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219 welche sie lieben und die ihnen Nektar und Ambrosia in Form von Honig und Pollen liefern. Chimonanthus fragrans aus China wird von den Bienen massenhaft besucht. Die Cisteen und HelianHiemum unserer Berge sind ihre steten Lieblinge. Aus der Familie der Com- positen sind ihre bevorzugten Nahrungsspender die Cynara, einige Centaurea und ganz besonders Helianthus. Die Cynara-Artischoke liefert hauptsächlich Pollen aber auch Honig, Centaurea gymnocarpa feinen Honig und der Helianthus, welchen sie wieder in manchen Gegenden ganz meiden, liefert Honig und Staub. Die einfachen Dahlien werden hier viel von Bienen umschwärmt. Im Winter blüht bei uns in Italien Senecio (Mikania) scan- dens goldgelb, und wird dann an sonnigen Tagen von dem ausfliegenden Völkchen besucht. Von den Cruciferen, welche man in Deutschland leicht ziehen könnte, kenne ich als honigreich und von Bienen besucht die Rauke Encca sativa und den Leindotter, der ja wol als Honig pflanze überall bekannt ist. — Ganz ausgezeichnet sind Clarkia elegans und C.pulchella, beides leicht zu kultiviren- de, lang- und schönblühende annuelle Pflanzen Amerika’s, ganz besonders viel besucht ist die erstere. Dann alle Phacelia; insbesondere aber Phacelia circinnata Jacq. Ph. tanacetifolia Benth. und Ph. congesta Hook., alle von sehr leichter Kultur und langer Blütendauer. Wunderbar scheint mir, dass die leckere Honigbiene den übelriechenden Liguster Japans zahlreich besucht, allerdings sind die Blüten sehr honigreich. Von Labiaten gibt es ein ganzes Heer guter Honigspender. Der Majoran Thymus, Nepeta, Rosmarin, Isop, Leonurus, Marrubium, sehr viele Salvia, darunter S.officinalisund S. gracilliflora, und endlich Satureja. Alle für Deutschland, mit Ausnahme des Rosmarin geeignet. Ebenso viele gibt es unter den Leguminosen. Ich erinnere nur an alle Kleearten. Medicago, Melilotus, Onobrychis, Trigonella, besonders Tr. Foenum graecum und manche Vida- Arten. Die Bienen sammeln auch eifrig an den Blüten mancher Myrten-Arten, wie Eucalyptus und Calothamnus. — Die leuchtenden Mohnblumen lassen die Bienen hier fast unbeachtet oder sammeln davon nur etwas Pollen. — Sehr zu empfehlen für Deutschland sind die Portulacca grandiflora, sie ver wildern, blühen den ganzen Sommer und liefern Honig und Pollen in Fülle, dazu sind sie sehr schön, nur schliessen sie sich bei Regenwetter. Von allen Rosaceen ist ihnen die japanische Mispel Eryobotrya japonica, mit ihrem feinen Dufte die liebste, Rosen besuchen sie fast nie. Wir im Süden kennen noch eine niedliche Verbenacea, die Eippia repens Bert., welche ihnen das ganze Jahr fast Honig spendet. Botanikerlatein. Von A. Voss, Institutsgärtner in Göttingen. Wir Gärtner müssen dankbar anerkennen, dass unser Jäger uns in verschiedenen Zweigen des Garten baues schon so manche Anregung und Belehrung hat zuteil werden lassen; ja, man darf wol sagen: Wären alle guten Ratschläge Jägers in der Weise anerkannt worden, wie sie es verdienten, so stände es um die all gemeine und fachliche Bildung eines grossen Teiles unserer Kollegen heute gewiss besser. Herr Hofgarteninspektor Jäger hat oftmals be wiesen, dass er den Mut hat, ein freies Wort zu sprechen, zu rügen, wo etwas gerügt werden muss, ohne sich durch die Dazwischenkunft einiger Krakehler im mindesten beirren zu lassen. Es hat mich gefreut, dass gerade unser hochgeehrter Kollege noch kürzlich (Nr. 3 dieser Zeitung 1885) durch sein „Kritik und Richter“ sein Wort in die Wagschale geworfen; denn sein Wort wiegt schwerer, als das mancher anderen. In der Nr. 16 der D. G.-Ztg. 1885 musste nun das „Gärtnerlatein“ sich eine gestrenge Zurechtweisung von Jäger gefallen lassen, und das war gut. Wahr ist es ja, wenn Jäger sagt: „Es gibt ein Minimum (ge ringstes Mass) von Sprachkenntnissen, welches jeder Gärtner haben muss, das ist: die richtige Aussprache der lateinischen*) Worte, welche er fast täglich im Munde führt, sowie die richtige Schreibweise.“ Ich fürchte, Jäger’s Mahnruf wird auch diesmal bei einem grossen Teile der jüngeren Gärtner Deutsch lands unbeachtet verhallen; man wird nur noch mehr über „Theorie!“ schimpfen. Nennt man doch alles, was nicht körperliche Arbeit ist, und nicht sofort oder in kürzester Zeit bar Geld bringt: Theorie. Wollte doch nur einer der vielen Gärtner, welche da glauben, ohne alle Theorie in ihrem Fache etwas tüchtiges leisten zu können, einmal den Beweis für diese Be hauptung an treten, : her freilich, da müsste man schon „nachdenken“, und das ist ja — Theorie!!! Wenn der Junge immer nur ebendasselbe tut, was der Vater oder Grossvater oder andere Menschen schon getan haben, dann kommt er nicht vorwärts, und wer nicht vorwärts strebt, der geht zurück. Für solche Leute ist es traurige Wahrheit, was die letzten Zeilen enthalten: Ein jeder glaubt auf ihn gefallen Sei besonders Licht und Geist; Doch die Kleinsten unter allen, Die glauben das zu allermeist. Wie unendlich kläglich' steht es um die Bildung jener Personen, welche, ohne zu wissen, was Theorie be deutet , sich doch nicht enthalten können, zu prahlen: „Wir sind praktisch, wir brauchen keine Theorie“ und damit eine Kluft zwischen Theorie und Praxis aufbauen, welche nur in ihrem eigenen Hirne vorhanden ist. Auf allen Gebieten des gewerblichen Lebens hat die Wissenschaft (Theorie) befruchtend gewirkt; je weiter und tiefer sie eindringt und die gewerbliche Tätigkeit beeinflusst, um so deutlicher zeigt sich ihre Unentbehr lichkeit, um so klarer und allgemeiner wird erkannt, dass in jedem Kreise menschlicher Tätigkeit die grössten Erfolge da errungen werden, wo mit dem Können das Wissen vereint ist. Das gilt selbstverständlich auch für den gärtnerischen Betrieb. Kein Einsichtiger kann heute noch bezwei feln, dass die Erwerbung wissenschaftlicher Kenntnisse für den Gärtner, der sich über die unterste Stufe, über die des handwerksmässigen Betriebes, er heben will, nicht nur nützlich, sondern notwendig ist. Die Wissenschaft hat aber die Aufgabe, den Irr tum zu beseitigen und die Wahrheit zu finden, und dazu sollte jeder sein Scherfl ein beitragen. Wer kein Licht sein kann, der diene wenigstens als Leuchter. Aehnliche Gedanken stiegen mir beim Lesen von Jäger’s „Gärtnerlatein“ auf, und deshalb erlaube ich mir einige Bemerkungen dazu. Das Wort Echeveria gäbe nach meiner Ansicht den geringsten Anlass für eine fehlerhafte Aussprache. Wenn auch die Aussprache escheweria (die Franzosen wür den es nicht anders sprechen) im Lateinischen nicht richtig ist, so ist doch zu erwägen, aus welcher Sprache das Wort entnommen ist. Nun nimmt man an, dass die Pflanze nach dem spanischen Maler Echeverios benannt ist, und demnach müsste dieselbe etscheweria gesprochen werden; während die Italiener sie ekeweria, die Lateiner sie echeweria sprechen würden. Ziemlich ebenso steht es mit dem Fremdworte Orchester. Will man korrekt verfahren, so muss das *) Wol richtiger fremden.