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RTNEREI Organ des Deutschen Gärtner-Verband Redigirt von Ludwis Möller, Geschäftsführer des Deutschen Gärtner-Verbandes in Erfurt. -8- Ersdjeint am 1., 10. und 20. eines jeden 3onats. -8- -& Abonnementspreis jährlid) 7 3., halbjährlir) 3 jn. 50 Jlf. -2- Nr. 33. 6 Erfurt, 20. Oktober 1885. F IX. Jahrgang. V erbandsangelegenheiten. Die Verbandsversammlung in Frankfurt a. M. Die Verbandsversammlung hat den erwarteten Ver lauf genommen. — Das Trauerspiel ist zu Ende! Krasser hätte die Einflusslosigkeit der persönlichen Mitglieder nicht dargestellt werden können, als wie es hier geschehen ist. Die Vereine waren durch 40 Delegirte ver treten, die zusammen 1500 Stimmen vertraten. Persön liche Mitglieder waren zusammen etwa 46 erschienen. Da sie, wenn auch an Zahl überwiegend, vollständig einflusslos bei der Abstimmung waren, so enthielten sich die meisten bald gänzlich derselben und gegen Schluss der Versammlung wird kaum noch ein persönliches Mit glied anwesend gewesen sein. Ihre Einflusslosigkeit wurde auch nicht dadurch beseitigt, dass einzelne be- sonnenereVereinsdelegirte, z. B. jene von Frankfurt a. O., Königsberg, Weissenfels, Zürich, der Opposition ent gegentraten. Der erste Verhandlungstag wurde in Anspruch ge nommen mit der Diskutirung der Zulassung eines Vereins- delegirten, gegen dessen Ehrenhaftigkeit ein Zweifel erhoben wurde, ferner mit der endlosen Verhandlung der Frage, ob ein Nichtverbandsmitglied als Delegirter zulässig sei, und mit der Beratung, ob der vom Verbände ausge schlossene Verein Flora-Berlin wieder aufzunehmen sei. Als der von Strassheim-Erankfurt zwecks Prüfung der Rechtsauffassung der durch die Vereinsdelegirten ver tretenen Majorität eingebrachte Antrag, abzustimmen: „ob der Verein Berlin O. wieder in den Ver band aufgenommen werden soll, trotzdem zu gestandenermassen sich obigerVerein Fälschungen zu schulden hat kommen lassen“ angenommen wurde, traten der Vorsitzende G. Kittel und das Vorstandsmitglied G. Försterling von ihren Aemtern zurück. Möller,Braun und Guder behielten sich ihre Erklärung vor. Trotzdem sich die persönlichen Mitglieder fast sämmtlich, und ausserdem noch die der Mehrheit gegen überstehenden Vereinsdelegirten entfernt hatten und die Abstimmung keinen Zweifel unterliegen konnte, veranlasste der Antrag, den Gärtnerverein in Kassel wieder aufzu nehmen, eine mehr wie zweistündige Debatte. Der Ver ein wurde wieder aufgenommen, trotzdem nachgewiesen wurde, dass ein Vorstandsmitglied desselben ein Vor standsmitglied des Verbandes, welches zugleich Ehrenmit- glied des Vereins war, in grober Weise beleidigt und der Verein das erstbezeichnete Vorstandsmitglied weiter in seinem Kreise, ja auch in seinem Amte geduldet hatte. Der zweite Verhandlungstag brachte zunächst die Ablehnung des Antrages des Unterzeichneten, „der Versammlung die Einrichtung der Geschäftsbücher des Büreaus des Deutschen Gärtner-Verbandes erläutern zu dürfen, um an der Hand des Beweises die vielfach erhobenen Anschuldigungen wegen unordentlicher Buchführung zurück zuweisen.“ — Es war den „Führern“ nicht gelegen, dass die „Geführten“ Einblick in die Bücher nahmen und der Antrag deshalb abgelehnt. Die Zeit von einer Viertelstunde, — wel che für die Vorlegung derselben notwendig gewesen wäre, wurde durch die Diskussion über diesen Antrag um das drei fache überschritten. Entgegen den Statutenbestimmungen wurde sodann beantragt, die Revision derBücher nicht durch eine Kommission, sondern durch einen vereideten Revisor bewirken zu lassen, ein Antrag, den auch der Unter zeichnete energisch befürwortete, damit einmal ein unan greifbarer Beweis der Bodenlosigkeit der seitens einzelner Personen erhobenen Verdächtigungen erlangt werde. Eine von dem Unterzeichneten in dieser Angelegenheit abgegebene Erklärung enthielt u. a. die Entschliessung: „Ich erkläre, dass ich die Geschäftsbücher des Verbandes nicht eher wieder übernehme, als bis mir die vollständige Entlastung von meiner Ge schäftsführung erteilt wird und dass ich jede Verantwortung für allen Nachteil, der dem Ver bände aus dem Fehlen der Geschäftsbücher er wächst, ablehne.“*) — Eine unsäglich lange Diskussion veranlasste sodann die Frage, ob die Berichte der Vereinsdelegirten gehört *) Ein wiederholt an den Vorsitzenden der Versammlung ge stelltes Ersuchen um Bezeichnung der Person, an welche die Bücher abzuliefern seien, katte keinen Erfolg. Ludwig Möller.