Lebensgeldichte berühmter Pomologen JOHANN KASPAH SCHILLER In jüngster Zeit ging über die Lichtbildbühnen ein als künstlerisch wertvoll ausgezeichneter Schillerfilm, in dem der Beschauer den jungen Schiller in seinem Elternhaus erlebt. Nun ist plötzlich kein Rätselraten mehr um die Person des Gartenbauschriftstellers Schiller, der das Buch „Die Baumzucht im Großen, aus zwanzigjährigen Erfahrungen im Kleinen mit Rücksicht auf ihre Behandlung" schrieb, denn wir erleben in dem Film Schillers Vater in der von ihm geleiteten Baumschule (vgl. Pom. Kurzweil Heft 2/1940). Johann Kaspar Schiller, also Friedrich von Schillers Vater, war an sich zwar kein zünftiger Gärtner, sondern Militär, aber nach seiner Pensionierung als Major, die die Folge von Kriegsverwundungen war. hat er sich gründlich in die Obstlehre und -praxis eingearbeitet. Er hatte selber eine kleine Baumschule angelegt. Hierdurch wurde der Herzog Karl Eugen' von Württemberg, der besonders den Obstbau in seinem Lande durch Straßenpflanzungen zu fördern versuchte, auf ihn aufmerksam und beauftragte ihn mit der Anlegung einer großen Baumschule auf der Solitude. Mit wahrem Feuereifer und regem Interesse gab sich Schiller der neuen Aufgabe hin. Als Anfang hatte er sich den Baumbestand seiner eigenen Baum schule in Höhe von 4000 Stück Apfel- und Birnenbäumen mitgenommen, aber bereits 1786 (nach elf Jahren) konnte die Baumschule 22 400 Obst-, Zierbäume und Strauchhölzer ab geben. Daß Schiller restlos diesem großen Aufgabengebiet gewachsen war, ersehen wir dar aus, daß die Bestände durch eine Baumschule von Ludwigsburg um 20 000 und 1793 durch die Egolsheimer Baumschule um 40 000 vergrößert wurden. Voller Genugtuung berichtet er wörtlich an seinen Sohn: „Daß mir gedachte neue Anlage dergestalt und auch fürs Auge so gelungen ist, daß es jeder große Herr sehen darf, und daß es ein rühmliches Denkmal von meinem Hiersein bleiben wird." Da der Nachfolger des verstorbenen Herzogs, Herzog Ludwig Eugen kein Gartenfreund war und ihm auch an der Förderung des heimischen Obstbaues wenig gelegen war, bangte Schiller lange um die Erhaltung und Weiterführung seines Lebenswerkes. Aber der Herzog Ludwig Eugen zollte schließlich doch den großen Fähigkeiten seines Beamten Lob und An erkennung und verlieh ihm den Rang eines Majors. Wahrlich hatte es der nunmehr bereits 72jährige alte Schiller nicht leicht auf seinem Posten, mußte er doch die Baumschule um das dreifache vergrößern. Auch dieses schaffte er, trotzdem sich bei ihm, der am 27. Oktober 1723 in Bittenfeld O. A. Waiblingen geboren war und sich nach Erlernung der Wundarznei kunde der militärischen Laufbahn zuwandte, die Nachwehen seiner Feldzüge bemerkbar machten. So mußte er sich 1796, von schweren rheumatischen Schmerzen befallen, hilflos von einer französischen Streifbande ausplündern lassen. Am 8. 9. 1796 wurde seinem treuen und arbeitsreichen Leben ein Ende gesetzt. Man kann ihn als wahren Förderer des württem- bergischen Obstbaus bezeichnen, dessen segensreiche Tätigkeit sich noch heute auswirkt. Nicht nur praktisch, sondern auch literarisch hat er sich für den Gartenbau betätigt. So kam 1769 seine erste Schrift „Betrachtungen über landwirtschaftliche Dinge im Herzogtum Wirtem-