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140 land die Ansicht in mir befestigt hatte, dass auch die dortige Kultur für unsere Verhältnisse nicht anwendbar sein würde, so kam ich nach mehrfachen Versuchen schliesslich zu der Ueberzeugung, dass eine recht üppige naturgemässe Kultur den verhältnissmässig besten Erfolg gewährt. Als das Wesentliche hierbei erscheint mir Folgendes: Die jungen Veredlungen oder Stecklings pflanzen , wenn erstere gut angewachsen, letztere fest eingewurzelt und beide an freie Luft gewöhnt sind, lasse man nicht lange in den kleinen Töpfen schmachten, sondern pflanze dieselben möglichst bald in ein wie für Camellien oder Azaleen hergerichtetes Moorbeet. Zu empfehlen ist es, dieselben soweit auseinander zu pflanzen, dass sie zwei Jahre auf ein und demselben Platze bleiben können, da das Verfahren, sie im Herbste herauszu nehmen und den Winter über eingeschlagen liegen zu lassen, das Wachstum sehr beeinträchtigt und die damit beabsichtigte Raumersparniss, zumal bei kleinen Pflanzen, kaum inbetracht kommen kann. Im Frühjahr und Herbst bewahre man die jungen Triebe gut vor Nachtfrösten, denn der auf einen abgefrorenen Trieb folgende ist gewöhnlich zu schwach, um Knospen bilden zu können. Man bedecke sie aber selbst im Winter nur mit Brettern, auf denen bei strenger Kälte eine leichte Decke von Laub oder Sägespänen ausgebreitet genügt, da ein langsames Einfrieren und Auftauen während der Periode des Saftstillstandes (Dezember-März) selbst den Himalaya- Sorten keinen Schaden bringt, während unter Glas kultivirte Pflanzen im Frühjahre leicht zu zeitig aus treiben, und dieser nicht naturgemässe Trieb gewöhnlich schwächer bleibt. üebermässige Trockenheit vertragen Rhododendron selbst in der Ruhezeit nicht, weshalb es nötig ist, sich vor dem Einwintern von der gehörigen Grundfeuchtigkeit der Beete zu überzeugen. Nach der Vollendung des ersten Triebes (etwa Ende Juni) ist ein Dungguss von in Wasser aufgelöstem Hornmehle sehr empfehlenswert. Der Schnitt hat in der Zeit von Ende Oktober bis Anfang März zu erfolgen; in der Regel genügt es, den zweiten Trieb (Vermehrungsholz) einzustutzen, oder, wo ein solcher nicht stattgefunden hat, das Kopfauge des ersten auszubrechen und in dieser Weise alljährlich fortzufahren, bis die Pflanze die gewünschte Grösse erreicht hat, was unter günstigen Umständen, inbetref sogenannter Marktpflanzen, schon nach 2 Jahren der Fall sein kann. Die geeignetste Zeit, dieselben in Töpfe zu bringen oder überhaupt umzupflanzen, ist vor Eintritt des Frühjahrstriebes, d. i. Ende März — Anfang April, wodurch man auch das unbequeme Ueberwintern in Töpfen erspart. Kräftige, 2jährige Pflanzen bedürfen in der Regel eines Topfes von za. 13—15 cm Lichtweite. Zum Einpflanzen ist eine gute, aber nicht allzuleichte Azaleen- (Moor- oder Heide-) Erde zu empfehlen. Himalaya - Rhododendron erfordern während der heissen Jahreszeit etwas Schatten; im übrigen werden die meisten Varietäten und Speziessorten bei der oben angegebenen Behandlung ebenfalls gut gedeihen und die Mühen ihrer Kultur sicher lohnen. Iinpatiens platypetala Lindl. Von G. Schaedtler ir Hannover. Zu den in den letzten Jahren so beliebt gewordenen Impatiens-Arten, wie sie im vorigen Jahrgange abgebil det und beschrieben sind, darf sich noch eine dritte Spezies zum Bunde hinzu gesellen und zwar mit um so grösseren Nachdruck, als sie mit einem anderen Farben schmuck ausgestattet ist, als wie bei den bereits be sprochenen Arten. Walten bei Impatiens Sultani die herrlich leuchtend karminrote und bei I. Marianae die schön violette Farbe vor, so ist diese I. platypetala mit rein weissen Blumen geziert, eine Farbe, die stets angenehm vermittelnd zwischen den übrigen auftritt und damit eine klang vollere und lebhaftere Abwechslung hervorruft. Sie kann sich also zwischen ihren Schwestern gern den ihr gebührenden Platz auswählen, und sei sie denn hiermit bestens empfohlen. Als eine aus dem gebirgsreichen Java entstammende! ausdauernde Pflanze, kommt sie ebensowol im Warm- wie im temperirten Hause gleich gut fort, und passt sich dazu den vorhingenannten Arten in der Kultur so glücklich an, dass sie um so anstandsloser angenommen werden kann. Ihre gegliederten Stengel sind rötlich gefärbt. Die länglich lanzettförmigen Blätter sind quirlförmig verteilt. Aus den Winkeln derselben kommen die Blu men mit ihren grossen, ausgebreiteten Blumenblättern ausdrucksvoll zum Vorschein, wie das ihr treffend ge wählter Name gut andeutet. Beachtet man dazu, dass auch ihre Blütezeit mit der der vorigen Arten zusammen fällt, so hat man das ganze Farbenspiel von Rot, Weiss und Violett beisammen, wodurch der Schmuck auch für das Auge nur gewinnen kann. [Zudem blühen die jungen Stecklinge, die eben so leicht anwachsen wie die von I. Saltani, schon als kleine spannenlange Pflan zen, so dass nichts mehr zu ihrem Lobe hinzugefiigt zu weiden braucht. Personalnachrichten. Unser Verbandsmitglied Herr W. Steen, bisher in Aachen, übernahm die Leitung des Konsulatsgartens in Tarragona (Spanien). Herr Fr. Morkramer, Mitglied unseres Verbandes, ist von Sr. Hoheit, dem Fürsten von Bulgarien mit der Ausführung und Leitung der Parkanlagen zu Sandrova bei Varna (nach den Plänen des Parkdirektors Herrn E. Petzold-Dresden-Blasewitz) beauf tragt worden. Herr Hofgärtner Löwel in München wurde wegen vorge rückten Alters pensionirt. An seine Stelle, Leitung der königlich. Blumentreiberei in München, wurde Herr Hofgärtner Müller berufen, der nebenher auch seine seitherigen Obliegenheiten, Besorgung der Wintergärten, weiter wahrnimmt. Herr Hofgärtner Bauer wurde von Veitshöchheim bei Würz burg nach München zur Leitung der Baumschulen berufen. Die seitherige Stelle des Vorgenannten ist Herrn Hofgärtner Scheller, bisher in der Eremitage bei Bayreuth, übertragen. Herr Hofgärtner Heller in Würzburg erhielt von Sr. Majestät, dem König von Baiern, den Michaelsorden. Zum Hofgärtner in der Eremitage bei Bayreuth wurde Herr Gartenkontroleur Schmitt ernannt. Herr Hofgärtner Müller in Dachau wurde auf die Roseninsel versetzt. Herr Hofgärtner Hundsdorfer erhielt die Stelle des pensionirten Herrn Hofgärtners Liedl in Berchtesgaden. An Stelle des verstorbenen Professor Münter ist Herr Professor Dr. Schmitz mit der Direktion des botanischen Gartens in Greifs wald betraut worden. Herr Louis Schaefer, Mitglied unseres Verbandes, ist zum Friedhofsgärtner in Barmen, Gemeinde Unterbarmen, erwählt worden. Der Inspektor der kaiserlichen Gartenbaugesellschaft in Wien, Carl Schubert, erhielt die goldene Medaille des persischen Sonnen- und Löwenordens. Carl Freiherr von Babo ist von der Kolonialregierung nach der Kapkolonie zur Hebung des Weinbaues und der Kellerwirt- schäft berufen. Für die Redaktion verantwortlich Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.