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SS. 26. April 1912. 5116 Börsenblatt s, b. Dtschn. Buq?»nd-I. Künftig erscheinende Bücher. Rem Ssanin kein Such, öas man gelesen haben muß Vieser Nomon, -essen Veöeutung öaron Au ermessen iss, --ss von üer russischen Kritik mit Gogols „Toten Seelen^ verglichen wuröe, nimmt ein altes Problem aus: üen wiüerspruch zwischen Osten unü Westen in öer Seele öes Rüsten unü in Üem Ausbau üer russischen Gesellschaft. /Iber er behanüelt es in ganz neuer Weise, wie es nur einer behandeln kann, üer üie Erschütterungen ües letzten Jahrzehnts lies unü stark miterlebt hat. In üer Stimme, üie hier spricht, klingen viele Töne zusammen: Sie naive Feierlichkeit öes Chronisten und öas öumpfe Pathos eines hell seherischen Sektierers, öie sichere Ironie öes überlegenen Seobachters unü üie schweifende Sreitspurigkeit ües Slaven, üer ein wunüerliches /Ibenteuer erzählt. /Iber üas Element, öas ste alle unlöslich verschmolzen hat, ist üie Sensibilität eines Dichters unserer Zeit, öer aus allen Dingen ein schwer mütiges Geheimnis erfährt unü es uns kunüzutun weiß. Sjelys Helü ist ein junger Gelehrter unü Schriftsteller, öesten Sehnsucht nach üem Sinn ües Daseins durch Europas welt- unü Lebensweisheit nicht befrieüigt worüen ist. Er will nun üie Wahrheit in Rußlanü selbst suchen, in üen Tiefen öer ringenüen rustischen Seele unü üen Offenbarungen ihres Gott-Erlebens. So gerät er in üas seltsame Treiben einer mystisch-revolutionären Sekte, öie sich seiner zu einem ge heimnisvollen Zweck beöienen will. Verlag öer Literarischen /lnstalt Rütten L Loening Frankfurt am Main R erscheir Umfang Gehel in halbpergcu 98. 26. April 1912. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhanbel. 5177 Vjelp T »e Taube Cm neuer Gogol Ein Such, -as man lesen a n sollte Seiten l. 5.- Igebö. M. S.5S /luch in ihr finüet er öie Erfüllung nicht; aber er sinüet in ihr sein Schicksal. Dieses ist nur üie äußere Gestaltung jener unverrückbaren Tragik, üie von /Inbeginn auf üem wesensgrunü ües moüernen Russen lag. Die Gegebenheiten üieses merkwürdigen Suches gehen in einer Welt vor sich, üie in ihrer /Itmosphäre unü in allen ihren Einzelheiten mit faszinierender /Inschaulichkeit üar- gestellt ist. wir sehen öas öumpfe Leben öes Dorfes unö öas müöe Leben öes Schlosies, öie ekstatischen Orgien öer Sektierer unö öie grotesken Exzesse im Popenhaus; sehen eine Fülle von Silüern, von denen jedes scheinbar nur sich selbst meint unü üoch mit allen zusammenhängt, sie erklärt unü von ihnen erklärt wird. Die vielverschlungene hanülung wirkt, je weiter man liest, immer stärker als ein einheitlich Ganzes, in üem jeüer Strich notwendig unü be deutsam ist; ein großer Zug seelenvollen, sinnvollen Geschehens geht üurch alle diese so vielfältigen Vorgänge; man wird von ihrer zauberhaft bunten Mannigfaltigkeit hingenommen unü spürt üoch hinter ihnen, in ihnen allen öas gleiche, eine Mysterium ües Kampfes unü üer Sehnsucht. Man kann manche Szenen in üer Tat nur mit Gogol vergleichen, wer es mit wachen Sinnen liest, üem wirü üieses Such zum Erlebnis werden. Verlag öer Literarischen /lnstalt Rütten L Loeoiag Frankfurt am Main