diese Adresse, von äusserst künstlerischer Ausstattung, wird dem Jubilar stets als eine Erinnerung und als ein blei bendes Andenken an diesen Ehrentag dienen. Danksagung. Der Deutsche Gärtner-Verband hat mich durch die Ueberreichung einer Glückwunsch- und Anerkennungs- Adresse an meinem 70. Geburtstage so hoch geehrt, dass ich mich gedrungen fühle, meinen Dank hiermit öffentlich allen Mitgliedern des Deutschen Gärtner-Ver bandes besonders auszusprechen. Zugleich sage ich denjenigen Herren, welche mir die Ehre erwiesen, schriftlich Glück : u wünschen, meinen herzlichsten Dank, da die persönlichen Aufmerksam keiten zu gross sind, um jedem einzeln danken zu können. Eisenach, im Oktober 1885. H. Jäger. Kultur und Beschreibung von Freilandstauden a. deren Blumen für Bindezwecke wertvoll sind; b. deren Flor durch künstliche Mittel verlängert werden kann und die sich zur Dekorirung von Gewächs häusern, Blumentischen u. s. w. im Spätherbst, sowie c. sich zum Treiben im Winter und zeitigstem Früh jahr eignen.*) Von Alb. Hanseil, Obergärtner in Dorpat. I. Freilandstauden deren Blumen für Bindezwecke wertvoll sind. Achillea L. Garbe. (Compositae-Anthemideae). Die Garben lieben einen leichten, mit Heideerde gemischten Boden und blühen im Juli und August in Doldentrauben. Die schönen Blumen werden häufig zu Bouketts und Kränzen verwandt. Die Vermehrung ge schieht durch Aussaat. Der Same darf nur flach mit Erde bedeckt werden. Die besten Arten sind: A. fili- pendulina Lam. Ihr Vaterland ist der Orient. Die Blätter sind doppelt gefiedert. Die dichte Doldentraube gelber Blüten sitzt auf einem 1 m hohem Stiel und erscheint im Juli. Diese Art verlangt im Winter leichte Deckung. — A. argentea Vis., syn.: Ptarmica Clavennae D. 0. mit fiederspaltigen, weissfilzigen Blättern und schneeweissen Blüten. — A. macrophylla D. 0. mit ebensolchen Blättern und Blüten, wie die vorhergehende. Beide Arten ver langen einen trockenen Boden. — A. Millefolium fl. rubro L. mit roten Blütendolden. — A. Ptarmica fl. pl. L. mit dichtgefüllten kugeligen, reinweissen Blüten. — A. tomentosa L. mit goldgelben, in zusammengesetzten Doldentrauben sitzenden Blumen und filzigen, doppelt kammförmigen fiederteiligen Blättern. Adonis L. Adonis. (Ranunculaceae). A. vernalis L. ist durch das frühzeitige Erscheinen ihrer leuchtendgelben, aus 8 bis 15 Blumenblättern be stehenden Blüten für die Binderei wertvoll. Die Blüte zeit fällt in den April und Mai. Die Adonis verlangen einen tieflockeren, durchlassenden Boden und geschützten Standort. Vermehrt werden- dieselben durch Samen und Stockteilung. Ersterer wird nach der Reife in leichte Erde in Schalen ausgesät und im Kalthause überwintert. Anemone L. Windröschen. (Ranunculaceae'). A. coronaria L. Unter diesem Namen findet man eine grosse Anzahl verschiedener durch Kreuzung ent *) Diese Arbeit wurde beim letzten Preisausschreiben mit dem ersten Preise für die beste Lösung dieser Aufgabe ausgezeichnet. Die Red. standener Varietäten vereinigt. Die Blumen, welche oft bis 8 cm im Durchmesser halten, sind verschieden gebaut, oft durch die Umwandlung aller Staubgefässe und Karpelle gefüllt, oft zeigen sich die Blumenblätter doppelt. Die Blütezeit fällt in die Monate April und Mai. Die Farbe der Blumen ist reinweiss, mit ver schiedenen Nüancirungen von Lila, Rot, Karmin und Violett. — Diese Art verlangt einen gut durchgearbeiteten, fetten, mit Lauberde und Sand gemischen Gartenboden, in den man die klauenartigen Knollen-Rhizome 3 cm tief einlegt. Die beste Pflanzzeit ist das Frühjahr. Die Fortpflanzunggeschieht durch die sich wagerecht ausbreiten den, dauernden Knollen. Sobald die Stengel und Blätter nach dem Blühen abgewelkt sind, hebt man die Klauen aus der Erde und bewahrt sie bis zum nächsten Früh jahr an einer frostfreien Stelle auf. A. fulgens Gray mit sehr grossen, einfachen, scharlach roten Blumen, welche im Mai erscheinen. Die Klauen werden im Herbste gelegt und leicht mit Laub während des Winters bedeckt. A. japonica Sieb, verlangt einen nahrhaften, lockeren Boden und etwas Halbschatten. Da sie mehrere Jahre auf derselben Stelle stehen bleiben kann, so ist es gut, während des Winters eine leichte Deckung zu geben. Die Blumen sind sehr gross, purpurrot und erscheinen im August. Die Vermehrung geschieht durch Samen und Wurzelschnittlinge. Die Varietät elegans trägt hell rosa, und Honorine Jobert rein weise Blüten. 209 F Ausserdem sind noch kulturwürdig: A. multifida hudsonica? mit schönen rosakarmoisin gefärbten Blüten; A. narcissiflora L., eine schöne seltene Alpine, deren in Dolden stehenden Blumen im Juni und Juli erscheinen; A. nemo- rosa L. fl. pl., mit gefüllten weissen Blumen; A. ranunculoi- des L., mit gefüllten gelben Blumen und A. sylvestris L., mit grossen weissen Blumen vertragen fast jeden Boden. Antennaria R. Br. Katzenpfötchen. (Compositae- Gnaphalieae.) Die Antennarien verlangen trockenen Boden und südliche Lage und lassen sich sehr gut als Einfassungs- und Teppichbeetmaterial verwerten. Die Fortpflanzung kann durch Samen oder Teilung des Wurzelstockes ge schehen. Ersterer wird im Mistbeet ausgesät, letztere wird alle 2 bis 3 Jahre vorgenommen. Diese Immor tellenart nützt namentlich durch ihre leicht zu trocknen den eingeschlechtigen Blütenköpfchen, welche ein schönes Material für Dauerbouketts abgeben. — A. dioica et var. tomentosa candida sind zwei niedrige, rasenbildende, mit weissem Filz überzogene Stauden. — A. margaritacea B. Br. syn.: Gnaphalium margaritaceum L. Die Blumen dieser gewöhnlich virginische Immortelle genannten Art sind weiss und erscheinen in kleinen Dolden. Sie halten sich einfach getrocknet sehr lange, werden aber meistens geschwefelt. Anthemis L. Kamille. (Compositae.) Die Blumen der Kamillen werden ebenfalls für trockene Binderei benutzt. Diese, den Crysanthemum ähnlichen Pflanzen sind perennirend, leiden aber häufig im Winter durch Nässe, weshalb man gut tut, einzelne Exemplare im Kalthause in Töpfen zu durchwintern. Sie lieben lockeren, frischen Boden und lassen sich durch die liegenden, leicht wurzelschlagenden Stengel und durch Samen, welcher direkt an Ort und Stelle gesät wird, vermehren. — A. nobilis flore pleno L., die römische Kamille mit gefüllten weissen Blumen auf 10 bis 15 cm hohen Stengeln. — A. tinctoria L. Die goldgelben Blumen der Färberkamille lassen sich leicht in feinem Sande trocknen. Aquilegia L. Akelei. (Ranunculaceae.) Die bekannten Akeleiarten haben graugrüne, drei-