Volltext Seite (XML)
scheinung von den übrigen, meist kurzröhrigen Bouvar dien so vorteilhaft abweicht. Zu dieser Feinheit gesellt sich ausserdem noch ein höchst angenehmer Wohlgeruch, etwa wie mit Jasmin- und Orangeblütenduft vergleich bar, nur zarter und gemilderter und daher für die Ge ruchsnerven der Damenwelt um so willkommener ge heissen. Und wie reizend schön stehen ihr die schnee weissen, lockeren Traubendolden, die sich so vorteilhaft und kokett aus dem satten, freudiggrünen Laubwerk hervordrängen. Fürwahr, alles bestehende Vorzüge, wo mit sie im Fluge, gleichsam schon bei dem ersten An blicke die Herzen erobert. Kein geringerer als unser Roezl, dieser in seinen früheren Jahren so unermüdliche botanische Pflanzen sammler ferner Weltteile, hat sie uns zuerst, freilich als die einfache, einblütige Form zugänglich gemacht. Er fand sie bekanntlich in Mexiko in der Umgegend der Hauptstadt gleichen Namens bei San Christobai, wo sie an den steilen Abhän gen der Gebirge massen haft wächst und zurzeit der Blüte einen überaus reizenden Anblick gewäh ren soll und selbst bei den Mexikanern als Flor de San Juan hoch in Ansehen steht.*) Späterhin entstand in englischen Gärten, na mentlich im Etablissement von E. G. Henderson & Sons zu London (W elling- tonRoad, St. John’s Wood) die ungleich verbesserte Fornicorymbiflora, die nun mehr sich als die schönste aller bereits vorhandenen Arten und Spielarten er weist und daher nicht warm genug auch für deutsche Gärten empfohlen werden kann. Diese Art bildet stark wüchsige, strauchartige Büsche von hübschem Baue und schöner Be laubung von 1 m Höhe, bei fast 3/4 m Durchmesser. Die Aeste der Pflanze sind zusammengedrückt vier kantig, glatt, mit gegen ständigen , schmal zuge spitzten, am Grunde keil förmigen Blättern. Gute Kulturpflanzen entwickeln an den oberen Aesten zahlreiche, straussförmige Rispen oder Blütentrauben, die teils geöffnet, teils mit zierlichen Knospen untermischt, einen unvergleichlichen, wahrhaft prangenden Anblick darbieten. Die einzelnen Blumen bis zu 10 —14 zu einer ansehnlichen Dolde vereinigt, zeigen die auffallende Länge von 8—10 cm, indess die vierspaltigen oder kreuzweise gestellten Petalen, welche in der langröhrigen Korolle die Staubgefässe einschliessen, eine Weite von über 11/2 cm besitzen. Diese köstlichen ansehnlichen Blumen erfreuen uns im Hochsommer bis in den Herbst und werden sich unter den verschieden sten Verwendungsarten auch ausgezeichnet für die Bu ketts, einzeln an Draht befestigt, sehr effektvoll ver werten lassen, so dass ich raten möchte, es mit dieser *) Roezl selbst schildert sie in der „Deutschen Gärtner- Zeitung,“ Jahrgang 1881, Seite 127 ausführlich mit allen damit verbundenen Gefahren des unglaublich mühseligen Auffindens. herrlichen Bouvardie im grossen zu versuchen; denn wird sie erst irgendwo in Deutschland angeboten, etwa in der Art wie bereits an vielen Orten die Gardenien blüten, dann werden sofort auch die Käufer sich aller orten melden. Um dieser Bereicherung des Kleinodes einer Blume sollten keine Kosten zur Erlangung des Besitzes ge scheut werden, zumal durch Stecklingszucht der massen hafte Fortbestand leicht und gesichert angebahnt wird, lieber gute Kultur gibt die „Deutsche Gärtner-Zeitung“ wie eingangs dieses Artikels hervorgehoben, so ausge zeichnete Angaben, dass ich nichts mehr hinzuzufügen vermag, man versäume nur nicht, frühzeitig die Steck lingspflanzen öfters einzustutzen, um gewiss zu sein, durch diese Vornahme reichblühende Schaupflanzen zu erzielen, die durch ihre Reichblütigkeit einen sehr be gehrenswerten Handelsartikel abgeben werden. Einiges über Nelken! Von A. H. Hille, Kunstgärtn.in Blomberg (Lippe). Sehr erfreulich ist es, dass man in letzter Zeit wieder mehr die Kultur der Nelken, besonders der Re- montant-Nelken aufnimmt. Es geschieht dies mit Recht, denn wol kaum gibt es eine Pflanzengattung, welche an Farbenreichtum der Nelke gleich kommt. In Nachstehendem will ich nun dem ÜDianthus Caryophyllus das Wort reden. Da ich seit längerer Zeit der hiesigen grössten deutschen Nelkenkultur vorstehe, so habe ich auch Gelegenheit gehabt, Er fahrungen auf diesem Ge biete zu erwerben. Die Sammlung von Nelken hie siger Gärtnerei besteht aus über 1500 Sorten, von denen ein guter Teil als ganz vorzügliche Neuhei ten zu bezeichnen ist. — Was gehört zu einer guten Nelke? 1. Gleichmässige Füllung, runder Bau und länglicher, tief eingeschnittener Kelch (nicht Platzer), 2. reine Grund- und Zeichnungsfarben, 3. starker holziger, die Blumen gut tragender Stengel, 4. reiches Blühen. — Die hier gezogenen Neuheiten sind wirkliche wertvolle Ver besserungen, denen keine dieser Eigenschaften fehlt. Alle Farben von dem reinsten u. zartesten W eiss, bis zum Sammet- Purpur und Blauschwarz (Mohrenkönig) sind vertreten. Die Topfkultur der Nelken ist sehr einfach. Eine sehr nahrhafte Komposterde mit 1/6 altem Baulehm und 1/4 Sand vermischt, 12—15 cm. weite Töpfe, guter Wasserabzug, zum Blühen freier Standort und reichlich Wasser, sind die Haupterfordernisse. Während der Blüte dürfen sie nicht zu stark dem Regen ausgesetzt sein, sondern müssen gedeckt, jedoch luftig stehen. Nach dem Blühen werden sie abgesenkt, welche Methode genügend bekannt ist. Die Senker überwintert man nicht ganz frostfrei, aber trocken, damit sie nicht vor zeitig treiben, Blütendolde von Pelargonium tricolor. Origmalabbildung.