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301 Die Kultur der Gurken im Treibhause. Von W. Hampel, Garteninspektor in Koppitz. Seit ungefähr acht Jahren kultivire ich in einem Treibhause von Anfang August bis zu Ende des Früh lings Gurken, und es ist mir gelungen, in dieser Zeit jeden Winter ununterbrochen frische Gurken zu be sitzen, und wenn auch mitunter in den Wintermonaten die Erträge etwas gering wurden, so genügten sie doch, um den Bedarf eines grossen herrschaftlichen Haushaltes reichlich zu decken. Nach den ersten günstigen Erfolgen dieser Winter kultur machte ich bereits an dieser Stelle, sowie auch in anderen Fachschriften, auf diese Kultur aufmerksam und hob die Vorteile besonders hervor, welche eine solche denjenigen bietet, die für eine feine Küche fortwährend junge Gemüse zu liefern haben. lichung in dieser Nummer eine Vorstellung von dem Frucht reichtum, der zu jener frühen Jahreszeit vorhanden war.*) Von Mitte April an haben sich die Erträge noch weit über das Doppelte vermehrt. Die jungen Früchte wachsen ausserordentlich schnell, denn wenn auch täg lich eine beträchtliche Anzahl abgenommen wird, so merkt man doch selten eine Verminderung derselben, weil die schwächeren Früchte, sobald die stärkeren ab geschnitten werden, in kurzer Zeit heran wachsen, so dass das Haus immerwährend voll hängt. Die reichen Erträge sind jedoch nur durch einige Sorten zu erzielen, besonders aber von denjenigen, welche bei der Hauskultur durch Kreuzungen der verschiedenen Sorten gewonnen wurden, wogegen die meisten Treib- Gurkenhaus in Koppitz Originalabbildung. Wenn ich nun heute diese Kultur abermals be spreche, so geschieht dies im allgemeinen Interresse, weil sich dieselbe durch Gewinnung neuer Gurkensorten bei der Hauskultur, sowie durch verschiedene Kultur versuche, zu einem der dankbarsten Zweige der Gärt nerwelt entwickelt hat, so dass sie auch für den Handelsgärtner als einer der besten Erwerbszweige em pfohlen werden kann. Es ist unglaublich, wie reich die Erträge einer Gurkenpflanze bei richtiger Kultur im Treibhause sind, und niemand kann sich eine Vorstellung von den Massen erträgen eines Gurkenhauses machen, der sie nicht an Ort und Stelle gesehen hat. Um nun dem Leser die selben einigermassen zu veranschaulichen, liess ich Anfang April d. J., also zu einer Zeit, wo in den Mistbeeten noch keine Gurken vorhanden sind, das Innere des hiesigen Gurkenhauses bildlich darstellen und gibt die Veröffent- gurken, welche in den Mistbeeten sehr reichlich tragen, wie z. B. Noa’s Treibgurke, im Hause entweder garnicht tragen, oder nur einige verkümmerte Früchte bringen. — Ich habe, bevor ich mit der Wintertreiberei begann, alle Treibgurken, welche in dem Kataloge von Haage und Schmidt in Erfurt angeführt waren, erprobt und 65 Sorten in einem Pfirsichhause zu gleicher Zeit kul- tivirt. Ich wählte von allen diesen Sorten nur 4 der reich tragendesten und zwar: Königin von England, Climax, RoUison’s Telegraph und Cox’s Volunteer, mit welchen ich grösstenteils reiche Erträge erzielte. Da aber die Gurken im Hause befruchtet werden müssen und das *) Einer unserer Mitarbeiter, der um diese Zeit Herrn Ham pel besuchte, war entzückt bei dem Anblick dieses Hauses und kann die Tragbarkeit und Fülle der Früchte, wie sie die beige gebene Abbildung zeigt, nur bestätigen. Derselbe gab auch die Anregung, eine Aufnahme dieses Hauses vorzunehmen. Die Red.