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>n zablrelA, un- An»,«. dcwcrb tM rb für Mo- L.->. bis 30. schien «ine bcn kürzlich sc» als tie chait bestellt 9, Joachim bert <Ban» »zia>, Gott iller lBann ) Dresden > rt der iäch- ebietSsporl- Iktttclvunkt. issvorlivcli- üchtatblelik. und RK.- mll, Händ en Sviclcn e Deutsche els am 8. mndball in Frankfurt inner sehr I«nde Go ind wollte mmer be- La Fon- nblick. Ich n!" rrnommen I« Mensch ascht, das ne. „Ich begegnet te einmai kunst und als recht Lastgeber, zu erhal- irerst in öelbstpor- andcren in nichts das Bild prichwort der erste e 'V I- >en Ihr WMI!» we er ,u ^452. loA raten« nzen irqstr. »: strahe Gas- ersche <). h «5. eii zu I. unt. 'M. MN M./z :n in altes. lies »sche-t tr. 19 Beilage zum „Hoherrsteiu-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger" unserer Muttersprache 2^ 1at)ve Ltveig ^olienlkein-ConNttial ctes veutscchen Zpeaclivepeitis gen, die vom Vogelsang mit Netzen oder Walte, Steeger Pflicht betrachten. Sprachverein sehr verdient gemacht. Unterstützt wur den sie in ihrer Tätigkeit von dem Mitgründer Ober lehrer i. R. Karl Jähnig, der bis zu seinem Tod im Jahre 1999 zweiter Vorsitzer des Zweiges war. Auch Oberlehrer i. R. Egerland diente ihm viele Jahre als erster Schriftführer. Der Zweig Hohen stein-Ernstthal, der sich in den fünfundzwanzig Jah ren seines Bestehens die Pflege unserer Mutter sprache nach besten Kräften angelegen sein lieh, wird dies auch weiterhin als seine höchste und vornehmste über „Technik und Sprache". Am ll. November 1996 veranstaltete der Zweig wieder einen öffentlichen Lichtbildervortrag. und zwar sprach der Leipziger Schriftsteller Karl Schösser über „Tausend Jahre Kampf uni die Muttersprache" — ein' Thema, das besonderen Anklang fand. Schuldirektor Patzig war vom Tage der Grün dung an bis zum Jahre 1929 erster Vorsitzer des hiesigen Zweiges. Das Amt ging dann aus Ober-! lehrer Lehmann über. Im Jahre IMUI wurde Dr.! Mitglieder geworben und sich so um den Deutschen! war er bereits einige Zeit vorher ret tungslos verloren. Dagegen stammt vom dich der Welt aufs herrlichste geosfcnbart. Du wirst nach diesen schicksalsschweren Tagen, in denen wir um unsres Volkes Helle, lichte, frohe Zukunft kämp fen. die erste Sprache werden. Der Zweig Hohenstein-Ernstthal des Deutschen Sprachvereins feiert morgen Sonntag sein sünfundzwanziaiähriges Bestehen. Der Krieg ver bietet non allein eine gröstere Veranstaltung, und doch soll die 25-Jahr-Feicr des Zweiaes nicht ganz sang- und klanglos vorllbergehen. Wie bereits an- gekiindigt, wird morgen vormittag elf klhr im Frem denhof „Gewerbehaus" eine schlickte Gedenkfeier ab- gehalten, in der durch Wort und Lied auf die Hoheit und Herrlichkeit unserer Muttersvrache hingewiesen werden wird. Der Zweig Hohenstein-Ernstthal will! damit abermals für die Ziele und Bestrebungen des Deutschen Sprachverein» werben, der der getreue s Hüter unserer Sprache ist Möckten sich in unserer i Stadt noch mehr Männer und Frauen finden, die die Arbeit des Deutschen Svrachvereins von ganzem Hcr-en fördern und unterstützen. Die Gründung des hiesigen Zweiges erfolgte am 28. Juni 1917 im Fremdenhof „Drei Schwanen" durch Schuldirektor Robert Patzig, der bis zu seinem! Weidmann die Redensart: „Jemand an die Löffel schlagen", denn Löffel nennt er die Ohren des Hasen. Weit verbreitet ist es auch, „die Lössel steif zu halten". Jedenfalls hat Hermann Löns recht: „Der Hase findet nicht nur in der Küche, sondern fast cbensoostbei der Herstellung von Sprichwörtern Verwendung. Ein Bange hase oder Hasenfuß ist nicht etwa ein Hase, sondern ein Mensch, der in der Vorsicht den besseren Teil der Tapferkeit erblickt und seinem Gegner dadurch, datz er einige Meilen zwischen sich und ihn legt, die 'Möglichkeit zur Begehung leichterer und schwererer Realinjurien raubt." — Am Jagdhund rühmt man die Eigen schaft, „eine seine Nase" oder „gute Wit- Leimruten hergeleitet sind. Er zählte einst zum zünftigen Weidwcrk. Auch der im niederdeutschen Sprachgebiet häufige Ausdruck „beim Schlafittchen kriegen" geht auf den Vogelsang zurück. Ein ent weichender Vogel kann noch rasch beim Schlagfittich ergriffen werden. Zu der Bildung volkstümlicher Rede wendungen hat besonders der Hase beigc- tragcn. Man hat ihm Furcht angcdichtet. Aber er ist nicht furchtsamer als andere ebensowenig wehrhafte Wildarten, die in der Schnelligkeit ihre beste Waffe be sitzen. Das „Hasenherz" ist im deutschen Sprachgebrauch fest eingewurzelt. Der Jäger freilich gebraucht den Ausdruck höchstens „anatomisch", da er weiß, dasi Meister Lampe zuweilen recht mutig sein kann, so vor allem die Häsin bei der Ver teidigung ihrer Jungen gegen Krähen und anderes Gelichter. „Da liegt der Hase im „Pfeffer" bedeutet, datz eine Frisch sein Nachfolger. Sie alle haben die Geschäfte. Sache nicht mehr zu retten ist. Denn des Zweiges gewissenhaft geführt, unablässig neue wenn ein Hase erst im Pfeffer liegt, dann Tod im Jghre 1999 dem Zweig ein eifriger Förderer I Leim gehen oder führen" sind Wendun war. An jenem Griindungstage sprachen Lehrer g-- ,„n uttersprache — heilig Wort! Wieviel Glück I und wieviel Seligkeit liegt in dir. Muster- spräche deutschen Klanges, du bist die schönste von allen Sprachen dieser Erde. Wir lieben dich, die du weich und zart klingen kannst, aber auch hart »nd stark, wenn wir dich wider unsere Feinde ge brauchen müssen, um ihnen die Wahrheit zu sagen. Kann die deutsche Sprache schnauben, schnarchen, pol tern, donnern, krachen, kann sie doch auch spielen, scherzen, liebeln, gütteln, kiirmeln, lachen. O du Vorn der Kraft, du Quell der Freude! Unerschöpf- Fröhlich, Meerane, und Konrektor Professor Dr. Gerbet, Glauchau, für den Deutschen Sprachverein. Jahren eifrigen stillen Werbens folgte dann am 18. Februar 1991 ein öffentlicher Lichtbilderoortrag über „Schwaben: Land, Leute, Mundart" mit Studien direktor Dr. Paulus, Bautzen, dem damaligen Vor sitzer des Landesverbandes Sachsen des Deutschen Sprachvereins, als Redner. Unvergessen bleibt auch die Hauptversammlung des Landesverbandes Sach lich ist dein Reichtum, deutsche Sprache; lebendig bist Isen am 11. Septeniber 1992 in Hohenstein-Ernstthal, du, zeitnah, nicht erstarrt und nicht gebunden. Du über die wir seinerzeit ausführlich berichteten. 2m wächst und blühst und schenkst uns Früchte die Fülle.! Mittelpunkt der Festsitzung im „Gewcrbchaus" stand Deutscher Geist und deutsche Seele haben sich durch sein Vortrag von Professor Dr. Mendt, Chemnitz, VolK-SNiuncl uncl Vgevfpvnehs von Millielm stochgrsvL Ludwig Richter: „Zur schönen Aussicht". Kn 6ie Natur. Geliebte, clie mit ewiger Treue Uncl ew'ger )ugencl mich erquickt, vu einz'qe tust, clie ohne Neue Uncl ohne Ncichweh mich entzückt - Sollt ich clir jemals untreu roerclen, vlch kalt vergessen, ohne Dank, Vann ist mein Fall genaht auf Lrclen, Mein her; oerclorben ocler KranKI Gottfried Ü.lkc. ^'ir jeden Kunstzweig und jedes Handwerk bildete V sich teilweise schon in vormittelaltcrlichcr Zeit zunächst gleichsam unbewusst und unbemerkt eine besondere Ausdrucksweise heraus, die nach und nach zur zunftmätzigen Sprache der Gilde wurde. Sehr alt sind auch die Anfänge der Sprache der „grünen Gilde", eine feste Umgangssprache der weidgerechten Jäaer, die von der allgemeinen Ausdruckswcise auf fällig abwcicht und sich vornehmlich im 19. Jahrhun dert zu der wortreichsten und plastisch treffendsten Iunstspracke entwickelte, deren sich schon damals die weidgerechten Jäger bedienten und die heute ein sedcs Mitglied der „Deutschen Jägerfchaft" beherr schen mutz. Hietz cs doch schon in einem Jagdbuch des 16. Jahrhunderts über die Bedeutung der Weid mannssprache und die Folgen ihrer Vernachlässigung: „Wie der Jäger vom Wild bcq Jägern Weydmän- nisch reden und das Weydemcsser verhüten sölle!" Letzteres bezieht sich auf den alten heute noch ge pflegten Brauch, jagdliche Schnitzer durch einige Schläge mit der flachen Klinge des Hirschfängers auf die Verlängerung des Rückens zu bestrafen. Datz unsere über 9969 Ausdrücke umfassende Jägersprache allmählich auch auf di« allgemeine Um gangssprache überstrahlte und auf den Volksmund befruchtend einwirkte, versteht sich. Zahlreiche Jagd ausdrücke sind seit sehr langer Zeit sprachliches Ge meingut unseres Volkes geworden. Der mit den Geheimnissen der deutschen Jägersprache weniger! Vertraute kennt bei den meisten Wendungen und Wortbildern, di« zahlreiche landläufige Sprichwörter geschmiedet haben, nicht ihren Ursprung und her kömmlichen Sinn . . . Wenn einer auf einen ande ren nicht gut zu sprechen ist, sagt er auch: „Ich habe den Monn auf dem Strich", eine Wendung, die dem Jagdlichen abgelauscht ist und so viel bedeutet wie: „Ich ziele auf ihn". „Strich halten", sagt der Jäger, wenn die aus der Büchse verfeuerten Geschosse bei genauem Zielen ohne seitliche Abweichung stets in einer Vertikalen sitzen. „Aus dem Holzwege" ist jemand, der auf einem verfahrenen, falschen Wege ist. Wenn alles schief geht, „wirft man die Flinte ins Korn", wie das vielleicht schon mancher Jäger getan hat oder möchte, der immer vorbeischiesst. Ebenso geläufig ist auch die Wendung „durch die Lappen („Latten" ist durch Falschhörcn verderbt) gehen". Wild wird durch bunte an Leinen be festigte Lappen bei „Lappjagden" gezwungen, ans gewissen Seiten des Jagens nicht durchzubrechen, was aber nicht immer zu erreichen ist. Vielmehr geht es manchmal „durch die Lappen". In solchen Fällen heitzt es „auspajsen wie ein Schictzhund". Diese, Redensart ist vom Jagdhund hergeleitct. Wenn der I Jäger in einem Busch einen Hafen vermutet, dann, klopft er wohl mit dem Jagdstock daraus, um das! Wild rege zu machen. Will einer den anderen vor sichtig aushorchen, dann „klopft er auf den Busch". „Umgarnen" oder „ins Garn locken" und „ans den terung" zu haben, die Fähigkeit, „Witterung zu neh men" und zu „wittern". Da» Sprichwort „Viele Hunde sind des Hasen Tod" bezieht sich ursprüng lich ebenfalls aus die Jagdhunde. Auch aus der Sprache der Falkner, also der mit Falken (auch Habichten) Jagenden sind einige Aus drücke in den Volksmund übergegangen, so z. B. „Wildfang" für einen jungen übermütigen Menschen, meist frische Mädchen,' ein Wildsang ist in der Jäger sprache ein Raubvogel, der in erwachsenem Zustande der Freiheit beraubt wurde, im Gegensatz zum Nest ling, der jung aus dem Horst genommen wird. Die Reihe dieser Beispiele, die den Einfluß der Jägersprache und Jagd auf die Bildung volkstüm licher Wendungen zeigen, ließe sich noch um einige Dutzend vermehren. Sie alle sind in unserer Um gangssprache tief verwurzelt und damit altes festes Sprachbrauchtum. ?i2cblösügl<eiten ciev Spinebe Mau sollte vielleicht weuiaer vv» Svrach-Nächlülliä- keiteu als vv» Lmach Irrtümer» rede», dem, -tc mei ste» je»cr Verzerr» »mm, die sich »usere Sprache ackallcu lasse» m»k, cmstebe» weuiaer ans Nmukstamkctt als vielmcür aus der Sucht maucher 9ciitc. sich „acwähit" auszudrtUke». So ist muerdiuns das Wort „keinerlei" etue Uraukkcit aewordeu. überall hort uuü Iles! mau: cs stehen nnS keinerlei Mittel zur Vcrsüanna ... es be steht keinerlei Bcdürsmö . . . wir habe» keinerlei Bcr- a»läü»»a . . . »eine Mittel, kein Bedürfnis, keine Bcr- aulassttna sind acua» so deutlich, während „keinerlei'" ausaesprochen falsch ist. Das „keinerlei" Kat überhaupt nur da eine Bercchtianua, wo der entacacuacsebtc Bearifs „einerlei" in Fraae kommt, da also, wo eine Mehrzahl von Sorte», Variante» oder Gcüchlsvu«kle» zur Wahl oder nicht zur Wahl steht. Hat also ei» Wäschchändlcr nur noch Taschentücher von einerlei Farbe aus Vaacr, so hat er daun, wem« amh diese auovcrkaust siud, keinerlei mehr. Aber keinerlei Mittel, Bcdiirsnige oder Beran« lagu»a z» haben, ist sinnlos, den» „keinerlei" bckculet durchaus nicht eine Stciaermm von kein. Ein echter Studentennlk ist cs, wcn» man von cincm schon ctwas mchr als freundliche» Mädchen behauptet, cs sci „Mcht uuslott". Das ist nichts anlercs als clne ctwas acschranblc AnSdracksiocisc für „flott" nnd lässt sich als Scherz vertrete». N»u kan» man aber von Ren ten, die diesen Scherz nicht beariffcn, heute ostmals Hore«, da» eine besonders gescheite Sache „nicht nndumm" wäre, ivas aber tatsächlich soviel wie ei» ganz acwölm- licheS Dumm bedeutet, allo geua» das Gegenteil von dem, was sie sagen wollen. Die Vorsilbe „nn-" ver kehrt dc» Sinn des Wortes, vor das sie gestellt wird, »ndnmm würde also — so häiüich es auch sein mag — soviel wie gescheit bedeuten. Nicht nndumm aber ist nun wirklich überaus dumm, es ist cluc Gcdaukciilosig» keit, mit der endlich Schink gemacht werden sollte. Je einfacher »nd zweckmäkiger man sich ansdrlickk, desto schöner ist es, nn- sc mehr CchnSrkcl nn- Ver zierungen angebracht werde», desto häßlicher wird cs. Wirkliche Svrachschüvler, wie etwa Dr. Marti» Glthcr, -rückte» sich so ans, dak ihr Stil über die Jahrhunderte hinaus verstanden wird und Gültigkeit bat. Der Sinn der Sprache ist der, Gedanke» mitziitetlcn «nd nicht, Ge danken unter cincm Wust von Gcwuudeubcitcn zu vcr« bcracli. Ehre uncl 6lüel< ctev Zpvnehe hcit und Witz, Schwermut und Schalkheit, Spott wie Klage des Sprichworts berühren sich mit nahen ver wandten Eigenschaften des Volkslieds mannigfach. Von Vrofellov Vv. 1 Kostbares Erbgut unserer Vorväter undcr aller Wunder ist die Sprache. Wisseu- 8schaftlichcr Aberglaube der Spätaufklärung vM? meinte, menschliche Sprache aus Nalurlau ten ableitcn zu können. Solche Meinung läßt Ehr furcht vermigen. Es verhält sich mit den Sprach- verschiedenheiten allerdings wie mit den Rassever- fchicdenheiten; beide sind naturhast bluts- und stand- »rt^bcdingt. Zu den schönsten Kleinodien des meist mundart lich bedingten Volkstumserbes gehören Volkslied und Spruchweisheit. Jahrhundertelang haben diese beiden Gattungen der Volksdichtung sich als Haupt- träger der Sippen- und Stammesüberlieserungen kn Bereich der Sitte, des Brauchtums, der ehren festen Treue zum angestammten Volkswesen «rwicsen. So wenig ein Ursprung der Sprache auffindbar ist, so vergeblich bleibt der Versuch, nach dem Ursprung des Volksliedes oder nach dem Verfasser dieses und jenes Sprichworts zu forschen. Es gibt in der Tat den schöpferischen Volksgeist, der zwar durch Einzel personen hindurch wirkt, dennoch aus der Unmittel barkeit des einer volllichen Gesamtheit eigentüm lichen, unbewusst gleichmässigen Denkens enlspringt. So stellen sich Volkslied und Spruchweisheit als Urzeugungen des Sprachgeistes selbst dar. Beide bleiben im urtümlichen Sprachraum beschlossen, sind ihm gleichsam ein- und zugeboren. Die Sprache selbst „reimt" sich Erlebnisvcrwandtes zusammen. Und so trifft nicht nur im Lied Lust immer wieder auf Brust, Herz auf Schmerz, Sonne auf Wonne, sondern auch die sprichwörtliche „Eile" aus „Weile"; „viel Geschrei" deutet auf „wenig Ei", und „Dumm heit und Stolz wachsen aus einem Holz". Wer im Rohr sitzt... Uber das Sprichwort, diesen wahre» Schatzbehal- ZV Lcbmicl stoevv ter volkhaften Seelentums, wäre sehr viel zu sagen. Es überdeckt einen breiten Raum überlieferuugs- zähcn Sprachgebrauchs und reicht von der kürzesten Neimsentenz über den gleichnishast-weishcitsvoll verallgemeinernden oder den spöttisch-trcfseud zuge- spitzlen Erfahrungssatz hinüber bis zur blitzartig einen typischen Erlcbnisinhalt beleuchtenden Kurz- anekdote. Von Prägungen wie: „Rot kennt kein Gebot", „Unverhofft kommt oft" führt der Weg zu Miniaturbildchen des Erlebens, wie: „Wer im Rohr sitzt, schneidet sich die Pfeifen" oder: „Kleinviel macht auch Mist", und endlich zur schelmisch-behaglichen oder übermütig-boshaften Kurzgeschichte: „Du kommst mir grad recht, sagte Adam, als er die Eva zum erstenmal sah." Oder: „Es bleibt ja in der Freund schaft, sagte der Bock, als er dem Schneider den Kohl fratz". Das Sprichwort, in seiner Kürze und Würze die eigentümlichste Offenbarung der Volks seele, stellt deren Wesen klar heraus. Auch für die politische Auswertung einer Wesenserkenntnis frem den Volkstunis ist deshalb dessen Sprichwörterschatz von Belang. Das Volkslied ist fraglos in-Gefahr, der Sckriit und dem Druck zu erliegen, da es doch seinem Wesen nach gleichfalls durchaus auf „Sage", das heisst aus mündlicher Überlieferung ruht. Nur sic kann ja Trägerin jener nie fertigen, frei wuchernden Um- und Neubildungen aus unablässig fortwirtcndem Milschassen der vielen Namenlosen in der lebendi gen Gemeinschaft sein, kraft derer das Volkslied den ihm so unnachahmlichen Eigenschliff, seine kaum zu beschreibende, meist mundartlich mitbcstimmte Eigen- sarb« erhält. Das Volkslied schreitet von Strophe zu Strophe, ost von Zeile zu Zeile, in Kedanken- und Bildsprüngen fort, ähnlich dem Sprichwort, mit dem cs fühlbare Ursprungsgemcinschast hat. Weis- Beide gehen in einer dritten, charakteristischen, Katlung der Volksdichtung ununterscheidbar inein ander über: Das sangbare Sprichwort heisst im süd östlichen Deutschland volkstümlich Schnadahüpfel. Das Wort sagt sich und seinen Sinn selber aus, denn es bedeutet einen „sprunghafte» Schwatz", cin hin- und widcrhiipsendcs „Snater" (— Schnabel-) Prahlen; hintergründig schimmert der Balz gesang des Auerwilds durch; die Sinnvcrwaudt- schast des Schnadahüpfels mit dem Valztanz des Schuhplattlers ergänzt sich zum Abbild des verliebt sich spreizenden Auer- und Birkhahns. Das Schnada hüpfel nun vereinigt in sich, bezeichnend genug, Sprichwortweise am imiigsten mit Volksliedweise, wie cin belicbigcs Beispiel zeigen mag: Je höher der Kirchturm, beste schöner das Geläute. Je weiter mein Schatz ist. desto größer die Freude. Angesichts der fortschreitenden Zersetzung der al ten biindischen wie zünftigen Kameradschaften, der Spinnstuben und Mädchengenosfcnschasten mit ihren von Mund zu Mund überlieferten Sprüchen und Lie dern, Kinder- und Spielreimen ist cs immer schwie riger geworden, etwa cin Kunstlied dem Volk so vertraut zu machen wie das llhlandsche vom „Guten Kameraden". Ohne eigentlich Volkslied zu sein, hat cs dcn Weg ins Volk wie so manche» andere Ge legenheitsgedicht über die Kriegskameradschaft ge nommen. Und so ist das Soldatenlied wohl in der Tat auch das lctztmögliche Volkslied in unseren Ta gen. Denn cs kchrt aus Kasernen- und Feldgemein schaft, volkhaft öfters umgeschlisfcn, in die Volkrge- mcinschaft zurück. Nur eben im Vorbeigehen wär« hier ergänzend noch eines Vätercrbes zu gedenken, das in charakteri stischer Weise mit Sprichwörter- und Nolkslicdschatz das Merkmal de» nicht persönlich Geschossenen, der im eigentlichen Sinn übcrpersönlichs.i, gemeingcisti- gen Erzeugung trägt; das ist der uralte Schatz der Volksweistümer, jener Rechtsformcn und Satzun gen, aus denen ältestes Gewohnheitsrecht sließt. Die neue Rechtsordnung greift ausdrücklich auf dieses Weistümer-Erbc mit dem Begriff des „gesunden Volksempfindcns" zurück. Gesundes Volkscmpfin- den ist auch der eigentliche Quell von Sprichwort und Volkslied. Des Knaben Wunderhorn Es zeigt sich, wie eng verschwistert im gemein samen Sprachgrund Weisheit, Dichtung und Lebcns- ordnung wurzeln und wie letzthin ununterscheid bar die Sprache auch in Sittenspruch und Richtwort sich bemüht, Erfahrung mit Satzung zu „reimen", wie so viele älteste Weisstimer bezeugen, wovon hier nur ein paar Proben angeführt seien: „Soviel Mund, soviel Pfund"; „Unrechte Hut kommt niemand zu gut"; „Geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul"; „Raub und Mord hat wölsischcn Ort" (macht friedlos). Es ist diesem Erbgut unserer Väter alle Ehre der Beachtung und auch das Glück des Gcsammelt- werdcns zuteil geworden. Seit Grimm und „Des Knaben Wundcrhorn" haben Sprichwörter, Rätsel und Reimsprüche, Volkslieder und Schnadahüpfel un zählige Male ihre Buchung gesunden. Aber in dem selben Maß, in welchem diese unmittelbar aus dem Geiste der Sprach« geflossenen Volksdichtungen in die Literatur eingingen, begannen sie aus dem Leben des Volkes zu schwinden. Ehre und Glück der Sprache gerieten in Gefahr, in Glück und Ehre der Katalogisierung unterzugehen. Nur Mundartliches hält sich da und dort noch in seiner engeren Heimat lebendig: Wiederum cin Hinweis aus dessen unersetz lichen Wert. Das Schriftdeutsch« haben wir jahrhu». dertlang erlernt; die Mundart aber haben wir vo» den Ahnen ererbt