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185 Stellen, Risse und Wülste mit einer scharfen Bürste oder mit einem hartborstigen Pinsel, womöglich unter An wendung einer Flüssigkeit von Kalkmilch oder Gaswas- ser; ferner das Ueberkleben und Verstreichen der Wund stellen mit einem thonigen Lehm und Kuhfladen. Diese Reinigung muss aber mehrere male wiederholt werden, womöglich von 14 zu 14 Tagen, da, wie wir oben er fahren haben, alle 14 Tage eine neue Generation auf tritt. Wird dieses Geschäft gründlich und mit Sorgfalt ausgeführt, so dürfte die Blutlaus schon in einem Früh jahre von den ergriffenen Bäumen vertilgt sein. Man hat noch eine Menge anderer Vertilgungsmittel in Vor schlag gebracht, welche hier und dort, wenn auch mit wenig oder gar keinem Erfolg angewendet wurden, wie z. B. das Auf bringen von an der Luft zerfallenem, ge brannten Kalk um den Baum herum, ferner hat man Stass furter Kalisalz, Verstreichen der Wunden mit Steinkohlen teer, Tran, Weingeist, Petroleum und Amylalkohol ange wendet. Manche von diesen Mitteln haben wol die Tötung und Vertilgung der Tiere herbeigeführt, aber auch gleich zeitig die Bäume selbst geschädigt. Gute Resultate er geben nach Göthe eine Abkochung von Soda mit Alaun (2 kg Soda und 1 kg Alaun werden in 15 Liter Was ser aufgelöst) und eine solche von Tabak mit Karbol säure. Sehr gute Erfolge erzielte man auch durch die vom Hofrat Nessler erfundene Flüssigkeit, welche aus 50 gr grüner Seife, 100 gr Fuselöl (Amylalkohol), 200 gr Weingeist und 650 gr Wasser besteht. Ebenso ergab , folgende Mischung ein befriedigendes Resultat: 1 kg Schmierseife wird in 5 l heissem Wasser aufgelöst und dieser Flüssigkeit eine vorher durchgeseihte Abkochung von 1/4 kg Quassiaspänen zugegeben, welche vorher in 5 l kaltem, weichen Wasser eingeweicht und dann ge kocht wurden. Die ganze Mischung wird durch Zusatz von weichem Wässer auf 20 l erhöht; die Kosten be tragen pro Liter 4 Pf. Auch Dr. Göldi berichtet über eine Menge vorge schlagener, mit mehr oder weniger Erfolg angewandter Mittel und gelangte schliesslich zu einer Mischung, die den meisten Anforderungen entsprach und im kleinen vorzügliche Resultate lieferte. Dieselbe setzt sich aus 60 °/0 süsser Milch, 20 0/0 Terpentin, gelöst in Terpen tinöl und 20 °/o Schwefelkohlenstoff zusammen, welche oberirdisch anzuwenden ist; für das Wurzelwerk schlägt er eine Verminderung des Schwefelkohlenstoffs um 10°/ o vor, die zugunsten des Terpentinölgehaltes zu schreiben wären. Der Preis stellte sich hiervon im Kleinankauf auf 48—52 Pf. pro Liter, würde sich im grossen jedoch erheblich billiger stellen. — Wenn jeder einzelne seine Schuldigkeit tut, so dürfte es nicht allzu schwer halten, dieses Insekt gänz lich auszurotten. Auch würde eine Polizeiverordnung, welche den Obstbaumbesitzern die Vertilgung zur Pflicht macht, sehr am Platze sein. Eine sachverständige Per sönlichkeit müsste von Zeit zu Zeit diese Ausführungen kontrolliren und dürfte auf diese Weise dem Uebel am besten Einhalt getan werden. Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass keiner, der sich mit Obstbaumzucht und namentlich mit der Kultur der Aepfelbäume beschäftigt, es verab säumen möge, sich in den Besitz der oft erwähnten Ab handlungen zu setzen, um sich genauer über dieses Thema zu unterrichten, welches ich hier nur im allgemeinen be handeln konnte. Die kleine Abhandlung von R. Göthe, welche das Wesentlichste in kurzer bündiger Form behandelt, ist allgemein verständlich und der Preis ein niedriger. Die Abhandlung des Dr. Kessler beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Entwickelungs- und Lebensge schichte der Blutlaus und hat sich der Verfasser seit mehreren Jahren eingehends mit dem Studium nnd den Untersuchungen der Lebensgeschichte des Insekts be schäftigt. Die Dr. Göldi’sche Abhandlung ist ebenfalls sehr ausführlich und durch 3 lithographische Farbentafeln er läutert. Letztere sind zwar sehr instruktiv, stellen den Preis des Buches aber etwas hoch, was der allgemeinen Verbreitung desselben hinderlich sein dürfte. R. Engelhardt. Die grosse Frühjahrsausstellung der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien vom 23.-27. April. Von C. Ilsemann, Obergärtner in Ung.-Altenburg. Es war ein schöner Frühlingsmorgen, ein heiterer Tag, die Sonne schien sich zu beeilen, das versäumte nachzuholen, um die Umgebung des Ausstellungslokales der k. k. Gartenbaugesellschaft, den gegenüber gelegenen Stadtpark, die Bäume der Ringstrasse, die Gartenanlagen um das Ausstellungslokal noch schnell in das lieblich herrliche Gewand des Frühlings zu kleiden. Die Blüten sträucher sie beeilten sich, um noch in der letzten Minute ihre jungfräulichen Blütenknospen zu entfalten, damit der Ruhm und die Ehre den da drinnen im Lokale versammelten Kollegen und Kolleginnen der Glashäuser janicht allein zufalle. Ein Freuden tag war es für uns, als wir die alte, herrliche Kaiserstadt, am schönen, blauen (?) Donaustrand gelegen, betraten, ein Ehrentag für die wiener Gärtner, der. es verdient, in den Annalen der wiener Gartenbauausstellungen mit roten Buchstaben verzeichnet zu werden. Majestät und Würde, Anmut und Lieblichkeit, vollendete Schönheit und Vollkommen heit im einzelnen wie im ganzen, dies waren die Ein drücke, die wir beim ersten flüchtigen Blick in die Aus stellungsräume erhielten. Habe Nachsicht mit dem Verfasser, freundlicher Leser, wenn das Schwarz meiner Tinte nicht in so schönen, hellen, farbenreinen Tönen und Nüanzirungen die Ausstellung skizzirt, wie sie es verdient; begleite mich auf meinen Wanderungen durch die Ausstellung und ich will mich bemühen, auf Grund meiner in der Ausstellung gemachten Studien und Beobachtungen dir ein getreues Bild zu geben. Die Ausstellung wurde am 23. April morgens 9 Uhr durch den Präsidenten der k. k. Gartenbaugesellschaft, Herrn Baron vonSuttner ohne besondere Feierlichkeiten eröffnet. Als Ausstellungslokal diente das geräumige Gebäude der k. k. Gartenbaugesellschaft. Diese Lokalität gehört keinesfalls zu den Lokalen, die sich für Blumen ausstellungen eignen, alle Räumlichkeiten haben Gegen licht und leidet durch diese ungünstige Beleuchtung der Totaleindruck, wie der Effekt des einzelnen wesentlich Es sind auch infolge dieses Uebelstandes alle bisherige- Versuche photographischer Aufnahmen ganzer Grupner wie einzelner Teile derselben gänzlich misslungen, die Im Mitteltrakt des Gebäudes bildete die durch ruhige und ernste Komposition sich auszeichnende F gruppe einen angenehmen Ruhepunkt für das Schöne Palmengruppen und andere ornamental pflanzen überragten und umgaben die Büst-ps. Majestäten des Kaisers und der Kaiserin von O Arrangirt war diese Gruppe von dem Insp des Thrips Gartenbaugesellschaft Schubert und dem ( Bartik. /eit b. Wien. Vor dieser Kaisergruppe hatte Hofgang“ erwähnt Antoine ein herrliches, mir nie vergesslicas Hamburger ment selten schöner Kulturpflanzen zus: , , Die Gruppe übte vermöge ihrer leichten Zuscnzr"szima snd und der feinen, zarten Nüanzirungen in derehlen können, sonderen Reiz aus. Neben den wunder'm. d. Redaktion.