Michael Zorn DaS Buch „Magyaren", Roman eines Volkes, wurde zu einem ganz bestimmten Zweck geschrieben. Nach dem Ver trag von Trianon, der das tausendjährige Reich des einstigen NomadenvolkeS brutal zerschlug, hat sich Rumpf-Ungam Mühe gegeben, durch großzügige Propagandaliteratur auf das Unrecht hinzuweisen, das dem Volke der Magyaren zugefügt worden ist. Diese Literatur — so nötig sie ist — hat den Fehler, in den Schreibtischladen der verschiedenen Diplomaten kanzleien aller Länder zu einem stillen Dasein verurteilt zu werden. Der große Leserkreis, den das Schicksal unglücklicher Nachbarn als Warnung und Beispiel am nächsten betrifft, kommt selten in die Lage, derartiges Schrifttum in die Hände zu bekommen. Was ist Ungam heute? Ein kleiner, mißhandelter Staat, dessen Vergangenheit und dessen Volkes Heldentaten im Dienste der abendländischen Kultur von den Siegern im großen Ringen 1914—1918 am liebsten gänzlich ausgelöscht würde. Europa hat eine unbeglichene Schuld zu bezahlen. Viel ver dankt die abendländische Kultur diesem Volke, das, als Puffer staat zwischen Ost und West, Ströme deS edelsten Blutes für den Westen und für dessen Entwicklung vergossen hat. Gewollt und ungewollt waren die Magyaren und deren stets bereite Waffen der Hemmschuh gegen die vielfachen Überflutungsabsichten eines eroberungslüstigen Ostens. Der Roman „Magyaren" soll die heldischen Taten des einstigen Reitcrvolkes in einzelnen wichtigen Zeitabschnitten der außerhalb diplomallscher Winkelzüge stehenden Mensch heit Kultur-EuropaS bringen. Er erzählt vom Eintritt der Magyaren in die große, damals herrenlose Ebene zwischen Theiß und Donau bis zum Schicksalswendepunkt von MohacS 1526 — also einem Zeitraum von 6;o Jahren — in objektiver und streng geschichtlicher Darstellung. Es ist ein spannendes, stolzes Buch geworden, ein Roman und mehr als ein Roman. Vergessen wir niemals: Völkergeschichte ist mit Blut geschrieben. Die Schicksalsentwicklung deS Magyarenvolkes zeigt derartig dramatische Wucht, daß eigene dichterische Kraft viel zu gering erscheint, um hier ergänzend einzugrcifen. Taten und Schicksale der Magyaren sprechen für sich selbst, und diese hat mit großem Erzählertalent Michael Zorn zu einem fesselnden Buch gestaltet, welches, von dem Verlag mustergültig ausgcstattet, im Spätherbst 19Z7 erscheint. Band il — 1848 « Band III — Neuzeit sind geplant. Der Ganzleinenband kostet RM. Z) Freiheitsverlag G. m. b.H. Berlin SW68 485V Nr. 2t3 Dienstag, den 10. Oktober 1087