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Lebensgelchichte berühmter Pomologen OTTO BISSMANN Als ich vor ein paar Jahren durch das schöne Thüringer Land wanderte, und mich mein Weg durch lichte Wälder auch über Landstraßen und in Dörfer und Städte führte, freute ich mich immer wieder von neuem über die sauberen so wundervoll der Landschaft ange paßten Orte und über die so gepflegten Obstpflanzungen an den Straßen. Schon damals sagte ich mir — nur ein ganz großer Obstfreund kann hier so fördernd für den Obstbau eingetreten sein. Heute weiß ich nun, daß der am 12. November 1922, einige Tage nach seinem 70. Geburtstage, verstorbene Pomologe Otto Bissmann sich durch diese Straßen pflanzungen ein würdiges Denkmal gesetzt hat. Er war. wie man so sagt, der Vater des Ge dankens und Hunderte von ihm ausgebildete Baumwärter und Obstbaubeamte haben sein Werk gefördert und weitergeführt. Am 26.9. 1852 in Gotha geboren, mußte er schon als Kind tüchtig in der elterlichen Gärtnerei mithelfen, späterhin blieb er dort auch als Lehrling tätig. Sein starker Wissens drang führte ihn dann in die Döpplebsche Gärtnerei in Erfurt, die damals schon durch ihre Pflanzenneuheiten bekannt war. Um sich auch im Obstbau und im Baumschulwesen auszu bilden, arbeitete er in den Baumschulen Simon Louis Freres und in der Firma L. Späth, Berlin. Nach dem Kriege 1870/71 gelangte man zu der Ansicht, daß man dem verarmten Lande durch die Gründung von örtlichen Obstbauvereinen helfen könnte, so entstand auch der Gothaer Gartenbauverein. Der Vorsitzende desselben, ein Eiferer des Obst- und Gartenbaus, setzte es durch, daß Otto Bissmann von der Regierung aus in die neugegrün dete Gärtner-Lehranstalt nach Geisenheim geschickt wurde. So wurde Bissmann 1872 als erster Schüler dieser Lehranstalt, die von Direktor Hüttig geleitet wurde, eingetragen, die er nach vier Semestern mit hervorragenden Zeugnissen verließ. Trotz seiner Jugend übernahm ihn der Gothaische Staat sofort als Obstbauinspektor und sämtliche Obstpflanzungen wurden seiner technischen Leitung unterstellt. Unsagbar viel hat er in seiner Lebensarbeit — 50 Jahre reichen Schaffens — für das Thüringer Land geleistet. Geben nicht nur die gepflegten Straßenpflanzungen, sondern auch die Einführung und Pflege des Kirschenanbaus, hervorgegangen aus den Versuchsfeldern in Klein-Fahner, der Heimat des großen Pomologen Sickler, bei Erfurt ein beredtes Zeugnis davon. So ist ihm auch der Erfolg so vieler Kirschenschauen in Diemitz, wo Johannes Müller tätig war, zu verdanken. 1882 errichtete er auf einem Gelände von 40 Morgen die Landes baumschule des Herzogtums Gotha. Unter seiner bewährten Leitung entwickelte sich dieselbe zu einer der besten des Landes. Auf seinen Vorschlag hin wurde sie 1919 nach dem Staats gute Topfleben verlegt. Noch viel größere Pläne schwebten ihm vor; so trat er mit seiner ganzen Tatkraft für die Gründung einer Gärtnerlehranstalt auf dem so ideal gelegenen Grundstück für das Gothaische Land ein. Das Fehlen der Mittel und sein leider 1922 er folgter Tod ließen diesen Plan nicht zur Wirklichkeit werden. Bissmann war auch dem Gärtnernachwuchs ein vorbildlicher Führer, in den Hunderten von Lehrgängen, die er ab gehalten hat, hat er es verstanden, in seinen Schülern das Interesse und die Liebe für den Obstbau zu wecken. Lag sein Tätigkeitsfeld auch speziell im Thüringer Land, so erstreckte