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Ueber neue und gute Sorten Abutilon. Von Jos. Wein, Obergärtner im Etablissement von Ferd. Jühlke Nachfolger in Erfurt. Zu denjenigen Pflanzen, die sowol als Dekorations- wie als Schnittmaterial einen hervorragenden Rang ein nehmen, gehören unstreitig die Abutilon^ die als Winter- blüher bereits allgemein geschätzt sind. Kein Wunder also, dass die Züchter von Florblumen sich eingehend mit den Abutilon beschäftigt haben. Wir verdanken Kreuzungsversuchen derselben das schöne Abutilon chrysostephanum, von goldgelber Farbe, ausge zeichnet durch die Eigentümlichkeit, dass die Staubfäden 2—3 cm aus der Korolle hervortreten. Royal Scarlet, mit feurig scharlachroten Blumen, Miss Laura Poivell, eines der schönsten gelben, Clochette, von dunklem Rosen rot, und viele andere, denen kompakter Wuchs, reiche Färbung in fast allen Nüancen und seltene Reichblumig keit besonders während der Wintermonate, einen hohen ersten sich an einer jungen Pflanze entwickelnden Blume gezeichnet. Die folgenden zeigten sich in demselben Verhältniss, wie die Pflanze kräftiger wurde, grösser und voller. Die dichte Belaubung ist, wie bei Abutilon Thompsoni, panachirt, die Blumen sind ledergelb mit karmoisin geadert. Diese Neuheit wurde von mir be reits in bedeutender Anzahl vermehrt. Die Kultur der Abutilon ist eine so einfache, dass ich sie als allgemein bekannt voraussetzen muss. Man kann gute Sorten das ganze Jahr in Blüte haben. Die Pflanzen für den Winterflor vermehre ich im Frühjahr und kultivire sie in kalten Kästen, bis sie später aus gepflanztwerden. Ich bemerke jedoch, dass sie sich auch in Töpfen gut entwickeln. Während des Sommers gebe ich ihnen reichlich Wasser. Die Triebe werden fleissig Wert verleihen und wel che für Bindereien ganz unentbehrlich geworden sind. Die Verwendung der Abutilon ist eine viel artige. Besonders be achtenswert und origi nell erscheint jedoch die von England aus empfohlene und dort an gewendete Manier, die Abutilon-Blüte gewis- sermassen alsManschet- te für Zusammenstellun gen kleiner Blumen, wie Veilchen u. s. w. zu ver wenden,die so, mitDraht durchstochen, reizende Boukettchen für sich bilden und sowol ein zeln, wie in grösseren Zusammenstellungen äusserst effektvoll wir ken. Für Dekorations zwecke verdienen je doch zwei Neuzüchtun gen des Vorjahres wei tergehende Beachtung. Von diesen ist das durch V. Döppleb hier in den Handel gebrachte Abutilon nanum^Feuer- ball" durch ganz be sondere Reichblumigkeit und zwergigen Wuchs hervor ragend. Die Blumen sind von leuchtend karmoisinroter Farbe und erscheinen unaufhörlich auf den niederen, reichverzweigten Pflanzen, die eine kompakte Kugelge staltannehmen; diese ist jedenfalls eine der besten Neu züchtungen. Anders aber, nicht nur besonders schön und wert voll in seiner Art, sondern auch als Uebergangspunkt für weitere Kreuzungen interessant, ist das von Amerika stammende Abutilon Thompsoni fl. pl. — das erste ge füllte Abutilon. Ich muss sagen, dass ich mit grosser Erwartung und vielem Zweifel dem Erblühen der ersten Blumen entgegen sah. Meine Erwartungen wurden je doch zu meiner Freude nicht nur erfüllt, sondern noch weit übertroffen; den kleinen Malven gleich sind die Blüten durchaus gefüllt und in schönster, vollkom menster Form. Beistehende Abbildung wurde nach der eingestutzt, um die Pflanzen niedrig und buschig zu ziehen. Im Monat August hört das Einstutzen auf, da die dann erscheinenden Triebe die Blütenträger für die Wintermonate bilden. Jetzt werden auch die verpflanzten Exemplare wieder in Töpfe gesetzt, damit die selben noch vor dem Winter anwurzeln. Beginnen die Pflan zen Knospen zu bilden, so ist eine wöchentlich zweimalige flüssige Düngung auf Qualität wie Quantität der Blu men von wesentlichem Einfluss. Clianthus puni- ceus, ein schätzbarer Winterblüher. Von Edw. Urlandt in Freibergsdorf bei Freiberg in Sachsen. Wenn ich heute einer Pflanze das Wort rede, welche zurzeit der Blüte zu den prachtvollsten des Kalthauses gehört, so gibt mir die Tatsache, dass dieselbe nur in wenigen Gärtnereien noch zu finden ist und dortwol gar stiefmütterlich behandelt wird, Veranlas sung dazu. Clianthus puniceus, aus der Familie Legumino- sae-Papilionaceae, ist eine der schönsten Pflanzen von der früher so beliebten Gattung der Neuholländer, hat hellgrüne gefiederte Blätter und bringt brennend rote Schmetterlings blumen von zirka 4 cm Länge, zu 4—5 in herabhängen der Traube vereinigt. Es ist eine unangenehme Tatsache, dass die Pflanze von einer eigentümlichen Krankheit, welche durch den Stich der Milbenspinne herbeigeführt wird, sehr häufig befallen und, wenn nicht rechtzeitig einge- griffen wird, dieselbe nicht nur ein kümmerliches Aussehen erhält, sondern sogar leicht zugrunde geht. Diesem Uebelstande ist jedoch entgegenzutreten, wenn, sobald sich die ersten Spuren dieses Insektes auf den Blättern zeigen, die Pflanzen mit einer starken Tabaks abkochung überspritzt oder in diese eingetaucht werden.