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zen nicht gespritzt, hingegen lässt man das Sonnenlicht voll auf dieselben einwirken. Die Samen keimten schon nach sieben Tagen und nach weiteren fünf Tagen begann die Bildung Pfahl wurzel. Nachdem es also gelungen ist, die Welwitschia aus Samen hier bei uns zu ziehen und am Leben zu erhal ten, so dürfte es sich wol empfehlen, auch in anderen Gärten hiermit Kulturversuche anzustellen. Wenn auch dieselben vorläufig keine solche riesigen Exemplare, wie in ihrer Heimat, ergeben werden, so dürften uns die selben doch immerhin wenigstens ein annäherndes Bild liefern von diesem Wundergewächs des schwarzen Erdteils. Die allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Pr., am 13.—20. September 1885. Von A. H. Hallensleben, Gartenarchitekt. Unsere diesjährige hiesige Ausstellung hatte eine so hübsche Ausdehnung erreicht, wie solches wol seit dem 50jährigen Bestehen des Gartenbau Vereins noch nicht der Fall gewesen ist. Was die Jahreszeit an blühenden Sachen bot, fand man auch fast vertreten, bis auf Warm hauskulturen von Aroideen u. Orchideen, für die hier wenig Liebhaberei vorhanden ist. — Prachtvolle Cyclamen, Begonien, Primeln in wirklich hervorragenden Kulturen. Vorzügliche Sortimente von Obst, unter deren Einsendern sich vor allem Jungclause n-Frankfurt durch vollkommene Früchte und richtige Namen auszeichnete; ebenso Pohl- Frauenburg i. Ostp., dessen reichhaltiges und schönes Haselnuss-Sortiment besonders auffiel. Von Baumschul artikel waren namentlich die Hrn. Geb. Jaquet hier mit vorzüglichen Zier-, namentlich Trauerbäumen vertreten und Jungclausen-Frankfurt mit hervorragend schönen Obstbäumen. — Am interessantesten war für mich übrigens die Art und Weise der Prämiirung. Abgesehen davon, dass von den Gegenständen, die ausgestellt waren, so ziemlich 11/12 prämiirt wurden, so war doch eine so merkwürdige Verteilung der Prämien, dass es gelinde gesagt, mir gerade lachhaft schien. Es wurde zum Beispiel für „allgemeine Verdienste im Gartenbau“ die bronzene Staats-Medaille für Binderei erteilt!! (hört! hört!) Der Empfänger (Jean Müller) ist ein tüchtiger leistungs fähiger Mann, eine zwar noch junge, aber vielversprechende hiesige Firma, ein Geschäftsmann, dem ich von Herzen zu seinem jungen Unternehmen Glück wünsche, denn bis jetzt kannte man eigentlich hier keinen oder wenig Geschmack in dem Fach! — Weiterhin erhielt der „Gastwirtschafts besitzer des Ausstellungslokales“ wegen allgemeiner Verdienste im Gartenbau: die silberne Staats-Medaille; (!!) — wahrscheinlich weil er in seinem Lokalgarten einige Bäume zum Schutze gegen die Sonne und zur Annehmlichkeit des bierschlürfenden Publikums ge pflanzt hat? Nach meiner Meinung ist mit den Staats medaillen förmlich umhergeworfen worden, und wird es nicht zu verwundern sein, wenn vonseiten des Staats ministeriums künftig damit sparsamer umgegangen wird, was in diesem Falle nur zu wünschen ist. Ferner be kam ein Sortiment Obst, ziemlich trauriger Qualität, mit sämmtlich falschen Namen, die alsbald auch gänzlich beseitigt wurden, (für das Publikum also namenlos) eine silberne Vereins-Medaille „als bestes Wirtschaftsobst“. Wenn nun dieses Obst als Wirtschaftsobst prämiirt wurde, so lasse ich das gern gelten, denn das Obst war in einer der schlechtesten und exponirtesten Gegenden speziell Ostpreussens gezogen. Aber dasselbe Obst bekam auch als Tafelobst unerhörter Weise die „bronzene Staats-Medaille“, obgleich ganz infames Zeug dabei war und die Herren Preisrichter gerade da neben das vorzüglichste Sortiment Tafelobst von 40 Sorten Aepfel und 30 Sorten Birnen der Firma Jung clausen-Frankfurt vor sich hatten, dem sie hierauf nur die silberne Vereins-Medaille erteilten. — Da kann ich nun als Unparteiischer annehmen, dass man jenes Obst entweder deshalb doppelt prämiirte, weil der Besitzer des selben der Kommerzienrat X. war, oder dass die Herren, und das kann man wol schwerlich annehmen, für die Sache absolut keine Sachkenntniss entfaltet haben. — Jeden falls haben sich sämmtliche Herren dabei mit Ku hm bedeckt. An dieser Stelle nehme ich übrigens Gelegenheit, dem Herrn Kunstgärtner 0. Model besonders für seine Bemühungen im Namen aller Ausseller zu danken, jeden falls hat derselbe es verstanden, das Arrangement des Ganzen tadellos durchzuführen, und bedaure ich ganz besonders, dass dem Herrn Ordner vom Vorstand des Gartenbauvereins nicht einmal eine Entschädigung für Mühe und Zeitverlust bewilligt worden ist, obgleich die Sache doch im geeigneten Moment und auch am geeigneten Ort angeregt wurde. — Undank ist eben der Welt Lohn. — Gärtnersprache. Von L. Hanger in Neuhof bei Reinfeld in Holstein. Es ist nicht meine Absicht, in den vorliegenden Zeilen mich insofern auf fremdsprachliches Gebiet zu begeben, als es die Berichtigung von Kunstausdrücken betrifft. Letztbezüglich haben die einschläglichen recht interessanten Aufsätze in der „Deutschen Gärtner-Zeitung“ über „Botaniker- oder Gärtnerlatein“ den Beweis ge liefert, dass auch die berufensten Fachmänner auf diesem Gebiete mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Was wunder, wenn da Gärtner, welche über eine nur minder hervorragende Fachbildung verfügen, wenn ferner Dilettanten, und endlich auch das grosse Publikum, welches vom Botaniker- oder Gärtnerlatein wenig oder gar nichts versteht, nur mit einem gewissen, minder oder mehr ausgeprägten Unbehagen an die gewisser massen technischeGärtnersprache heran tritt, oder zutreffen der gesagt, dieser in anbetracht der eigenen Unwissen heit oder Schwäche möglichst fern zu bleiben sucht! Dass aus solchen Gründen gleichsam eine Berufs sprache der Gärtner entstand, war unvermeidlich, ist aber im allgemeinen Interesse bedauerlich, denn es wird durch den Gebrauch der ausschliesslichen „Gärtnersprache“ (der Ausdruck Botaniker- oder Gärtner 1 a t e i n dürfte weniger statthaft sein) ebensowol das Interesse der Handelsgärtner, als dasjenige der Pflanzenfreunde und Pflanzenfreundinnen im allgemeinen gedrückt und ge schädigt, nicht aber gehoben. Fremdsprachliche Pflanzennamen sind der grossen Masse des Volkes unverständlich! — Angenommen, sie werden von solchen Pflanzenliebhabern, welche fremde Sprachen nicht verstehen, als Vokabeln auswendig ge lernt, so bleiben diese meistens doch nicht langes oder gar dauerndes Eigentum des Gedächtnisses. Sind die dem Laienmunde teils unaussprechlichen Namen aber einmal vergessen, so ist damit gleichzeitig das Interesse für die betreffende Pflanze selbst vermindert oder er loschen; geweckt wird es jedenfalls nicht durch unver ständliche Ausdrücke. Wer hat davon den Schaden? Nicht nur der Ver gessliche selbst, sondern auch der verkaufende Gärtner; denn eine für den Käufer namenlose Pflanze wird dieser nur ausnahmsweise erwerben, sie wird selten Gemein gut des Publikums werden. Sehr oft werden die Gärtner von Kauflustigen um die deutschen Namen der angebotenen Pflanzen be-