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zu keimen anfängt, muss man beim Begiessen sehr vor sichtig sein, damit die jungen, überaus zarten Pflänzchen nicht faulen. Zurzeit der Entwicklung sei man auch schon darauf bedacht, dass man für seine Zöglinge recht zeitig ein warmes, aber nicht mehr ausdunstendes Mist beet hat, damit, wenn etwaige Fäulniss unter den Pflänz lingen auftreten sollte, sie sofort in das bereits erwähnte Beet pikirt werden können. Die Pflanzen werden hier bei mässiger Feuchtigkeit und Schatten sehr bald ein üppiges Wachstum entwickeln. Je nach Bedürfniss setze man sie in eine weitere Ent fernung von einander und zwar ebenfalls warm und gebe, wenn nötig, leicht Schatten. Sobald sie ange wachsen sind, lüfte man ziemlich und setze sie ganz der Sonne aus. Nach Verlauf von 14 Tagen bis 3 Wochen wird ein nochmaliges Weiterpflanzen erforderlich sein, was auf ein minder warmes Beet stattfinden kann, indem die Pflanzen weniger empfindlich geworden sind. Die Pflanzung muss jedoch soweit von einander geschehen, dass sich die Blätter gegenseitig nicht berühren. Beim Ausheben der Pflanzen verfahre man recht vorsichtig, damit sie möglichst grosse Ballen behalten, andernfalls wird es den überaus kräftig gewordenen Pflanzen schaden und eine merkliche Stockung im Wachs tum zurfolge haben. Schatten ist nur dann erforderlich, wenn sie welken wollen, was aber nur kurze Zeit dauern wird. Sind die Kämme bis zu einer ziemlichen Breite herangewachsen, so lüfte man die Fenster abwechselnd oben und unten, bei hellem trocknen Wetter entferne man dieselben ganz. Dann und wann wird ein Dünger guss gegeben, um die Pflanzen zu einer kräftigen, von Gesundheit strotzenden Entwicklung zu verhelfen. Sobald die Blumenkämme der vollständigen Aus bildung nahe sind, kann man mit dem Versetzen auf Gruppen vorgehen, setze die Pflanzen jedoch nicht zu dicht, da sie sich hier erst vollständig entwickeln und ausdehnen werden. Eine solche Pflanze im freien Grunde des Mistbeetes nach angegebener Kultur gezogen, wird drei in Töpfen kultivirte ersetzen, es ist geradezu erstaunlich, die enorme Grösse des Blütenkammes auf der niederen buschigen Pflanze prangen zu sehen. Will man den Reiz der Pflanzen noch erhöhen, so ist es ratsam, wenn man zwischen dieselben Leucophyta Browni oder sonst ähnliche Pflanzen setzt und mit Mesembryanthemum cordifolium oder Sedum carneum einfasst. Einige alte bekannte und verkannte Blattpflanzen. (Ferdinanda eminens (Cosmophyllum cacaliaefolium). Verbesina gigantea. Sparmannia africana. Conoclinium janthinum. Solanum robustum. Salvia argentea. Funkia japonica. Wigandia caracassana.) Von E. Metz, Landschaftsgärtner in Zwickau. Seit einigen Dezennien hat sich in der Gärtnerei eine Umwandlung vollzogen, die ausgegangen ist teils von der Sucht nach immer „Neuem“, teils hervorgerufen durch die immer wechselnde Mode, unter denen namentlich auch die landschaftlichen Gärten leiden. Nicht zum geringsten Teil haben die Teppichbeete dazu beigetragen, manche alte bekannte Pflanze in den Hintergrund treten, sie fast vergessen zu lassen. Man kann nicht sagen, dass die Blattpflanzen ganz aus den Gärten verdrängt wurden, nein, aber jene alten Bekannten hat man vernachlässigt, und wenn man die Blattpflanzengruppen der weitaus meisten Gärten ansieht, so begegnet einem ein ewiges Einerlei: Ricinus, Zea, Cannabis und Canna sind stereotyp geworden und doch haben wir eine ganze Anzahl von Blattpflanzen mit schönen Blattformen und ganz geeignet für Bepflanzung von Gruppen, denen dann die Mannig faltigkeit der Formen und der Färbungen einen ganz andern Reiz verleiht, als die oben genannten. Versuchen wir, jene Pflanzen wieder zu Ehren zu bringen. Vor allem durch schnellen Wuchs und schöne grandiose Blattformen zeichnet sich Ferdinanda eminens (Cosmo phyllum cacaliaefolium) aus, von denen junge, im März erzogene Stecklinge in üppigem Boden in einem Sommer die respektable Höhe von 1,50—2 m erreichen können. Sie passt vorzüglich als Mittelpflanze, weil sie am schnellsten von den andern nachbenannten wächst. Unter günstigen Verhältnissen erreichen die silbergrau glänzenden Blätter einen Durchmesser von 40—50 cm. Verbesina gigantea mit ihren langgestreckten, eichen blattartig eingebuchteten Blättern von gesättigtem Dunkel grün nimmt sich, als nächster Nachbar zu obengenannter Ferdinanda gepflanzt, besonders gut aus; sie erreicht eine Höhe von 1 — 1,50 m aus Stecklingspflanzen. Früher als Zimmerblattpflanze sehr geschätzt und für diesen Zweck fast unerreicht ist Sparmannia africana. Als Stecklingspflanze kultivirt, erreicht sie in einem Jahre die Höhe bis zu 1,50 m in üppigem, gut gedüngten Boden, selbst bei Zimmerkultur; mehrmals verpflanzt und hin reichend feucht erhalten, wird sie in einem Jahre meterhoch, bekommt Blätter von 20—30 cm und darüber im Durch messer, welche nach allen Seiten fast wagerecht vom Stamm abstehen, von herrlicher, lichtgrüner Färbung. Mehrjährige Exemplare bringen im Winter schöne grosse, weisse Blumen. Sollen die Pflanzen aber effektvoll er scheinen, so muss man sie jedes Jahr frisch aus Steck lingen anziehen, ältere Pflanzen bringen nimmer so schöne Blätter wie junge. Conoclinium janthinum (auch Hebeclinium genannt) ist ebenfalls als Blattpflanze für das freie Land sehr geeignet und erreichen junge Pflanzen eine Höhe bis zu 1 m. Die grossen, runden, bis zu 40 cm im Durchmesser sich entwickelnden Blätter sind behaart, wodurch über den dunkelgrünen sammtigen Grund ein violetter Reflex erscheint, der besonders hervortritt, wenn die Sonne die Blätter bescheint. Solanum robustum hat schöne grosse Blattformen, reichlich auf den Rippen beider Blattflächen mit Stacheln bewehrt, in sonniger Lage einen lichtbraunen Reflex zeigend. Diese Pflanze wird 60—70 cm hoch und bildet einen hübschen Uebergang zu der Höhe anderer Pflanzen. Während für die vorgenannten eine Ueberwinterung im Kalthause genügt, muss diese im temperirten Hause über wintert werden. Hoch schätzbar als Einfassung für Blattpflanzen gruppen ist Salvia argentea, wenn sie jährlich aus Samen frisch erzogen wird. Die silberweiss behaarten, grossen Blätter bringen einen schönen Kontrast hervor. Nicht minder empfehlenswert zu diesem Zwecke ist Funkia japonica, eine im Freien vollständig harte Staude mit grossen, lichtgrünen, herzförmigen Blättern, die vom zeitigen Frühjahr an reichlich erscheinen. Sie blüht weiss auf 30—40 cm hohen Stengeln. Vermehrung aus Samen und durch Teilung. Wigandia caracassana ist ebenfalls als herrliche Blattpflanze hervorzuheben, doch lässt sie sich etwas schwierig heranziehen. Ueberwinterte Exemplare ziehen ein. Wenn man die Wurzeln erhalten kann und im Februar zerschneidet, so treiben sie leicht Junge. Man kann sie auch jedes Jahr aus Samen erziehen, doch erreichen sie nicht die Grösse, wie aus Wurzelschnittlingen erzogene Pflanzen.