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4 Erscheint nm 1., 10. und 20. eines jcden Alonats. * 4 Abounementsprcis jährlid) 7 3M., halbjährlid, 3 Al. 50 Pf. -- Nr. 1. 2 Erfurt, 1. Januar 1885. F IX. Jahrgang. Aufruf für einen Denkstein auf Paul Gräbner’s Ruhestätte. Auf dem Friedhöfe der kleinen Stadt Schwetz an der Weichsel ruht die irdische Hülle Paul Gräbner’s, des Begründers unseres Deutschen Gärtner-Verbandes. In dem Hause seines damals noch lebenden Vaters, wohin er von Salzgitter aus eilte, um Genesung von dem schweren Leiden zu finden, welches er sich in dem in idealer Begeisterung gewählten Berufe zugezogen, be endete der Tod frühzeitig ein Leben voll edelsten Strebens für das geistige und leibliche Wohl der Angehörigen des gärtnerischen Berufes. Paul Gräbner’s Grab wurde, solange der Vater lebte, von diesem gepflegt und durch einige daraufge pflanzte Epheuranken kenntlich gemacht. Jetzt ist das selbe versunken; kein Kreuz, kein Stein, kein Hügel kennzeichnet die Stätte mehr, wo der Begründer unseres Verbandes den ewigen Schlaf schläft. Es ist niemand vorhanden, der dem gänzlichen Versinken und Ver schwinden der Grabstätte durch Hergabe von Geldmitteln Einhalt gebieten könnte. Im Wechsel der Tage und der Jahreszeiten liegt nach einer so kurzen Spanne Zeit das Grab verfallen und vergessen; es ist keiner da, der in treuem Gedenken seine Schritte zu ihm lenket. Ist es nicht die heilige Pflicht des Deutschen Gärtner- Verbandes, an das Grab seines Begründers zu treten und die schon so lange fällige Schuld der Dankbarkeit abzutragen für das Gedenken eines Mannes, der mit Hingabe von allem, was überhaupt ein Mensch zu opfern vermag, der Arbeit für das Wohl unseres Standes lebte und dieser Arbeit sein geringes Vermögen, seine Existenz, seine Gesundheit und schliesslich sein Leben zum Opfer brachte? 0, gewiss! Es ist eine unabweisbare Pflicht, unserer Dankbarkeit einen würdigen Ausdruck zu geben und daneben den jüngeren Angehörigen unseres Berufes zu zeigen, wie man Männer ehrt, die für ihre Standes- genossen opferfreudig wirkten und ihr Bestes hingaben. Paul Gräbn er war es, in dessem Herzen zuerst der Gedanke keimte, die deutschen Gärtner aus geistiger und leiblicher Knechtschaft zu befreien, sie zu An strebung einer grösseren Gesittung, einer umfassenderen Bildung behufs Erreichung einer geachteteren Lebens stellung, eines menschenwürdigen Daseins aufzurütteln. Er war es, der durch Wort und Schrift für diese idealen Aufgaben eintrat, der wie ein Apostel, für diese Ideen begeistert, von Ort zu Ort reiste, um neue Vereine zu begründen, um die bestehenden zu gemeinsamer Arbeit mit einander zu verbinden, um ihren Bestrebungen wohl wollende Freunde und Förderer zu verschaffen, überall die Worte predigend: „Bildung macht frei — Einigkeit macht stark“. Sein Eifer, seine Begeisterung für dieses sein ideales Streben war so gross, dass er sein eigenes Geschäft, seinen eigenen Erwerb als Nebensache behan delte, denn sein ganzes Denken und Trachten galt in erster Linie dem Wohle seiner Berufsgenossen. So wurde er der eigentliche Begründer unseres Deutschen Gärtner- Verbandes, der mit Stolz sagen kann: Es ist schon viel erreicht von dem, was Gräbner anstrebte und wofür er kämpfte, es ist schon manches besser geworden. Gräbner hat es nicht erlebt! Die aufreibende Tätig keit bei der Gründung der Vereine, bei der Organisation des Verbandes, die dabei hervortretenden mancherlei Misshelligkeiten, Zwietracht und Verdächtigungen seines Tun’s legten bald den Keim der Krankheit, der er in dem jugendlichen Alter von 29 Jahren am 28. Februar 1877 zum Opfer fiel. Er wurde zum Märtyrer für die Idee der geistigen Erhebung des Gärtnerstandes! Ehre seinem Andenken! Mitglieder des Deutschen Gärtner-Verb an des! Wir erachten es als eine unabweisbare Pflicht der Dankbarkeit für Gräbner’s selbstlose Arbeit, ja auch als eine Pflicht der Sühne für das bittere Unrecht, das