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Lebensgelchichte berühmter Pomologen NICOLAS GAUCHER Nicolas Gaucher wurde als Sohn eines in ärmlichen Verhältnissen lebenden Weingärtners und Bauern am 17. 1. 1846 in Sarcicourt bei Chaumont geboren. Da er schon früh mitver dienen mußte, war ein regelmäßiger Schulbesuch nicht möglich. Durch die verschiedensten Beschäftigungen als Knecht, Kellner, Diener usw. versuchte er Geld zu verdienen, um seinen Lieblingswunsch, als Lehrling in eine Gärtnerei aufgenommen zu werden, erfüllen zu können. Endlich war es soweit und er trat im April 1864 in die Gärtnerei von Jules Lamblin, Chaumont, als Lehrling ein. Nachdem er seine Kenntnisse in verschiedenen berühmten Gärtnereien vervollkommnet hatte, verließ er 1868 Frankreich und nahm eine Stellung in der Schweiz, und zwar im Botanischen Garten zu Basel, an. Da er großes Wissen und Erfahrungen in der Behandlung des Formobstes besaß, durfte er darüber laut Beschluß der Universitätsleitung Vorträge halten. Im Frühjahr 1869 wurde er Obergärtner bei dem Baumschulbesitzer Binter in Stuttgart, der ihn bald zum stillen Teilhaber machte. 1870 kehrte er nach Frankreich zurück und erweiterte seine Kenntnisse in dem Betrieb von Ferd. Jamin in Bourg la Reine. Inzwischen war der Krieg ausgebrochen, da Gaucher jedoch als Ernährer der Familie galt, wurde er nur für kurze Zeit eingezogen, so daß er bereits wieder Anfang Dezember nach Stuttgart zurückkehren konnte. 1872 löste er seine Teilhaberschaft mit Binter auf und gründete ein eigenes Geschäft. Nach wie vor gehörte seine ganze Liebe dem Formobstbau, es gab keinen größeren Kenner und Spezialisten auf diesem Gebiet. Um seine Erfahrungen auch den anderen zu übermitteln, hat er ab 1871 Hunderte von Vorträgen gehalten und errichtete dann 1879 in Stuttgart eine Fachschule für Gärtner, die von zahlreichen Schülern des In- und Auslandes besucht wurde. Gaucher, der schon lange für Zeitschriften schrieb, fing nun auch an, seine zahlreichen Erfahrungen in Werken festzulegen. Von 1885—1894 gab er die bekannte Zeitschrift „Gaucher's praktischer Obstbaumzüchter", Illustrierte Zeitschrift zur Hebung des Obst- und Garten baus, der Obst- und Gemüseverwertung heraus, die er dann leider abgab, da er durch die Verlegung seines Betriebes zu sehr mit Arbeiten überlastet war. Diese für die Praxis be stimmte Zeitschrift mit vielen farbigen Abbildungen hat in großem Maße zur Förderung des Obstbaus beigetragen. Sämtliche in- und ausländische Ausstellungen beschickte Gaucher mit seinen Erzeugnissen, viele erste Preise und Ehrenpreise wurden ihm daraufhin zuteil, als höchste Auszeichnung erhielt er auf der Landes-Gewerbe-Ausstellung zu Stuttgart im Jahre 1881 ein Ehrendiplom für seine Gesamtleistungen. 1903 wurde er zum kgl. württem- bergischen Garteninspektor ernannt. Dem Deutschen Pomologenverein hat er 40 Jahre als eifriges Mitglied angehört. Einige Tage nach seinem 65. Geburtstage starb er nach schwerem Leiden am 21. 1. 1911. Der Deutsche Pomologenverein widmete ihm einen ehrenvollen Nachruf, in dem Lorgus, der damalige Vorsitzende, Gaucher als denjenigen bezeichnet, der sich in Deutschland den Ruf als Meister der Formobstzucht erworben hat. Seine zweite Heimat, Stuttgart, benannte ihm zu Ehren eine Straße Gaucherstraße.