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jenigen Pflanzennamen, mit welchen ein Gärtner zu tun hat, liegt sehr wol im Bereiche der Möglichkeit; denn für uns Deutsche existiren nicht nur für das Lateinische, sondern auch für das Englische und Französische fest stehende Ausspracheregeln, Wie die Engländer und Franzosen mit ihren fremden Sprachen, z. B. der deutschen und lateinischen, fertig werden, kann uns gleichgültig sein. Sodann bedarf es wol nur noch einer Erwähnung, um klar zu legen, dass bezüglich der deutschen Sprache die den verschiedenen Gegenden eigentümlichen Sprach weisen hier gar nicht in Frage kommen, denn es wird, abgesehen davon, dass die deutsche Sprache im „Gärtner latein“ überhaupt äusser Frage steht, jeder gebildetere Deutsche sich möglichst an die deutsche Grammatik halten. Ueble Gewohnheiten findet man natürlich über all. Wenn ein Kollege des Herrn Meyer statt Tulpen „Dulben," statt Reseda „Arseda“ schrieb, so legt der Betreffende dadurch seine durchaus unge nügenden Schulkenntnisse an den Tag. Im Deutschen heisst bekanntlich die Regel: „Schreibe wie du richtig sprichst,“ aber nicht „schreibe wie du sprichst.“ Was richtig sprechen ist, lehrt jede gute deutsche Grammatik. Jedermann gibt zu, dass die richtige Schreibweise der Pflanzennamen vor allem verlangt werden müsse. Darin leisten die Herren Haage & Schmidt in Erfurt, sowie L. Späth in Berlin durch ihre reichhaltigen Kataloge schon viel, und billig sind letztere auch, nur scheue der Unwissende die Mühe nicht, öfters die Nase ins Buch zu stecken. Es schadet auch nicht, wenn der strebsame junge Gärtner sich einige Kenntnis des Englischen und Französischen aneignet, wozu der Herr Prinzipal gewiss die frühen Abendstunden im Winter bewilligen wird, wenn er sieht, dass es den Leuten Ernst ist. Ich glaube, dass man in je 15 Stunden bei sorgfältiger Auswahl des Sprach stoffes jedem, welcher im Deutschen keine groben Fehler begeht, soviel Latein, Englisch oder Französisch beibringen kann, als man, um grobe Fehler in der Aussprache und Schreibweise der Wörter zu vermeiden, als Gärtner wissen muss. Ein Mehr von Sprachkenntnissen wird dem nach England, Frankreich und Belgien reisenden Gärtner be sonders zustatten kommen. (Schluss folgt.) Stratifikation der Gehölzsamen. Von H. Müller, Obergärtner in Langsur bei Trier. Angeregt durch Frage 757 der „D. G.-Ztg. “ in Nro. 26: „Wie ist die Behandlung und Aufbewahrung des Crataegus-Samens von der Reife bis zur Aussaat“, gebe ich nachstehende Mitteilungen über Stratifikation der Gehölzsamen, die wol einige geneigte Leser finden werden. Als Grundlage zu diesem Artikel, der nur prak tische Winke bringen soll, dient mir die Methode, wie sie hier seit Jahren gehandhabt, und welche, wie ich mich neuerdings überzeugt habe, von den bedeutenderen fran zösischen Wildlingszüchtern, unter anderen von Tran- son Freres in Orleans, mit bestem Erfolge angewandt wird. Unter dem Ausdruck „Stratifikation“ (eigentlich „Schichtung der Gesteine“ bezeichnend), versteht man in der Gärtnerei die Mischung eines Samenquantums mit feinem Sande zum Zwecke der Beschleunigung und Erhaltung der Keimfähigkeit. Man nimmt in der Regel auf 2 Teile Samen 1 Teil durchgesiebten, reinen Sand. Ob man in Gruben, im freien Lande, in Kisten oder Töpfe den Samen einmacht, richtet sich lediglich nach dem vorhandenen Quantum. In Töpfen stratifizire man aber nur ganz kleine Partien, da grössere Mengen darin gar zu leicht durch übermässige Trockenheit oder Feuchtigkeit leiden. Jedenfalls müssen die Töpfe sehr gut drainirt und bis über den Topfrand in die Erde eingelassen wer den. Zur Stratifikation im freien Lande hebt man zirka 30 cm tiefe Gruben aus und bildet mit Brettern mehr oder weniger grosse Fächer, je nach der Menge des zu verwendenden Samens. Man tut gut, alle Samen an einem Ort zu vereinen, es erleichtert dies das Nachsehen und Begiessen, sowie das Erkennen des richtigen Zeit punktes zur Aussaat. Am besten macht man diese Gruben an den Fuss östlicher oder westlicher Mauern, nicht an südliche, da hier die Samen infolge der höheren Temperatur zu früh keimen, und man dadurch gezwungener Weise zu ungünstiger Zeit aussäen müsste. Ehe man eine Partie Samen stratifizirt, weiche man dieselbe je nach ihrer Beschaffenheit mehr oder weniger länger in Wasser ein. Unterlässt man dies, so entziehen die trocknen Samenkörner schon in wenigen Tagen dem Sande sämmt- liche Feuchtigkeit, dieser wird trocken, und ohne sehr genaue Aufsicht und ferneres Begiessen wird die Kei mung sehr schlecht vonstatten gehen und etwa nur die Hälfte der Samen keimen. Wann die Gehölzsamen zu stratifiziren sind, richtet sich nach verschiedenen Umständen, teils nach deren Reife zeit, teils nach der Zeit ihrer Keimung, welche bei einigen sehr bald, bei andern erst nach 1—2 Jahren ein tritt. Wo man nun nicht im Herbst schon an Ort und Stelle säen kann, bilden bekanntlich die Frühjahrsmonate den gün stigsten Zeitpunkt zur Aussaat. Es wird sich nun als Hauptsache darum handeln, bis dahin die Samen zum Keimen zu bringen, bezw. deren Keimung zurückzuhalten und teilt man mit Rücksicht darauf die zu stratifizirenden Samen in sechs Kategorien ein. Man stratifizirt: 1. Im Dezember diejenigen Samen, welche 18 Mo nate liegen müssen, als: Amelanchier, Cornus, Crataegus, Ilex, Mespiilus, Rosa, Tilia, Vaccinium, Juniperus, Taxus. — (Rosensamen kann man im ersten Jahr zur Keimung bringen, wenn man denselben vor vollständiger Reife d. h. wenn die Hüllen anfangen gelb zu werden, pflücken lässt und sofort aussäet bezw. stratifizirt. 2. Von Mitte Juli bis Mitte August: Aprikosen, Cerasus, Daphne, Prunus Mahaleb, Prunus Padus, Per- sica, Prinos, Prunus, Thuya gigantea. Alle diese sind jedoch stets besser gleich an Ort und Stelle aussäen. 3. Im September: Broussonetia, Carpinus, Celastrus, Chionanthus, Myrica, Nyssa, Rhus, Viburnum etc. 4. Im November: Clematis, Evonymus, Fagus, Fraxinus etc. 5. Im Dezember: Ampelopsis, Aralia, Berberis, Ceanothus, Bupleurum, Caprifolium, Cercis, Cydonia, Dirca, Lonicera, Malus, Photinia, Pirus, Sorbus, Rhamnus, Sambucus, Abies canadensis, Torreya. 6. Im Januar: Acer, Corylus, Arbutus, Diospyros, Gingho, Koelreuteria, Ligustrum, Magnolia, Menispermum, Periploca, Ptelea, Quercus Ilex, Quercus Robur, Rhus Cotinus, Larix, Pinus Strobus. Viele andere Gehölzsamen könnte man auch noch stratifiziren, obwol dies, um gute Erfolge zu erzielen, nicht unbedingt nötig ist und wird es jedem leicht sein, nach obigen Angaben den richtigen Zeitpunkt zur Strati fikation derselben, zu finden. Fragenbeantwortungen. Kultur der Cariea Papaya L. Beantwortung der Frage 636: „Wie ist die Kultur der Cariea Papaya, um selbige zur Blüte und zum Fruchtansetzen zu bringen?“ Der Melonenbaum, Cariea Papaya, ist im tropischen Amerika heimisch. In Westindien wird derselbe seiner Früchte wegen, welche einen den Melonen ähnlichen Geschmack besitzen, vielfach angebaut nnd sehr geschätzt. Den Melonenbaum bei uns der Früchte wegen zu