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Empfehlenswerte Orchideen, xv. Phajus grandifolius Lour. Von C. Ohm, Obergärtner in Hamburg. Phajus grandifolius syn. Bletia Tankervilliae ist eine alte, sehr schöne und empfehlenswerte Erdorchidee, welche mit ihren weissen und braunroten Blumen, die bis zu 30 an der Spitze eines oft über 1 m hohen, auf rechten Stengels stehen, sowie ihren bis 80 cm langen handbreiten Blättern, einen herrlichen Anblick gewährt. Diese Orchidee eignet sich ganz vorzüglich zur De koration und zum Blumenarrangement, da ihre Blumen lange anhalten und äusserst ver wendbar sind. Die Blüte von Ph. grandi folius fällt in den Winter bis An fang Frühjahr. Sobald dieselbe beendet ist, werden sie verpflanzt und zwar in eine Mischung von Lehm, verrottetem Kuh- oder Pferdedünger, faseriger Heide erde und Sphagnum, bei einer guten Drainage von Topf- Scherben. Da die Pflanzen jetzt wieder zu wachsen beginnen, so gebe man ihnen eine Temperatur von 10—15°R., sorge für Schat ten und feuchte Luft, vermeide aber das Spritzen der Blätter, weil sich dadurch leicht Wasser in den jungen Trieben ansam melt, welches ein Abfaulen der selben zurfolge hat; doch verlan gen die Pflanzen in ihrer Wachs- tumsperiode reichlich Wasser. Sind sie gut durchgewurzelt, kann man ihnen dann und wann auch einen Dungguss von aufge löstem Kühdünger verabfolgen, der den Pflanzen gut zusagt, auch trägt diese Düngung wesentlich dazu bei, um recht kräftige Exem plare mit schönen dunklen Blät tern zu erzielen. Auf diese Weise wird die Be handlung den Sommer über bei behalten; ist das Wachstum beendet, so vermindert man das Giessen, ohne die Ballen ganz trocken werden zu lassen. Im Winter gibt man ihnen einen hellen, trocknen Standort bei einer Temperatur von 8—10° R. und bleiben die Pflanzen hier so lange stehen, bis sich die Blütenstengel zeigen, dann wird die Temperatur wieder um einige Grade erhöht. Willman seine Pflanzen nicht alle auf einmal in Blüte haben, so stellt man sie nach und nach wärmer. Sind die Blumen völlig entwickelt, so kann man die Pflanzen auch in ein Kalthaus stellen und den Blütenflor dadurch bis auf 8 Wochen und noch länger hinausdehnen. Die Vermehrung geschieht durch Teilung der Schein knollen und wird beim Verpflanzen nach der Blüte be wirkt. Die Kultur von Phajus grandifolius ist durchaus nicht schwierig und wer ein Warm-und temperirtes Kalt haus hat, wird sie mit Erfolg darin kultiviren können. Phajus grandifolius Lour. Von G. Schaedtler in Hannover. Kaum sollte man diese in China terrestrisch wach sende Orchidee vor ihrer Blütezeit für eine solche halten, so ungewöhnlich über das gewohnte Mass hinaus sind ihre Blattformen gestaltet, so dass man eher eine respek table Blattpflanze in ihr vermuten könnte. Sind doch ihre massig grossen, breit - lanzettförmigen, faltig-ge- nervten und am Grunde ver schmälerten Blätter 60 bis 70 cm lang und schon durch diese hübsche, lebhaft grüne Zierde dekorativ genug, sie passend zu verwenden. Schickt sie sich aber erst an, mitten aus ihrer Blattfülle den geraden, aufrech ten, bis zu 1 m hoch werdenden, wurzelständigen Blütenschaft mit den ansehnlichen, der grossen Gattungsfamilie so charakteristi schen Blumen in endständiger Traube zu entwickeln, dann erst entpuppt sie sich in der Tat als eine stolze, ich möchte im Ver gleich zu den anderen, meist doch mehr zierlich wachsenden, fast sagen: — als eine kolossale Orchidee. Phajus grandifolius wird von den übrigen 15 Arten seiner Gattung zu den ältesten und beliebtesten gerechnet, da er durch seine Grösse sehr in die Augen springt und was ihm be sonders wieder einen bleibenden Wert und Reiz verleiht, sich darin gefällt, mehrere Wochen hindurch seinen ihn so elegant zierenden Blütenschmuck zu be halten. Zudem blüht er, was auch sehr zu beachten ist, im Winter. Die einzelnen grossen Blumen, die sich in der Kultur in grösserer Zahl als im wilden Zustande entwickeln, sind mit ihren ausgebreiteten und fast gleich geformten Sepalen und Petalen verhältnissmässig gross zu nennen; sie sind von aussen weiss, von innen schön amarant braun. Die weisse, langge zogene, wie zu einer Kapuze in einander gerollte Lippe ist kurz gespornt, am Grunde des Säulchens angewachsen, an der Basis goldgelb kolorirt und fein mit roten Streifen gezeichnet, welches Farbenspiel man sich eben mit geistig sehenden Auge beim Anblick des Bildes ausmalen muss. Als Schnittblume, die nicht leicht verwelkt, hat Phajus grandifolius im Winter für Bouketts und Vasen schmuck, nicht minder als Schmuckpflanze für gut ge heizte Zimmer hohen Wert. In Paris sah ich ihn auch in der städtischen Gärtnerei zu La Muette massenhaft in Kultur, wo er zu den alle 14 Tage im Hotel de ville stattfindenden Ballfestlichkeiten unter den zahlreichen anderen Blumen stets zu finden war — von Ohlendorff in Hamburg-Hamm. Phajus fjrandlfolius. Originalabbildung einer Pflanze aus der Gärtnerei von