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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190412233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-12
- Tag 1904-12-23
-
Monat
1904-12
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.12.1904
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Stunde vom Präsidenten Roosevelt zur Teilnahme an der Hüller Konferenz nach Paris abgesandt worden sei. Er habe noch nicht einmal Zeit gehabt, die Akten zu studieren, glaube aber, daß bisher sehr viel unrichtige und übertriebene Angaben über den Vorfall verbreitet worden seien. Im Uebrigen darf man sich wohl der Hoffnung hingebrn, daß die Kommission zu einer Verständigung gelangt. * * * Die neuesten Depeschen lauten: Tokio, 22. Dez. Die japanischen Verluste bei der Eroberung des Forts Tunkikwanschan betragen ca. 400 Mann. Die nächste Aktion der Japaner richtet sich nunmehr auf die Eroberung der Signal hügel, sowie des Jtschanforts. Petersburg, 22. Dez. Der „Nowaje Wremja" zufolge wird das baltische Geschwader Ende Januar auf der Höhe von Saigon eintreffen. Dasselbe Blatt behauptet, daß das von den Japanern eroberte Fort Tunkikwanschan kemcn permanenten Charakter habe. Das genannte Fort befindet sich '/i Werst zurück auf den dominierten Anhöhen. Petersburg, 22. Dez. Der Zar begibt sich nächste Woche nach Minsk, um die nach dem Kriegsschauplätze abgehenden Truppen zu inspizieren. General Kuropatkin wird demnächst über eine Armee von 500 000 Mann verfügen. Wie aus sicherer Quelle verlautet, wird heute rin Mobil machungsbefehl für 300 000 Mann erlassen werden. Der größte Teil dieser Mannschaften soll jedoch in Rußland verbleiben. Paris, 22. Dez. Der „Herald" berichtet aus Petersburg, gerüchtweise verlautet, das japanische Kriegsschiff „Jaschima" sei gesunken. Es bestätige sich tatsächlich, daß das japanische Geschwader in See gegangen sei, um der Flotte Roschdjestwenskys entgegenzufahren. Paris, 22. Dez. Der „Matin" meldet aus Rom, der Papst habe die Anwesenheit des Groß fürsten Kyrill dazu benutzt, um bei diesem Schritte zu unternehmen, damit er den Zaren veranlaßt, den Krieg mit Japan einzustellen. Der Großfürst Kyrill soll sich bereit erklärt haben, in diesem Sinne auf den Zaren einzuwirken, aber zugleich darauf hingewiesen haben, daß wenig Aussicht auf Erfolg vorhanden sei. Meppen, 22. Dez. Japanische Offiziere haben auf dem Kruppschen Schießplatz.- mehrere größere Schießübungen am Montag vorgenommen, dieser Tage desgleichen russische Offiziere. Beide Mächte sollen unter empfindlichem MunitionSmangel leiden. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 22. Dezember. *— Grüne Weihnachten. Schon seit einer ganzen Reihe von Jahren verschmäht es der Winters anfang, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, uns zum Weihnachtsfeste mit blitzenden Schneeflächen und krystallhellen Eiszapfen zu erfreuen. Tritt nicht noch ein ganz plötzlicher Wetterumschlag ein, dann fehlt es auch in diesem Jahre wieder an dem willkommenen blinkenden Festschmuck und damit an Schlittschuhlauf und Schlittenfahrt. Wer auf einige Jahrzehnte zurückblicken kann, der er innert sich, daß früher die Regel war, was heute als Ausnahme austritt. Die Weihnachtsstimmung wird durch das Weihnachtswetter gehoben. Nichts ist köstlicher, als wenn es draußen friert und schneit und dieZusammengehörigen sich im trauten Familien kreis um den leuchtenden Christbaum vereinigen. Ist aber die Luft so milde, daß man am liebsten bei offenem Fenster sitzen oder einen Spaziergang ins Freie unternehmen möchte, so fehlt der Kon trast zwischen draußen und drinnen, dec die Em pfindung belebt und das poesievolle Weihnachtsglück erhöht. Daß uns das typische Weihnachtswelter untreu geworden ist, ist auch auf einen Weihnachts artikel von Einfluß geworden In früheren Jahren sah man überall in den Schaufenstern der Eisen handlungen, Spielwarenläden usw. den Schlittschuh dominieren. In langen Reihen waren die blanken Stahlschuhe ausgehängt und sanden bis auf das letzte Paar ihren Käufer. Infolge des wärmeren Weihnachtswetters kam der Schlittschuh als Fest geschenk mehr und mehr in Abnahme, die Geschäfts leute behielten übergroße Restbestände am Lager. Der Schlittschuh hörte aus, die vorherrschende und typische Weihnachtsauslage zu sein, und auch in diesem Jahre ist er nur veremzeilt in den Schau fenstern aufgehängt. Nun, man muß sich darem finden, wie man sich ja auch an die grünen Weih nachten gewöhnt. Unangenehmer wären weiße Ostern, die im neuen Jahre wegen des späten Ostertermins jedoch glücklicherweise kaum zu be fürchten sind. *— Die öffentliche Weihnachts-Aufführung des Turnvereins Hohenstein-Ernstthal (Neustadt) findet auch dieses Jahr wieder am I. Weihnachts feiertag im Saale des Neustädter Schützenhauses statt. Bei der allgemeinen Beliebtheit, deren sich gerade diese nun schon seit langer Zeit alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungen ersreuen, bedarf es freilich keiner besonderen Empfehlung; denn das Bekannlwerden allein genügt, ein volles Haus zu schaffen. Und doch möchten wir nicht verfehlen, auf das geschmackvoll und sehr abwecksclungsreich zusammengestellte Programm hinzuweisen. Neben einer Anzahl turnerischer Uebungen, Varrengruppen, eines phantasievollen Märchenreigens, verschiedener Männerchöre, Duetts, Terzetts rc. gelangen noch einige Einakter, z. B. das Drama „Rückkehr am Weihnachtsabend", der Schwank „Der Paletot" oder „Der Herr im Haus" und das Junghähnel- sche Gcsamtspiel „Herr Kleppermann auf dem Kachelofen", zur Aufführung, die sämtlich in der vom Turnverein bekannten Wiedergabe ihre teils ernste, teils zwergfellerschütternde Wirkung nicht verfehlen dürften. Aus dem kurzen Auszug des Programms aber ist zur Genüge zu ersehen, daß bei Aufstellung desselben dem Geschmack eines jeden Rechnung getragen worden ist, sodaß sich jeder Besucher der Veranstaltung prächtig amüsieren und keiner unbefriedigt nach Hause gehen wird. * — Unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt von H. M. Schtndler's Verlag, Prämien-Ab- teilung des neuen Bürgerl. Gesetzbuches und des Bürger!. Kochbuches, Berlin 1^^. 6, bei, auf den wir unsere verehrl. Leser ganz besonders aufmerksam machen. * — Für da- nächste HeereSersatzgeschäft wird denjenigen jungen Männern, welche im Jahre 1885 geboren sind, in Erinnerung gebracht, daß sie zur Vermeidung von Nach'eilei und M iterungen sich rechtzeitig mit Geburtsscheinen versehen wollen. Die zur Anmeldung der Rekrutierungsstammrolle aus den Geburtsregistern der Standesämter zu erteilenden Bescheinigungen werden kostenfrei aus gestellt. Die Anmeldung zur Rekrutierungsstamm rolle ist alljährlich für die Zeit vom 15. Januar bis 1 Februar festgesetzt. * — Halscntzündungen, die ständigen Begleiter rauher, nebliger Wintertage, lassen sich durch ein fache Mittel leicht verhüten und bessern. Wer sich vor ihnen schützen will, atme durch die Nase; durch sie werden eine Menge Rauch- und Schmutzteile der Atmungsluft abgcfangen und diese vorgrwärmt. Dann ist nötig tägliche kühle Abwaschung des Halses mit sofortiger guter Frottierung. Ferner trägt zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Entzündung der Mund- und Rachenschleimhäute und zur Beseitigung wunderbar bei die Spülung mit kühlem Wasser (von etwa 20 Grad Celsius). Diese Mund- und Rachenbäder und eventuell vor sichtige Gurgelungen sollen täglich mehrere Male, besonders nach dem Essen und vor der Nachtruhe stattfinden. Bei Entzündungen ist ein ganz geringer Kochsalz-Zusatz zum Wasser (auf Liter etwa soviel wie eine Erbse) von Vorteil. Zu vermeiden ist die törichte, dicke Umhüllung und Ueberhitzung des Halses mit Tüchern, die vielfach aus gedanken loser Nachahmung eines Modegebrauchs getragen werden. * — Um den Christbaum lange frisch zu erhalten und das lästige Ausfallen der Nadeln zu verhindern, stellt man ihn, wie der „Praktische Wegw iser", Würzburg, schreibt, in einen mit ieuchtem Sand gefüllten Kübel, Eimer, Blumentopf oder dergleichen. Ein solches Gesäß, in dem der Baum seinen genügenden Halt hat, wenn er tief in den Sand hinein versenkt wird, läßt sich leicht mit Tannenreisig, Girlanden oder durch felsähnliches Trapieren grauer Sackleinwand, mit Moos und Rindenauflagen verdecken. * — Die Faschingszeit, die am 7. Januar beginnt, dauert diesmal den ganzen Januar und Februar hindurch und auch noch das erste Viertel im März, also reichlich acht Wochen. Für die tanzlustige Welt, sowie für alle Freunde des Mummenschanzes und Humors steht nach dem Feste eine ausgedehnte Saison vor der Tür, die bis zum Sonntag Lätare, diesmal 2. April, anhält. Eine Freude der tanzlustigen Jugend — aber ein Schrecken der Ballmütter und Ballväter! * — Von „galanten" sächsischen Wahlvor stehern erzählt die „Sächs. Arb.-Ztg." das folgende amüsante Geschichtchen: „Bei der Wahl der An sässigen in Ortelsdorf bei Frankenberg, bei welcher bekanntlich auch Frauen, soweit sie über Grund und Boden verfügen, wahlberechtigt sind, ereignete sich folgendes ergötzliche Vorkommnis. Eine Grund besitzerin, ihres Zeichens wohl Gastwirtin, wollte auch ihr Wahlrecht ausüben. „Schüchtern", wie eine Gastwirtin sein muß, traute sie sich natürlich nicht ins Wahllokal. Damit die Frau aber doch ihres Rechts nicht verlustig ging, kam der Wirt ins Wahllokal und bat, man möge doch die Urne heraus bringen, damit die Frau draußen abstimmen könne. Das geschah auch; die Urne wurde in die Hausflur gebracht und war etwa vier Minuten abwesend." Die Verantwortung für die Wahrheit dieser Episode müssen wir dem sozialdemokratischen Dresdner Blatte überlassen, dessen erster Gedanke natürlich ein Wahlprotest infolge des Vorfalls ist. X Oberlungwitz, 22. Dez. Wie alljährlich, so veranstaltet auch diesmal der hiesige Turnver ein „Germania" am 1. Feiertag im Gasthof „Casino" eine große Abendunterhaltung. Da zu dieser Veranstaltung ein äußerst reichhaltiges und unterhaltendes Programm zusammengsstellt worden ist, so dürste diese gleich ihren Vorgängerinnen, die stets viel Anklang fanden, auch dies Jabr große Zugkraft auf die hiesigen und benachbarten Feennde heiterer Muse und turnerischer Kunst ausüben, zu mal der Eintrittspreis auf nur 30 Pf. festgesetzt worden ist. x Gersdorf, 22. Dez. Die Ommbussahrt- Gesellschaft Gersdorf—Hohenstein-Ernstthal läßt kommenden Sonnabend zum Weihnachtsheiligabend einen Extrawagen bis Bahnhof Hohenstein-Ernst thal verkehren. Dieser Wagen wird auf allen Haltestellen Fahrgäste aufnehmen und in Geisdorf von Endstation ..Krone" um 5 Uhr nachmittags abfahren. Die Rückfahrt vom Bahnhof soll nm 7 Uhr 15 Minuten erfolgen. — Im Gasthof zum „grünen Tal" hier findet am dritten Weihnachts feiertag abend ein Militärkouzcrl, gespielt vom Trompeterchor des Königl. Süchs. Karabmier-Reai- menls in Borna, statt. Dem Konzert schließt si h ein Ball an. Billts zu Voroerkansspreisen sind im Konzertlokal zu Haden. O Wiistcnbraud, 22. Dezbr. Bei prächtig leuchtendem Weihnachtssonnenscheln, der t en Winter, wenn die Erde nicht mit einer harten Kruste über zogen g, w.sen wäre, hätte vergessen lassen, sand heute vormittag die Weihe unserer neuen Schule statt. Die Feier, zu welcher die Herren Amis- hauptmann Dr. Morgenstern und Schulrat Richler aus Chemnitz erschienen waren, nahm gegen'/,! I Uhr mit einem Abschied von der alten Schule, der aus Choralgesängen und einem warm empfundenen Scheidegruß seitens des Herrn KüchschulllHeers Stadelmann bestand, seinen Ansang. Unter fröhlicher Marschmusik bewegte sich sodann der Zug, bestehend aus den drei obersten Klassen der Schul jugend, der Ehrengäste und sonstigen Teilnehmer, nach dem auf einer Anhöhe im Mitteldorfe herr lich gelegenen neuen Schulhause, über deff n Ein gang der Wahlspruch prangt: .Einer ist Euer Meister, Christus". Auch hier wurde die Feier durch gemeinsamen Cboralgesang e iigeleitet, dem die Schlüsselübergabe durch den Vanlener. Herrn Architekt Selbmann-Niedersedlitz bei Dresden, an den Herrn Amlshauptmann solgte Letzterer übergab denselben nach einer kurzen markigen An- spräche unter dem Wahlspruch „Dem deutschen Hause deutsche Lehr', der Jugend zum Frommen, Gott zur Ehr'" Herrn Gmrindevoi stand Schubert, der sodann das Schulaebäude unter entsprechenden Worten öffnete. Die Weihe selbst vollzog Herr Schulrat Richter, der iu zu Herzen dringender Weise darauf hinwies, daß, we in das prächtige, wohlgelungene, Luft und Licht in reicher Fülle spendende neue Schulgebäude auch äußerlich schon einen guten Einfluß ausüben mi sse, dies doch noch lange nicht die Hauptsache sei, die für Lehr- und Lerntätigkeit allein maßgebend se ; der rechte Geist müsse vor allem in das neue Schulhaus mit ein ziehen und darin wohnen bleiben. In längerer packender Ausführung, während der die erwachsenen, wie kleinen Zuhörer in Andacht an den Lippen des geschätzten Redners hinge'-, zeigte derselbe an der Hand des über der Tür des Hauses angebrachten Wahlspruches „Einer ist Euer Meister, Christus", wie der Unterricht sich g stalten müsse, wenn er für die Jugend, für die Familie und für den Staat segenbringend sein solle. Nach einem frischen Kinderchörgesang unter Leitung ihr^ sKirchschullehrers Herrn Stadelmann sp ach sodann noch Herr Pastor Kirbach ein Dank- und Bittgebet, das gleichfalls tiefe Wirkung hinterließ. Ein gemeinsamer Schluß- gesaug beendete die schlichte, aber erhebende Feier, der sich ein einfaches Festessen im Georgischen Gasthof anschloß, das über Erwarten gute Be teiligung fand, und bei dem Herr Georgi durch vorzügliche Speisen und Getränke dafür gesorgt hatte, daß die Festesstimmung durch nichts beein trächtigt wurde. Das Schulhaus selbst, dessen Bau unter Oberleitung des Herrn Architekt Selbmann durch Herrn Baumeister Sieber-Chemnitz ausgeführt worden ist, bietet in seinem Innern alles, was man in hygienischer Hinsicht sowohl, als auch den Anforderungen der Neuzeit geinäß, wie Zentral beleuchtung, Zentralheizung, Linoleumbelag, große, einfach, aber doch komfortabel ausgestattete Schul räume rc., nur wünschen kann, sodaß es eine Lust sein muß, darin zu lehren und zu lernen Möge das neue Schulhaus, und was darin gelehrt und gelernt wird, der Gemeinde, die keine Kosten und Mühen gescheut hat, das Werk zur Vollendung zu bringen, zum reichen Segen gedeihen! * Glauchau, 21. Dez. Während einer Treib jagd im benachbarten WeidenSdorf wurde der Knecht des Jagdpächters so unglücklich von einem Schuß getroffen, daß er erhebliche Verletzungen an der Brust und im Genicke erlitt. Er mußte sofort nach hier zum Arzt gebracht werden. * Zwickau, 21. Dez. Der neue dritte Schacht der Gewerkschaft „Morgenstern" ist bis auf zirka 1000 Meter geteuft. Es werden bereits Kohlen gefunden und gefördert, die ungewaschen mit 5 Mk. pro Tonne verkauft werden nnd reißenden Absatz findiv Der Bau einer Kohlenwäsche und einer Werksbahn durch die Fluren Pöhlau, Auerbach, Eckersbach und Zwickau zum Anschluß an die Industriebahn Zwickau-Mosel wird demnächst er folge». * Crimmitschau 21. Dez. Die Kgl. Kreis- hauptmannschaft in Zwickau hat den von sozial demokratischer Seile gegen die Gültigkeit der hiesigen Sladtverordnetenwahlen in der eisten Abteilung erhobenen Protest als berechtigt anerkannt, da tat sächlich ein der zweiten Abteilung angehörender Wühler irrtümlich mit in der ersten Abteilung ge wählt hat. Infolgedessen ist die Wahl für ungültig erklärt worden. Der Stadtrat hat bereits eine neue Wahl ausgeschrieben. * Dresden, 21. Dez. Eine aufregende Szene ereigneresichheutefrüh auf der hiesigen Augustusbrücke. Ein auf einem Straßenbahnwagen stehendes junges Mädchen sprang plötzlich von dem in voller Fahrt befindlichen Wagen ab und schwang sich, ohne daß es jemand hindern konnte, über das Brückengeländer. Die Bedauernswerte schlug auf einen Pfeiler auf und blieb bier schwerverletzt liegen. Zwei Fischer hob n die Unglückliche auf und veranlaßten ihre Uebersührung nach dem Krankenbause. - Als Falschmünzer verhaftet wurde der Mechaniker Erwin Himer aus Dresden mit seinem Komplizen, einem Graveur aus Breslau, als sie in Ka lsruhe bezw. Frankfurt falsche Zweimarkstücke verausgabten. Der Breslauer Graveur Halle in F antsml ene Falschmünzerwerkstatt, in der er 500 Stück Zwei markstücke anfertigte. * Dresden, 21. Dez Der Dresdner Rats- ossessor und Standesbeamte für Dresden-Plauen, Dr. jur. Ackermann, welcher Anfang November d. I wegen homosexuellen Verkehrs mit jungen Leuten in einem Berliner Hotel auf der Friedrich straße in seiner Wohnung verhaftet wurde, soll laut Gerichtsbeschluß auf seinen geistigen Zustand untersucht und zu dem Ende nach der Landesirren anstalt Sonnenstein bei Pirna überführt werden. " Pirna, 20. Dezbr. Der Sleinbruchspächter Thomschke aus Oberst, ina, der einzige Ueberlebeude der Schreckensnacht vom 11. Derember, machte, wie der „P Anz." meldet, im Gefängnis einen Selbstmordversuch. * Leipzig, 21. Dezbr. Die Einführung einer Katzensteuer ist vom hiesigen Tierschutzverem beim Landwirtschaftlichen Kreisverein Leipzig für das platte Land befürwortet worden. Der Vorstand des Vereins hatte darauf in dieser Sache E.kun- digungcn eingezogen, die ergaben, daß eine Katzen steuer bis jetzt nur ganz vereinzelt vorkomme, u. a. in Augustusburg. Ferner soll Bautzen beabsichtigen, eine - solche Steuer einzusühren In der letzten Versammlung des Kreisvereivs sprach man sich allseitig gegen eine solche Steuer aus. Für den Landwirt sei die Katze ganz unentbehrlich zur Ver tilgung von Mäusen, Ratten und ähnlichen Schäd lingen; im übrigen verhinderten schon die Forst beamten etwaiges Wildern der Katzen. Man be schloß deshalb, und zwar nahezu einstimmig, daß die Frage der Katzensteuer „ein für allemal abgetan sein solle". — In Leipzig erregt das Verschwinden eines 14 Jahre alten Schulmädchens, das sich heimlich vom Elternhause entfernt hat, Aufsehen. Das Mädchen ist von großer Gestalt, hat dunkel blondes, lockiges Haar, braune Augen und trug ein graues oder, wie man auch noch hört, blaueS, weißgetupstes Kleid, roten Hut mit rotem Band, blaues Jackett. Es führte eine Ledertasche und Aktenmappe, sowie eine Anzahl von Coupons mit sich Auf die Ermittelung der Verschwundenen ist eine Belohnung ausgesetzt worden. (Wie uns unser Berliner ll-Korrespondent meldet, ist die Flüchtige gestern nachmittag in Berlin entdeckt und der dortigen Polizei übergeben worden. Red.) * Oetzsch bei Leipzig, 21. Dez. In einer ge- meinsamen Versammlung der Gemeinderäte von Oetzsch und Großstädteln, die gestern nachmittag unter dem Vorsitz des Herrn Amtshauptmann Heink stattfand, wurde der Anschluß der Gemeinde Großstädteln an die Gemeinde Oetzsch beschlossen. Die Vereinigung beider Ortschaften soll vorbehält lich der Zustimmung des Bezirksausschusses bereits am 1. April 1905 erfolgen. * Taucha, 21. Dez. In hiesiger Stadt tritt teilweise Diphtherie und Scharlach auf. Leider haben diese heimtückischen Krankheiten schon einige Opfer gefordert. In einer schwergeprüften Familie forderte die Diphtherie innerhalb kurzer Frist drei Opfer im Alter von 5—8 Jahren. * Lengenfeld i. V., 21. Dezbr. Die Witwe Seifert von hier verließ am frühen Morgen ihre Wohnung, um ihre in einem benachbarten Orte wohnhafte Tochter zu besuchen. Die Frau ist in der Morgendämmerung vom Wege abgekommen, in den zum Riltergute Grün gehörenden Teich ge fallen und ertrunken. Mylau i. V, 21. Dez. In der am Sonntag stattgefundenen und sehr zahlreich besuchten außer ordentlichen Generalversammlung des hiesigen Spar vereins wurde auf Vorschlag des Vorstandes be schlossen, den durch den Kassierer verursachten Fehl betrag durch die Zinsen des Stammkapitals von 1904 und durch einen Zuschuß aus der vorhandenen Vergnügungskaffe zu decken. Die Mitglieder er halten somit ihre angesammelten Einlagen voll ' zurück. * Wolkenstein, 21. Dez. In den benachbarten Dörfern Schönbrunn und Falkenbach i. E. haben die Masern unter den Kindern einen derartigen bösen Charakter angenommen, daß die Schulen bis auf weiteres geschloffen werden mußten. * Bon der böhmischen Grenze, 21. Dez. Vor 15 Jahren wurde bei Graslitz der Lehrer Zuber aus Schwaderbach erfroren aufgefunden, Auffällig war, daß der Tote eine Kopfwunde und eine Wunde an der Seite an sich trug. In einem Graslitzer Gasthause kamen nun am 9. d. M. zwei Wirtshausbrüder in Streit. Dabei warf einer dem anderen den Mord des Lehrers vor. Beide wurden daraufhin verhaftet. Man ist nun auf das Ergebnis der Untersuchung sehr gespannt. Gerichtssaal. 8 Verurteilung wegen Majestät-beleidigung. Wegen Beleidigung deS deutschen Kaisers, der Kaiserin, deS Königs von Sachsen und von Mitgliedern des landesherrlichen HauseS wurde von der Strafkammer zu Köln ein aus Reichenbach i. V. stammender Schlosser zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte eiklärte, er sei total betrunken gewesen und wisse,, falls er etwas Strafbares gesagt habe, nichts mehr davon. § Mordprozeß Berger i« Berlin. Am Mrtlwoch, dem neunten Verhandlungstage, erstattete Medizinalral Prof. Leppmann sein Gutachten über die Todesursache, nachdem tag» zuvor fünf Sach verständige über die Blutspuren und Wollsäserchen im Korb der Lieb-truth gehört worden waren und mit Ausnahme eine« der Herren sehr ungünstig sür den Angeklagten geurteilt hatten. Prof. Straßmann, während dessen Autsührungen die Oeffentlichkeit au«- geschloffen worden war, nahm Erstickung al« Todes ursache an. Da« Kind sei vergewaltigt worden, und unterd-ssen habe man ihm wahrscheinlich mit seiner eigenen Kleidung Mund und Nase bedeckt, um e« am Schreien zu verhindern. Die schweren Verletzungen feien wohl erst dem Leichnam beige bracht worden. Medizinalrat Dr. Leppmann erklärte, war Berger anlange, so habe er noch nie einen schärfer obwägenden und vorsichtig vorgehenden Menschen gesunden. Auch Gertchttarzt Dr. Hoff mann halte keinen Anlaß, an der Zurechnungs fähigkeit de« Angeklagten zu zweifeln. Zeugin Liebetrulh gab nochmal« an, daß ihr Berger Still schweigen über da« Verschwinden ihre« Korbe« an geraten habe. Der Angeklagte rechtfertigte da« damit, daß er jeden Skandal vermeiden wollte. Hieraus wurde die Beweilausnahme geschlofs n. Die Lnbelrulh und der Agent L-nz, der zuerst unter dem Verdacht de« Morde« verhaftet worden war, wurden vereidigt. 8 Ein neuer Dippold, der Hilfslehrer Wolfrum in Hütiunq, wurde, den „Berl. N. Nachr." zufolge, vom Gericht in Hof in Bayern zu 200 Mk. Geld strafe verurteil:. Er hatte einem Schüler: „Krüppel, ich mach dich kalt!" zugerufen und ihm 69 Schläge Viks tzß Mädchen an den Haaren durch« Klassenzimmer gezerrt und dort Schießübungen veranstaltet, so daß den Kindern die Kugeln über die Köpfe flogen Kleine Chronik. * Kleists Grab — ein Geschenk an die deutsche Nation. Aus Glienicke bei PolSdam wird gemeldet: Prinz Friedrich Leopold von Prcuß'N hat jetzt umfangreiche Ländereien am Kleinen Wannsee zum Zwecke der Bauspekulation verkauft. In diesem Gelände liegt dicht beim Orte Wannsee bekanntlich auch daS Grab Heinrich v. Kleists. Dieses ist vom Prinzen der deutschen Nation zum Geschenk gemacht worden und daher selbstverständlich in den Verkauf nicht mit eingeschloffen. * Redakteur Echwcynerthat gegen den Minister Ruhstrat wegen Beileidigung im Landtag durch die Bezeichnung „24jähriger Bengel" Klage erhoben.
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