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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190412081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-12
- Tag 1904-12-08
-
Monat
1904-12
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.12.1904
- Autor
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zögern die Fahrt. Höchst umständlich und zeit raubend gestaltet sich die Kohlenaufnahme. Alle neutralen Häfen haben die Bekohlung der Ostsee flotte untersagt, die Schiffe des Geschwaders müssen daher auf hoher See von den eigenen Kohlen schiffen ihren Vorrat decken. * * * Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 7. Dezbr. Die Nachrichten aus Port Arthur lauten immer ungünstiger. Die Ja- paner setzen die Beschießung fort. Von den Schiffen deS russischen Geschwaders dürfte nur noch die „Rossija" kampffähig sein. Loudon, 7. Dez. Die japanische Gesandt schaft veröffentlicht eine amtliche Depesche, in dec von der Belagerungsarmee vor Port Arthur ge meldet wird, daß die Marinegeschütze die russischen Schiffe bombardieren und einige bereits schwer beschädigt haben. Am nachmittag des 4 Dezember wurde ein russischer Pulverturm zur Explosion gebracht, wodurch eine 2stündige Feuersbrunst entstand. Am 5. wurde das Bombardement auf die Schiffe wieder ausgenommen. Die Belage- rungsarbeiten bei Sungschuschan und im Osten dauern fort. Die Japaner eroberten zwei Schnell feuergeschütze bei Erlungschan. Petersburg, 7. Dez. Die russische Regierung hat für 60 Millionen Rubel Kriegsschiffe gekauft Dieselben werden zum Geschwader Roschtjestwenskys unter chinesischee Flagge stoßen. Petersburg, 7. Dezbr. Im Gouvernement Kostroma sind geheime Befehle erlassen worden, alles für eine Mobilisierung vorzubereiten und gleichzeitig Maßregeln zur Vermeidung etwaiger Ruhestörungen zu treffen. Petersburg, 7. Dezember. Hier zirkulieren Gerüchte über eine sensationelle Nachricht, wonach «in Chinese, welcher Explosivstoffe bei sich trug, versucht haben soll, den Wagen Kuropatkins in die Lust zu sprengen. Er wurde verhaftet, ehe es ihm gelang, seine Tat auszuführen. Petersburg, 7. Dez. Aus dem Hauptquartier bei Mukden wird gemeldet: Tschunchusen haben die russische Postenlinie überschritten. Sie stehen 150 Werst östlich von Tieling und warten nur auf einen geeigneten Moment, um die Eisenbahn zu zerstören. Die friedlichen Bewohner jener Gegend wurden von einer Panik ergriffen und verlassen die Gegend scharenweise Petersburg, 7. Dezember. Die Armee des Generals Gripenberg versammelt sich östlich von Mukden. Sie soll die Aufgabe haben, durch die Gebirge im Osten die japanischen Stellungen am Schaho zu umgehen. Starke Fröste machen die Operationen bei Mukden schwierig. Petersburg, 7. Dez. An zuständiger Stelle wird die Nachricht dementiert, wonach General Rennenkampf während der letzten Operationen 4800 Japaner getötet oder verwundet habe. Die Wahrheit sei, daß der General 520 Tote und 125 Verwundete hatte und dem Feind etwa eine gleiche Anzahl beigebracht hat. Außerdem haben die Russen 11 Japaner gefangen genommen. Gemeinschaftliche öffentl. Sitzung des Rats- und Stadtverordneten- Kollegiums am 6. Dezember 1904, abends 8 Uhr. Anwesend: Herr Bürgermeister vr. Polster, sämtliche Herren Stadträte, sowie 22 Herren Stadt verordnete. Nachdem der Herr Bürgermeister vr. Polster die Sitzung eröffnet, ging man zum ersten und einzigen Punkt der Tagesordnung, zur Haushaltplan beratung für das Jahr 1905, über. Bevor in die Spezialberatung eingetreten wurde, nahm der Herr Bürgermeister zu einigen allgemeinen Erläuterungen das Wort. Der Mehraufwand gegen das Vorjahr sei bedingt infolge der Anleihe, welche aufzunehmen nötig gewesen sei zum Schulbau in der Neustadt, zum Neubau der Trinitatiskirche usw. Im großen und ganzen sei jedoch das Gesamtergebnis des Etats nicht schlechter als das der Vorjahre. Hierauf wurden auf Vorschlag des Herrn Bürgermeisters die einzelnen Etats zur Verlesung gebracht. Zuerst kam der Anhang zur Einnahme-Position 8 der Stadtkasse zum Vortrag. Derselbe stellt sich auf 5278 Mk. 20 Pfg. Die Krankenhauskaffe erfordert 3834 Mk. 84 Pfg. Zuschuß aus der Stadtkasse und stellt sich in Ein nahme und Ausgabe auf 10670 Mk. 74 Pfg. Der Baukasfen-Etat erfordert 23735 Mk. 34 Pfg Zuschuß aus der Stadtkasfe und beläuft sich in Einnahme und Ausgabe auf 79 918 Mk. 43 Pfg. Hierbei bemerkte Herr Itadtrat Bohne, daß 1100 Mk. bereits eingestellt seien für Beschaffung von 100,og Meter Bord und für Baumaterialien als Lagerbestand, damit man nächstes Jahr auf die Lieferung derselben nicht zu warten brauche und nicht staffelweise die Ausführung der Bauarbeiten vornehmen lassen müsse. Die Wasferwerkskasse mit einem Voranschlag von 23633 Mk. 40 Pfg., die Feuerlöschkasfe mit 2056 Mk. 69 Pfg., die Gasanstaltskasse mit 112413 Mk. 53 Pfg wurden ohne Debatte erledigt. Während die Wasferwerkskasse 1675 Mk., die Feuerlöschkasse 198 Mk. Zuschuß aus der Stadt kaffe erfordert, bringt die Gasanstalt einen Ueber- schuß zur Stadtkasse in Höhe von 7814 Mk. 81 Pfg. Bei dem Schul-Etat, welcher im Voranschlag mit 117 156 Mk. 43 Pfg. abschließt, entspinnt sich eine längere Aussprache über Anstellung eines Schularztes. Im Verlaufe der Debatte, an welcher sich die Herren Bürgermeister Or. Polster, Stadtrat Müller, Stadtv.-Vorsteher Redslob und die Herren Stadtverordneten Grießbach und Koch II beteiligen, wird ein Antrag des letzteren mit 8 gegen 7 Stimmen vom Kollegium angenommen, wonach von Ostern 1905 ab versuchsweise die aufzunehmenden Schul kinder durch einen Arzt untersucht werden sollen Der Rat behält sich in dieser Angelegenheit für später Entschließung vor. Es folgte sodann die Beratung des Etats der Gewerblichen und Kaufmännischen Fach- und Fort bildungsschule, welcher sich auf 7201 Mk. 93 Pfg. stellt. Die Armenkaffe bedarf eines Zuschusses aus der Stadtkaffe von 13205 Mk. 25 Pfg., und schließt mit 27 620 Mk. 63 Pkg. ab. Die Verpflegsätze für die Hospitaliten sind auf 3 50 Mk., für die Kinder im Waisenhause auf 2.90 Mk. pro Kopf und Woche festgesetzt worden. Die Anleihekaffe mit 67 562 Mk. 50 Pfg., die Pensionskaffe mit 4728 Mk. 08 Pfg., die Spar kasse mit 313153 Mk. 18 Pfg. wurden ohne Debatte erledigt Außer einigen geringfügigen Aenderungen bei der Stadtkaffe, welche mit 238 996 Mk. 37 Pfg. abschließt, wurden 2 Anträge vom Kollegium an genommen, dahingehend, daß die 3jährige Warte zeit der städtischen Beamten vom 1. Januar 1905 ab auf 2 Jahre herabgesetzt wird; ferner, daß Herrn Musikdirektor Naumann 700 Mk. bewilligt wer den, wofür letzterer an 20 Sonntagen im Jahre mit 24 Musikern an verschiedenen Plätzen der Stadt Konzerte auszusühren hat. Herr Stadtverordneter Grießbach bringt noch den Wunsch zum Ausdruck, man möge für eine Erleichterung des Dienstes der hiesigen Schutz mannschaft sorgen, worauf Herr Bürgermeister vr. Polster erwidert, daß dies nicht ohne Vermehrung derselben angängig sei. Schluß der Sitzung '/z11 Uhr. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 7. Dezember. * Die HaushaltungLplanberatung, die als einziger Punkt auf der Tagesordnung der gestrigen gemeinschaftlichen Sitzung des Rats- und Stadt verordnetenkollegiums stand, zeitigte, wie aus dem diesbezüglichen Bericht in der vorliegenden Nummer unseres Blattes hervorgeht, zum Teil recht inter essante Tatsachen und erfreuliche Aussichten. Daß z. B. die Gasanstalt zur Stadtkasse einen Ueber- schuß in Höhe von rund 7815 Mark bringt, wird einen jeden hiesigen Einwohner mit Freude erfüllen und bei denjenigen, die beiden gegenwärtigen langen Nächten die Gasrechnungen immer mit einem tiefen Seufzer regulieren, die Hoffnung erwecken, daß die Gasbeleuchtung bei einem solchen Ueberschuß doch vielleicht noch etwas billiger wird. Mit großer Freude ist es ferner zu begrüßen, daß man sich auch im hiesigen Kollegium jetzt ernstlich mit der Anstellung eines Schularztes beschäftigt. Da be schlossen worden ist, von Ostern 1905 ab versuchs weise die aufzunehmenden Schulkinder durch einen Arzt untersuchen zu lassen, wird die definitive An stellung eines Schularztes hoffentlich nicht lange mehr auf sich warten lassen. Zum Schluß ist es noch ein drittes, was die weitesten Schichten der hiesigen Einwohnerschaft äußerst angenehm berühren wird, nämlich daß Herrn Musidirektor Naumann 700 Mark bewilligt wurden, wofür dieser an 20 Sonntagen im Jahre mit 24 Musikern an ver schiedenen Plätzen der Stadt Konzerte ausführen soll. Wir bekommen also nunmehr auch unsere Platzmusik und brauchen nicht mehr mit Neid auf die Städte zu blicken, denen schon seit längerer Zeit allwöchentlich oder auch öfter der Genuß eines guten Freikonzertes geboten wird. *— 2. Bezirksschule. „Tretet an zum Ringel tanz, windet in das Haar den Kranz!" So wird es heißen, wenn der von unsern Kindern langersehnte Tag der weihnachtlichen Aufführung herbeigekommen ist. Die frisch-fröhliche Turnarbeit soll an diesem festlichen Tage auch zu ihrem Rechte kommen. Von einigen Mädchen der beiden oberen Klassen wird ein Band-Reigen geboten werden. Durch die ver schiedensten Fasfungswechsel, durch die Mannig faltigkeit und Anmut der Bewegungsformen wird er — obwohl nicht zu unterschätzende Forderungen an das Fassungsvermögen und das Gedächtnis der Kinder gestellt werden — fesselnde Bilder unfirm Auge entrollen. „Einheit in der Mannigfaltigkeit!" war das Motto bei Bearbeitung dieses Reigens. *— Ein heftiger Sturm durchraste die ver gangene Nacht das Land und richtete in Wald und Flur nicht unerheblichen Schaden an. Aber auch in der Stadt hat er es an manchen Stellen ziemlich arg getrieben. So warf er einen Teil der das Amtsgericht umgebenden Planke um und hob sogar gegen 12 Uhr nachts eine im C. F. Jäckelschen Grundstück stehende eiserne Gartenlaube aus, die über die Mauer stürzte und den vor letzterer stehenden Gaskandelaber mit sich zu Boden riß. Nachdem der Sturm uns noch heute früh gegen 7 Uhr einen kräftigen Regen gebracht hatte, schien seine Macht gebrochen zu sein. Gegenwärtig ist es ziemlich ruhig; nur regnet es noch in einem fort — ein trostloses Wetter, das alle fröhlichen Weih nachtsgedanken verscheuchen kann. *— Tic Aufdringlichkeit und Frechheit der sogenannten „armen Reisenden" macht sich gegen wärtig wieder in recht unliebsamer Weise bemerkbar, sodaß sich polizeiliches Einschreiten oft nötig macht. Erst gestern gegen abend konnte ein hiesiger Geschäfts mann einen solchen Bettler nicht eher zum Fortgehen bewegen, als bis er mit Anzeige drohte und sie auch erstattete. Die Polizei verhaftete den Aus dringlichen bald darnach in einer hiesigen Herberge. *— Daü Meißner Porzellan. 1704, also gerade vor 200 Jahren, gelang es dem im Dienste des Kurfürsten August II., Königs von Polen, stehen den Apotheker Johann Friedrich Böttger, der sich „Gold zu machen" bemühte, aus einem roten Ton der Okrillaer Gegend Porzellan herzustellen, das sogenannte rote Böttgerporzellan. Zwar ist die Gewinnung von Porzellan schon Jahrhunderte vorher den Chinesen bekannt gewesen, in Europa aber war Böttger der erste, der hinter dieses Ge heimnis kam, mithin das Porzellan neu entdeckte. Diese Tatsache ist kür unser Sachsenland von größter Bedeutung gewesen; denn sie führte im Jahre 1710, nachdem es Böttcher gelungen war, durch Entdeckung einer weißen Porzellanerde in der Nähe von Aue weißes Hartporzellan herzu stellen, zur Gründung der Meißner Porzellan. Manufaktur im Schlosse Albrechtsburg bei Meißen. Das von Böttger entdeckte Meißner Porzellan hat seitdem Weltruf erlangt und seinen Ruf mit Ehren behauptet Dies kommt daher, daß es noch heute dieselben vorzüglichen, in den Kreisen aller Kenner und Kunstfreunde wohlbe kannten Eigenschaften besitzt, wie im 18. Jahrhundert. Noch heute nämlich besteht das Meißner Porzellan aus der sogenannten feuerbeständigen Porzellan erde (Kaolin), versetzt mit feuerflüssigem Feldspat und ist mit einer harten, wenig deckenden Glasur überzogen, die ebenfalls aus Kaolin unter Zusatz von Flußmitteln, die nur bei höchster Weißglut schmelzen, hergestellt wird. Der Stoff, der in der Porzellan-Manufaktur verarbeitet wird, ist derselbe geblieben, wie zu Böttgers Zeiten, aber die Tech nik in der Behandlung der Porzellanerde ist ver vollkommnet und der Betrieb der Fabrikation ist so ausgestaltet worden, daß die König!. Porzellan- Manufaktur nach ihrer im Jahre 1863 erfolgten Uebersiedlung in die für 900 000 M. geschaffene „Neuanlage" im Triebischtale noch heute, nach zwei Jahrhunderten, in ihren Leistungen unerreicht, an der Spitze der Porzellanindustrie der ganzen Welt steht. *— Feuerwehr-Inspektionen. Der Jnspek- tionsausschuß des Kreisfeuerwehrverbandes Zwickau- Glauchau hat im Laufe dieses Jahres die frei willigen Feuerwehren zu Bärenwalde, Beiersdorf, Blankenhain, Leutersbach, Lichtentanne, O berlung- witz und Zwickau inspiziert und allenthalben zu friedenstellenden Zustand vorgefunden. *— Sächsische Arbeiter in Berlin. Zu An fang dieses Monats haben sich eine Anzahl sächsischer Arbeiter unter Führung des gewerbetechnischen Rats bei der Kreishauptmannschaft Chemnitz, Regierungsrat Kunze, nach Berlin zum Besuche der ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt begeben, und zwar ist diese Reise durch einen noch vom hochseligen König Georg gestifteten Geldbetrag, sowie durch einen Beitrag aus der Staatskasse er möglicht worden. Vorgestern sind die Arbeiter von Berlin, hochbefriedigt von dem dort Gesehenen und Erlebten, in ihre Heimat zurückgekehrt. Be sondere Freude erweckte bei ihnen die Antwort des Königs Friedrich August auf das Begrüßungs telegramm, das die am 3. d. Mts. abends im Hause des sächsischen Bundesratsbevollmächtigten, Geh. Rats Dr. Fischer, unter Teilnahme des sächsischen Gesandten Grafen v. Hohenthal und des Vorstandes der ständigen Ausstellung, Geh. Oberregierungsrats Werner, gastlich vereinigten Arbeiter obgesandt hatten. Das Antwort-Telegramm lautete: „Der durch Regierungsrat Kunze übermittelte Ausdruck von Dankbarkeit und Treue der 58 zur Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt entsandten Arbeiter hat Mich herzlich erfreut. Das Wohlergehen der sächsischen Arbeiter kann Meiner Fürsorge allezeit gewiß sein. Friedrich August." *— Der Baumwollpreis ist stark gefallen. In Bremen wurde dieser Tage das Pfund Baum wolle mit 41 Pfg. gehandelt, während es zu An fang des Jahres über das Doppelte kostete Der Preisrückgang hat seine Hauplursache in einer un gewöhnlich guten Baumwollernte in Nordamerika, das der erste Lieferant für Baumwolle ist. Dann ist auch zu berücksichtigen, daß die Preise von der Spekulation künstlich Hochgetrieben worden waren Die Folge des Umschwungs sind bereits einige Zusammenbrüche von Baumwollfirmen, besonders im Auslande. HI GerSdorf, 7. Dez. Nach dem Ergebnis der am 1. Dezember hier vorgenommenen Viehzählung waren im hiesigen Orte in 175 viehbesitzenden Haushaltungen vorhanden: 198 Pferde, 741 Rinder, I Schaf, 497 Schweine und 73 Ziegen. Im Jahre 1900 war der Viehbestand in 156 viehbesitzenden Haushaltungen folgender: 187 Pferde, 753 Rinder, 1 Schaf und 421 Schweine. — Im Monat Novem ber wurden mit demOmnibus Gersdorf—Hohenstein- Ernstthal 2402 Personen und 232 Gepäckstücke befördert gegen 2428 Personen und 112 Gepäck stücke im gleichen Monat des Vorjahres. * Lugau, 6. Dez. In einem Gehölz des be nachbarten Niederwürschnitz wurde der 43 Jahre alte Fabrikspinner Drechsler von hier erhängt auf gefunden und polizeilich aufgehoben. Das Motiv zur Tat ist unbekannt geblieben. Eine Frau und vier Kinder trauern um ihren Ernährer. * Hcinrtchsort, 6. Dezbr. Im Alter von fast 88 Jahren ist am 30. November der Webermeister Gottlieb Zander bestattet worden, der 1857—1888 Gemeindevorstand von Heinrichsort gewesen ist und das Standesamt von Heinrichsort vom 1. Januar 1876 bis jetzt verwaltet, auch eine ganze Reihe anderer öffentlicher Aemter bekleidet hat. Während der Gemernderat von Heinrichsort beim Begräbnisse nur schwach vertreten war und nicht einmal für nölig befunden hatte, einen Kranz auf den Sarg des treu verdienten Beamten niederzulegen, hatte die Königliche Amtshauptmannschast einen Vertreter entsandt, der am offenen Grabe einen ehrenvollen Nachruf hielt. * Waldenburg, 6. Dez. Die zum Bau der elektrischen Eisenbahn Limbach-Waldenburg-Gößnitz erforderliche, 2000 Mark betragende Zinsgaranlie ist vom Stadtverordnetenkollegium genehmigt worden. — Das Neuvermählte Fürstenpaar Hält am kom menden Sonnabend hier seinen Einzug. * Glauchau, 6. Dezember. Ein aus Leipzig stammendes Ehepaar wurde hier festgenommen, da es unter Vorführung der verschiedensten erdachten Gebrechen mehrere hlesige Einwohner um ansehn liche Beträge geprellt hatte. Das Pärchen wurde in dem Augenblick erwischt, als es seine Klagelieder bei einem hiesigen höheren Beamten von neuem anstimmte. * Meerane, 6. Dezember. In der Schön- bergschen Brauerei wurde heute früh der Brau bursche Pfau von einem niedergehenden Fahrstuhl erfaßt und in den Schacht gestürzt. Der Verun glückte erlitt so schwere Verletzungen, daß er wenige Stunden später im Krankenhaus verstarb. * Werdau, 6. Dezember. Dieser Tage kam dem Fabrikanten P. in der Georgenstraße hierein großer Jaadhund im Werte von 100 Mark ab handen. Neuerdings wurde ermittelt, daß ein Postkartenhändler den Hund in KönigSwalde mehr fach ausgeboten und schließlich an einen Schank wirt in Crimmitschau für 5 Mark verkauft hatte. Der Dieb ist gestern in dem 54 Jahre alten Hand arbeiter Wenisch aus Oberplanitz von der Polizei hier, als er mit Postkarten hausierte, festgenommen und dem hiesigen Amtsgericht übergeben worden. Derselbe hatte den Hund an sich gelockt und mit fortgenommen. * Ehcmnitz, 6. Dez. In einer hier abgehaltenen Versammlung von Vorständen der Feuerbestattungs vereine aus Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen, Zwickau, Glauchau, Limbach, Burgstädt und Anna berg wurde über einen Zusammenschluß sämtlicher sächsischer Feuerbestattungsvereine zu gemeinsamer Vertretung ihrer Interessen beraten und beschlossen, Herrn Oberbürgermeister und Justizrat Dr. Trönd- lin-Leipzig zu bitten, an die Stadtbehörden Sachsens heranzutreten und gemeinsam mit diesen dem künf tigen Landtage eine Gesamtpetition zu überreichen, in der um Aufklärung darüber ersucht werden soll, wie es in Zukunft mit der Feuerbestattung in Sachsen zu handhaben sein werde. * Furth, 6. Dez. In einem Gefecht gegen die Aufständischen am 2. Dezember bei Rietmont wurde der 23jährige Sohn des Gutsbesitzers Gustav Richter, hier, von einer feindlichen Kugel getroffen. Diese Verwundung hatte den Tod zur Folge. Den hartbetroffenen Eltern deS jungen Mannes, der erst am 23. Juli d. I. die Ausreise nach Südwestafrika angetreten hatte, wendet sich allgemeine Teilnahme zu. * Meinersdorf, 6. Dezember. Die zwischen Meinersdorf und Auerbach verkehrende fahrende Landpost verunglückte gestern abend dadurch, daß in Gornsdorf das Pferd plötzlich scheute, zur Seite sprang, die Barriere an der Straße mit: umriß und mit dem Postwagen und dem Land briefträger in den angeschwollenen Zwönitzfluß stürzte. Glücklicherweise konnten der Mann (der, im Wagen sitzend, vollständig unter Wasser war) und das Pferd durch Passanten sofort wieder aus ihrer gefährlichen Lage befreit werden, sodaß nur der Wagen und die Postgüter, von denen mehrere mit fortgeschwommen sind, beschädigt wurden. * Lößnitz, 5. Dez. Schweres Unglück kam am Sonnabend abend über die Familie des Gutsbesitzers Emil Harnisch in Alberoda. Die Mutter hatte den 6jährigen Sohn Walter nach dem Milchhause geschickt, um von dorther einen Topf Milch zu holen. In der herrschenden Finsternis konnte der Knabe nicht sehen, daß die Jauchengrube nicht vollständig zugedeckt war und er fiel hinein. Als nach langem Warten die Eltern nach dem fortge schickten Knaben suchten, fanden sie ihn tot in der Jauchengrube. * Dresden, 6. Dez. In der Angelegenheit des Direktors des Zoologischen Museums, Geh. Hofrats Dr. Meyer, ist, wie der „DreSd. Anz." meldet, nunmehr die Einleitung des Disziplinar- Verfahrens beschlossen worden. * Dresden. Am Sonntag vormittag wurde in der 19. Bezirksschule zu Dresden (auf der Sedanstraße) das erste sächsische Schulmuseum er- öffn't und eingeweiht. Dasselbe umfaßt vorläufig nur 3 Säle, wird aber nach und nach erweitert werden. Das Schulmuseum soll sich auf alles mit der Schule im Zusammenhänge Stehende er strecken, also außer einer Uebersicht über die Lehr- mittel und alles, was zum gegenwärtigen Stande der Schulen geführt hat, auch auf Pläne und Ent würfe von Schulbauten. Dem Eröffnungsakte des Schulmuseums wohnten eine Reihe von hochge stellten sächsischen, speziell Dresdner, Schulsach männern bei. * Leipzig, 7. Dez. Gestern vormittag gegen 9 Uhr hat sich die in der Mariannenstraße zu L.-Volkmarsdorf wohnende Buchbindersehefrau Rösinger aus einem Fenster der ersten Etage ihrer Wohnung aus die Straße gestürzt und war auf der Stelle tot. Langes körperliches Leiden hat die Bedauernswerte zu diesem Schriet veranlaßt. * Altenburg, 6. Dez. Ein jungverheirateter Schlaffer, der mit seiner Frau in der Scheidung lag, erschoß sich hier auf offenem Markte, nachdem er einen vergeblichen Annäherungsversuch an seine Frau gemacht hatte. * Meuselwitz, 6. Dezbr. Im Gertrudschachte der Zechau-Kriebitzscher Braunkohlenwerke wurden beim Ausbessern einer Strecke die Bergarbeiter Joh. Gemeinhardt aus Leesen und Joseph Juhardt aus Gorma von niederbrechender Kohle verschüttet. Ein Hilferuf wurde leider erst 1V, Stunde später gehört, als Gemeinhardt bereits erstickt war. Der andere Bergmann konnte noch lebend geborgen werden und wurde nach Halle a. S. in das Knapp schaftskrankenhaus geschafft. * Halle a. S., 6. Dezbr. Auf einem Felde bei Grizehne geriet dec Aufseher Schmidt in eine Strohpresse, die ihm den Kopf vom Rumpfe riß. Gerichtssaal. 8 Einen Fahrradmarder hat das Landgericht in Plauen i. V. auf länger« Zeit unschädlich gemacht, indem eS ihm fünf Jahre Zuchthaus zudiktiert hat. Der also Bedachte ist der 29 Jahre alte Maximilian Hermann Winkler aus Mylau, der in der Zeit vom 10. Juni bis Anfang Oktober nicht weniger als siebzehn Fahrräder gestohlen hat. Die Dieb stähle hat er in Chemnitz,Plauen, Freiberg, Zwickau, Crimmitschau, Hof, Altenburg, Gera und Weimar auSgeführt. Die erbeuteten Fahrräder verkaufte er jedeSmal für billiges Geld wieder. 8 Nm 4 Mark 50 Pf. Der Menschheit ganzer Jammer konnte einen bei einer Verhandlung packen, welche die 9. Strafkammer deS Berliner Landgericht« I gegen den Kanzleigehilfen Iuliu« Reife wegen Betrugs und Urkundenfälschung führte. Der jetzt au« seiner Dienststelle entlassene Angeklagte ist seit 17 Jahren Kanzlist und war seit dem 1.
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