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oder Rauchkanälen müssen stets gefüllte Wasserbehälter stehen, damit die Luft im Treibraum fortwährend gleich mässig mit Wasserdampf geschwängert ist. In der dritten Woche des Treibens kann die Temperatur auf — 14 bis 16° R steigen, des nachts jedoch kann sie bis auf - 12° R. wieder sinken. Sollte starker Sonnenschein am Tage eintreten, was aber gewöhnlich erst beim spä teren Treiben eintritt, so ist es zweckmässig, die oberen Luftklappen zu öffnen. Vom zu vielen Schattiren ist durchaus abzusehen, sollte aber doch an sehr kalten, windigen Tagen greller Sonnenschein herrschen, so ist allerdings leichter Schatten dem Lüften vorzuziehen. Während der Treibperiode muss soviel wie möglich frische, atmosphärische Luft dem Treibraume zugeführt werden, und bezweckt man dieses im Winter am besten durch die schon oben erwähnten Luftventile, welche an der Vorderseite der Häuser über der Erde angebracht sind, wo bekanntlich für gewöhnlich die Heizrohre ent lang laufen. Um recht kräftige und schöne Blumen zu erzielen, gibt man den Treibrosen häufig einen Guss flüssigen Düngers, welcher aus in Wasser aufgelösten Hornspänen oder Rinderdung besteht. Doch ist auch eine schwache Guanolösung anzuraten. Den schönsten Erfolg erzielt man jedoch durch Begiessen der Rosen mit Malz wasser. Die Blätter werden hierdurch ungemein kräftig, die Blumen gross und schön. Man muss aber nicht altes, sondern ganz frisches Malz verwenden; dasselbe wird abgekocht und mit Wasser angemessen verdünnt. Das Begiessen muss in entsprechenden Zwischenräumen in ausreichender Weise geschehen. Alle schwachen Triebe, welche erscheinen, werden beseitigt, die starken aber an Stäben aufgebunden. Zeigen sich die Knospen und gehen diese dem Auf blühen entgegen, so ist dass Spritzen vorsichtiger zu handhaben, damit dass Wasser nicht in dieselben hinein fällt. Sind einzelne Blumen aufgeblüht, so werden die entsprechenden Pflanzen, um das rasche Verblühen zu verhindern, in ein Haus von — 8 bis 10° R. gebracht. Das Treiben währt zu Weihnachten 4 bis 5 Wochen. Im Februar-März kann man schon den warmen Fuss fallen lassen und die Rosentöpfe auf Stellagen aufstellen. Sollten sich beim Treiben Blattläuse einstellen, so ist dieser Umstand auf zu trockene Luft und unregel mässiges Begiessen zurückzuführen. Tägliches Räuchern bei geschlossenen Häusern mit schlechtem Tabak tötet das Ungeziefer. Oft werden in Gärtnereien, die viel Blumen ge brauchen, die Rosen erst im Herbst, kurz vor dem Treiben in Töpfe gepflanzt, und dann sogleich mit demselben begonnen. Die Treibmethode ist dieselbe wie die eben angeführte. Will man aber ein befriedigendes Resultat bei dieser par force Treiberei erlangen, so ist die grösste Aufmerksamkeit zu verwenden. Immerhin geschieht dies Treiben auf Kosten der Sträucher, welche sich oft sehr schwer wieder erholen. Bekanntlich hört im Norden Deutschlands das Blühen der Rosen gewöhnlich schon im Oktober auf. Da man aber oft schlechterdings von Ende Oktober bis Anfang Dezember getriebene, blühende Rosen nicht haben kann, und somit nur auf die importirten Rosenblüten, die oft mangelhaft und teuer genug ausfallen, angewiesen ist, so kann man diesen Mangel an frischen Blumen einiger massen durch folgende Methode der Rosenblumenzucht abhelfen, die man gewissermassen auch zur Treiberei mitrechnen kann. Zu diesem Zwecke pflanzt man im Frühjahre auf ein Beet, welches vorher gut mit Dünger, Lehmerde u. s. w., überhaupt mit dem den Rosen zu träglichen Erdarten versetzt worden ist, starke kräftige, auf den Wurzeishals veredelte oder wurzelechte Exem plare aus. Natürlich verwendet man solche Sorten deren Blumen man am meisten benötigt, wie z. B. Souvenir de la Malmaison, Jules Margottin, La reine, Marechal Niel, Hermosa u. a. Den Sommer lasse man diesen eine sehr gute Pflege angedeihen, gebe oft Dung- guss und unterdrücke alle schwachen Triebe und früh zeitig erscheinenden Blüten. Ein reichliches Feuchthalten während der trockenen Sommerszeit ist Haupterforder niss. Auf diese Weise kultivirt, hat man bis zum Herbst starke, kräftige Exemplare, welche mit Knospen über deckt sind. Die sehr hoch treibenden Sorten hakt man in die Erde und bedeckt somit dass ganze Beet mit blühbaren Zweigen. Sobald Ende September sich stärkere und anhaltende Regengüsse einstellen, schlage man um die Rosenbeete, welche man nach der Länge und Breite seiner Mistbeetfenster anlegen muss, einen den Pflanzen entsprechenden höheren oder niederen Kasten, den man dann mit den, um diese Zeit gewöhnlich verfügbaren Mistbeetfenstern bedeckt. Dass die Fenster die Neigung nach Süden oder wenigstens Südost besitzen müssen, ist selbstredend. So lange das Wetter gelinde und gut ist, entferne man am Tage die Fenster gänzlich, bei schlechterem Wetter gebe man wenigstens etwas Luft. Tritt Kälte ein, so packe man einen Umschlag um den Kasten und bedecke die Fenster mit Matten oder Laden. Auf diese Weise kann man bis Mitte Dezember oft schöne Rosenblumen haben. (Schluss folgt.) Acokanthera (Toocicophlaea) Thunbergi. Eine Pflanze für Blumen- und Boukettgeschäfte. Von A. Voss, Institutsgärtner in Göttingen. Als ich in der ersten Hälfte des Monats Februar dem ehrwürdigen Hildesheim einen Besuch abstattete, erlaubte es mir gerade noch meine Zeit, die Kunst- und Handelsgärtnerei des Herrn E. Westenius einmal wieder zu durchrennen. Wie anzunehmen ist, beschränkte ich mich auf die Gewächshäuser, deren eines schon des halb einige Anziehungskraft auf mich ausübte, weil ich die in Nr. 4 der „Deutschen Gärtner-Zeitung“ 1885 vom H-Korrespondenten erwähnte buntblättrige Dracaena indivisa, die aus Samen entstanden, noch nicht gesehen hatte. Die Pflanze bildet in der Tat eine reizende Neu heit; auch ist sie schon in Vermehrung genommen, so dass sie vielleicht schon in den nächsten Jahren dem Handel übergeben werden dürfte. Im Warmhause sah ich nun eine andere, für die Blumen- und Boukettgeschäfte wertvolle Pflanze, eine Afrikanerin aus der Familie der Apocynaceae, nämlich die Toxicophlaea Thunbergi, welche nach Bentham et Hooker*) richtiger Acokanthera genannt wird. Die Pflanze ist strauchig; sie hat dicke, lederartige, den Ficus-Arten unserer Gewächshäuser ähnliche, aber gegenständige Blätter. Die ungemein wohlriechenden weissen, doldig gehäuften Blüten erscheinen in den Blattwinkeln ; sie ähneln sehr den Hoya-Blumen, doch fehlen ihnen die den Asclepiadeen eigentümlichen An hängsel (corpuscula) der Narben. Die Blumen halten sich gleich denen der Hoya lange Zeit und dieser Um stand sowol, als auch die Zeit der Blüte macht diese leicht zu kultivirende Pflanzen für uns sehr wertvoll, worauf ich die Aufmerksamkeit der Interessenten lenken möchte. Weitere Auskunft wird Herr Westenius geben können, dessen Katalog mir im Augenblick nicht zur Hand ist. *) Bentham et Hooker, Genera Plantarum II. 2. pag. 696.