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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-194206132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19420613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19420613
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1942
-
Monat
1942-06
- Tag 1942-06-13
-
Monat
1942-06
-
Jahr
1942
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besuch bei ffvieclemk.e eingeholt haben' wir linden euch, die Zurückgelaffe- nen, nun doppelt jung, weil das erwartungsvolle! Kind in euch jung geblieben ist/ der alt den zu sein. In der sehenswerten Heimatsammlung io schläft er natürlich. Schinken. Ich aber Mädchen wir ins den durch das Städtchen und war vor dein Rathaus durch zwei Stege überquert. Die auf dem Bild zu dieses Bildes befindet sich im Eoethe-Nationalmu- seum zu Weimar. Dieses Schlüchterner Eoethe-Vild stellt eine der wertvollsten Überlieferungen des alten Schlüchtern aus den Tagen der Bäter für unsere Zeit dar und zeigt einen Teil des Stadtkerns um das Rathaus, das damals noch aus der Zeit der Franzosenrückzüge zerstört lag. Damals floh der Elmbach noch mitten Wir lachten, aber sic fand cs ganz Dann bekamen wir frisches Landbrot und Mein freund war faul, er streckte sich, wollte gerne noch ein Stück gehen. Das schloß sich mir an. überblicken. Hier am Fuhs der breit anlaufendcn Treppe, die in die Wohurüumc des ersten Stocks führt, trat der Hausherr am Tage nach der Jenaer Schlacht der französischen Soldateska entgegen und bändigte die Tobenden mit der Würde, der auch die Roheit nicht widersteht. In diesen Mauern starb Christiane, wohnte der andersartige und doch so geliebte Sohn August mit seiner Frau und den Kin dern, hier weilte Schiller zweimal längere Zeit zu Besuch, in diesen Zimmern empfing der Kreis die Bewunderer aus aller Welt, deren cs so viele gab, Ausgaben haben. Wir reisen noch von nutzen her — und wenn wir dreißig sind, finden wir, datz wir euch L. Richter. Der Jäger i» dem grünen Wald Da sucht er Tierleins Aufenthalt. Und er ging im Wald bald hin, bald her, Gb auch nichts anzutrcffen wär. Und als er in den Wald 'nein kant, Traf er ein schönes Ulägdlein an. Li wie kommst du in den Wald herein, Du strahlenäugig Akägdelein? Du sollst ja nicht mehr bleiben hier, ^n diesem grünen Waldrevier; Bleibe du bei mir als Jägerin, Bleibe du bei mir als meine Braut! voiksllct zeugen zu lassen. Denn das unterscheidet das Wei marer Koethehaus von der Mehrzahl solcher Erin nerungsstätten, auch von dem Frankfurter Hause, datz alles noch am rechten Platz steht, die Möbel, die Geräte, die Bücher und Kunstwerke die gleichen sind, die er erworben und durch den Gebrauch ge adelt hat. Keine gedruckte Biographie kann lebendiger, un terrichtender, unmittelbar ergreifender sein als das Haus am Frauenplan, diese geheiligte Stätte einer Geistesarbeit, die keine durch Spezialinteressen ge botene Grenzen zu kennen schien, dic fast alles um- fatzte, was der Forschung sonst nur durch Ecbiels- teilung zugänglich zu sein pflegt. Die Sammlungen zeugen von dieser dem gewöhnlichen Menschen nahezu „So lange also mützte man noch warten?" Sie blickte zum Dorf hinüber. Die Sonne war im Sin ke». Schwalben zogen in letzten spielerischen Flügen um den kleinen Kirchiurm. und der Vlütenschaum der Gärten ringsum trug vom Abendschein ein zar tes Rosa. „Dazu lest ihr eure Bücher, um hinter diese Geheimnisse zu kommen?" fragte sie nach denklich. Ich halte meine Hand auf ihren Arm gelegt. stcn Werke wachsen." Sic sah mich aufmerksam an. „Wie zuweilen begegnen — an den Männern, die Leben ausbrcchcn und es schassen, und an Frauen, dic verhalten warten, bis —" „Bis?" fragte sie gespannt. „Bis der eine oder andere zurückkchrt, und Kreis sich schliesst. Oder bis der oder jener nicht zu- rückkehrt und das Mädchen weist, es war ein Traum." „Bis ich dreistig bin, vergehen noch acht Jahre. Ach: Jahre sind eine lange Zeit." Plötzlich beugte sic sich vor und küsste mich. Ich fühlte wohl, datz der Kutz nicht mir galt. In ihrer wilden Gebärde lag zugleich so viel Andacht und Zärtlichkeit, datz ich sie beglückt aufnahm. - „Ich danke Ihnen," sagte sie. „Nun wollen wir zurückkchrcn." Der Kreis säst noch, ein zugedecktes Vogelbauer, unter dem Kirschbaum und schlick. Mein Freund stand im Stoll, plauderte mit der Magd. Als wir uns verabschiedeten, war das Mädchen, dessen Namen ich nicht einmal wusste, freundlich und fern zugleich. Kein Ausdruck sprach aus ihrer Hand. Der Zug glitt durch die Nhcinebene zurück Der Mond ging über Berge und Pappeln und spielte im Strom. Da tagte mein Freund: „Wollten wir in Scsenbeim nicht Friederike Brion besuchen?" „Sind wir ihr denn nicht begegnet?" antwor tete ich. l Kühle zog durch die aufgeweichte Stratze. Vor f den Häusern fassen strickende Frauen. Ein Bauer > grüßte, die Pfeife zwischen den Zähnen. Und in einem Tümpel schnatterten die Enten. Es war der i stille Alltag des Dorfes. Wir gingen an einer Hecke i entlang, aus der Jasmin blühte. Ich hatte meinen Arm leicht unter den ihren ge schoben. Der Wind war zur Ruhe gekommen. „Warum kommt ihr eigentlich alle heraus?" fragte sie plötzlich. Ihre Stimme war nicht froh. „Ja, warum kommen wir. Das ist so' eine Suche nach etwas Vergangenem, nach etwas in der Ver gangenheit Verzaubertem." — „Und sindet ihr es?" „Ich wcitz noch nicht. Wir suchen ja nichts Tat sächliches, sondern das Ungefähre, das hier mit Glück erlebt wurde." „Und wenn ihr nahe genug herangekommcn seid, fahrt ihr wieder zurück, arbeitet, trinkt, spielt und vergeht das Glück." „Vergessen? Nein. Cs wird ein wenig blasser, ferner, lichter. Aber gerade darum lieben wir es, weil es sehr holdselig im Hintergrund unserer Tage bleibt." „Aber ,cr' hat es damals vergessen. Sic wcrdcn das besser wissen als ich. Sie kennen vermutlich alle seine Werke. Und sein Mädchen stand hccr am Kar- tcnzaun, den grotzen Hut am Band über den Arm gehängt und wartete, datz er wiederkämc und mit ihr durch die Felder streifte und sie wirklich liebte." „Nein, auch ,er' hat sie nicht vergessen. Sic blieb ein schmerzlich sanfter Akkord in seinem Leben und in seinem Werk." — „Dann hätte er blciben sollen, cs wäre aus ihrer Liebe noch viel Reineres er wachsen." „Wer das wissen- könnte?" sagte ich und blieb stehen. „Vielleicht wäre dann die Gewöhnung, das Alltägliche, das Bittere gekommen und hätte die scheuen Blüten zerdrückt, die in ihm wuchsen: und der schmerzlich sanfte Akkord wäre nie erklungen. Sie wissen doch, datz aus Verzicht und Trauer dic schön- Sie?" fragte sie. — „Zwanzig Jahre." „Und da wissen Sie das alles schon? I», zwei Jahre älter als Sie und kaum erst halb mit (Zoethes eigenes ftnus Oas ftaus am sseauenplan in Meimav „Nein, Liebe, das lesen wir nicht in den Büchern. Das sehen wir allein an den Menschen, denen Eerählung von stans fee^tag dieser Erfahrung fertig geworden. Dabei sagt man, datz Frauen früher reisen." „Weil sie in sich ruhen und im Ruhen reifen und warten. Wir aber handeln, entfernen uns, weil wir „Er will immer dabei sein, wenn junge Leute aus der Stadt kommen," sagte das junge Mädchen. Er trank munter mit. Der Wein tropfte in sei nen meisten Bart. Natürlich fing er an, sich auf den Irrwegen der Erinnerung zu tummeln — Straß burg, ob wir das kleine Restaurant am Kleberplatz kannten? Dort habe er gelernt. Jeden einzelnen Stich an den Wänden beschrieb cr genau. Und was der Rheinlachs jetzt dort koste, woll e cr wissen. Das konnten wir ihm nicht sagen, denn zum „Gourmet lans chiquet" reichten unsere Börsen nicht. Das ge fiel ihm nicht. Studenten waren für seine Begriffe Herrcnsöhnc und mussten die Füchse springen lassen. Er war weit über achtzig, und wenn cr auch dic Goethezeit längst nicht mehr erlebt hatte, so war doch vielleicht eine Tradition in ihm lebendig. Aber Plötzlich wurden seine Hände über den Lehnen ganz schlaff, die Augen fielen zu. Das Mädchen holte ein Tuch, das es über sein Gesicht deaic. „Der Vogel bat genug gezwitschert", sagte cs, „nun seine Stunden". amals in Straßburg, wenn man zum ersten Male I ins Semester stieg, war cs eine Selbstvcrsländ- V lichtest: so wie man sich das Münster ansah, suhr man auch nach Scsenhcim, den Spuren des jungen Goethe zu folgen, der nicht nur über Erwin von Steinbach gearbeitet und mit klugen Leuten Höhe und Tiefe des Seins durchgrübelt hatte, sondern den zauberische» Verheißungen der Liebe uachgegangcn war. Man fuhr also während einer kleinen Bahnstunde an Pappelalleen entlang, die dem oberen Rheintal das Gepräge geben. Dunkelblaues Gewölk lag über dem jenseitigen Schwarzwald. Wenn der Zug in einer winzigen Station hielt, hörte man die Vögel aus den Kirjchbäumen zwitschern. Von der Haltestelle aus must man noch ein Stück landeinwärts bis zum Dorf gehen. Es zeigte nur von kerne seinen spitzen Kirchturm, ringsum war nichts als Gartenland mit» blühenden Obstbäumcn und wei.es Feld im Grün des sprossenden Getreides. Der Wind hob den Staub von der Straße und hüllte aller in eine Helle Wolke, durch die wir uns der ge suchten Vergangenheit näherten. Am Eingang stand ei» Wirtshaus. Aus dem Gie bel hing ein bemaltes uud bronzicrtes Blechschild mit eine», Engel, dessen geschlossene Flügel sich in das Rund der Einfassung fügten. Es blinkte golden in der Sonne. Und das Mädchen, das unter der Türe s stand, blinkte auch. Es hatte schwarzes Haar und blaue Augen, aber ein gelbes Kleid mit vielen bun ten Blumen darauf. Die Arme unter der Brust ge kreuzt, grüßt« es zu uns herüber. Man soll auf Wan derschaft für jeden Gruß dankbar sein. Und das waren wir zwei Studenten auch. Wir setzten uns in den Wirtsgarten zwischen die Spaliere von Schwert lilien. Erstes Reblaub hing über unsere» Tisch. Das Mädchen stellte zwei Gläser von uns hin und brachte auch ein drittes für sich, als wir es verlangten. Woher der Wein stamme, fragte ich. „Es ist der tibliche", sagte sie. „Den trinken alle. Die Herren sind Studenten?" Sah man es uns an? Obwohl wir nichts gegen unsere junge Würde hatten, kränkte uns das schnellem Durchschautsein ei» wenig. „Es kommen viele von i Straßburg heraus," sagte sic, „suchen etwas, was sie nicht finden, und fahren wieder zurück." Gleichmaß seiner Vollendung entgegen, bis der Tod ihm ein Ziel setzte und dem Dreiundachtzigjährigen das Siegel der Bewährung auf die Stirn drückte. Ernst von Nicbclschütz „Md einst ein Henins geschritten" Alt-Schlüchtern von der Hand Goethes gezeichnet VKV Das alte Städtchen der drei Türme, Schlüchtern, kann mit Stolz darauf verweisen, einst von keinem Geringeren als Goethe gezeichnet wor- datz man in leichter Veränderung eines bekannten l . Tafsowortcs urteilen kann: Europa kenne „keinen sehenden Häuser sind rechts das heutige „Gasthaus großen Namen, den dieses Haus nicht seinen Kast zum Schwanen" und weiter eine Gerberei, erkennt, genannt". Hier ging eins der reichsten Menschen- lich an den zum Trocknen herausgehängten Fellen, leben, von denen wir Kunde haben, in ruhigem Das Bild ist gezeichnet am 26. Mai 1815. „Und Sic selber, fahren Sie zuweilen hinein?" fragte ich. „Früher manchmal, als ich noch neugierig war. Jetzt — was soll inan dort? Es ist eng, man kann nicht atmen. Und man kennt niemanden. Alle lau fen so eilig weiter." „Dann hält Sie also hier die Liebe fest," meinte «twas dreist mein Begleiter. Sie sah in den Himmel hinauf und antwortest nicht auf ein so direktes Wort. Erst nach einer Weile sagte sie: „Wenn cs dic Herren nicht stört, will ich den Großvater herausholen." Die Antwort war deutlich. Warum sollte es uns auch stören! Sic strich durch die Blumen fort mit soviel Anmut und Leichtigkeit, daß mir die Lust aus den Allen schnell verging. Aber er war blind und fast im Rollstuhl, seine welken Finger lagen locker aus den Lehnen. m 17. Juni sind genau 15g Jahre verflossen, 44 als Goethe, zwei Monate vor dem Ausbruch zur „Campagne in Frankreich", im Weichbilde von Weimar Hausbesitzer wurde. Es handelt sich um das 1706 sür den Kammerrat Helmershausen erbaute, von dem Dichter seit Ende des Jahres 1781 nur gemietete Anwesen am Frauenplan, das ihm der Herzog Karl August jetzt zum Geschenk machte, nachdem es durch Umbau und Erweiterung den An sprüchen des neuen Eigentümers angepasst worden war. Wie die Daten erkennen lassen, hat Goethe es erst nach mehrjährigem Aufenthalt in Weimar bezogen. Als cr 1775 dorthin kam, wohnte er zuerst in dem Hause des Präsidenten von Kalb am Töpfer markt, dann ganz kurz in einer Mietwohnung gegen über dem „Gelben Schloß", seit April 1776 in dem außerhalb der Stadt gelegenen Gartenhäuschen an der Ilm, das jetzt, nach der endgültigen Übersiede lung, nur vorübergehend als Zusluchts- und Erho lungsort diente. Vierzig Jahre lang, bis zu seinem Tods, hat der Dichter das Stadthaus bewohnt, in den letzten Jah ren fast ohne Aufenthaltswechsel, wenn wir von kur zen Ausflügen »ach Ilmenau oder Dornburg ab sehen. Nach seinen eigenen Angaben hergerichiet, mit Bildern und Statuen seiner Wahl geschmückt, mit den Gegenständen seines künstlerischen und na turwissenschaftlichen Sammeleifers sozusagen bis zum Rande gefüllt, ist es so ganz mit seinem Werk und seiner Lebensweise verwachse», datz wir uns noch heule bei einem Besuch der unangetastet gebliebenen Räume in der von ihm geschaffenen geistigen Atmo sphäre zu bewegen glaube» und selbst der ost recht ! lästige Trubel der bloß Neugierigen uns nicht hin- > dert, uns von seiner heimlichen Anwesenheit über- i ... sind Ich bin alb mit! unbegreiflichen Universalität. Mehr »och: dieses l , , Haus ist der Schauplatz eines Lebenslaufs, den wir des Hcimatbundcs des Schlüchterner Landes befindet heute bis in alle Winkel hinein kennen, hier aber sich ein Bild Alt-Schlüchterns, das Johann Wolf» wie in eiiiem einzigen, farbenreichen Bilde staunend gang von Goethe in den letzten Maitagen 1815 auf der Reise von Weimar durch das Kinzigtal nach Frankfurt nur Main gezeichnet hat. Das Original Zum 50. Geburtstag von Lenst Penzoldt man diesen Dichter verstehen. lich dargestellt zeigt sich der Dichter als ein ur- sprünglicher, eigenwilliger deutscher Humorist, als E'zMung eine autobiö' Vertreter einer 2ea» Paulschen Fröhlichkeit, die künstlerischer Bloaravble. Eru« »»» Nlebelschlld und doch !, die und des : Pflege der andern, beugt sich vor der Schönheit, und der E ,Der Zwerg", der wie I in der Trauer um das Vergängliche >cr in der Kleinstadt sterblichen. Die Winckelmann-Rouelle j Geheimnis Geschick selbst reiche Einblicke in das Wesen Krankseins erhielt: von dieser Arbeit, die er Rembrandts Kau Aaskia Zu ihrem ZOO. Todestag am 14. Juni Henie icdcm Kuusisreuud in oilcr Welt bekannt vertrant, war« der Name Saskia van Nistenbnrch iäuait im Winde der Zielt verwebt, batte die Fran, ibn trna, nicht ein Zabrzcbnt lana dem arökten Maier der Niederlande»«'!- Lebensacsdbrtin .mr Sctic erstanden. Wir kenne» sic ans mblreichen Gemälden Rembrandts, die 'wischen I»ü2 nnd IE entstanden, ans vielen Nadiernn- aen und Zeickmunae». Auf der Höbe seines Lebens und keiner Um,st ist sic sei» bevorznates, fast cinziaes Modell. sie als bolländische Rnraerssran, meist aber vkantastisch ausstafsicrt, in kostbare Pelze und Brokate netteidet, wie eine orientalische Märchenorinzessin mit Perlenletten nnd Geschmeide bcbünat. Ans Schvnbcit lest er !n diesen Bildnissen keinen Wert, anch scheint sic nicht ciacnlltch schön cicwcse» zu scin. Am bekanntesten ist das bnrschi- kose Doppelportrüt in Dresden, wo er sich selber, das volle Stanacnalas in der Hand schwinaciid, dargcllt. das sein« Püppchen ans dein Schob nnd die Pianenpastelc ans dem prasierbast aedeclten Frübstückstisch. Nach allem, waS wir von der Ebe wissen, scheint sic bcktia dnrchinbiliert nnd das Geld nicht gespart worden zu sein, den» dic »oinck- mcn Verwandten beschuldige» das lcichlsinnigc Paar, die schöne Erbschaft „mit Prunken nnd Prahlen" vertan zu haben. Von den vier Kindern, die SaSkia Ihrem Gat te» schenkt, bleibt mir der lcbtgeborene Soh» TiMS am Lebe», derselbe, der spater in des Vaters Leben eine Nolle als dessen VermögcnSvcrwalter gcsvlclt und ihm auch mehrfach als Modell gcdicut hat. Von den authentischen Bildnissen abgesehen, begegnen wir den leicht erkennbare» Zügen SaSkiaS nnd ihrem Trost aus, und es ist ganz glaubwürdig, weil es aus eigenen Erfahrungen geboren wurde. Des Dichters und die beiden letzten Novellen wandeln das Leben und Leiden des Knaben ab in einer geschichtlichen Ballade und einem zeitgenössische» Idyll. Mit der dramatischen Fassung der „Portugalesi- schcm Schlacht" betrat Penzoldt zum erstenmal die Bühne: aber erst mit seinem „kleinen Trauerspiel", der Dramatisierung seiner Erzählung „Etienne und Luise", nähert sich der Erzähler der dramatischen Ge staltung, noch mehr mit dem Stück „So war Herr Brummel", in dem er den ersten Snob darstellte, der sür England, und nicht für dic damalige Zeit, schmucke» Figürchen auch i» den Hssturieululber» beS Meisters i» diesem fruchtbare» Jahrzehnt. Z» Nem- brandts Zeilen war das Aktstchen noch kein Gewerbe mid das Zeichnen »ach dem nackte,, Körver sogar aiif den Akademie» noch nicht obligatorisch. DaS Beschossen von Modellen wird also mit Schwierigkeiten verbunden ac- wcscn sein, und man kann sich Vorsichten, wie glücklich Rembrandt gewesen sein wird, in der Gattin ein immer willsäbrigcS Aktmodcll «efnndcn zu habe». ZN cs anch nicht leicht, bei Rembrandt, dem alle Wirklichkeit nur Mittel zu einem höheren Zweck war, in icdem Falle SaS» kia als Modell wicderznerkennc», so dürfe» wir doch an- ncbmc». dab dic Mchrzabl dcr nackte» Schöne» ans den biblische» n»d mnthologischen Gemälde» der drciülgcr Jahre auf sie zurückaeht. Als sic ihm 1NZ2 plöbttch durch bc» Tod cutrilleii wird, crlcidet cr neben den, menschlichen gcwtti anch eine» harte» künstlerische» Verlnü. SaSkia hatte i» ihrem kehlen Willen bestimmt, daft Rembrandt dcr Nickl, rauch ihres noch immer bettächt- lichcii Vermögens nnr umer dcr Rediiignng ,„fallen solle, bah cr sich nicht wieder »erheirate. Der in dcr Vollkraft bcs Daseins stehende Mann bat sich In sclncr Weise damit abacsnnden. aber- die nnn einlchcnde Reack- kosigkcst dcr LebenSsührnng ist sicher eine Folge diese» cikcrsi'chüge,, Dellamenis. ?s»8 dem soziale» »nd wirt- schastliche» Versals erbebt sich der Genins, vom Glück vcr- lasse,,, aber innerlich nnacschmächt. seinem lebte» nnd höchste» Smiucnflnq. So bildet der Lod Saskias ei»en wichtige» Ci»sch»itt I» Ncmbran-iS bürgerlicher u»d Krankseins erhielt: von dieser Arbeit, die cr mit eigencn kleinen Zeichnungen schmückte, geht viel Dann begann er seine wirkliche Arbeit in beiden Berufen und bekennt dazu: „Ich wusste auf einmal, datz ich nicht .zwischen zwei Berufen zu wählen hatte', sondern datz mir verhängt war, Zwiefältlges zu tun, damit es mir gelänge, mit den Händen und mit dem Mund zu fassen, was unbegreiflich scheint, das Leben, die Schönheit, Liebe, Freundschaft, Natur und Kreatur. — Und es scheint, als würde die eine Gabe erst ganz frei durch die Pflege dcr andern." Penzoldts erster Roman, „Der Zwerg", der wK ist alle feine späteren Bücher in dcr Kleinstadt Aus -cm Vcrlobuugsiabr UM stammt dic bcrlihmtc Berliner Stlbcrsttftzcichnung, aus dcr man dc» Stolz dcs ^,,.v . —n.-'"D ------- —> Müllcrsolmcs auf dic „gutc Partie" hcrausiicst. Von üelt, zeigt den Erzähler bereits als Meister derjGeheimnis um das Ende des großen Archäologen»! uuu au hört sie uicbt uicb« aus, ihm ru sibcu. Er malt so charakteristisch ist. Zu erwähnen wäre noch Penzoldts Buch „Der dankbare Patient", dcr durch Herkunft, Beruf graphische Arbeit, aus der eine beispielhafte Her zensgüte leuchtet. In jedem neuen Buche steckt der Dichter ganz drin, und wer sich ein wenig Mühe gibt, wird ihn immer besser verstehen, wird erken nen, das Ernst Penzoldt in seinem bisherigen Ke- samtschafscn bewiesen hat, was die Kunst in unse ren Tagen zu bedeuten hat, welche Sendung ihm anvertraut ist. Hans Sturm trugen wir es gleichzeitig in dreien Lebensaltern." Penzoldt, dcr zuerst Bildhauer wurde, hat dies in einer Büste seines Vaters klar zum Ausdruck ge bracht. In der bürgerlich-traditionellen Kultur Mitteldeutschlands wuchs Penzoldt heran zu seinen zwei Berufen, die eigentlich einer Wurzel entsprin gen, denn was ist dichterisches Gestalten anders als „mit Worten modellieren". Penzoldts Büste von Haus Larossa sagt fast genau so viel von deni Dich ter aus wie ein Aussatz über ihn. Als Dreißigjähriger trat Penzoldt zum erstenmal mit Gedichten und zwei Idyllen nor die Öffentlich keit, versonnene, verträumte Versuche, die sich mit dem Erlebnis des Weltkrieges auscinandersetztcn. man ausgestorben wähnte. Der Kamps derPowcnz- bande, bestehend aus dein crsindungsreichc» Baltus Powenz und seinen sieben wohlgeratenen Kindern, gegen die Spießer vo-. Mössel an der Maar, wirkt so erfrischend, weil er nicht aus zersetzendem Hatz heraus geführt wird, sondern aus der reinen Freude am fröhlichen Kleinkrieg, dcr im Bau des eigencn Hauses der Powcnze inmitten dcr Spießer zu Ende geht. Diese Eulenspiegelei ist ein Buch Heller Lebettsfrcude. In dem Novelleiibaiid „Die portugalcsischc Schiacht" saßt Penzoldt mit gutem Kelingcn die Themen seiner früheren Bücher in ttmstnoller Forni zusammen; sic kreisen alle um das Hauptmotiv: Un sterblichkeit. Der jugendliche, verschwärmte König Sebastian von Portugal ist besessen von dcr Liebe zur Unsterblichkeit, daß er sie gewinnt, obwohl er in seiner ersten Schlacht elend zugrunde geht. Dic Michclangclo-Novellc ist ein Loblied aus die Schn- sucht nach Ruhm und Schönheit; der Unsterbliche beugt sich vor dcr Schönheit, und der Edle beugt sich "" vor dem lln-, deutet das llrchäologen»! Heimgegangenen genialen Dichters, dein er in sei nem zweiten Buche „Der arme Chatterton" ein wundersames Denkmal gesetzt hat. Sich selbst hat er hier als großen Erzähler erwiesen. In dem Buche „Die Powenzbandc", mit dem Untertitel „Zoologie einer Familie, gemeinverständ- ge», dem „i . , geboren und verbrachte, wie sein Vater, dcr be rühmte Erlanger Professor dcr Medizin, seine ei gentliche Iugcndzeit in Weimar selbst. Der Arzt sohn und Pfarrersenkel sagt von seinem Vater: „Seltsam verwandelte sich dcs Knaben Antlitz, das dem seiner Mutter glich, in das seines Vaters, le bendig es überliefernd. Er wiederum gab mir da von und ich meincm Knaben . . . Ei» paar Jahre Ernst Penzoldt ist einmal treffend „ein heim- Ideeiifllhrung, cr sieht das Ewige !m Vergänglichen kicher Bildner" genannt worden, dessen Blut „durch und stellt immer wieder die Jugend in den Mittel- Landschaft und Erde gebunden" ist. Hieraus muß punkt seines Schaffens; überall sieht die eine große Dichter verstehen. Er wurde in Erlan- srrage vom Werde», vo» Tod und Wiederkehr vor .fränkische» Weimar", am 1t. Juni 1892 seinem inneren Blick. So nur erklärt sich seine Ver tiefung in die Schicksale des mit achtzehn Jahren
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