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HchciistciiiMriistthiiltr Anzeiger Tageblatt für LnSMein-Hrnsttkal, Gberlungwih, Hcrsdors, Aermsdors, I-rn-dorf, Wüstmbrard, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes J«seriions-Orga« für amtliche und Privat-Anzeige». Diese» Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittag». — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeg< AbonnLment: «ei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jusertionögebühren: die sechsgespaltene Eorpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bi» dar«« 4V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 294. F-m,pr-ch-r Nr. I». Sonntag, den 18. Dezember 1904. B°h»ftr. s. 31. Jahrgang. Bei den am 12. dss. Mts. stattgefundenen Gemeinderats-Ergänzungswahlen sind für die Zeit von Anfang 1905 bis Ende 1910 gewählt bez. wiedergewählt worden als Äusschußpersonen die Herren: Gutsbesitzer Louis Steinbach, „ Otto Coder, „ Louis Zimmerman«, Hausbesitzer und Sattlermeister Hermann Franke, „ „ Tischlermeister Max Schubert, „ „ Strumpffaktor Ernst Müller, unansäss. Handelsmann Gustav Sehm, „ Strumpfwirker Gustav Benuewitz und als Ersatzmänner die Herren: Gutsbesitzer Emil Kretzschmar, Hausbesitzer und Kaufmann Gustav Dietel und unansäss. Strumpfwirker Max Katzsch. Oberlungwitz, am 16 Dezember 1904. Der Hemeindevorstand. Lieberknecht. Ohm Krügers politisches Testament. Am 16. Dezember, dem Dingaanstage, dem alljährlich gefeierten Gedenktage an den 1838 über den mächtigen Kaffernhäuptling Dingaan erfochtenen Sieg, haben die Buren ihren unvergeßlichen Präsi denten Krüger in Pretoria zu ewiger Ruhe be- stattet. Als der Sarg in die Gruft gesenkt und die Ehrensalve darüber abgefeuert worden war, trat General Botha hervor, um den von tiefster Ergriffenheit bewegten Buren Krügers politisches Testament vorzulesen. Vom Exile aus hatte es der greise Präsident wenige Monate vor seinem Tode den Freunden in der Heimat zugesandt. In der denkwürdigen Aufzeichnung heißt es: „Wer eine Zukunft schaffen will, darf die Ver gangenheit nicht außer Acht lassen. Suchet des halb in der Vergangenheit alles Gute und Schöne, das darin zu entdecken ist. Bildet Euer Ideal demgemäß und versucht, in der Zukunft dieses Ideal zu verwirklichen. Es ist wahr, vieles, das aufgebaut war, ist jetzt vernichtet, zerstört, gefallen, doch mit der Einigkeit des Entschlusses und mit der Einigkeit der Kraft ist ei möglich, das wieder aufzubauen, was umgestürzt worden ist. Es er füllt mich auch mit Dankbarkeit, jene Einigkeit unter Euch herrschen zu sehen. Vergeßt niemals die ernste Warnung, die in den Worten „üiviäk ot impLis." (teile und herrsche!) enthalten ist, und seht zu, daß dies Wort nie auf das Afrikandervolk ange- wendet werden kann. Dann werden unsere Nationali tät und unsere Sprache verbleiben und blühen. Was ich selbst davon erleben werde, steht in Gottes Hand. Unter der britischen Flagge geboren, ist eS nicht mein Wunsch, unter derselben zu sterben. Ich habe mich mit dem bitteren Gedanken vertraut zu machen gelernt, daß ich meine Augen in einem fremden Lande schließen muß, ein Verbannter, fast ganz allein, weit von Verwandten und Freunden, die ich wahrscheinlich nie wiedersehen werde, weit von afrikanischer Erde, die ich wahrscheinlich nie wieder betreten werde, weit von dem Lande, dem ich mein Leben geweiht habe, um es der Zivilisation zu eröffnen und in dem ich die Entwicklung einer Nation sah. Doch diese Bitterkeit wird versüßt werden, solange ich die Ueberzeugung weiter hegen darf, daß das einmal begonnene Werk fortgesetzt werden wird; denn dann wird die Hoffnung und Erwartung mich stützen, daß das Ende dieses Werkes gut sein wird. So soll es sein! Aus der Tiefe meines Herzen? grüße ich Euch und das ganze Volk. S. I. P. Krüger." Bom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Auf dem «ordmandschurischen Kriegs schauplätze bereiten die Russen, falls Londoner Blättermel dungen aus Söul zutreffen, den Vormarsch nach Süden vor. Gewaltige Verstärkungen sind seit den Tagen der großen Schaho-Schlacht im Lager deS russischen Oberbefehlshabers, Generals Kuro- patkin, eingetroffen. Gleichwohl ist es wenig wahr scheinlich, daß dieser jetzt — es herrscht eine Kälte von 20 Grad N^aumur und darüber — einen allgemeinen Vorstoß unternehmen sollte. Für diese Annahme spricht auch die Behauptung, daß Muk- den festungsartig verschanzt ist und daß für die Mannschaften unter großen Opfern an Zeit und Geld geeignete Winterquartiere geschaffen worden sind. Auf die Möglichkeit eines Entsatzes Port Arthurs kann Kuropatkin aber nicht mehr rechnen. Die Beschießung Port Arthurs von dem vielgenannten 203 Meter-Hügel aus setzen die Japaner in wirkungsvollster Weise fort. Die innere Stadt ist von ihren Bewohnern längst verlassen worden, ein Gebäude nach dem andern stürzt unter den japanischen Bomben in Feuer flammen zusammen. Auch die Station für draht lose Telegraphie wurde von den Japanern voll ständig vernichtet, so daß direkte telegraphische Nachrichten aus Port Arthur nicht mehr gegeben werden können. Die Japaner sind gegenwärtig da bei, einige der südwestlichen Forts der Festung in ihren Besitz zu bringen. Aus Port Arthur entkomme» DaS Reutersche Bureau meldet auS Tschifu unterm 16. Dez.: Sieben Russen in Zivilkleidung, die aber, wie ihre Haltung und ihre Wortkargheit schließen läßt, Militärpersonen sind und offenbar Nachrichten überbringen, kamen heute aus Port Arthur in einem offenen Segelboot hier an und begaben sich sofor' in das russische Konsulat. Starker Wind hatte ihnen eine rasche Ueberfahrt ermöglicht. Haarsträubende Meldungen über eine Schreckensherrschaft russischer Matrosen in Schanghai werden aus diesem Lügenneste verbreitet. In dem neutralen chinesischen Hafen von Schanghai wur den bekanntlich von dem am 10. August ausge brochenen Port Arthur-Geschwader der große Kreuzer „Askold" uns der Torpedobootszerstörer „Grosoori" entwaffnet. Die Mannschaft dieser beiden russischen Kriegsschiffe wurde einstweilen in Schanghai zurückbehalten. Diese Leute sollen nun nicht als Kriegsgefangene, sondern als Herren der Stadt sich benehmen. „Sie malen die Stadt rot mit dem Blute der Chinesen" meldet ein Londoner Berichterstatter. Die Einwohner der Stadt haben einen Bund zur Abwehr der russischen Barbaren gegründet. Dieser Bund verlangt die Ausweisung der russischen Mannschaften und die Zahlung von Entschädigungen seitens der russischen Negierung. Es bleibt abzuwarten, was an diesen Nachrichten wahr ist. Bo» der Ostsceflotte Admiral Roschdjestwenski hat nicht den Befehl erhalten, mit der Ostseeflotte zurückzukehren resp. die Weiterfahrt einzustellen. Wohl aber ist ihm nach einer Meldung der „Voss. Ztg." anbefohlen worden, wenn Port Arthur fällt, seine Flotte nicht einem Kampfe mit einer überlegenen Macht auszusetzen, sondern nötigenfalls einen neutralen Hafen anzulaufen und seine Schiffe eher abzu rüsten als eine Niederlage zu riskieren. An Kriegsschiffen hat Rußland im japanischen Kriege so viele verloren, daß zu verlieren ihm fast nichts mehr übrig bleibt. Da ist es allerdings ein Ge bot der Selbsterhaltung, die Fahrzeuge der Ostsee flotte selbst auf die Gefahr einer beispiellosen Bla mage unter allen Umständen vor der Vernichtung zu bewahren. Wir halten eS jedenfalls für gar- nicht so unwahrscheinlich, daß die bekannte HeringS- schlacht bei Hull die einzige Waffentat deS Ad mirals Roschdjestwenski auf seiner gegenwärtigen Fahrt sein wird. Neber die neuen russischen HeereKformationen geht dem „B. T." aus Petersburg ein Telegramm zu, dem wir das folgende entnehmen. Das Ein treffen des Oberkommandierenden der 3. Armee des mandschurischen Heeres, des Generals der Kavallerie, Baron Kaulbars, in Charbin steht unmittelbar bevor. Dort soll der Stab der 3. Armee zusammentreten und sich sofort zur Front begeben. Von den der 3. Armee zugewiesenen Truppen findet General Kaulbars nur erst das 8. Armeekorps und das 6. sibirische Armeekorps am Feinde vor. Bereits unterwegs sind die Schützen brigaden, 5 an der Zahl, von denen möglicher, weise jedoch 2 an die Armee des Generals Gripen- berg abgegeben werden. Den Schützenbrigaden folgt das 16. Armeekorps und diesem das 4. Beide Korps kommen bestimmt zur Armee Kaul bars. Im Laufe des Februar hofft man die ge- samten Truppen der 3. Armee bis auf den letzten Trainsoldaten auf dem Kriegsschauplätze zur Stelle zu haben. Sind diese Truppen alle versammelt, dann will man eine Ueberlegenheit von 80 bis 100 000 Mann über die Japaner erlangt haben und dann das zweite Kriegsjahr mit der großen Offensive beginnen. Rußland ist in der Lage, von seinen europäischen Truppenteilen, dank der friedserligen Gesinnung seiner Nachbarn, zahlreiche Offiziere nach dem Kriegsschauplätze zu entsenden. In den letzten Wochen haben wieder mehr als 300 Offiziere die Reise nach Ostasien angetreten. Gegenwärtig ist auch im Bereich des 1., 3., 10., 16. und 17. Armeekorps die auffallend lange hinausgeschobene Formation der Ersatzbataillone mit Rekrutendepots im Gange. Die Japaner sind auf Grund ihres neuen Wehrgesetzes zwar im Stande, gewaltige Mengen von Soldaten inS Feld zu stellen; es fehlt ihnen aber an geschulten Offizieren, die sich nicht aus der Erde stampfen lassen. Dieser Mangel bildet den tiefsten Schatten punkt der japanischen Kriegsaussichten. Die neuesten Depeschen lauten: London „Morning Leader" meldet aus Petersburg, ein Unteroffizier der Armee Gripen- berg, der in Petersburg eintraf, versichert, der General habe eine Ansprache an die Truppen ge richtet, worin er erklärt, er werde niemals seinen Soldaten den Befehl geben, sich zurückzuziehen. Sollte jemals ein Soldat einen solchen Befehl von ihm hören, so gebe er den Soldaten das Recht, ihn zu erschießen. Tschifu. Die 7 russischen Soldaten, welche aus Port Arthur entflohen sind, bestätigen daß die Japaner in den letzten Monaten drei Torpedo jäger verloren haben. Dieselben seien auf Minen gestoßen. Eins dieser Boote verschwand des nachts während des Angriffes am 14. d. M. Die Angriffe vor der Einnahme des 203 Meter-Hügels waren furchtbare. Die Stellung allein kostete den Japaner,, 12 000 Mann. Die Japaner haben bis jetzt noch kein Hauptforts genommen. Drei Dampfer haben in den letzten Tagen die Blockade durchbrochen und LebenSmittel und Munition der Stadt gebracht. Die Soldaten sind der Ansicht, daß Port Arthur noch mehrere Monate aushält. Petersburg. Hier traf ein Bericht des Generals Stöffel ein, welcher Einzelheiten über die Lage der russischen Kriegsschiffe vor Port Arthur gibt und bestätigt, daß die Schiffe in ihrer Mehrzahl von den Russen versenkt worden sind, ehe die Japaner den 203 Meter-Hügel be setzten. Petersburg. Wie versichert wird, sollen die zur 3. Abteilung der baltischen Flotte gehörigen Küstenkreuzer die Abreise nach Ostasten antreten, während der Rest des Geschwaders erst im Mai nächsten Jahres abfahren wird. Paris. .Petit Jour." meldet au- PeterS- bürg: Das letzte Telegramm, welche« hier einge troffen ist, berichtet, daß die baltische Flotte ihre Fahrt unter den günstigsten Verhältnisse fortsetzt. DaS Gerücht von einer Rückberufung deS Ge schwaders bestätigt sich nicht. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 17. Dezember. *— Die Pfefferkuche«, Ho»igk«che«, Leb kuchen und wie nun die einzelnen Spezialitäten des Weihnachts-Gebäcks genannt werden, sind in ihrer Herkunft uralt. Unsere Vorfahren, die alten Germanen, hatten sie schon bei ihren Julfesten, und die Form hat sich bei einigen beinahe un verändert erhalten. Wir wissen, daß st« den mächtigen Göttern zu Ehren gebildet wurden, und die Art und Sitte hat auch Tausende von Jahren siegreich überdauert. Bei der Herstellung des Gebäcks hat, gerade wie beim Meth, der Honig eine große Rolle gespielt, und daS ist daS Mittel- alter hindurch unverändert geblieben. In welchem Verhältnis heute der Honig zu den Weihnachts backwaren steht, ist eine Sache für sich, die neue Zeit hat andere Zutaten in Hülle und Fülle ermittelt. Im Mittelalter und bis in die neuere Zeit hinein war die altberühmte freie Reichsstadt Nürnberg die Hauptlieferantin und mit ihrer Umgebung auch die Hauptproduzentin der Lebkuchen; sie hießen auch nach Nürnberg, in dessen Nachbarschaft die Bienenzucht fleißig im Interesse der Lebkuchenbereitung betrieben wurde. Auch an den fürstlichen Höfen, in den Patrizier häusern der Städte verstand man sich seit früherer Zeit vorzüglich auf die Kuchen-Zubereitung, und wertvolle Rezepte wurden sorgfältig behütet und bewahrt, so daß es nicht- Seltenes war, daß die Damen von anderer Seite her um Mitteilung er sucht wurden. Viktor Scheffel erzählt schon in seinem Ekkehard aus weit entfernten Tagen, wie die Herzogin Hedwig in Schwaben selbst bei der Zubereitung der Weihnachtsbäckerri tätig war und den schönsten für ihren Lehrer Ekkehard schmückte. Heute kommen die Honigkuchen aus allen Richtungen der Windrose, und es ist Mode geworden, sie bunt auszustatten, mit allerlei Zuckerbildern — mit unter sind es freilich schon mehr Seltsamkeiten — zu verzieren. Auch gezuckerte Poesie muß sich der Honigkuchen gefallen lassen, und für den Empfänger bleibt das tröstliche Bewußtsein, daß der Geschmack nicht darunter leidet. Auch das auS Italien und dem Orient stammende Marzipan haben die Nürn berger und Hansa-Kaufleute mit ihrem „Tand" im deutschen Vaterland verbreitet. Heute wird es meist nach der alten Hansastadt Lübeck genannt. *— WeihnachtSnähe. Morgen ist bereit- der „goldene" Sonntag, nun wird eS Zeit, an die Weihnachtsgeschenke zu denken und zu ersinnen, was wohl den Wünschen der Lieben am meisten entsprechen wird. Wenn irgendwann im Jahre, so ist's in der Zeit der Weihnacht-freude, daß - dem Menschen als etwas Selbstverständliche- er scheint: Geben ist seliger denn nehmen! Gaben der Liebe müssen es sein — auf die Größe und den Geldeswert kommt es an sich gar nicht an — dann wird Freude unter dem Christbaum herrschen. Die Weihnacht-Hoffnung soll auch den Armen nicht fehlen, christliche Nächstenliebe wird auch ihnen ein lichtes Fest bereiten, und die tröstliche, göttliche Weihnachtsbotschaft vom Cristkinde will ohne Unter schied in jedes Haus und jedes Herz dringen. Und so magS von neuem seine alte Kraft bewähren, das heimliche Nahen deS schönsten aller christlichen Feste. *— Postalisches. Am 18. Dezember sind der Paketschalter wie an Werktagen, die Brief- und Geldschalter von 8—9 Uhr vorm., 11 Uhr norm, bi- 1 Uhr nachm. und 5—6 Uhr nachm. geöffnet. Am 25. Dezember findet die Paketau-gabe von 8 Uhr vorm. bis 1 Uhr nachm. statt.