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188 Veilchen, dass ihm kein Vertilgungsmittel für die rote Spinne bekannt sei und er daher seinen Stecklingen alle Blätter abschneidet, um so sicher zu sein, seinen Pfleg- । lingen die rote Spinne nicht mit auf den Weg zu geben. Ich erlaube mir, zwei sehr gute Mittel bekannt zu geben, die allerdings nicht mehr neu sind, die aber sowol gegen die rote Spinne und den Thrips, als auch gegen jedes andere Insekt angewendet werden können. Ein sehr gutes Vorbeugungsmittel gegen alle der gleichen Schmarotzer ist übrigens feuchte Luft und viel lüften, man wird dabei nie über Verheerungen klagen könne». Haben sich diese Schädlinge aber einmal eingenistet, so hilft erstens eine starke Räucherung mit persischem Insektenpulver. Dasselbe wird einfach auf eine heisse Ofenplatte oder die heisseste Kanalstelle geschüttet, oder in Ermanglung dessen ein alter Blechlöffel oder sonstige Vorrichtung über einer Petroleumlampe befestigt und das Insektenpulver darauf gestreut. Von Vorteil ist es, wenn vorher stark gespritzt wurde. In Mistbeeten kann man auch die Vorrichtung mit der Petroleumlampe anwenden. Sorge ist jedoch zu tragen, dass das Insektenpulver echt ist und ist es deshalb am besten, es selbst anzubauen. Samen von Pyrethrum ro- seimi und carneum ist in jeder guten Samenhandlung käuflich, und erfordern ehe Pflanzen keinerlei besondere Kultur. Die Blütenköpfe müssen an sonnigen Tagen ge brochen, im Schatten getrocknet, fein zerrieben und in luftdichtschliessenden Büchsen aufbewahrt werden. Das Pulver behält so seine Wirksamkeit sehr lange, verliert dieselbe aber bei Feuchtigkeit sehr bald; auch kann man aus dem Pulver mittelst Spiritus einen Auszug machen, denselben stark mit Wasser verdünnen und die mit den Insekten befallenen Pflanzen bespritzen. In dieser Form ist es besonders gut gegen Blatt läuse an hochstämmigen Rosen. Das zweite Mittel ist Amylalkohol (Fuselöl). Einige Tropfen davon werden einfach dem Spritzwasser zugesetzt. Hat man die Insekten in Kästen, so kann man auch flache Schalen damit füllen, im Kasten aufstellen und diesen durch 24 Stunden geschlossen halten. Für einen Kasten von 10 m Länge und 11/2 m Breite würden 5 kleine Schalen oder Gläschen (Farbennäpfe) mit je 5 hem Amylalkohol vollkommen ausreichen. Bei im Freien stehenden Pflanzen gibt man Amylalkohol ins Giess wasser; auf eine Kanne von 10 l Inhalt genügen 2 bis 3 kem (ein Zuviel schadet) und giesst mit der Brause. Giessen, Spritzen und Aufstellen der Gefässe soll nur an warmen Tagen vorgenommen werden; je wärmer, desto schneller sind die Insekten vertilgt. Bei Anwendung in Glashäusern müssen selbstver ständlich Fenster und Türen geschlossen werden und längere Zeit geschlossen bleiben. Ich habe einen sehr trockenen heissen Grund, giesse nur das allernotwendigste, Veilchen gar nicht, und habe noch nie durch Spinnen, Thrips, Läuse etc. etc. Schaden gehabt; in Häusern und Kästen sind sie mir vollständig unbekannt. Sollte jemand noch weitere Aufklärungen hierüber wünschen, so bin ich gerne dazu bereit. Personalnachrichten. Am 11. Mai starb infolge einer Lungenentzündung zu Rhein- böllerhütte unser Verbandsmitglied, Obergärtner Hilarius Schöhl, im Alter von 36 Jahren. Schöhl war tüchtiger Pflanzenkulti- vateur und seit 9 Jahren umsichtiger und gewissenhafter Leiter der C. Puricelli’schen Anlagen zu Rheinböllerhütte. Er war ein sehr beliebter und geachteter Mann; dies bezeugte der unüberseh bare Zug Leidtragender, welcher sich am 14. d. M. von Rhein- böllerhütte nach dem Friedhöfe zu Rheinböllen bewegte. Schöhl hinterlässt eine unbemittelte Wittwe und zwei noch in zartem Alter befindliche Kinder. — Ihm sei die Erde leicht! Am 8. Mai starb der gräfl. Henkel von Donnersmarck- sehe Obergärtner Herrmann Peicker in Naklo bei Tarnowitz O.Schl. Dem Oberhofgärtner Tatter zu Herreahausen bei Hannover ist der königl. Kronenorden vierter Klasse verliehen worden. Briefkasten. Herrn R. 0. in Senftenberg. Oesterreichisches Geld, wie überhaupt alle fremden Geldsorten, nehmen wir zum Tageskurse in Zahlung. Papiergeld belieben Sie im eingeschriebenen Brief zu übermitteln. Herrn P. S. in Köln. Wenn die Vorarbeiten, wie seither, so auch in der Zukunft den erhofften Fortgang nehmen, dann wird die nächste internationale Gartenbauausstellung 1887 in Dresden stattfinden. Näheres demnächst. Herrn J. D. in Montreuil. Sie werden sowol über die Orchi deenausstellung in London, wie über die Gartenbauabteilungen bei den Industrieausstellungen in Antwerpen und Budapest Berichte in unserer Zeitung finden. — Das Verhalten des Komite’s der jetzt in Paris stattfindenden internationalen Gartenbauausstellung Deutschland gegenüber hat uns bestimmt, diese Ausstellung unbe- rücksichtigt zu lassen. Herrn H. W. in Altona. Unsern Dank für die freundliche Mühewaltung bei Zusendung der Blätter, für welche wir, um sie anfassen zu können, unsere Feuerzange wieder einmal zur Hand nehmen mussten. Leider hat uns — denn wir sind schon etwas verwöhnt — der Kohl nicht einmal mehr amüsirt. Sensen hauser der Echte hat sich um uns das ihm hochangerechnete Verdienst erworben, uns hin und wieder mit seinen Ergüssen eine vergnügte Stunde zu bereiten; Sensenhauser redivivus aber ist nur ein bemitleidenswerter Abklatsch des Originals, ein jammer voller Kohlschwätzer, der nicht einmal würdig ist, seinem Herrn und Meister die Schuhriemen aufzulösen. Der alte Kohl, der schon wiederholt von Sensenhauser zugerichtet, von demselben verdaut und auf die ihm eigentümliche Weise wieder von sich gegeben wurde, ist von seinem gesinnungsverwandten Kohlbruder abermals als Leckerbissen verschlungen und, nachdem er in Berlin in der Stilart einer Kohlhökerin damit hausiren gegangen, aber zu Seinesgleichen heimgeleuchtet wurde, in dem Winkel jenes Blattes abgelagert, dessen Redakteur durch seine prachtvolle Dumm heit der geeignetste Konservator derartiger anrüchiger Geistes exkremente ist. So lohnend für die Gewinnung neuer Gesichtspunkte und so lehrreich für die Erkennung der schwachen Seiten des eigenen Denkens und Handelns es ist, wenn man das Glück hat, scharf sinnige und urteilsfähige Gegner sich gegenüber zu sehen, eine so stolze Freude man empfindet, wenn man sich mit vollwertigen Widersachern messen kann, so kläglich ist es, wenn man blöde, stiere, stumpfe Menschen sich entgegentreten sieht, die in der Tonart eines Kohlweibes den schon neunmal gehörten, gehalt- und endlosen Quatsch zum zehntenmale daher plärren, so dass man zweifelhaft wird, ob man ihnen Verachtung oder Mitleid zuwen den soll. — In der Tat, wären uns keine respektableren, beachtenswer teren und urteilsfähigeren Kritiker, wäre uns keine wechselreichere, frischere, forschere Gegnerschaft erstanden, als wie jene schablonen hafte, saft- und kraftlose Sorte, wir würden schon längst unser Handwerkszeug zusammengepackt und als im gärtnerischen Streben unserer Zeit überflüssige, unbeachtete, übersehene und vergessene Leute beiseite geschlichen sein. So aber beklagen wir nur, dass die einförmige Gegnerschaft jener beschränkten, geistigarmen Sorte langweilig geworden, auch schon der Komik verlustig gegangen, und somit nichts mehr vorhanden ist, was uns zu amüsiren vermag. — Wenn Sie in jenem Waschblatt einmal etwas Lustigeres finden, bitte, bedenken Sie uns! Auch Angriffe auf uns lesen wir gerne, vorausgesetzt dass der Angreifende ordentlich dreinhaut und nicht wie jener Ritter von der traurigen Gestalt albern-salbungsvolle Reden hält und in Pharisäerart Krokodilstränen dabei vergiesst. Herm C. W. in Köslin. Die kranken Pflanzenteile sind in Un tersuchung genommen und erhalten Sie nach Beendigung derselben Aufschluss. Herrn K. W. in Riga, K. W. in Bromberg, M. R. in Schleswig und andere: Das Programm für die Gartenbauausstellung in Ber lin ist versandt. Wenn Sie und andere keins erhalten haben, so sind Sie in derselben Lage wie wir; wir haben auch erst darum bitten müssen. Zum Verteilen besitzen wir keins mehr. Wenden Sie sich an Herm Hofgärter Hoffmann, Berlin, Wilhelmstrasse. Für idie Redaktion verantwortlich Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.