Volltext Seite (XML)
fragt. Die Antwort minder intelligenter Gärtner lautet wol vorwiegend: einen deutschen Namen hat die Pflanze nicht. Gärtner, welche einiger fremdsprachlichen Schulung sich erfreuen, geben sich wol die Mühe der Uebersetzung, hüten sich im Bewusstsein ihrer Schwäche, intelligenten Käufern gegenüber aber wolweislich, die freie Ueber- Setzung auf die Etiketten zu schreiben. Ich zähle mich persönlich nicht zu den Sprachge lehrten, da meine fremdsprachliche Bildung sich nur auf Latein, Englisch und Eranzösisch erstreckt und ihre Grenzen hat, wenngleich sie meinen Bedürfnissen ge nügt. Daher bin ich sehr oft in Verlegenheit, wenn es sich um klares Verständniss gärtnerischer Kunstausdrücke handelt. Manchen Gärtnern oder Nichtgärtnern ergeht es diesbezüglich besser, sehr vielen aber schlimmer. Deshalb erlaube ich mir den Vorschlag zur Erwä gung und geneigten Besprechung den Lesern der „Deut schen Gärtner-Zeitung“ zu unterbreiten: es möge, so weit dies irgend tunlich erscheint, den aus fremden Sprachen entlehnten Pflanzen namen die deutsche Uebersetzung derselben so- wol in Katalogen, wie in Fachschriften etc. beigefügt werden. Nur sei die Uebersetzung eine richtige und keine Radebrecherei I Preisschriften auf diesem Gebiete dürften konstante Schreibweise anbahnen können. Unsere deutsche Sprache ist doch wirklich nicht zu arm oder zu gering, als dass es unstatthaft erscheinen sollte, selbige in Deutschland auch zur Benennung der Pflanzen zu benutzen. Rose Lusiadas. Betreffs der Rose Lusiadas kann ich möglicherweise einige Aufklärung geben, vorausgesetzt dass der Züchter wirklich ehrlicherweise rote Tuschflecken gesehen hat. Ich erhielt im Juli d. J. aus Belgien Blumenblätter einer gelben Rose zugesendet, welche abnormerweise rote Tuschflecken zeigten. Die Untersuchung ergab mit Bestimmtheit in allen Flecken ein Pilzmycel, so dass diese roten Flecken gerade solche Infektionsherde dar stellen, wie wir sie bei grünen Laubblättern in Form rot- und braunumrandeter Spritzflecken auftreten sehen. Wäre es also nicht möglich, dass Celine Forestier und andere gelbe Rosen in übermässig üppigen oder ver zärtelten Exemplaren durch Pilzeinwanderung rotfleckig würden? Dr. Paul Sorauer in Proskau. Nachschrift der Redaktion. Wir empfehlen diese Frage zur weiteren Klarstellung. — Sobald die im Journal de horticultura pratica fort geführten Erörterungen beendet sind, werden wir in einem kurzen Auszuge über den ergebnisslosen Verlauf der Bemühungen des Pedro da Costa: durch den Augenscheinbeweis die Wahrheit seiner Behauptungen darzutun, berichten. Die verschiedenen Einschnitte an unseren Obstbäumen. Zugleich Beantwortung der Frage 775: „Welchen Zweck hat der Hexenring 10 cm über der Erde angewendet bei starktriebigen Kernobst-Spalierbäumen ? Welche Vor- und Nachteile hat derselbe im Gefolge?“ Von Werner Meyer, Kunstgärtner in Ville franche s/m. (Frankreich). Veranlasst durch obige Frage erlaube ich mir, im Folgenden einige Zeilen über sämmtliche Einschnitte, deren Anwendung, Zweck und Nutzen zu veröffentlichen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, einige wohlwollende Leser zu finden und dadurch diesen so überaus nütz lichen Operationen, durch welche man die widerstrebend- sten Fruchtsorten in regelrechte Formen und zur gröss ten Fruchtbarkeit zwingen kann, mehr Eingang in Baum schulen und Privatgärten zu verschaffen. Ich schicke voraus, dass alle folgenden Operationen nur an kräftigen, gesunden Exemplaren von Kernobst (ausgenommen der Ringelschnitt bei den Reben, wie der Längsschnitt beim Steinobst) vorgenommen werden dürfen. An frisch verpflanzten oder schwächlichen Bäu men würden dieselben wegen Mangel an Saft nur schaden. Wir kennen 5 verschiedene Arten von Einschnitten, nämlich 1) Quereinschnitt, 2) Halbmondförmiger Schnitt, 3) Dachförmiger Schnitt, 4) Ringelschnitt und 5) Längs schnitt. Diese verschiedenen Einschnitte haben, je nach der Art ihrer Anbringung, im grossen und ganzen den Zweck, bestimmten Punkten den Saftzufluss in verstärktem Masse zuzuführen, oder denselben abzuleiten. In die ser Hinsicht leisten uns dieselben also einen wesentlichen Dienst, indem sie uns ein einfaches Mittel zur Herstel lung eines verloren gegangenen Gleichgewichts in der Form unseres Baumes darbieten. In der Baumschule kann man schon von Anfang an durch Anbringung dieser Schnitte das richtige Verhält- niss in der Stärke der untersten Triebe zu den höheren bei Anzucht der Pyramiden und anderen Formbäumen zustande bringen. Schliesslich gebraucht man dieselben, namentlich den Längsschnitt, zur Verhütung bezw. Hei lung von Krankheiten. Ich komme jetzt auf die Anwendung der einzelnen Arten zurück. 1) Quereinschnitt. = Handelt es sich darum, ein etwa schlafen gebliebe nes Auge zum leichten Austreiben, namentlich zur Er zielung von Fruchtholz, zu zwingen, so wird es genügen, quer über dem betreffenden Auge etwas Rinde, etwa 2—3 mm breit, bis auf’s Holz zu entfernen. 2) Halbmondförmiger Schnitt. A Der halbmondförmige Schnitt wird angewendet, wenn man eine etwas kräftigere Entwicklung eines Auges oder Astes wünscht, also etwa zur Erzielung eines Holz zweiges, oder zur Stärkung eines schwächeren Triebes am jungen Holze. Ausgeführt wird derselbe, indem man das Messer an der einen Seite des Auges bezw. an dem Sitzpunkte des Astes ansetzt und mit demselben einen Halbmond über dem betreffenden Teil beschreibt. Durch gleiche Rückwärtsbewegung erhält man den Ausschnitt. 3) Dachförmiger Einschnitt / Den dachförmigen Einschnitt endlich gebraucht man, wenn einmal die übrigen nichts genutzt haben, und fer ner bei älterem Holze. An Stellen, wo naturgemäss der schwächste Saftzufluss stattfindet, wie in den unter sten Etagen der Formbäume, ist er am Platze. Aus geführt wird er, indem man durch 2 Schnitte ein Dach oder einen Hut über dem betreffenden Punkte anbringt. Bei älteren Pyramiden etc. kann man sich hierzu selbst getrost einer feinen Säge bedienen, welche durch Zer reissen der Zellen eine verlangsamte Vernarbung her vorruft und dadurch stärker wirkt. Diese 3 Arten bilden eine Gruppe für sich. Der Unterschied zwischen denselben besteht darin, dass die eine Art mehr Zellen zerstört, als die andere und dadurch kräftiger wirkt. Die Breite des Schnittes wie die Tiefe richtet sich nach der Stärke des Stammteils, erstere darf aber 3 mm, die letztere 5 mm (beim dachförmigen) nicht übersteigen. Wenn man gewisse Teile jedoch schwächen will, so braucht man nur die genannten Operationen unter, statt über dem betreffenden Punkt auszuführen.