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206 Die erste temporäre Gartenbauausstellung in Verbindung mit der Weltausstellung in Antwerpen. Von Tr. Szewezik, Obergärtner in Gent. Weit in alle Lande ist der Ruf zu dem friedlichen Kampf auf den Gebieten des Handels, der Kunst und des Wissens ergangen, aus allen Ländern eilten oder eilen noch nach der Weltausstellung in Antwerpen die Völker, um ihre Fertigkeit auf dem Gebiete der Indu strie und ihre Bildung auf dem Gebiete des Wissens zu zeigen. Alle Zweige der Industrie und der Wissenschaft sind vertreten und alle Gegenden der Welt haben ihre Produkte gesandt, um das Bild der Weltausstellung zu vervollständigen. Nun, lieber Leser, alle diese schönen und auch sonderbaren Dinge werden dir von anderen Seiten genugsam bekannt gemacht werden, ich will dich nur auf einen kleinen Platz führen, wo du das Deine finden wirst. Es ist der Ausstellungsraum der vom 10.—12. Mai abgehaltenen temporären Gartenbauaus stellung im Weltausstellungspalast, jetzt aber noch mehr einer Bretterbude ähnlicher, denn einem Palaste. Brüssel und Gent stritten hier um den Preis, und Gent, „La reine des fleurs", „die Königin der Blumen“, trug den Sieg davon. Hier auf dem kleinen Raum war alles vereint, was der Frühling uns an Blumen bietet. Orchideen, Azaleen, Rosen etc., alles prangte im herr lichsten Blumenschmuck, unterbrochen durch das schöne Grün der Palmen. Treten wir denn näher in den Blumengarten. Am Eingang des ersten kleinen Raumes bemerken wir rech- terhand eine Sammlung getriebener Erdbeeren mit lachenden Früchten von Everaerts-Antwerpen. Ge sund und frisch von Ansehen, voll der schönsten und lockendsten Früchte gewähren sie ein schönes Bild gärt nerischen Fleisses. Weiter schreitend sehen wir eine Sammlung schöner Rosen von Halken-Brüssel, welche jedoch leider ohne Namenbezeichnung sind. Nun in den grossen Saal! Rechterhand steht eine Sammlung verschiedenartig gefärbter Funkia von J. Beuker-Antwerpen. An dieser vorbei führt uns der Weg zu den Orchideen der Mad. Boddaert-van Cuttsen-Gent, eine schöne Gruppe, von derem Reichtum wir nur riesige Exemplare von Cattleya Mendeli und Cattleya Mossiae notiren, deren schöne Blüten das Auge erfreuen. Eine hübsche Trichopilea crispa var. mit rosa farbenen Blüten, der Trichopilea suavis im Bau derselben sehr ähnlich, kann als eine gute Varietät verzeichnet wer den. Das schöne, bläulich blühende Odontoglosswm Ed- wardi, sowie 0. Halli leucoglossum und 0. triumphans hebraicum verdienen ebenfalls hervorgehoben zu werden. — Dann kommen die lieblichen Masdevallien, ebenfalls von genannter Dame, als Masdevallia ignea Massan- geana y M. Veitchi var. Prince of Wales, M. Eharryana grandiflora, M. Harry, coerulescens und M. Chelsoni, eine neuere Hybride. Die sich daran schliessende Gruppe Araliaceen in schönen Exemplaren von Mad. Legreile Dhanis- B er ehern-Antwerpen, verschiedene Aralia- Varietäten und Rhopala crenata, Rh. aurea frigida etc. enthaltend, führt uns zu einer grösseren Gruppe von Boelens pres- Gent, darin eine schöne Medinilla magnifica mit 8 Blü tenrispen. Es folgen hochstämmige Rhododendron in verschiedenen Farben von De Smet pres-Gent und Azalea mollis von Pynaert-van Geert-Gent. Auf der sich daran schliessenden Tafel finden wir eine Sammlung von 75 Cattleya des Herrn Massange de Louvrex-Schloss Baillonville bei Lüttich. Geblen det von der Schönheit der Blüten findet das Auge keinen Ruhepunkt. Wohin wir sehen, zuerst überall Blumen; hier Weiss und dort das liebliche Rosa, und dort oben ragt die herrliche Laelia purpurata über alle hervor und zeigt der staunenden Menschenwelt die Schön heit der Natur. Diese Gruppe, eine der schönsten der ganzen Ausstellung, zieht auch die Aufmerksamkeit aller Pflanzenfreunde auf sich und stimmt jeder mit der Jury überein, welche Herm Massange eine goldene Medaille „Mit wärmsten Glückwünschen des Preisgerichts“ zuer kannte, trotzdem die Gruppe äusser Konkurrenz gestellt war. Doch wir müssen uns trennen, wenn auch schweren Herzens. Jetzt kommt eine Gruppe grosser Palmen von Spae-Vandermeulen-Gent in gewaltigen und schönen Exemplaren. Phoenix tenuis, Areca Baueri, A. sapida, Cocos Boneti und Astrocaryum mexicanum ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich, vom schönsten Grün und präch tigen Wüchse gewähren sie einen wahren Genuss. Jedoch der Reigen der Orchideen ist noch nicht zu Ende. — Da erscheint die Gruppe des Herrn Cannart d’Hamale-Mecheln. Ein schönes Cypripedium cauda- tum superbum mit langgeschwänzten Fetalen bis über den unteren Rand des Topfes herabhängend, Calanthe veratrifolia mit 13 Rispen voll weisser Blüten und ein Cypripedium villosum mit unzähligen Blumen greifen wir aus der Menge schöner Pflanzen heraus. Orchideen! Dies scheint der Wahlspruch aller Aussteller zu sein, denn schon wieder treten wir vor eine prachtvolle Sammlung von Peeters-Brüssel. Diese Gruppe, die schönste verschiedener Orchideen, wurde belohnt mit dem Ehrenpreise der Stadt Antwerpen. Wir wollen nur einige daraus nennen: Ein prachtvolles Cymbidium Lowi mit 3 über meterlangen, mit unzähligen Blüten bedeckten Rispen erfreut Auge und Herz des Gärtners; Laelia purpurata und Cattleya Mendeli in zwei grossen Exemplaren sind mit Blüten überdeckt, schöne Vanda, Odontoglossum, Cypripedium, Masdevallia und andere geben ein liebliches Bild, jener reichen und interessanten Familie der Orchideen. Dann finden wir Cypripedien und andere Orchideen von Moens-Lede, unter diesen das sonderbare IJro- pedium Lindeni, dann kommen Amaryllis von Vuyl steke-Loochrystiin voller Blüte. Unter den Odontoglossum von demselben Aussteller sind namentlich schön: 0. radiatum Pescatorei und eine schöne Form des letzteren auffallend. Nun noch einmal Orchideen von Makoy & 0 i e. - Lüttich, Dendrobiwn Bensoniae mit schönen weissen Blüten, Cypripedium laevigatum mit 20 Blüten, Cattleya amethystina, überreichblühend, ebenso fallen Cattleya Mendeli, Dendrobium thyrsiflorum und Cypri pedium Lowi in vollem Blütenschmuck dem Besucher ins Auge. Eine Gruppe Anthurium von Makoy & Cie.-Lüttich, enthält u. a. das neue A. Rothschildeanum und ver schiedene Varietäten des A. Scherzerianum, eine gleiche Sammlung von Dallire-Gent vertritt die Familie der Aroideen ebenfalls. Neue Azaleen stellt Vervaene-Gent aus, jedoch nur A. Vervaeneana kann Beifall erringen. Jetzt besichtigen wir die mittleren Gruppen der Ausstellung. Die Gruppe Azalea indica von Ghellink de Walle-Wondelgem bei Gent blendet durch ihren Blumenreichtum aller Augen und die Grösse und Schön heit der Pflanzen erregt die allgemeine Bewunderung. Die Caladium von De Smet-Duvivier-Gent sind leider der Kälte erlegen und liegen mit ihren Blättern trauernd auf dem Boden, aber doch kann man an der Zahl und Grösse der Blätter eine gute Kultur erkennen. Ein mit Orchideen garnirter Baumfarn von Ver- vaet & Cie.-Gent erregt allgemeines Interesse. Dann folgen wieder recht schöne Azalea von Beaucame- Eenaeme, Peeters • Brüssel, Azalea mollis von van H o u 11 e -Gent, Rosen von H a 1 k i n -Brüssel und Reseda