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HchensteinMrusttlBcr Mzciger Tageblatt für Kohenstein-ßrnstthal, Höerlungwitz, Hersdors, Aerwsdorf, Wernsdorf, Wü>tmLmrd, Urspnmg, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes Jnserrions-Organ für amtliche rm- Privat-Anzeigen. »iefd» Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Kür Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeg < Nk. 298. Fernsprecher Nr. 151. Abonnement: Bei Abholung monatlich .35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins HauS monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnfertiousgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder derm Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm« 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Freitag, den 23. Dezember 1904. G-,B°h«ftr. s. 31. Jahrgang. Freibank: Heute gepökeltes Rindfleisch und rohes Schweinefleisch, Pfd. 40 Pfg. Der Aufstand in Deutfch-Südwestafrika. Der „Welt-Korr." wird aus Südwestafrika geschrieben: Die Zurüstungen zum Feldzuge gegen die aufständischen Nama-Stämme durch Entsendungen vonTruppen viaLüderitzbucht, durch AnkaufvonZug-, Reit- und Schlachttieren in Kapstadt für die Süd armee nehmen rüstigen Fortgang; Etappenkom mandant Major LequiS leitet in Lüderitzbucht mit bekannter Energie die Vorbereitungsarbeiten. Der Schwierigkeit der Wasserversorgung längs der Etappenstraße Lüderitzbucht—Kuhub—Keetmans- hoop hofft man durch Entsendung einer Bohr kolonne unter Leitung des Geologen I. Lotz be gegnen zu können; eine größere Munitionszufuhr von Patronen U. 88 ging leider mit Dampfer „Solingen" am 4. d. M. kurz vor Lüderitzbucht zu Grunde. Die Truppen leiden wegen Schlapp heit deS Reit- und Zugtiermaterials sehr an Be wegungsunfähigkeit, was wiederum auf die vorauf gegangenen kolossalen Strapazen, sowie auf Waffer und Weidemangel zurückgeführt werden muß, der gerade zur jetzigen Zeit, kurz vor Eintritt der Regenperiode, sich im ganzen Lunde ziemlich fühl bar macht. Viele Ansiedler haben noch unter militärischem Schutz rechtzeitig Keetmanshoop und andere befestigte Plätze erreichen können und sind so der Mordlust der Namas entronnen; immerhin sind es doch über 30 Opfer, die der Ausstand bis her kostete. Vom Herero-KriegSschauplatz vernimmt man, daß diese Nation nahezu aufgerieben sei; zu Hun derten seien die allein zu zählen, die aus Mangel an Kost und Wasser, wie an Krankheiten umge kommen sind. Ebenso sind nach den letzten Nach richten mehrere Großleute gefallen und erkannt worden. Von Samuel Maharero glaubt man an nehmen zu können, daß er daS schützende englische Gebiet erreicht habe; unter den Witboi-Leuten sind übrigens eine Menge Hereros bemerkt worden, die noch einmal gegen uns zu Felde ziehen wollen. Im ganzen wird vom Hererofeldzug hier kaum mehr gesprochen, es mag daran liegen, daß so wenig über seine Einzelheiten bekannt wird; das ganze Interesse wird nun den Vorgängen im Süden zugewendet. — - — Dem nach Deutsch land zurückkehrenden Hauptmann Franke, dessen Schneidigkeit die Entsetzung Omarurus zu danken ist, wurde als ein Ausdruck besonderen Dankes von der Kaufmannschaft Swakopmunds ein impo santer Fackelzug am 16. d. M. dargebracht. Mit Hauptmann Frankes Weggang verringert sich das Häuflein der „alten Afrikaner" wieder um einen; v. Estorfs und Volkmann — das sind die letzten 1893/94er. Auch aus Gideon liegt eine neue Nachricht vor. In einem von der Tägl. Rundsch. veröffentlichten Briefe der Frau des Farmers Andries de Wet heißt es u. a: „Eine starke Patrouille ritt nach der Station Falkenhorst, die mit drei Mann besetzt war. Die drei Soldaten waren täglich von Witbois belästigt; einer war auch ziemlich schwer verwundet, aber sie hatten sich trotzdem gehalten. Sie weinten vor Freude, als nach etwa zehn Tagen unsere Hilfe kam. . . Auf Farm Bargmann haben die Witboi derartig gehaust, wie es ihnen niemand nach ihrer früheren Kriegführung zugetraut hätte. Unser schönes massives Haus ist vollständig ausgebrannt. Sogar die Pumpe und sämtliche Gerätschaften sind kurz und klein geschlagen. Ein Witboi, der meine neue Wäsche trug, wurde erschossen. Der Schaden ist sehr, sehr groß. Im letzten Monat hatten wir noch acht große Frachten bekommen, die allein an Fracht und Zoll 24 000 Mk. kosteten. Di- Waren selbst sind noch nicht bezahlt, und jetzt ist keine Spur mehr davon vorhanden! Wir sind etzt beinahe vier Wochen hier in Gibeon und warten vergeblich auf militärische Hilse, die sobald wie möglich kommen soll. (Oberst Deimling ist unterwegs.) Fast 300 Menschen sind hier in der kleinen Feste, 100 Männer und fast 200 Frauen und Kinder. Bis jetzt sind wir Gott sei Dank vor Krankheit bewahrt geblieben, und die Haltung aller ist ruhig und sehr gut. Das Kommando führt der Feldwebel Beck, über dessen besonnenes, liebenswürdiges Wesen nur Lob ertönt" Ein neuer Erfolg gegen die Hottentotten. Bisher durfte man nach den aus Südwest afrika vorliegenden Meldungen annehmen, daß die Veldschoedragers nicht von der deutschen Sache abgefallen seien. Jetzt erfährt man plötzlich, daß auch sie sich den Aufständischen angeschlossen haben. Es liegt nämlich folgende Meldung vor: Berlin, 21. Dez. General Trotha meldet aus Windhuk vom 20. Dezember: Lengerke brach am 12. ds. mit der achten Kompagnie und der achten Batterie von Keetmanshoop nach Koes auf. Die 3. Ersatzkompagnie und ein Zug Gebirgsbatterie wurde zur Sicherung von Keetmanshoop und Bersaba zurückgelasfen. Am 15. ds. schlug Lengerke die Veldschoedrager bei Koes, die nach allen Richtungen entflohen. Vom Feinde wurden 22 Tote gesunden 300 Stück Großvieh und die entsprechende Anzahl Kleinvieh wurde erbeutet. Mit diesem Hottentottenstamme scheinen unsere Truppen also rasch fertig geworden zu sein. Keetmanshoop ist der Hauplstützpunkt unserer Truppen im Süden des Schutzgebietes. Von Keet manshoop führt die Helioqraphenlinie nach Norden über Bersaba. Direkt östlich davon liegt Koes, wo das Gefecht stattgefunden hat. Hauptmann Franke. Die „Berl. Ztg." veröffentlicht ein Interview mit Hauptmann Franke. Darin heißt es: „Man gewinnt von dem sehnigen, von der afrikanischen Sonne gebräunten Herrn sofort den Eindruck, daß seiner zähen Energie gewiß nur noch seine liebens würdige Bescheidenheit die Wage halten kann. Hauptmann Franke führt das Gelingen jenes Eil marsches, der die fabelhaft klingende und doch aus geführte Leistung von 500 Kilometern in 5^ Tagen von Mann und Roß verlangte, auf die gründliche Gewöhnung von Klima und Boden, aus die geradezu spartanische Genügsamkeit zurück, die Offiziere und Mannschaften seiner Kompagnie von jeher geübt halten. Das Importieren vo > frischen Mannschaften und Pferden in noch so großer Menge werde die Schutztruppe nicht kampf fähig erhalten, wenn die Nachschübe nicht durch ein dem Klima angepaßtes Training „afrikafest" gemacht sind. Denn mit den Gewohnheiten des Soldatenlebens in der Heimat müsse der Krieger in Südwestafrika völlig brechen. Hauptmann Franke betrachtet die Herero als einen durchaus ernsten Gegner, umsomehr, als die Erfahrung ge lehrt habe, daß ihre Führer der deutschen Schutz truppe manches von deren Kampfweise abgelauscht haben. Die Gelegenheit hierzu sanden sie in den Garnisonen, in denen sie die Uebungen der deutschen Soldaten aufmerksam verfolgten. Dennoch wären die Herero eine nur wenig gefährliche Horde ge wesen, wenn man den von der deutschen Regie rung gefaßten Plan ausgeführt hätte, die Henry Martini-Gewehre der Eingeborenen gegen das deutsche Gewehr Modell 71, das aus der Armee ausrangiert worden war, auszutauschen. Dann hätten die Deutschen die Versorgung der Herero- gewehre mit Munition in der Hand gehabt. Man würde selbstverständlich mit der Ausgabe von passenden Patronen so sparsam gewesen sein, daß den Herero der Gedanke der Erhebung sehr rasch vergangen wäre. Denn das beste Gewehr — so sagte Hauptmann Franke —, zu dem man keine Patronen habe, sei und bleibe nichts weiter als ein „Knüppel". So aber sei der Zufuhr von Patronen für die Martinigewehre Tür und Tor geöffnet gewesen. Hauptmann Franke sieht freudig der Zeit entgegen, die ihn wieder in den Dienst nach Südwestafrika rufen wird." Untersuchung gegen Oberst Leutweiu. Die öffentliche Debatte über die Amtsführung des Obersten Leutwein will nicht aushören. Mit ihr beschäftigen sich auch folgende Mitteilungen, die die „Hamb. Nachr." auS Berlin erhalten: .Neber die Art der Amtsführung des Oberst Leut wein dürfte eine Untersuchung näheren Ausschluß geben, der Gouverneur Leutwein nach seiner Rück kehr entgegensieht. Den Anlaß dazu hat er mit seiner bekannten Ansprache an die Bondelzwarts bei dem unerfreulichen Friedensschluß in Kalkfon- tein gegeben, in der er den von den Bondelzwarts ermordeten Leutnant Walter Jobst als Urheber aller bösen Mißverständnisse bezeichnete, der vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde, wenn er noch lebte! Der Vater des gefallenen Offiziers, Oberstleutnant a. D. Jobst in Eberswalde, tat den zur Ehrenrettung seines ermordeten Sohnes einzig möglichen Schritt: er beschwerte sich beim Reichskanzler als Chef der Schutztruppe, indem er verschiedene damals anwesende Offiziere und Farmer als Zeugen nannte, über den Gouverneur, und Graf Bülow hat die Einleitung der Unter suchung zugesagt. Sie wird voraussichtlich auch der öffentlichen Meinung des Schutzgebietes Ge hör verschaffen." Die Verlustliste. Ein amtliches Telegramm aus Windhuk meldet: An Typhus gestorben: Unterosfizier August Hinz, geboren am 7. Oktober 1880 zu Reinwasser, früher Dragonerregiment Nr. 24, am 9. Dezember im Lazarett Epukiro. Verunglückt: Reiter August Heinrich, geboren am 8. März 1882 zu Grebnik, früher Infanterieregiment Nr 83, am 29 Oktober durch Ueberfahren von einem Wagen bei Sandhub verstorben. Vermißt: Reiter Willy Geyer, ge boren am 8. Mai 1879 zu Westerrelle, früher Trainbataillon Nr. 3, seit dem 7. Dezember bei Owikokorero. Vom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Tie vollständige Eroberung Port Arthurs betrachtet man in Japan nur noch als eine Frage der Zeit Nachdem durch die Besetzung des Forts Tunkikwanschan einmal Bresche in den Festungs gürtel gelegt ist, darf die japanische Ansicht auch als gerechtfertigt bezeichnet werden. Nachdem auch die russische Port Arthur-Flotte gänzlich oder doch beinahe vollständig vernichtet ist, betrachten es die Japaner als ihre nächste und wichtigste Aufgabe, der Ostseeflotte das Schicksal des Port Arthur- Geschwaders zu bereiten. Zu diesem Zwecke sind großartige Vorbereitungen getroffen worden Wie auf Umwegen aus Tokio verlautet, steht es fest, daß eine mächtige japanische Flotte bereits unter wegs ist, um die russische Ostseeflotte auf hoher See zu treffen. Diese japanische Flotte besteht ausschließlich aus großen modernen Schlachtschiffen und schnellen modernen gepanzerten Kreuzern, so daß eine entschiedene Üeberlegenheit über die russische Ostseeslotle vollständig gesichert ist. Die Flotte wird zum größten Teile aus dem Älokade- geschwader d s Admirals Togo bestehen und von 15 Kohlentransportdampfern begleitet sein, um Kohlen auf hoher See einnehmen zu können. In Tokioer Marinekreisen hegt man die Hoffnung, daß die Ostseeflotte nach einem Kampfe weniger Stunden in Grund gebohrt sein wird; man verhehlt sich aber andererseits auch nicht, daß die bevorstehende Schlacht die fürchterlichste sein werde, die die Kriegsgeschichte aufzuweisen hat. Die Beute der Japaner, welche bei dem Nordfort von Tunkikwanschan ge macht wurde, besteht, wie aus Tokio gemeldet wird, in vier Schnellfeuerkanonen, von denen zwei brauchbar sind, ferner in vier brauchbaren Maschinen geschützen und fünf Feldgeschützen, die noch einer Untersuchung unterzogen werden ; außerdem wurden Gewehre, Bomben, Munition, Handgranaten und anderes erbeutet. Mit der Wegnahme zweier Dampfer haben die Japaner Glück gehabt. Auf dem ge kaperten englischen Dampfer „Nigritia" befand sich die russische Besatzung und der Kapitän deS in Schanghai entwaffneten «nd festgehaltenen Torpedo bootszerstörers „Grosovoi". Der russische Kapitän führte wertvolle Karten und Dokumente bei sich, außerdem befanden sich an Bord des Schiffes große Mengen Kriegskontrebande. Auch der zweite von den Japanern genommene englische Dampfer .King Arthur" hatte eine den Japanern höchst willkommene Ladung. DaS baltische Geschwader. Der Petersburger Korrespondent der „Köln. Volksztg." hatte eine Unterredung mit einem leiten den russischen Staatsmann, welcher der Auffassung entgegentrat, das baltische Geschwader werde Port Arthur attlausen. Das Geschwader habe die Auf gabe, Wladiwostok zu erreichen, woselbst mit dem im Mai einlreffenden dritten Geschwader in den ostasiatischen Gewässernvon zwei Seiten die Offensive ergriffen werde. Es bestehe allerdings die furcht bare Gefahr, daß die vorausgesandten Kohlen transportschiffe seitens der Japaner vernichtet werden. Ferner stehe fest, daß General Kuropatkin im Februar eine kraftvolle Offensive aufnehmen werde. In leitenden russischen Kreisen bestehe die unerschütterliche Absicht, den Krieg, welche Opfer er auch noch fordern möge, mit der vollständigen Niederwerfung Japans zu beenden. Neber neue Kämpfe liegen weder aus Port Arthur noch vom nord mandschurischen Kriegsschauplätze Nachrichten vor Am Schaho erwartet man allgemein in absehbarer Zukunft keine größeren Aktionen, vor Port Arthur aber haben die Japaner noch immer mit der Be festigung des von ihnen genommenen Nordforts zu tun. Admiral Biuilaw, der die dritte russische Flotte nach Ostasien führen soll, hat seinen Offizieren ebenso höflich wie energisch befohlen, in Kriegsangelegenheiten für die Zukunft den Mund zu halten und die öffentliche Meinung nicht unnütz aufzuregen. Dieser Befehl ist auf das Beispiel des Kapitäns Klado zurück- zuführen, der auf die Mangelhaftigkeit der russischen Seemacht hingewiesen, dabei aber lediglich die Wahrheit gesagt und das Interesse Rußlands ver folgt hatte. Die Lage muß sehr ungünstig sein, daß die Offiziere darüber auch nicht einmal mehr die Wahrheit sagen sollen. Vermehrung der russischen Ostsee- und Schwarzen Meerflotte. Der Zar ermächtigte laut einer Petersburger Meldung der „Post" die Admiralität, sofort an die Durchführung eines umfassenden Flotten-Bau- Programms für die Ostsee und das Schwarze Meer zu gehen. Das Schatzamt wurde angewiesen, der Admiralität die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Admiral Btnilaw, der mit der Leitung des 3. Geschwaders beauftragt ist, hat sein Haupt quartier in Libau aufgeschlagen und überwacht von dort aus die Ausrüstung des Geschwaders. An den Schiffen sollen nennenswerte Reparaturen gar- nicht notwendig sein ; diese verzögern sich gleichwohl infolge des Mangels an gelernten Arbeitern. 1000 ungelernte Arbeiter auf der Regierungswerft in Riga traten in den Ausstand, weil die gelernten deutschen Arbeiter dreimal so hohe Löhne erhielten wie sie. Zur Hüller Affäre. Wie das „Reut. Bur." erfährt, hat die russische Regierung nicht die geringste Kenntnis von den Versuchen, die von gewissen Leuten gemacht sein sollen, um die Zeugen in der Hüller Angelegenheit zu einer falschen Aussage dahinlautend zu verleiten daß sich unter den Fischerbooten an der Dogger bank Torpedoboote befanden, als die baltische Flotte dieselben traf. — Der amerikanische Kontre- admiral Davis erklärte, daß er erst in letzter