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nachdem sie in irgend einem Garten dort geblüht hatte, genauer bestimmt und mehr bekannt. Dr. Engelmann studirte die Yucca zuerst genau an ihren Standorten, und sie gaben ihm genügenden Grund, sie in 4 Sektio nen zu trennen, die er Sarcoyucca, Clistoyucca, Choeno- yucca und endlich Hesperoyricca nannte. Yucca gloriosa L., Karolina bis hinab nach Flo rida, ist eine jener alten, schon von Linnd gekannten schönen Spezies, welche man in allen Gärten sieht und doch nie recht würdigt und selten richtig verwendet. Und doch ist gerade sie eine der schönsten und eine der dankbarsten, weil von überaus leichter Kultur und eine der herrlichsten Dekorationspflanzen überhaupt. Schon weil ihre schönen, dunkelgrünen oder bei manchen For men bläulich-grünen breiten Blätter ohne die übliche Stachelspitze sind, haben sie Vorzug vor mancher an deren Art, besonders zur Dekoration unserer Wohnräume, wo man doch im allgemeinen solcherart gewappnete Pflanzen vermeiden muss, zumal wo Kinder sich befin den. Diese Art führt da und dort die deutsche Bezeich nung „Prachtaloe“, und wenn sie auch keine Aloe ist, so ist sie doch jedenfalls prächtig. Diese Pracht- Yucca bildet in einem gewissen Alter ringsum unten am knorrigen Stamme kurze Wurzel sprossen, die man derselben gewöhnlich nimmt, um die Art zu vervielfältigen; würde man diese belassen, so würden sich junge Kronen bilden und diese den altern den Stamm lieblich umkränzen und umgrünen. Dazu bleiben im ungepflegten Zustande die Menge der erbleich enden unteren Blätter schlaff am Stamme hängen, denselben teilweise oder ganz bedeckend; und dadurch gewinnen diese schönen Pflanzen einen eigenen Reiz und eine ganz andere Physiognomie, als in unsern säubern Blumentöpfen. Sie hat wie alle Yucca ein langes Leben, das endlos erscheint, wenn man bedenkt, dass sie fort gesetzt durch Schosse weiter sich ergänzt, denn wo sah man alte Stöcke sterben? Sie grünen und blühen immer dar, jahraus, jahrein. Die Blütenrispen dieser und ihrer Formen sind kurz, aber gedrungen und kräftig, die Blumen glockenförmig, weiss oder grünlich weiss. Viel häufiger kultivirt als diese Stammart ist eine ihrer schönen Formen, die Yucca gloriosa var. recurvifolia Engelm. oder Y. recurva Haw., Y. superba Haw., Y. pendula Carr, oder in den Gärten kurzweg Yucca re curva pendula genannt. Sie ist eine sehr schöne Pflanze von leichtem, raschen und eleganten Wüchse und grosser Härte gegen mancherlei Unbilden, wie Staub und wochen langen Wassermangel. Sie ist deshalb auch sehr beliebt und wol die gewöhnlichste in Deutschlands Gärten. Von dieser Form kultivirt man neuerdings wiederum 2 sehr schöne Unterformen, welche indess, wie es scheint, noch selten sind. Die eine, Y. recurva pendula glau- cescens variegata^ hat schöne blaubereifte und in der Mitte mattgrün gestreifte Blätter, während Y. recurva pendula fol. var. lebhaft gelblich gestreifte Blätter trägt. Diese letzte sah ich zum erstenmale auf einer Aus stellung in Pavia, mir scheint im Jahre 1877. Woher sie stammen, kann ich nicht sagen, auch scheinen sie wenig bekannt zu sein und nicht billig. Andere, wenig abweichende Formen der Y. gloriosa sind: Y. gl. var. flexilis Engelm., Y. gl. var. obliqua Haw., Y. gl. var. planifolia Engelm. und Y. gl. var. acuminata Haw. Yucca aloefolia L. aus Karolina mit zahlreichen For men, ist die bekannteste der baumartigen Spezies, häu fig in den Gewächshäusern des Nordens zu finden und im Sommer gerne zur Dekoration im Freien verwendet, im Süden Europas aber sehr oft angepflanzt und auch verwildert. Sie hat spiessförmige, ziemlich lange, am Rande sehr scharfe, dunkelgrüne Blätter und eine py ramidale Blütenrispe, welche gewöhnlich im Mai-Juni erscheint. Sie wird bis 8 m hoch in den Gärten und treibt eine Anzahl Wurzelschosse, welche die alten Stämme malerisch umgeben. Nach der Blüte verzweigt sich die Krone und blüht dann gewöhnlich in den näch sten Jahren nicht wieder. Sie bringt sehr leicht Früchte, leichter als irgend eine andere Art, wenigstens in Europa. Diese sind länglich, eckig, voll saftigen Markes, in dem die schwarzen Samen massenhaft ruhen, sie keimen leicht und schnell und ihre buntblättrigen Formen, wie Yucca aloef. bicolor, tricolor und quadricolor reproduziren sich teil weise ganz echt aus Samen. Diese Früchte bleiben ein Jahr lang an den dürren Rispen hängen und trocknen langsam ein. Äusser den genannten buntblättrigen Formen, welche alle sehr schön sind, gibt es eine ganze Reihe sehr edler und oft viel schönerer Formen als die Stammart, welche zumteil so sehr abweichen, dass man in ihnen die erstere kaum noch erkennen kann und die denn auch lange Zeit für eigene Arten galten und da und dort noch immer gelten. Die schönste und merkwür digste dieser Abarten ist wol Y. Draconis L., welche wir in voriger Nummer im Bilde Wiedergaben. Sie scheint eine wärmere Heimat zu haben als Y. aloefolia, und es ist nur zu bedauern, dass diese malerische Pflanze unsern deut schen Winter nicht verträgt. Da und dort hält man sie im Warmhause, und wenn ich nicht irre, unter dem falschen Namen „Dracaena Ehrenbergi 1 - 1 .*} Dahin gehört sie nun aber nicht. Sie ist eine fast ebenso harte Pflanze als Y. aloefolia, welche sie an Schönheit und mancher lei Vorzügen weit überragt. Wie im Bilde leicht er sichtlich, ist sie für den Süden von grossem dekorativen Wert und in Gesellschaft der Palmen, Aloe, Agaven oder gar Casuarinen und Pinus canariensis im höchsten Grade anziehend. Unsere abgebildete Gruppe steht in einem Garten Palermo’s und ist ein einziges Exemplar! Umgeben von Aloe arborescens und A. socotrana, Agave Scolymus, Lilium, Vinca und Mesembryanthemum und da und dort eine Palme in Sicht, oder von einer hän genden Casuarine durchwoben ist diese Gruppe von eminenter Bedeutung in der Pflanzendekoration. Wenn nun die Kronen der Yucca sich mit zahlreichen Rispen weisser duftender Blüten schmücken und unten die saf tigen Aloe ihre glühenden Lichter dazu aufstecken, die Mesembryanthemum aber dem eigenen Grün flammendes Magentarot unten am Boden zugesellen, dann hat man ein Bild voll südlicher Fülle, so grossartig, wie es die Sinne nicht fassen wollen, wie es nur die Gluten einer tropischen. Sonne erzeugen können, so voll Leben und voll Feuer! Y. Draconis umgibt sich reichlicher denn andere Arten mit jungen Stämmen, die bald zu impo santen Gruppen erwachsen. Man könnte aus wenig Pflanzen kleine Wäldchen bilden, die undurchdringlich sein würden. Die schlanken Stämme stehen dicht an einander gereiht und kreuzen sich oft malerisch; zu weilen unten schon geteilt sind sie nahe den Blattkronen gabelig und oft bis zur Hälfte hinab von den gelben erstorbenen Blättern bedeckt, die nur an der Wetterseite schneller schwinden und den lichtgrauen Stamm bloss legen. Nach und nach im Alter werden die Stämme *) Im botanischen. Garten zu Breslau befindet sich ein sehr grosses Exemplar, welches früher auch unter dem falschen Namen „Dracaena Ehrenbergi 0. Koch,“ (Mexiko) im Palmenhause kulti virt wurde. Im Jahre 1867 kam die Pflanze dort zum ersten male zur Blüte, und es zeigte sich, wie man schon lange vermutet, dass sie eine echte Yucca sei. Die Pflanze hatte damals eine Höhe von za. 6 m und die Länge der Blütenrispe betrug etwa 1 m, woran sich eine ganze Anzahl schöner, weisser Glocken befanden. Trotz dem sie befruchtet wurde, setzte sie doch keinen Samen an. Der Kopf teilte sich im nächsten Jahre und, wenn wir nicht irren, hat sie schon wieder seit der Zeit geblüht. Sie wurde damals in Yucca Ehrenbergi durch Göppert umgetauft. Kleinere Exem plare dieser Spezies sieht man jetzt häufiger in den Sammlungen. D. R.