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Banne uns wirklich glücklich fühlen können. Denn aus der Fülle der Pflanzenwelt dasjenige hervorzuheben, was sich durch Schönheit und Eigenartigkeit besonders em pfiehlt, ist der schönste Zweck unseres geliebten Faches. Denke doch niemand, dass unsere einheimischen wild wachsenden Pflanzen nur geringwertig zu beurteilen seien, da ihnen doch jede nennenswerte Eigenschaft fehle und heutzutage nur noch die stolzen, fremdländi schen Kulturgewächse Berücksichtigung verdienen, und was dergleichen Redensarten noch mehr sein mögen. — Wird denn, um direkt auf’s Ziel zu kommen, auf einer botanischen Exkursion diese oder jene liebliche Pflanze für’s Herbarium aufgenommen, so möchte man sich oft fragen, ob nicht die eine oder die andere sich ganz vortrefflich zur Kultur eigene, zumal wenn ihr eine be sonders angenehme Eigenschaft anhaftet, die auch allge meinen Anklang finden dürfte. Und wirklich, gleich unter den allerfrühesten Erscheinungen in all dem blü henden und duftenden Pflanzenleben kommt da eine kleine, zierliche Schönheit zum Vorschein, die sich so zu sagen im Fluge Freunde erobern wird durch den eigentümlichen Wohlgeruch, nicht ihrer Blumen, sondern ihrer Blätter wegen, die man nur mit der Hand zu be rühren braucht, um sofort den ihnen eigenartigen Duft zu verspüren. Und dieses wunderbare Aroma erinnert ganz frappant an Bisam oder Moschus, eines jener we nigen Gerüche, die das Pflanzenreich mehrfach mit dem Tierreiche gemeinsam hat. Es ist das die in Rede stehende Adoxa moschatel- lina, eine unserer kleinsten Caprifoliaceen, die sich schon gegen Ende März zeigt, aber besonders schön entwickelt im Monat April in Laubwäldern unter hohen Buchen bäumen, wie auch unter locker stehendem Gesträuch auf dem kräuterreichen Boden in Gemeinschaft mit den übri gen zart aufspriessenden Pflanzen sich bemerklich macht und leicht kenntlich an der Tracht und Form der Blät ter ist, die einigermassen an diejenigen der Hainane monen, nur feiner und zierlicher, erinnert. Selten über 10 cm hoch wachsend, bringt sie aus dem kleinen, knollenartigen und schuppenförmigen Wurzelstock meist paarweise die zarten, fast durchscheinenden Stengel her vor , daran sich 1 — 3 feine, langgestielte, dreizählige Wurzelblätter und die 2 gegenständigen, kurzgestielten, gleichfalls dreiteiligen Stengel- oder Hüllblätter von blassgrüner Farbe befinden. Fast seltsam nehmen sich dazu die eigentümlich geformten, hellgrünen Blümchen aus, die — 5 an der Zahl — zu einem würfelförmig gestellten Köpfchen an der Spitze des Stengels vereinigt sitzen, nach denen im Sommer glasartig schimmernde, hellviolette Beeren folgen, welche die Samen enthalten. Was nun an diesem Pflänzchen besonders bemerkens wert, ist wie gesagt, sein erfrischender Moschusgeruch, der, je jünger die Pflanze in Entwicklung steht, auch um so kräf tiger zum Ausdruck kommt, und was ferner ihm auch zur Empfehlung als Topfpflanze für’s Zimmerfenster gereicht, ist die leichte Kultur und die Fähigkeit, sich treiben zu lassen. Werden einige kleine Büsche dieser Adoxa im Frühlinge in entsprechende Töpfe, in lockere mit Sand vermischte Lauberde gepflanzt und schattig im Garten unterhalten, so hat man nur im Herbste die sich in der Erde des Topfes ausgebildeten, kartoffelartigen Knöllchen von der Grösse kleiner Erbsen frisch umzu pflanzen und im Kalthause oder kalten Kasten zu über wintern, woselbst der junge Austrieb dann bereits im Februar zum Vorschein kommt und sodann als „ange nehmer Lückenbüsser“ ins Fenster eines warmen Zimmers zu den übrigen getriebenen Frühlingsblumen gestellt werden kann und sich durch seinen sanften .Blattgeruch dort sicher beliebt machen wird, besonders für diejenigen, denen der starke Geruch von dem be kannten Mimulus moschatus zu intensiv wirkt. — Erwägt man, welch’ eine hochwichtige, heilsame Rolle der Moschus in der Chirurgie spielt, indem ein paar grosse Dosen Moschus (bekanntlich aus dem Beu tel des indisch-tibetanischen Bisamtieres, Moschus mo- sehiferus L., stammend) hinreichen, einem an einer Wunde nahezu Verbluteten rasch neue Lebenskräfte zurückzu bringen, so ist jeder Moschusgeruch äusserst woltätig für das Einatmen der Lungen, in unserem vorliegenden Falle zum mindesten — nervenstärkend! — Die Jubiläumsausstellung in Darmstadt vom 18.—23. Juni. Die Beteiligung an der zur Feier des 50 jährigen Bestehens des Gartenbauvereins in Darmstadt veran stalteten Ausstellung war eine recht rege und — um einen naheliegenden Vergleich zu wählen — bedeutender, wie bei der vorjährigen Herbstausstellung in Frankfurt a. Main. Bedingt durch die Jahreszeit waren Florblumen: Fuchsien, Pelargonien, Hortensien, Petunien etc. und daneben Rosen in Pflanzen und abgeschnittenen Blumen in der Mehrheit vertreten. Für diese Einsendungen, von denen nur wenige eine höhere Rangstellung, als wie gute handwerksmässige Leistungen einnahmen, standen ausserordentlich wert- und bedeutungsvolle Ehrenpreise zur Verfügung, darunter an erster Stelle ein prachtvoller Pokal Sr. königl. Hoheit, des Grossherzogs von Darm stadt, Ehrengaben Ihrer Hoheiten, der Prinzen Alexander und Heinrich, der Damen des Vereins, der Gartenbau gesellschaft in Frankfurt, des Vereins deutscher Rosen freunde, des Rentners W. Schwabe, der Wittwe Fl in sch und vieler anderer Stifter und Stifterinnen, zumeist Prämien von hohem Metall- und Kunstwert, daneben Geldpreise und Medaillen in reicher Zahl. In der Tat, man kann sich in diesem Teile Deutschlands nicht über den Mangel hoher Protektion und opferwilliger Unterstützung der Bestrebungen für Entwicklung des Gartenbaues beklagen. Die Aufstellung der Ehrenpreise bei den verhältnissmässig doch nur kleinen Ausstellungen in Mainz, Frankfurt und Darmstadt war gehaltreicher wie die, welche bei den grossen Ausstellungen in Berlin, Hamburg und Leipzig geboten werden konnte. Zieht man nun noch in Vergleich, wie sehr selten dergleichen zur Auszeichnung vollendeter Leistungen bestimmte Ehrengaben bei Kunst-, Industrie- und Gewerbe-Aus stellungen als Stiftungen von Förderern dieser Fächer zur Verfügung stehen, dann muss man anerkennen, dass der Gartenbau sich gegenüber anderen Kunst- und Er werbszweigen einer bevorzugten Berücksichtigung erfreut und es seinen Angehörigen an Ermunterung und Be lohnung nicht fehlt. Unter den Ausstellern war mit zahlreichen und durchgehends guten Einsendungen Handelsgärtner Hein rich Henkel-Darmstadt vertreten. In einer grossen Gruppe verschiedener blühender Pflanzen zeichneten sich Eucharis amazonica in grösserer Anzahl, schöne Lilium speciosum^ L. auratum und Clerodendron Balfouri aus. Letzteres war noch in einigen über 1 m weiten Draht ballons gezogenen, reichblühenden Kulturpflanzen vor handen, und wird durch seinen reizenden Blumenschmuck sicher den Entschluss zur Aufnahme seiner Kultur bei manchem Fachmann wachgerufen haben. Hervorhebens wert ist ein Bäumchen von Hydrangea Otahsa, das auf 1 m hohem Stamm und auf 11/2m breiter, reichverzweigter Krone etwa 20 grosse Dolden bläulichfarbener Blumen trug. — Eine Gruppe buntblättriger Dracaenen enthielt