Volltext Seite (XML)
108 ist der Herbst, oder noch besser das Frühjahr, Birken lieben überhaupt nicht geschnitten zu werden. Stehen sie zu dicht, so dass man Ballenpflanzung anwenden könnte, so schneidet man sie auf 10—12 cm zurück. Kann man die Birken mit Ballen verpflanzen, ist es unnötig, sie zu schneiden. Zum Ausnehmen wendet man am besten den Hayer’schen Verpflanzbohrer an, weil dann die Arbeit schneller vonstatten geht und sich auch feste Ballen mit demselben ausstechen (-bohren) lassen. Das An wachsen der Birken hängt von verschiedenen Umständen ab; es wachsen bei geeignetem Boden und wenn Ballen pflanzung (in sandigem Lehm oder lehmigem Sand) mög lich ist, 95 Prozent sicher an. Julius Obrecht, Gartenmeister, Gut Semetschena, Kr. Morschansk, Russland. Alter der Musa. Beantwortung der Frage 569: „Wie alt werden Musa und wie sind sie mit Sicherheit der Erhaltung durch den Winter zu bringen?“ Das Alter der Musa hängt ganz von deren Kultur ab; solche, die in den freien Grund gepflanzt sind und einen etwas feuchten Standort haben, werden eher zur Blüte kommen, als in Töpfen und Kübeln stehende, welche trockener gehalten werden. Bei Musa Cavendishi kann man die Blüte im zweiten Sommer erwarten. Nach der Blüte stirbt die Stammpflanze ab und macht Wurzel oder besser gesagt Seitentriebe, welche noch 5—10 Jahre leben. — Die Hauptbedingung zur Durchwinterung ist eine gute Bewurzelung, zuträgliche Wärme, 10—12° R. und vorsichtiges Giessen. Die härtesten Sorten sind Musa paradisiaca, M. Cavendishi und M. rosea. Julius Obrecht, Gartenmeister, Gut Semetschena, Kr. Morschansk, Russland. Erwärmung der Lohe. Beitrag zur Beantwortung der Frage 581: „Erwärmt sich Lohe, allein angewandt, genügend und anhaltend und wie hoch muss sie angesetzt werden, um im Mittelbeet eines Palmenhauses Pferdemist zu ersetzen?“ Indem ich mich mit der Ansicht des Herrn Kuenzer, No. 40 d. v. J., bezüglich der Lohbeete ganz einverstanden erkläre, möchte ich noch hinzufügen, dass nasse Lohe durch Beimischung von trockenen Malzkeimen binnen 24—36 Stunden sich schon erwärmt; ich habe dies Mit tel dann angewandt, wenn die Lohhaufen stark durch regnet waren, und immer mit Erfolg. Julius Obrecht, Gartenmeister, GutSemetschena, Kr. Morschansk, Russland. Unterlagen für Reineclauden und Pflaumen. Beantwortung der Frage 611: „Weiche Wildlinge sind die besten Unterlagen für Reineclauden und Pflaumensorten?“ Wenngleich diese Frage schon in Nr. 4 der „Deut schen Gärtnerzeitung“ beantwortet ist, so sei noch be merkt, dass hier zu Lande die meisten Pflaumensorten teils auf Zwetsche, teils auf Pflaumensämlinge veredelt werden. Das Gedeihen solcher Veredlungen ist ein ganz vorzügliches. Was Pfirsiche anbelangt, so ist allerdings bei denselben die Zwetsche nicht immer die empfehlens werteste Unterlage. Oft gedeihen auch andere Pflaumen sorten nicht auf Zwetschen oder Pflaumensämlingen; was hierfür die Ursache ist, lässt sich nicht leicht fest stellen, denn wenn die Unterlage schuld wäre, dass die Veredelungen nicht an wachsen und gedeihen, so müssten doch, bei gleichgenauer Arbeit, sämmtliche Veredlungen auf einer und derselben Unterlage misslingen, was nicht der Fall ist — es ist demnach der Grund des Nicht gedeihens in etwas anderem, als in der Unterlage, zu suchen. Wir bleiben dabei, unsere Reineclauden und Pflaumen sorten auf Pflaumensämlinge oder Zwetschen zu veredeln; die Erfahrung lehrt, dass solche Bäume, sei es Hoch stamm oder Zwergform, recht gut gedeihen und reich lich Früchte tragen. Wenn in Nr. 4 gesagt wird, Zwetschen seien nur für Zwergbäume verwendbar und die hierauf veredelten Pflaumen trieben gewöhnlich nur schwach, so beruht dies auf Irrtum. Meine Pflaumensorten sind meist auf Zwetschen veredelt und treiben sehr schöne, kräftige Kronen. Die meisten sind in der Krone veredelt, teils durch Kopulation, teils durch Gaisfussveredelung und ziehe ich die schönsten Kronen von Italienischer-, Wormser- und Wangenheims - Zwetsche. Von anderen Pflaumensorten sind es: Grosse grüne Reineclaude, Meroldts Reineclaude, Graf Althans Reineclaude, Durch sichtige, Violette Diapree, Washingtonpflaume, Esperens Goldpflaume, Aprikosenpflarme, Augustswetsche, Jerusa lemer Aprikosenpflaume, Columbia, Weisser und Bunter Perdrigon, Anna Späth, sämmtlich auf Zwetsche ver edelte Hochstämme, die schon 10—12 Jahre alt sind und prächtig gedeihen. J. A. Leneer, Lehrer in Bittstedt bei Arnstadt. Cyclamen in ihrer Heimat. Zugleich Beantwortung der Frage 642: „In welcher Erde wachsen Cyclamen in ihrer Heimat? Ent falten sie die gleiche Fülle und Blumengrösse wie bei uns in Töpfen? Im Gegensatz zu dem Cyclamen persicum, welches sich doch nur bei guter Kultur zu einer schönen Pflanze entwickelt, dürfte das gewöhnliche Cyclamen europaeum — in Tirol „Erdscheibe“, nicht Alpenveilchen genannt — stehen. In auffälliger Weise überzieht diese Pflanze in Ge sellschaft mit verschiedenen Laubmoosen und der nied lichen Hepatica triloba in ihrer Heimat, dem Alpenge biet, den Boden der Bergwälder. Eigentümlich ist ihr plötzliches Auftreten und ebenso schnelles Verschwinden, so dass man demnach annehmen muss, dass sie eine be sondere Erdart und einen eigenen Standort verlangt. Am häufigsten fand ich sie in den steirischen Alpen, bei Cortina der Gemeinde Ampezzo und auf den „Tauern“ bei Linz, immer steigend bis zu einer Höhe von 2000 m, während ich ihr in Oberösterreich in der Ebene begeg nete. Durch letzteres dürfte demnach die Wahrheit der richtigen Bezeichnung als „Alpenpflanze“ etwas in Frage gestellt sein, umsomehr, da die Pflanze selten über die Baumgrenze hinaufsteigt. Der Boden, in welchem ich sie fand, bestand stets aus sehr schwerer Rasenerde, welche auf der oberen Schicht mit verrottetem Laub, vielem Sand und kleinen Steinen vermischt war. Die Pflanzen waren stets sehr kräftig entwickelt und zeichneten sich durch verschiedene Färbung der Blätter aus, in Blüte sah ich jedoch nur das blaurote Cyclamen, da übrigens der Hauptflor bis auf höher ge legene Punkte vorüber war. Noch möchte ich bemerken, dass das Cyclamen euro paeum sehr selten an der vollen Sonne ausgesetzten Stellen, dagegen lieber im kühlen Schatten an feuchten Plätzen vorkommt. Zur Topfkultur würde sich diese sonst so liebliche Pflanze kaum eignen, da sie bereits von der Repräsentantin Persiens in den Hintergrund ge stellt worden ist. Paul Bräuer, Obergärtner in Bozen. Für die Redaktion verantwortlich Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.