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lehnend kann ich öfter aus allernächster Nähe die grosse dunkelstahlblaue Holzbiene, die dem Süden Italiens eigen tümlich und den ganzen Sommer, ja fast das ganze Jahr fliegt, beobachten, zumal sie ein sehr harmloses Insekt ist. Summend und schwirrend kommt sie ange flogen, oft schon frühmorgens den ganzen behaarten Bücken schwefelgelb von Pollen der Passionsblume be hangen und lässt sich sofort unter den Befruchtungs werkzeugen auf dem Fadenkranze nieder und geht im Kreise eifrig naschend um das gestielte Ovarium, dabei unfehlbar den hergebrachten gelben Pollen an die Narben abstreifend oder andern Pollen aufnehmend, jenachdem ihre lebhaften Bewegungen sind. Alle Formen fast, welche mit sehr kurz gestielten Ovarien versehen, be fruchtet sie so sehr einfach; dagegen ist dies schwieri ger bei der P. coeruleo-racemosa, weil die Narben und Antherien zu hoch auf zu langem Stiele stehen und ihr Anflug ohne Berührung mit diesen geschehen kann. Auch die gewöhnliche Biene geht den Blumen nach. In wie nahe Verwandtschaft die blaue Passionsblume zu den prächtigen Hybriden, die man unter den Namen Imperatrice Eugenie^ Bijo und Madonna hier und da trifft, vermag ich nicht zu sagen, — genug, sie blühen alle sehr dankbar und scheinen von jener abzustammen, auch die Samen der Imperatrice Eugenie gleichen denen der „P. coendea 11, genau. In Süditalien sind sie vollkom men hart -und blühen fast das ganze Jahr. Man ver mehrt alle diese Arten und Formen durch die bekann ten „Marcotti", dadurch sofort grosse blühende Pflan zen erzielend. Stecklinge blühen im ersten Jahre und wenn in engen Töpfen gezogen und ab und zu mit einem Hornspanguss versehen, als ganz kleine Pflanzen. Sie geben somit ganz leicht verkäufliche schöne Markt pflanzen, die gegen alle Härten, mit Ausnahme hoher Kältegrade unempfindlich sind. Ein hochinteressantes Kapitel liefern die Passifloren zu dem Freisein der Pflanzen und deren ungezwungenem Wachstume. Man weiss, wie entsetzlich manche Pflan zen durch Messer und Scheere verstümmelt werden, wie ihr Wachsen gehemmt, ihre Blütenerzeugung geschwächt und die Fruktifizirung ganz aufhören kann, wo sie in ungewohnte Formen gedrängt oder im Wachstume be engt oder wie die Schlingpflanzen im besonderen, ihr nicht der richtige Halt zur freien und vollkommenen Entwickelung geboten wird. Vor zwei Jahren pflanzte ich an einer nach Süden gelegenen Wand ein sehr grosses Exemplar von P. coerulea var. grandiflora und liess die ganze Wand mit Draht umspinnen. Haupt sächlich um diese zu begrünen und weniger auf Samen gewinnung bedacht, liess ich die Ranken der bald sehr prachtvoll wachsenden Liane leiten und binden, wohin sie nur reichen konnte; und sie wuchs und blühte, setzte aber keine oder nur sehr wenig Früchte an. Auf einige Meter Entfernung von dem ihr angewiesenen und zu bekleidenden Wandraume befindet sich ein Fenster, welches aussen mit dichtem Drahtgitter geschlossen ist, um den Vögeln und sonst unberufenen Gästen Zutritt zu einem Magazine zu verwehren. Ob es Zufall oder Trieb war, kurz bald wuchs unsere Passiflora nach jener Seite hin stärker und es ward mir immer gewisser, dass ihre Ranken dorthin kräftiger, üppiger wachsend und dem so passenden Halte zustrebten. Wir liessen sie wach sen, obwol das Fenster hätte freibleiben sollen und als nun einmal das Gitter erreicht war, ward es in kürze ster Zeit vollständig umsponnen, und es war lieblich anzuschauen, wie die kraftstrotzenden Ranken sich überall leicht haltend, über und untereinander wachsend, sich bald mit schönen Blumen schmückten. Wir berührten sie nicht, hefteten aber an der Wand tapfer weiter und erreichten unsern Zweck, dieselbe zu umspinnen nur schlecht, da die Pflanze dort fortan wenig wuchs und trieb,'arm blieb und sie alle ihre Kraft zum Gitter wendete, wo man ihr gestattete, sich frei zu ergehen, ohne Zwang, ohne Faden und Messer. — Im regenreichen kühlen Winter verloren meine anderen Passifloren fast alles Laub, mein Gitter aber blieb belaubt und grünte lustig dem einziehenden entzückenden Frühlinge entgegen. Die Lehre aber, die dieser Fall mir gegeben, ist zu inter essant, als dass ich sie hier nicht wiedergeben sollte. Die wenigsten Passifloren sollten in Deutschland im Warmhause überwintert werden, mindestens alle die jenigen nicht, welche man über Sommer, nachdem sie abgehärtet wurden, im Freien hält und auspflanzt. Sie finden vielmehr einen ihrem Gedeihen besseren, günstige ren Platz im sog. Kalthause, wo sie bei 8—15 Wärme graden, reichlich Luft und bei mildem Wetter so viel Sonne als möglich empfangend, am wohlsten sich be finden, richtig ausruhen und schneller und freudiger wie der zu vegetiren und blühen beginnen, sobald es Som mer wird. Junge zarte Pflanzen indess stelle man in ein temperirtes Haus. Solche Behandlung zieht selbst die bekannte P. quadrangularis, d. h. wenn sie von Jugend abgehärtet wurde, jeder anderen vor. Die P. coerulea jedoch und ihre Arten verlangen sogar ein luf tiges Kalthaus, wenn sie nicht verkümmern sollen und doch stammen sie aus dem heissen Peru oder aus Bra silien. (Schluss folgt.) Kleinere Mitteilungen. Orchideen-Verwüstung. Einer unserer Freunde, welcher die Interessen eines überseeischen Hauses vertritt, meldet uns inbezug auf Orchideen-Verwüstung folgendes: „Mein Haus schreibt mir: Unsere Sammler melden trostloses aus dem Bezirke, in welchem Laelia anceps, Mormodes citrina, Oncidium ornithorhynchum, O.incurvum, Epidendrum vitellin. majus, Odoiltoglossum Rossi majus, 0- maculatum; 0. cordatum und andere ähnliche hübsch blühende Sorten mehr wachsen. Die Ausrottung der artiger Orchideen hat eine wahnsinnige Höhe erreicht, die Distrikte sind für folgende Jahre total erschöpft und es wird Jahrzehnte dauern, wenn überhaupt möglich, dass wildwachsende Exemplare von guten Sorten ferner aufgefunden werden und werden wir Ihnen nächstes Jahr schwerlich von diesen etwas senden können, mindestens nicht in so schönen, kräftigen Exemplaren, wie Sie von uns äuch dieses Jahr noch erhielten.“ — Es gibt keine andere Erklärung für diese Sache, als dass von Europa bestimmte Ordres gekommen sind, gewisse Arten sorgfältig und vollständig zu ver nichten, um vor neuen Sendungen sicher, die Preise in Europa nach Gutdünken bestimmen zu können. JMLalmaison rouge. In Nr. 21 d. Ztg. meint Herr Richard Müller: die alte rosa blühende Rose „Leveson Gower 1 - 1 , sei gleichbedeutend mit Malmaison rouge, was aber nicht der Fall ist. Die echte Malmaison rouge ist eine andere Sorte. Die Farbe dieser ist dunkelrot, in’s Violette spielend und sie entwickelt seltener schöne ausgebildete Blumen. Zum Treiben ist sie garnicht zu verwenden, da sie wegen ihrer starken Füllung alle Blumen monströs ent wickelt. Dass sie wenig blühe, könnte ich nicht sagen, da sie meiner Erfahrung nach gut, sogar reichblühend ist. Niemetz, Handelsgärtner in Temesvär.