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ten, bildete eine Gruppe prächtiger blühender Gloxinien, ausgestellt von der Villa Seeburg (Obergärtner Oettli). Es waren Pflanzen in der vollendetsten Kultur von 30 bis 40 cm Breite mit 8—14 offenen Blumen in den be liebten aufrechten Formen. Solche Leistung dürfte mitte April sehr selten sein und habe ich auf den berühmten pariser Ausstellungen mitte Mai kaum etwas ähnliches gesehen. Diese ausserordentliche Kultur fand auch den allgemeinen Beifall. Cinerarien, die Pflanzen der Jahres zeit, waren sehr viel vertreten in durchgängig sehr schönen Exemplaren, eine Gruppe jedoch, deren niedrige Pflan zen mit Blütendolden von 35—40 cm Durchmesser, bei verhältnissmässig kleinen Töpfen, dürfte als eine ganz besondere Leistung des Handelsg. Kramer anzusehen sein. Von demselben Aussteller war auch eine kleine Anzahl blühender Cyclamen persicum mit zumteil über 50 offenen Blumen an einer Pflanze und entsprechender Belaubung eingeliefert, die erkennen liessen, dass man auch hier Kulturpflanzen haben kann, wenn dieselben nur vom Publikum gewürdigt und bezahlt werden. Die Blumenbindereien waren sehr reichhaltig ver treten, ergaben aber auf einem gelben Hintergründe nicht die gehoffte Wirkung. Die besten Leistungen waren von der Firma Froebel & Komp, ausgestellt, welches Etablissement auch in dieser Branche an erster Stelle steht und in allen Gegenständen einen feinen Ge schmack, bei grosser Zierlichkeit und Leichtigkeit des Arrangements entwickelt. Andere Aussteller zeigten durch ihre Leistungen gleichfalls die Entwickelung eines guten Geschmackes und die Neigung zum besseren Stil, jedoch fehlten die unschönen Blumenklumpen von Bou- ketts und Körbchen auch nicht, woran man sah, dass diesen Herren die „Deutsche Gärtner-Zeitung“ noch nicht bekannt ist, welche durch ihre wiederholten gelungenen Abbildungen von wirkungsvollen Blumenarrangements sehr veredelnd in diesem Sinne gewirkt hat. Ein junges Blumengeschäft von Benz Sohn hatte in seinen ausge- stellten Gegenständen ganz gelungene Leistungen von Körbchen und Bouketts ausgestellt. Im Freien waren noch von einigen Baumschulen besitzern verschiedene Artikel, namentlich Coniferen aus gestellt, welche aber leider durch eine schlechte Ver bindung der Ausstellung mit dem Garten, von den we nigsten Besuchern gesehen wurden und es zu bedauern war, dass eine Sammlung von 80 Sorten Coniferen^ aus gestellt von der Firma Froebel & Komp., nicht besser zur Geltung kam, da alles nur Schaupflanzen in zumteil sehr seltenen Varietäten und bedeutender Grösse waren. Die Leistungen wurden prämiirt durch Preise I., II., III. und IV. Klasse, welche nur in baarem Gelde und entsprechendem Diplom bestanden. Der Verein hatte 1500 Fr. dafür ausgeworfen (im günstigsten Falle 2000 Fr.} Das finanzielle Ergebniss dieser Ausstellung kann als ein sehr günstiges bezeichnet werden, denn den un gefähren Ausgaben von 6500 Fr. stehen mehr denn 10,000 zahlende Besucher gegenüber und manches Mitglied, welches in banger Sorge schon die nötigen Franken für einen in Aussicht genommenen Zuschuss zurecht gelegt haben wird, mag diesen Betrag getrost zu anderen Zwecken verwenden, vielleicht für seine Untergebenen, welche durch ihre Arbeiten an dem Gelingen des ganzen tätig mitgewirkt haben. Gärtnerlatein. Von H. Jäger, Hofgarteninspektor in Eisenach. In keiner Berufsklasse kommen im gewöhnlichen geschäftlichen Verkehr so viele Namen und Worte aus fremden Sprachen vor, als in der Gärtnerei. Man müsste ein Alleswisser sein, wollte man alle Bezeichnungen aus fremden Sprachen richtig aussprechen und gebrauchen. Dazu reicht aber die Bildung der meisten Gärtner, selbst derer, welche die Berechtigung zum „einjährigen Freiwilligen“ haben, nicht aus. Wenn der Unterrichtete gewisse Gärtner fremde Namen aussprechen hört, und gewisse Kataloge und Verkaufsanzeigen liest, so kann er sich eines Schamgefühls nicht erwehren. Aber schämen ändert die Sache nicht, da hilft nur lernen, so weit es möglich ist. Eine so grosse wissenschaftliche Bildung, wie sie nötig wäre, um alle Fehler zu vermeiden, kann selten ein Gärtner erlangen, und wäre dies wirklich der Fall, so würde es ihm wol meistens an anderen nützlicheren Kenntnissen fehlen. So bedauerlich es ist, dass immer mehr niedrigere Elemente in den Beruf des Gärtners eindringen, so habe ich doch die übergrossen Ansprüche auf Schulbildung, wie sie von mancher Seite in Reden und Schriften ver langt werden, nie billigen können, denn nur wenige haben so viel Befähigung und Zeit, um es ohne Ver nachlässigung anderer Kenntnisse soweit zu bringen, wie es Idealisten unseres Standes verlangen. Es gibt aber ein Minimum von Sprachkenntnissen, welche jeder Gärtner haben muss: die richtige Ausprache der lateinischen Worte, welche er fast täglich im Munde führt, sowie die richtige Schreibweise. Die letztere Kenntniss ist mit etwas guten Willen nicht schwer zu erlernen, wenn man sich die Mühe gibt, gute Kataloge, deren es ja einige hat, und Bücher anzusehen und zu studiren. Ein recht praktisches und vollständiges Buch fehlt noch. Pompper’s „Schule des Gärtners“*) hat den Versuch gemacht, und ist brauchbar, enthält aber nicht alles Wünschenswerte. Vielleicht findet sich ein Gelehrter, der weiss was not tut, als Herausgeber eines solchen Buches. Hier in diesen Blättern eine Belehrung zu geben, ist unmöglich und wäre auch von meiner Seite nicht möglich. Meinen Berufsgenossen diese Mängel und deren Ab hülfe recht warm an das Herz legend, will ich hier nur einige Sprachfehler hervorheben, die man täglich hört, und die doch so leicht zu vermeiden sind. Unter 100 Gärt nern sind vielleicht kaum 10, welche den Namen Eche- veria richtig sprechen; die meisten sagen Escheveria. Dasselbe gilt von Chamaerops, welches von den Gärtnern Schamaerops ausgesprochen wird. Freilich machen es auch unzählige sogenannte Gebildete aller Gesellschafts klassen nicht besser, wenn sie Orschester anstatt Orchester sagen. Ebenso verhält es sich mit Chamaedorea, Achy- ranthes, Amelanchier, mit Chamaecyparis und allen mit Chamae zusammen gesetzten Worten; während Charl- woodia wie Scharlwoodia ausgesprochen wird. Beiläufig mache ich noch auf die häufige Schreibart Nemophylla statt Nemophila aufmerksam, welche Worte in der Bedeu tung ungeheuer verschieden sind. Livistona wird fast immer Livistonia geschrieben und gesprochen, trotzdem es in allen guten Katalogen richtig steht. Ebenso muss es Weigela, nicht Weigelia heissen. Ich gestehe, dass ich in meinen älteren Büchern, Fehler wie letztere selbst begangen habe. Zuweilen ist die falsche Aussprache eine schlechte aber eingewurzelte Gewohnheit, weil sie noch aus der Jugend stammt. Mein nun fast vor 50 Jahren verstorbener Lehrherr sagte anstatt Araucaria stets Auracaria. Ich sprach’s ihm nach, und muss mich heute noch hüten, dass ich es nicht falsch spreche. Dracaena (Cordyline) congesta lernte ich vor 40 Jahren in Berlin kennen, und mein Vorgesetzter, sowie andere berliner Gärtner sprachen den Namen „conjesta lL aus. Dieses war mir so zur Ge wohnheit geworden, dass ich es jahrelang nicht los wurde, sogar das Wort falsch schrieb und drucken liess. *) Weimar, Verlag von B. F. Voigt. Preis 6 M. Zu beziehen vom Bureau des Deutschen Gärtner-Verbandes.