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Lebensgelchichte berühmter Pomologen Das in Stuttgart von 1859—1875 in 8 Bänden herausgekommene ,,Illustrierte Handbuch der Obstkunde, das die systematische Beschreibung von 2500 Obstsorten mit Abbildungen enthält und heute noch führend auf dem Gebiete der Sortenbestimmung ist, hat außer Lucas und Oberdieck (deren Biographien wir bereits brachten), noch als 3. Bearbeiter Franz Jahn. Schon sehr früh verlor Jahn, der am 17. 1. 1806 als Sohn eines Arztes in Meiningen geboren worden war, beide Eltern. Liebevoll nahm sich seiner sein Oheim, der Apotheker K. L. Jahn, an, der ihn als seinen Nachfolger speziell in der Apothekerkunst ausbildete. Nachdem Franz Jahn das pharmazeutische Institut in Jena besucht hatte, übernahm er 1831 nach dem Tode seines Oheims die Apotheke. Trotzdem Jahns Vater sich als eifriger Pomologe einen mit vielen Obstanlagen versehenen Garten angelegt hatte und in reger Verbindung mit den Pomologen seiner Zeit, Diel, Christ, von Truchseß usw., stand, schien es, als hätte Jahn, trotzdem er ein tüchtiger Botaniker war, keine Liebe, keine Zugehörig keit zur Pomologie. Er verkaufte den Garten, da auch sein Bruder Ferdinand, der später einer unserer eifrigsten Rosenkultivateure war, kein Interesse dafür hatte. Jahns ganzes Bestreben war damals, seine Apotheke durch wissenschaftliche Fortschritte auf einen hohen Stand zu bringen. Dies gelang ihm in vollem Umfang und er wurde 1835 von der herzog lichen Regierung zum Medizinalassessor berufen und 1866 wurde ihm als besondere An erkennung seiner Verdienste der Titel Sanitätsrat verliehen. Erst allmählich erwachte in Jahn die Liebe zur Pomologie, angeregt wurde er dazu durch seine Freunde, die sich schon lange ernsthaft damit beschäftigten. Die praktische Anlei tung dazu erhielt er durch den Vorstand der herzoglichen Hofgärten. Jahn kaufte sich Ackerland, legte Obstplantagen an, richtete Baumschulen ein und gab sich ganz ernsthaft dem pomologischen Studium hin, zumal er Vorstand des 1838 gegründeten Vereins für Pomo logie und Gartenbau in Meiningen wurde. Hervorzuheben sind seine sorgfältigen und gewissen haften Aufsätze, die in den Jahresberichten des genannten Vereins, in Vereinsschriften und später in den Pomologischen Monatsheften veröffentlicht wurden. Noch intensiver beschäftigte er sich nach dem im Jahre 1856 erfolgten Verkauf seiner Apotheke mit obstbaulichen Studien. Er scheute keine Kosten bei der Beschaffung neuer Obstsorten und führte systematische Ver zeichnisse. Diese gewissenhafte und sorgfältige Arbeit brachte ihm unzählige Bestellungen auf Obstbäumchen ein, so daß seine Vorräte nicht ausreichten und er sich gezwungen sah, seinen Baumschulbetrieb zu erweitern. Zu dem bereits oben erwähnten „Illustr. Handbuch der Obstkunde" hat er insbesondere die Beschreibung der Birnen, aber auch zahlreicher Kirschen und Pflaumen gegeben. Jahns pomologische Tätigkeit fand zahlreiche Anerken nung, viele Ehrenmitgliedschaften und Ehrenvorsitze von Vereinen und Gesellschaften wur den ihm angetragen, unter anderem die Ehrenmitgliedschaft des deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main. Leider viel zu früh verstarb Jahn am 15. Februar 1867 infolge einer schweren Rippenfell entzündung. Mit Oberdieck und Lucas, seinen getreuen Mitarbeitern, trauerten die ganzen pomologischen Kreise um einen ihrer Getreuen. 11