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Durchmesser haltenden Röhren, welcher etwa 1600 lau fende, 50 mm weite Röhren erwärmt und No. IV, welcher bei einer Kessellänge von 1,20 m mit 38 mm Durchmesser haltenden Röhren etwa 1200 laufende Meter Röhren beheizt. Nach Ansicht des Fabrikanten ist es ganz gleich gültig, aus welchem Material die in den Häusern ver wendeten Heizrohren bestehen; ich würde jedoch nur zu solchen Röhren raten, die sich in der Praxis bewährt haben. Ferner würde ich die engen Röhren von 50 mm, wie sie Herr Lehnartz angibt, nicht empfehlen, da sich solche dünne Röhren als nicht zweckentsprechend erwiesen haben, sie werden zwar schnell warm, haben aber keine nachwirkende Heizkraft, da sie sehr bald wieder erkalten. Die Heizungsröhren von 10 cm Durchmesser dürften nach meinem Dafürhalten sich in den meisten Fällen als am geeignetsten erweisen. Äusser dem oben beschriebenen Zirkulations-Röhren kessel empfiehlt Herr Lehnartz noch einen, von ihm Sattel Röhrenkessel benannter Heizungsapparat, die ser hat den Vorteil, dass derselbe bei schon bestehenden Kanalheizungen angewendet werden kann, weil die Heiz kraft hier nicht so gut, wie bei dem Zirkulations-Röhren kessel ausgenutzt wird. Zu diesem Zwecke werden die als überschüssig entweichenden Feuergase in einen Kanal geleitet, wie aus der oberen Abbildung ersichtlich ist. Zur Teppichbeetangelegenheit. Von W. Waninger, Obergärtner in Unkel a. Rh. Die beiden, die amerikanische Teppichgärtnerei be treffenden Artikel der Herren Ben Akiba und Hampel möchte ich in verschiedenen Punkten widerlegen, auch glaube ich mich hierzu sogar verpflichtet, weil ich bei der Anlage der besprochenen Beete selbst beteiligt, in dem ich vier Jahre als Obergehülfe im Alleghany-Stadt- park beschäftigt war. Ich finde es seltsam, dass beide Herren derartigen Ausführungen auf dem grossen Felde der Teppichgärt nerei entgegentreten, während doch sonst solch’ ein ge lungener Versuch zur Erweiterung eines Faches mit Freuden begrüsst wird. Ich finde es überhaupt unbe greiflich, dass sich manche Kollegen allem neuen gegen über verschliessen und den alten steifen, symmetrischen, aus der Studirstube eines Baumeisters oder anderswo entspringenden Tapetenmustern oder Schablonen eines Dekorationsmalers ähnlich sehenden Teppichbeetfiguren anhängen, wo die schönsten Pflanzen sogar mit der Schafscheere verstümmelt werden und der ohnehin steifen Form ein unnatürliches Ansehen gegeben wird, so dass die Beete einem Mosaikfussboden ähnlicher, als einer Pflanzengruppe. Die hervorragendsten Künstler befassen sich mit dem Modelliren von Portraits aus Stein, Gyps etc., bil det man doch sogar Figuren und Portraits durch ben galische Flammen nach. Wenn nun die Kunst mit der Praxis Hand in Hand geht, der Bildhauer modellirt und der Gärtner durch geschmackvolle Zusammenstellung von Pflanzen das Bild belebt und zwar mit solchen Pflanzen, die nicht verstümmelt zu werden brauchen und doch bis zum späten Herbste die ursprüngliche Form genau behalten, so soll dies unnatürlich und für öffent liche Gärten nicht passend sein? Betrachtet man dagegen die alten steifen Parterres nach ausländischem Stil in den grössten öffentlichen Gärten Deutschlands, die in zehn und noch mehr Jahren nicht verändert wurden, nur um den guten, alten Ge schmack zu erhalten, sollten diese nicht mehr dazu bei tragen, dass die schöne Kunst der Teppichgärtnerei ver- altert? Den Amerikanern ist hiermit nicht gedient, denn alles nur denkbare ist schon dagewesen.*) So hatten wir z. B. im Sommer 1884 im Stadtpark zu Alleghany das Wappen von Pensylvanien in einer Grösse von 11,25 m und 5 m dargestellt. Auf beiden Seiten des Wappens, dasselbe haltend, ein wildes und ein zahmes Pferd in 11/2 Lebensgrösse, über dem Ganzen ein Adler in derselben Grösse. Das Wappen selbst, in drei Fel der geteilt, enthielt einen Pflug, ein Schiff und drei Garben; alles in Reliefform ausgeführt. Es fehlt in Amerika nicht an anregenden Beispielen für diese Richtung, indem verschiedene grosse Gärten darin wetteifern, wie z. B. Soldiers Home in Dayton O., Lincoln-Park in Chicago 111., Zentral-Park in New-York, Thrymont-Park in Philadelphia Pens, und Mont Auburn in Boston Mass. Den Kostenpunkt und die Arbeit betreffend, möchte ich Herrn Hampel noch mitteilen, dass die beiden Beete von einem Gärtner und mir. unter Beihülfe eines Bildhauers während eines halben Tages in einer Woche bepflanzt wurden. Spät im Herbste war das Ganze noch ebenso genau, als bei der Aufnahme der Photo graphien. Alle 2 Wochen genügte ein Tag Arbeit, um die Beete imstande zu halten. Wie wol jedem bekannt sein dürfte, können Eche- veria glauca und E. secunda im kalten Kasten über wintert werden, beanspruchen also im Winter kein Haus und keine Feuerung; gewiss ein grosser Vorteil im Ver gleiche zu anderen Teppichbeetpflanzen. Auch die Ver mehrung ist höchst einfach und erfordert keine beson deren Vorrichtungen. Zum Schlüsse möchte ich noch jeden praktischen Gärtner auffordern, zur Erlangung von Selbstständigkeit und Anregung neuer Ideen das alte Gängelband abzu werfen und sich mit erneutem Eifer einer anderen Rich tung zuzuwenden, zu den freien und ungebundenen For men, um so das Gesammtinteresse der Gärtnerei, beson ders das der Teppichbeetgärtnerei in neue Bahnen zu lenken und derselben neues Leben zu geben, ohne da bei des Guten zu viel zu tun. Die vorgeführten Por traits geben gleich eine Idee, wie verschiedenes noch darin geleistet werden kann und es würde mich sehr freuen, wenn ich hierzu weitere Anregung zu neuen Ver suchen gegeben hätte. Es wäre wünschenswert, wenn derartige Erfolge an dieser Stelle mitgeteilt würden, um Gelegenheit zum Austausch von Erfahrungen zu geben. Ich beabsichtige in den Anlagen des Herrn Äug. Neven du Mont in Unkel derartige Beete anzulegen, und lade hiermit alle Herren Kollegen zur gefälligen Besichtigung ein. Bezüglich der Alternanthera nana compaeta aurea möchte ich noch erwähnen, dass sie im Alleghany-Park zuerst kultivirt wurde. Ich kann dieselbe ihres schönen Kanariengelb, sowie ihres kompakten Wuchses und ihrer leichten Vermehrung wegen nur empfehlen. Nachschrift der Redaktion. Wenngleich der Herr Verfasser auch eine Geschmacksrichtung in der Teppich- *) Hierin müssen wir dem Herrn Verfasser Recht geben, denn es kann fast historisch nachgewiesen werden, dass die Teppich gärtnerei uralt und schon von Archimedes eifrig betrieben wurde, wenn er nicht gar der Erfinder selbst ist? — Ein Mann wie Archimedes war doch jedenfalls Stadtrat und Mitglied des Verschönerungsvereins. Wie uns die Geschichte lehrt, war er gerade damit beschäftigt, im Sande eine neue Figur zu zeichnen, als er von dem römischen Soldaten niedergestochen wurde. Denn worauf sollten sich sonst die Worte: „Noli turbare circulos meos!“ (Verdirb mir meine Kreise nicht!) anders beziehen, als auf Teppich beetfiguren. Archimedes war also mithin auch das erste Opfer der Teppichbeete. Die Redaktion.