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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-194210037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19421003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19421003
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1942
-
Monat
1942-10
- Tag 1942-10-03
-
Monat
1942-10
-
Jahr
1942
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Beilage zum „Hohenstein Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger S»u«aH«nd, L / e»»tag, L. Oktober Vev ftof ruß krrüklung aus 6er 6egenWori von peler 8iker hat er in der Edda finden. id be- Daheim ist man Herr. So einfach steht das Wort da. !Die Hande des Bl ter Arbeit an sich. Bei der Bäuerin ist es nicht anders. Keine über- 6l?aEodaa^/von kuäolk Stslrnee :s r< >2 1930. er hat ihlend« fragte : aus fragt Agyp- dessen stehen, eht es eichen» uptbe» i brtt- resde» äcr in llber- ii vier orend- cr an. dciic» > und n, siel s auf l und ibaum ichstcn Dres» binidt, i klar- n der etster- el. zu > vier n Er» ir di« Zinsen d dem Esser dann ) ein» Lieb- «falls Esser : glei. mbert teilen Kald. i. auf Durch Wellersturm und Sonnenschein und harter Fäuste Müh'n und Schweiß, durch Hoffen, von dem Goli nur weiß, wird aller Segen nun auch dein. t« 2 n Geborgen ist das reife Vrok, der Ernlekranz schmückt froh das Hau«; und Her; und Hände ruhen aus — der Ackrr schläft im Abendrot. Tut ist ein Hof, ist er groh auch nicht: Du brichst das Vrok — so denk' daran, das; tausendfach und namenlos im heil'gen Dienste, treu und groß, die Heimat eine Schlacht gewann! de Be. te und olötzlich i reihe dehem« n Ent» mender r mir eringer d mir. mit eigenen Augen, aber er kann es nicht glauben, nicht fassen! — auf dem Wagen steht, trotz seiner zweiundsiebzig Jahre gerade und aufrecht, forsch die Zügel führend und laut die Peitsche schwingend . . . Hinnerk Holsten, sein Vaicr! Sicher wendet der Wagen auf dem Holzplatz und schlägt den zwischen Scheune und Viehsiall aufs Feld führenden Weg ein. Das unendliche Elllcksgefühl, das Klaus bei die sem Anblick erfüllt, hat ihm die Beine schwer ge macht, als trüge er Blei in den Adern, und würgt ihn im Halse, das; er keines Lautes fähig ist. Da wendet der alte Holsten-Bauer kurz den Kopf, 6UUSV / Oos Oo^k als llulfmelle? l.ebensk'oum Bon Hann» Arens Vorn Lauern und feiner ffreiheit Von 6oseka Le^ens-Ioienokl eit 1853 eifriger e Vieser nstestem itischen. ,nis in Heimkehr von der Arbeit Holzschnitt von Erwin Krumm zwischen Wasser und Höfen und hörte und sucht« die tausend Geschichten meiner Landschaft. Dann wan derte ich, ein Erbteil meiner Eltern, schon früh durch die Welt, schlug mich als Schüler durch Deutschland, dann als Student durch Europa und bereiste, in mehreren Fahrten Mittel- und Südamerika." Zwei Menschen fahren, eng aneinander g»» schmiegt, hinaus in den lachenden Sommermorgei». Es ist ein Abschiedstag, aber sie wissen, bah er für sie zugleich der Anbeginn einer neuen Zeit ist. . . Hinnerk Holsten ist wieder auf dem Holsten-Hoff Aus den Händen des jungen Bauern, seine» Sohne», hat er die Zügel der Wirtschaft wieder fest in di« arbeitsgewohnte, noch nicht müde gewordene Hand genommen, damit es dem Hof an nichts fehle. Denn: was die Menschen auf ihm nicht vermochten, da» Herz des Vaters zurückzugewinnen, das hat nun de> Hof getan, der, nach dem Willen des Alten, nicht ohne Herrn sein soll . .. Heimat als auf dem Bauernhöfe? Wie aber darf man von Herrentum sprechen, wenn die bäuerliche Arbeit so hart ist und ihre Menschen also zeichnet? Es hat eine Zeit gegeben, in der man unter Herrentum das Freisein von Pflichten verstand. Das war die Zeit völkischen Tiefstandes und völkischer Ehrlosigkeit. Diese Zeit freilich würde im Bauer« nicht oen Herrn erkennen, denn er steht in Wirklich keit unter dem strengsten und unerbittlichstem Gesetz, das es gibt Es ist oas Gesetz der Erde, das Gesetz aller Schöpfung, alles Lebens. Ihm muß er dienen, und es gibt kein Ausweichen, oder v»» Hof stirbt, und er stirbt mit In dieser strengen Gebundenheil au die Erde aber liegt auch seine Freiheit und Herrschaft. Er ist darum aller Notwendigkeit außer ihm entzogen. Eine reiche vielfältige Welt ist ihm anvertraut, eine Welt mit tausend Dingen, die niemals tot sind, son dern leben, die immer Entwicklung, immer Wachs tum wollen; da geht es bei ihm nicht um Handrei chungen, wie bei dem Menschen an der Maschine, nicht um Teilleistungen, die in ewiger Wiederho lung und Aufhäufung erst ihren Lohn abwerfen. Er steht nicht in Stundenpslicht, wie es in dem Zusam menwirken der Menschen in der Industrie notwendig ist. Der Bauer trägt eine kleine Welt, die er In eigener Verantwortung pflegt. In dieser Verant wortung liegt seine Freiheit, in ihr lieoen Segen und Fluch In dieser strengen Gebundenheit an ,eine Welt, an die Erde selber, an das Gesetz der ewigen Schöp- ung, liegen die Schwere und Stetigkeit des bäuer- ichen Menschen, liegen seine Unwandelbarkeit und Unzugänglichkeit, die vielfach mißverstanden als Starrsinn, als Eigensinn gescholten werden. Jeder Mensch, der in sich selber eine sichere Mitte hat, wird aus ihr heraus seine Handlungen entschei den. Nur der andere, der unstete, muß den Befehl von außen her empfangen. Nun hat hier aber ein ganzer Stand in sich einen solch unverrückbaren Aus gangspunkt für sein Leben und Handeln, und dieser Ausgangspunkt ruht dazu in der Erde, in sei ner Erde, ruht darin oft seit Jahrhunderten, ruht im Blut seiner Sippe, seit Jahrhunderten. Wen wundert's dann, daß sich Stände und Städte wan deln, daß sie neue Formen suchen und suchen müßen, daß aber der Bauer unwandelbar auf seiner Hof stätte lebt: ihr Knecht und ihr Herr zugleich? anasam neigt sich die Sonne am Horizont. Am offenen Fenster seines Hauses steht Klau» Hol- sten, der Bauer. Von den hohen Lindenbäumen, die sich zu Seiten des Eingangs erheben, wölbt sich ein schützendes Blätterdach über die Haussront. Gegenüber breitet sich der geräumige Viehstall, und links und rechts, zwischen Haus und Stall, stehen zwei hohe Scheu nen. Dazwischen aber, zwischen Viehhaus und Scheu ern, verliert sich der Blick weit in das ebene Land..; In der ersten frühen Dämmerung sieht Klaus Holsten, der junge Herr des Hofes, auf den Feldern die Hocken stehen Da» Korn ist geschnitten; die pralle Sonne dieser Tage gab ihm die letzte Reife. Morgen nun sollte die wertvolle Frucht eingebracht, sollte der Segen der Scholle geborgen werden . . . Sollte . . . Der junge Holsten-Bauer denkt es . . . und wieder schweift sein Auge, wie abwesend, weit hinaus. Sollte... Nun, man wird In diesem Jahre ohne Ihn ernten müßen, was er, allein er, seine unermüdliche Tat kraft, was nach dem letzten harten Winter, der den höchsten Einsatz des Bauern forderte, sein eiserner Wille unter größten Schwierigkeiten gesät hat! Seine Rechte tastet, fast unbewußt, empor zur Tasche seiner Sommerjacke. Dort knistert es hart. Auswendig kennt er den Text, der auf jenem Papier dort steht, so oft hat er ihn gelesen, die knappen Sätze mit dem einen großen und fetten Wort darüber: Einberufungsbefehl! Soeben erst, bevor er an das Fenster trat, ist er aus dem Dorf zurückgckehrt, wo er guten Freunden und Nachbarn „Lebewohl" sagte. Überall hat man ihm, der bei jedermann gern gesehen ist, auf die Schuller geklopft: Auch sein Hof, einer der ältesten und stattlichsten in dem alten Bauerndorf, würde während seiner Abwesenheit nicht wüste werden. Alle wollten der Holsten-Bäuerin und ihren nur noch wenigen Leuten mit Rat und Tat zur Seite gehen, wann immer es nötig sein sollte. Mit diesem Trost zwar, innerlich aber doch irgend wie einsam und leer, ist Klaus Holsten von seinem letzten Kang durch das Dorf vor seiner Abreise zu- rllckgekchrt. Knapp vor dem Hof aber hat er den Schritt ver halten, vor dem kleinen Häuschen, das da, etwas verloren, am Straßenrand steht. Aber ganz kurz nur, dann hat er, fest und sicher, seinen Weg fort- »esetzt. Nein! Er konnte seine Hand nicht noch einmal lenem Hinstrecken, der sie doch nur wieder zurückwei sen würde, wie er es schon öfter getan hatte . . ., zuletzt vor etwas mehr als einem Jahre, auf dem um die kleine Dorfkirche gelegenen Friedhof, am Grabe der Mutter . . ., seinem Vater! Hinnerk Holsten, der ihm in dieser Stunde, da er mit dem Hof sein ganzes Leben zurücklieb, hätte am nächsten ein müßen, und der ihm doch so fern, so unendlich ern war. . . Seinem Vater, oer seit vier Jahren n jenem kleinen Häuschen, seinem „Altenteil" oder Ausgedinge", lebt. . . Seit vier Jahren. . . Damals war es gewesen, als mit Klaus ein neuer, ein junger tatkräftiger und tatenfroher Holsten den Hof übernahm. Da hatte der Alte es nicht verwin den können, daß Klaus, sein Sohn, sein ganzer Stolz, ihm eine Braut aus der Stadt ins Haus brachte, etn junges, frisches Dina, das auf hohen Absätzen unter den leichten Schuhen daher stol zierte . . . Zwei harte Bauernschädel waren aneinander ge- raten. Keiner hatre nachgegeben: Anne, so hieß die Junge, war wenige Wochen später Holsten-Bäuerin geworden, und Hinnerk war mit dem Schwur ins „Altenteil" gezogen, den er bis heute hatte bittere Wahrheit sein laßen: nie mehr den Hof seiner Väter zu betreten! Klaus Holsten denkt an Anne, die ihm in diesen vier Jahren zwei prächtige Kinder, einen Buben und ein Mädel, geschenkt hat, und ihm noch mehr solcher Rangen schenken wird. Anne, seine Änne .. . Sie ist eine tüchtige Bäuerin geworden, und man cher im Dorf, der über sie zunächst zweifelnd die Nase rümpfte, hat einsehen müßen, daß sie die rechte Frau am rechten Platz geworden ist. Hinnerk Holsten nur, der alte Bauer, hat es nicht «Ingesehen, hat es, nachdem sich seine bange Sorge um den Hof nicht erfüllt hat, nicht mehr einsehcn wollen. Er hat nicht nur keine Schwiegertochter gewonnen, wie er es sich einst immer erträumt hatte, sondern auch den einzigen Sohn verloren, nachdem er im Weltkrieg schon zwei Söhne hatte dahinopfern müßen . . . Es ist fast ganz dunkel geworden. Stätte sei, die Heim und Heimat gelte gleich dem bäuerlichen Hof? Heim und Heimat durch Jahr hunderte! Dann mag man fragen, wo das Leben Siedler gewesen, das heißt: der Mann, der, immer wieder von vorn beginnend, immer wieder den neuen Anfang suchend, die Einheit zwischen dem Blut und dem Boden für sich Herstellen muß." Edwin Erich Dwinger hat sich nach dem Kriege, den er zum größten Teil in der Hölle der russischen Gefangenenlager verbrachte, als Bauer im Allgäu angesiedelt. Viele Jahre der inneren Samm lung und körperlichen Genesung mußte er überstehen, bis er die Kraft wiedererlangt«, schreiben zu kön nen. In einem seiner Briefe heißt es: „Wenn ich in erster Linie ein schreibender Mensch wurde, bin ich dennoch nicht mit schwächerem Herzen Bauer. Wenn Ich es trotz tieferer Berechtigung bisher ver mied, vielleicht irgendeinen erdparfümierten Roman zu schreiben, geschah es darum, weil ich für die Landwirtschaft vorerst ein anderes für wichtiger halte, nämlich ein Mustergut für Viehzucht und Wiesenwirtschaft zu schaffen, das den Bauern mei nes Bezirks im Kameradschaftsgeist des neuen Deutschlands mit besten Beispielen vorangeht. Daß aber bei dieser harten Arbeit des Tages auch der Dichter nicht zu kurz komme, dafür sorgt die Zwei teilung meines Lebenskreiser." Eine Stunde von München entfernt liegt der Markt Dorfen. Er zählt rund zweitausend Einwoh ner. Hier wohnt Josef Martin Bauer. Der Vater, der Bäcker war, stammte aus einer alten Bauernsanlilie im Altbayerischen. Josef Martin Bauer kam nach den Jahren des Gymnasiums, nach rauhen Jahren des Beginnens und der Nöte im Jahre 1927 wieder zurück in di« Nähe seiner Heimat: er arbeitet in Dorfen als Schriftleiter einer kleinen Zeitung. Die Anfänge der schriftstel lerischen Tätigkeit gehen zurück bis etwa 1925. So wie oer Dichter Bauer — genau ko ist auch der IH lele Dichter, die heute einen wesentlichen Bei-s gewerbes, und mehr als bisher mit ihrer Volksllber- II trag zum Geistesleben unseres Volkes leisten,ilieserung beschäftigen. Ich verbrachte die Kindheit leben auf dem Land, in der schöpferischen Stille — deutscher Dörfer, bäuerliche Lebensart mit geistiger Berufung verbindend. s und seine Augen leuchten. „Heil Klaus! Heil Änne!" diese vier Worte nur ruft er, indem er grü ßend den Arm mit der Peitsche hebt, den beiden zu und läßt dann sein Gespann in einen schneidigen Trab fallen. „Heil Vaoderl" schallt es aus zwei jungen Kehlen zurück, in denen die unerwartete Gnade einer glückseligen Stunde fast die Sprache erstickt... wir men. Unverrückbar In Wesen und Sein hält er eine Kraft, seine Kraft, die immer neu ist wie die Erde ! selber. Aber ebenso stolz, i Freilich, diese Kraft verschenkt sich nicht leichthin. i. Sie umgibt sich nicht mit , Im Gegenteil! Sie ruht in der Tiefe und wehrt sich, auf die lauten Märkte —... Seht euch nur einmal das bereits Platz genommen hat, zieht das auf der Scheu- So einfach steht das Wort da. Aber ebenso stolz. > nendiele stehende Gespann an. Langsam rollt der Nichts von der Mühsal bäuerlnher Arbeit, nGts Sie preist^ sich nutzt an. hohe Leiterwagen heraus. Und — Klaus sicht es - Immer noch verharrt Klaus am Fenster und lauscht hinaus in die stille Nacht, durch die g«leaent- lich nur das Raßeln oer Tierketten aus dem Stall, der müde Hufschlag eines Pferdes oder der ferne Laut eines Hundes dringen. Morgen, In aller Frühe, so weiß er. wird er Abschied nehmen von diesem ge- liebten Fleckchen Erde um mit der Waffe teilzu haben an dem Kamps für die große Heimat. Dann ist der neue Tag, der Abschiedstag, da. Al, die Uhr ihre fünf Schläge durch das Hau» dröhnt, tritt der junge Bauer mit der Bäuerin vor die Tür, wo, vom Knecht vorgefahren, schon die Gäule mit dem leichten Landwagen warten. Anne wird Klaus die Stunde Weges bis zur nächsten Bahnstation fahren, von der sein Zug abgeht. Einmal noch blickt Klaus über den Hof. Im Kuhstall klappern um diese frühe Stunde die beiden Mägde schon fleißig mit den Milcheimern. Heulend zerrt Karo, der Hofhund, an der klirrenden Kette, als wüßte er, daß sein Herr für lange Zeit Abschied nimmt. Eines der Scheunentore ist weit geöffnet. Vor dem auf der Diele stehenden Wagen sind, mit den Köpfen herausschauend, bereits die Pferde an- geschirrf. Der alte, gute Hein, so denkt der junge Holsten-Bauer, wird hier schon nach dem Rechten sehen! Als er dann auf dem Wagen steht, auf dem Anne Gustav Frenssen, vor allem durch seinen „Jörn Uhl" bekannt geworden, wohnt im Dors Barlt Im Dithmarschen, tief im Holsteiner Land. Ein paar Worte, die er uns sandte, mögen hier mehr von ihm und seiner Heimat sagen: „Ich wohne in dem Hause, das mein Vater sich als junger Tischlermeister vor neunzig Jahren selbst gebaut hat und in dem ich geboren bin. Es ist unverändert und hat auch noch das Retdach alter Häuser, das sie im Sommer kühl, im Winter aber warm hält; ich habe es nur durch «inen Anbau erweitert. Es steht in einem Vorgar ten in der Nähe der Kirche. In diesem Dorf, zwi schen Meldorf und Brunsbüttel in der Marsch ge- legen, sind die Vorfahren seit Jahrhunderten an sässig. Darum ist mir nirgends so heimisch und wohl wie hier." Hans Friedrich Blunck, gleichfalls Dith marscher von Geburt, selbst Bauernsohn, lebt auf seinem Erbhof Möhlenhofs, unweit von Plön in Holstein. „Meine Voreltern", schreibt der Dichter, „sind Dithmarscher, mehr Bauern als Seefahrer. Die Dithmarscher sind in der Geschichte, gleich den Schweizern, auch als freiheitsdurstige Kämpen be kannt, die mit Fürsten und Herren arg umsprangen — man sollte sich aber auch einmal mit der Ge schichte der Kunst, zumal ihres prachtvollen Kunst- Friedrich Griese Ist gebürtiger Mecklen burger, war lange Jahre in seiner Heimat und später In Kiel Lehrer, bis er jetzt für immer auf eigenem Grund und Buden in seiner Heimat wohnt. „Hier wird er", schreibt Griese in seiner Selbstoarstellung, „neben seiner eigentlichen Verrichtung auch wieder körperlich« Arbeit an der eigenen Erde finden, so daß sein Leben in dieser Weise wohl «inmal >o endigen wird, wie es anfing." Er, der das Leben der Bauern so meisterlich gestaltet, der mit Ahnen und Enkeln, mit Urgrund, Herkunft, Entwicklung und Wandlung alten Vauerngeschlechts schicksalhaft verbunden ist, muß, hinein inneren Gesetz folgend, auf dem Boden der yeimat stehen. Wer ihn in seinem schönen Bauernhaus „Rethus", unweit von Parchim, besucht hat, fühlt im Wesen, dieses Men schen und Dichters die unbedingte Zugehörigkeit zu seiner Landschaft. „Ich bin", sagt Griese, „in fast allen meinen Büchern aus Erfahrung und llberlie- erung zwangsläufig zum Künder lebendigen deut- chen bäuerlichen Lebens geworden. Und well ich >as Wesen dieses Bauerntums zu kennen glaube, deshalb ist sein Vertreter mir stets auck zugleich daheim ist man Herr. . , . „„ .. . „ . —„ noch tiefere Wurzeln zu schlagen vermochte als dort? ^les« Worte könnte ein westfälischer Bauer ge- Ein Ort ewiger Kraft, ewigen Lebens ist der Bau- I sprachen haben. Er müßte zu allen Zeiten diese ernhof, und auch die nachgeborenen Söhne und Töch- Antwort geben, wenn man ihn nach dem Wert ter, die ins fremde Leben müßen, suchen ihren Ruhe- feines Hofes und Lebens fragen würde. Es ist aber punkt immer wieder au^dem Hof, dem sie entstam» das Wort unserer germanischen Vorfahren, das Mensch: ruhig und ein wenig versonnen, er redet wenig; wer seine Arbeit nicht kennt, könnte schwer ein gutes Gespräch mit ihm haben. Darin gleicht er den Bauern, die möglichst wenig oder gar nicht sprechen. Und Bauer ist ein Landmensch, auch wenn er keine ländliche Arbeit verrichtet, sondern „nur" ein Dichter ist. In seinem Dorf lebt er wie all« anderen; die Sorgen der Dorfener find die seinen, ihren Tageslauf nimmt er genau so wichtig wie st«. Wagrain ist «In Dorf, zwei Bahnstunden vom lieblichen Salzburg entfernt. Steigt man aus dem Bummelzug im Dörfchen St. Johann aus, so muß man noch eine gute halbe Stunde mit dem Autobus fahren, der uns nach Wagrain bringt. Abgeschieden von der lauten Welt liegt das Dorsinmitten einer bezaubernden Landschaft. Nur im Winter wird sie von Skiläufern aufgesucht. Hier in Wagrain wohnt der Dichter Karl Heinrich Waggerl. Seit seiner frühen Kindheit lebt er im Dorf. Erst der erste Weltkrieg riß ihn hinaus in Kampf und Ge fangenschaft. Seit 1920 zurückgekehrt aus dem Gro ßen Kriege, schafft er wieder dort, wo sein Geschlecht von i« zu Hause war. In nichts unterschied sich die ser Sohn kleiner Bauern und Handwerker von den anderen Bewohnern des Dorfes bis zum Jahre Da wird er aus seiner Anonymität gerissen; e einen Roman geschrieben: „Brot." Äufgechreck: seiner Ruhe, wird er weiter verfolgt. Man . „ und schnuppert nach Ihm und horcht ihn eifrig aus, wer er denn eigentlich ist, woher er kommt. Und dieser Mensch Waggerl aus dem Pongauer Land wächst allmählich zu einem Dichter von innerlicher Kraft, deßen Werke von einer immer größer wer denden Lesergemeinde ausgenommen werden. Aber er ist In seinem kleinen Wnarain geblieben, inmitten der süddeutschen Berge vom Eeldverdieuen, nichts von Wohlleben, von Ver-1 gleißnerischem Schimmer. gnügen oder Behagen. s " Daheim ist man Herr. Das ist's! Man sieht den, Geworfen zu werden. , Bauern über seinen Hof schreiten, man sieht ihn miG Gchcht emes Bauern an! seinen Hosleuten, seinen Tieren und den hochgebau-,die Stirn gefurcht. Der Mund redet nicht. Wenn ten Erntewagen vor dem breiten Haus- oder " spricht, ist der Satz kurz. Aber das Wort trifft Scheunentore. Kinder spielen um ihn und sein Weib,! den Gedanken, den es ausdrucken will in die Mitte, die Bäuerin, herum. Eines der Kinder, der älteste Die Hande des Bauern traoen das Ehrcnsieoel har- Sohn, wird später einmal, ebenso wie er selber jetzt, '"^7 . en an sich. . „ inmitten des Hofes stehen, ein Herr wie er. . der Bauer,» ist es nicht anders. Keme uüer- Denkt man zurück, denkt man dN langen Kette "ßige Geste, keine Gebärde unnötiger Zärtlichkeit! der Geschlechter, die auch über demselben Hof gingen "ßa doch, eine heimlich brennende innere Glut und oder die vom Hofe aus ihren Weg ins Leben nah- mutt^liche Warme ist da, eine Warme, in der Kind men, dann mag man fragen, wo in der Welt eine ss"d Tier, Blume und Baum, Haus und Hof gedel- ' " , » > Anders kann es ja nicht sein, denn an keinem —ii -„um Ort geht es mehr um das Wachsen, um das leben dige Leben, und das braucht allemal Liebe und Wärme und gute Sonne. Wo wäre mehr Heim und -
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