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Sk, 26. April 1S12. Nichtamtlicher Teil. Mrftnriatt I. b. Dtschn. Buchhandel. 5161 Unverlangt versandt: Aus direktes Verlangen: 942 Expl. 604 Expl. Besprochen Titelabdr. Rezension aus Reklamation sind: bei: in Aussicht gestellt: 47S Expl. 93 Expl. 14 Expl. Waschzettel <nur in einzelnen Fällen versandt) abgedruckt: 13 Expl. in Sa. also sss Explre., d. h. etwas über >/g der versandten Bücher. Zurückgesandt wurden teils auf Reklamation, teils ver einzelt aus eigenem Antriebe 52 Werke. Ohne Erfolg reklamiert wurden 804 Exemplare, bzw. Rezensionen. Von den eingesandlen Besprechungen verteilen sich 21S auf ver langte Rezensionsexemplare, 256 auf unverlangte. Von Titelabdrucken entfallen IS auf verlangte Werke. Soweit es sich um billige Werke von 1—2 handelt, kann man sich wohl zur Not mit einem Titelabdruck begnügen, wenn es auch keineswegs in der Ordnung ist, daß man in solchen Füllen damit abgespeist wird, wo das Buch ausdrücklich zur Rezension eingefordert ist. Bei wertvolleren Werken füge ich stets hinzu, daß mir am alleinigen Titelabdruck nichts gelegen ist und daß ich das betreffende Buch im Falle der Nichtbesprechung auf meine Kosten zurückerbitte, leider aber häufig ohne Erfolg. Es entfallen auf Werke im Preise von: bis ^ I.— 2.— 3.- 5.— 10.— 20.- 40.— Besprechungen: 6S 53 69 77 113 82 12 Titelabdr.: 37 10 IS 15 7 5 — Wenn nun auch anzunehmen ist, daß vielleicht einige Besprechungen verlorengegangen und selbst auf Reklama tionen hin nicht abgesandt worden sind, und daß bei schwerer zu prüfenden wissenschaftlichen Werken viel leicht noch einige zu erwarten sind, da die letzten Werke erst seit einem Vierteljahr im Besitz der Redak tionen sind, so ergibt die Zusammenstellung doch immer hin ein ziemlich klägliches Resultat. Da die be sprochenen Werke einen Wert von 3158 repräsen tieren, so sind über 4000 ^ Werte ohne Gegenleistung in den Besitz der Redaktionen bzw. Rezensenten überge gangen. Welche Niesensummcn im gesamten Buchhandel auf diese Weise nutzlos aufgewendet werden, entzieht sich natürlich der Kontrolle; man kann das nur ahnen. Daß auch ein großer Teil dieser Bücher im Antiquariat seine Auferstehung feiert, bedarf wohl keiner Frage, ja es ist jeden falls bei den nicht besprochenen Werken in viel höherem Maße vorauszusetzen, als von den einer Besprechung unter zogenen, zu denen der Rezensent in ein persönlicheres Ver hältnis tritt, auch wohl Notizen davon macht, und eher das Verlangen haben dürfte, sie dauernd seiner Bibliothek ein zuverleiben. Es liegt also schließlich auch für das Sortiment ein Interesse vor, daß hier eine Besserung eintritt. Da es nun für den Verleger ein Ding der Unmöglich keit ist, in jedem Falle eine Besprechung zu erzwingen, er vielmehr auch in den Fällen, wo es ihm möglich sein würde, schon wegen des Zeitverlustes und des damit verknüpften Ärgers meist davon absehen und sich nur auf einige er zieherisch wirkende Beispiele beschränken wird, so bleibt nichts weiter übrig, als durch die Gesamtheit daraus hinzuarbeiten, daß von seiten der Redaktionen und Rezensenten den Rezensionsexemplaren mehr Beachtung und sorgfältige Be handlung zu teil wird, daß in ihnen, kurz gesagt, mehr fremdes Eigentum respektiert wird, das erst dann in den Besitz des Empfängers übergeht, wenn das Eigentum durch eine Gegenleistung erworben ist. Zu diesem Zwecke möchte ich mir nun erlauben den Vorschlag zu machen, daß in den Mitteilungen des Deutschen Verlegervereins, wenn nicht im Börsenblatt, die Redaktionen bekanntgegeben werden, die trotz aller Reklamationen nicht BSrsmblaii für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. reagieren. Liegt eine Nachlässigkeit oder Angehörigkeit des Personals vor, so wird der betreffende Zeitungsverleger durch die Nennung seiner Firma aufmerksam und wird die An gelegenheit zu klären suchen. Liegt eigenes Verschulden oder Bummelei des Rezensenten vor, so wird er schon im eigenen Interesse Wandel schaffen oder dafür sorgen, daß nicht besprochene Werke zurückgegeben werden. Der Verleger des Buches dagegen wird solchen Firmen, die häufig genannt sind, nichts mehrzusenden und sich dadurch vor Schaden bewahren. So wird man schließ lich dem Ideal näherkommen, daß nicht besprochene Werke dem Eigentümer unter allen Umständen zurückgegeben werden, wodurch dem Gesamtoerlag Hunderttausende von Mark er halten bleiben würden und auch die Wertschätzung des Buches an sich nur gewinnen könnte. Man wende nicht ein, daß unter den Rezensionsexemplaren auch sehr viele sind, die niemals verkauft werden würden. In der Hand des Nichtkäufers sind die achtlos annektierten, ohne Gegenleistung in Besitz genommenen Bücher stets eine Gefahr für den Ab satz der Auflage und für die Wertschätzung des Buches an sich, schon aus diesem Grunde sollte mit allen Kräften eine Besserung des derzeitigen unwürdigen Zustandes angestrebt werden. Vom Antiquariatshandel. VI. Versteigerungen in Paris, Rom und Wien. Die Zahl der in diesem Jahre in Deutschland und Österreich statlfindenden Bücherauktionen vergrößert sich in diesen Monaten rasch. Ihre Kataloge werden in der Ab teilung des Börsenblattes »Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler« regelmäßig verzeichnet und mit meist recht ausführlichen Hinweisen auf ihren Inhalt auch in den Inseraten dieses Blattes angeboren, so daß ihnen in vielen Fällen durch solche Erwähnung vollauf Genüge geschieht. Von den ausländischen Versteigerungen aber, die namentlich in Frankreich und England in der Saison fast täglich statt finden, kommen nur sehr wenige überhaupt zur Kenntnis der Leser des Börsenblattes, wenn auch die bedeutenderen Anti quare einen Teil der betreffenden Kataloge direkt mit der Post erhalten. Es ist schon bisher so gehalten worden, daß die wichtigeren darunter hier besonders behandelt worden sind, und so bietet sich auch jetzt Gelegenheit, auf einige interessante Versteigerungen, die binnen kurzem bevorstehen, hinzuweisen. In Paris, im Hotel Drouot, wird vom 1. bis zum 4. Mai durch die rühinlichst bekannte Librairie Damascäne Morgand, Edouard Rahir Successeur, ein Teil der Bibliothek von Henri Houssaye unter den Hammer ge bracht. — Henri Houssaye ist in der wissenschaftlichen Welt vielleicht noch bekannter, als sein Vater, der Dichter und Romanschriftsteller Arsäne Houssaye es im allgemeinen gewesen ist. Seine Werke: »Uistoirs ä'^psllvs», »Uistoir« ä'H.loibiacks 6t cke la räpublique Ltbällivune«, »Lspüsis, VläoxLtrs, Ibsoäora«, »1814« und »1815«, sowie zahlreiche kleinere Schriften über Napoleon I. und seine Zeit erfreuen sich ganz allgemeiner Wertschätzung. Für die Geschichte des Alcibiades wurde ihm im Jahre 1874 der Preis Thiers zu erkannt, den die Akademie zu verleihen hat, und seit 1894 war er selbst Mitglied dieser berühmten Körperschaft. Der »Fondation Thiers« hat er seine wissenschaftliche Bibliothek über die Geschichte der französischen Revolution, über das Kaiserreich und die Zeit der Restauration, sowie seine kriegshistorischen Bücher vermacht. Aber er war auch Bibliophile und in dieser Eigenschaft Vizepräsident der bekannten »Loeibtä ckss »mis äss livrss«, die nur einem kleinen auserwählten Kreise zum Beitritt offensteht. Es sind die Reste seiner wissenschaftlichen Bücherei und seine S73