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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190411181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-11
- Tag 1904-11-18
-
Monat
1904-11
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.11.1904
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schloffen und die bürgerliche Tätigkeit eingestellt. Dadurch ist die allgemeine Panik der Bevölkerung aber nur vergrößert worden. Allmählich gewöhnte diese sich an Bomben und Granaten und gegen Mitte August hin wurde viel fach die gewohnte Lebensweise wieder ausgenommen. Auch aus einigen Annoncen des Blattes ersieht man, daß die Bevölkerung damals wieder Interesse an Alltagsfragen nahm, trotz der todesernsten Zeiten. So empfiehlt ein Klavierstimmer seine Dienste, ein andrer sucht durch eine Annonce seinen entsprungenen Affen usw. Mangel an Lebensmitteln bestand da mals noch nicht. Wesentlich schlimmer war es schon im zweiten September-Drittel, wie sich aus einem Briese der Frau General Stöffel an Moskauer Freunde er gibt. In diesem wendet sich die Frau Generalin an die Mildtätigkeit aller Moskauer zur Unter stützung der armen Verteidiger. Wörtlich heißt cs: Es gibt hier Leute ohne Arme, andre ohne Hände, ohne Augen, Leute mit Verletzungen des Rückgrats, die für ihr ganzes Leben gelähmt bleiben; kurz: viele, viele unglückliche Krüppel. — Wie mag es heute in der Festung aussehen, in welcher Typhus und andre Krankheiten noch weit schlimmere Ver heerungen anrichten als die japanischen Granaten! Die Russen führen den Ausbruch einer tätlichen Fieberepidemie in Port Arthur auf die Vergiftung des Trinkwassers durch von den Japanern erkaufte Chinesen zurück. Drei verdächtige Chinesen wurden aufgehängt. Die Japaner verzögern den Sturm auf einige sturmreife Forts, weil sie zunächst die von den Russen angelegten Minengänge zerstören müssen. General Nogi schont jetzt seine Truppen und unter- nimmt keinen Angriff ohne vorherige Zustimmung seiner Genieoffiziere. Nahrungsmangel in Port Arthur. Gefangene Russen berichten, daß der Garnison von Port Arthur die täglichen Rationen abermals verringert werden sollen. Die Vorräte in Pferde fleisch sind erschöpft. Dom »ordmandschurischen Kriegsschauplätze liegt eine Meldung des „B. T." vor, nach der be reits in den nächsten Tagen ein ernsterer Zusammen stoß bei Mukden zu erwarten ist. Es soll ein An griff deS russischen Zentrums bevorstehen, um die japanische Armee von der Eisenbahn abzudrängen. Lie Zahl der russischen Verwundeten. AuS Petersburg wird gemeldet: Ein Tages befehl an die Mandschurei-Armee gibt die Zahl der vom 8. September bis zum 24. Oktober nach Mukden und weiterhin geschafften Verwundeten auf 828 Offiziere und 28 479 Mann, die Zahl der Kranken auf 198 Offiziere und 3827 Soldaten an. Zur Kohlenversorgung der russischen aus 1 Kreuzer, 5 Torpedobooten und 5 Transportschiffen bestehenden Ergänzungsflolte, die wiederum von dänischen Staatslotsen im Lange- landbelt geführt werden wird, ist von dem russischen Konsul in Kiel der Dampfer „Mimi" ausgerüstet worden. In Petersburg verlautet, daß auf rus sischen Transportschiffen die Bemannung für die von Rußland in Südamerika angekausten sieben Kreuzer befördert wird. Die neuen Kreuzer sollen mit dem Ostsee-Geschwader bei den Sunda-Jnseln zusammcntreffen. Der Statthalter Admiral Alexejew hat dem Zaren über die Lage auf dem Kriegs schauplätze Bericht erstattet und geht dieser Tage zu längerem Erholungsurlaub nach der Krim. Diese schleunige Abreise sieht nicht danach aus, als ob die Berichte des Admirals den Zaren befriedigt hätten. Man darf daher auch wohl an der Rich tigkeit der Behauptung zweifeln, Alexejew werde später wieder nach der Mandschurei zurückkehren. Die Ruhestörungen in Warschau Ueber die Ruhestörungen am 13. d. M. in Warschau werden jetzt folgende Einzelheiten be kannt: Die Volksmenge demonstrierte mit roten Fahnen, unter Absingung revolutionärer Lieder. Auf die Aufforderung an die Menge, ausemander- zugehen, wurde mit Schüssen geantwortet, durch die ein Schutzmann getötet, ein Polizei-Unteroffizier und zwei Schutzleute verwundet wurden. Da die Ruhestörungen einen immer größeren Umfang an nahmen und das Schießen fortdauerte, wurde Militär requiriert, das zwei Salven auf die Menge abgab, wobei sechs Personen getötet und 21 ver wundet wurden. Abends war die Ordnung wieder hergestellt. Die Ruhestörer wurden teils verhaftet, teils nach Feststellung ihrer Namen wieder ent lassen. * O * Ein russisches Schiff desarmiert und in die Luft gesprengt. Landon, 16. Nov. Wie Reuters Bureau aus Tschifu um 3'/, Uhr nachmittags meldet, teilte der russische Konsul dem Taotai mit, daß der „Rasto- ropny" durch schwere See nach Tschifu getrieben worden und bereit sei, sich dcsarmicrcn zu lassen, da seine Maschine beschädigt sei. Um 6'/, Uhr machte der Taotai, wie um diese Zeit weiter gemeldet wurde, dem japanischen Konsul die Mitteilung, daß die Desarmierung des „Rasto- ropny" vollendet sei. — Nach einer anderen Mel dung erwiderte der Kommandant des russischen Torpedobootszerstörers „Rastoropny" auf Anfragen, es sei nur die Aufgabe seines Fahrzeuges gewesen, Depeschen zu befördern. Die übrigen Schiffe seien noch im Hafen von Port Arthur. Er habe unter dem Schutze eines Schneesturmes Port Arthur ver lassen, die Japaner hätten ihn jedoch in Sicht be kommen und verfolgt. Der „Rastoropny" aber, eines der schnellsten russischen Schiffe, sei entkommen und wohlbehalten in Tschifu eingelaufen. Loudon, 16. Nov. Eine weitere Depesche be sagt: Der Kapitän des chinesischen Kreuzers „Hai- yung" kam an Bord des „Rastoropny" und hatte mit dessen Kapitän eine kurze Unterredung. Kurz darauf kam auch der amerikanische Admiral an Bord, wurde aber ebensowenig wie der chinesische Kapitän aufgefordert, in die Kajüte einzutrelen, obwohl ein starker Schneesturm herrschte Der chinesische Kapitän gestattete dem russischen Kom- Mandanten, 24 Stunden in Tschifu zu bleiben; nach Ablauf dieser Frist wäre er gezwungen, das Schiff zu desarmieren. Während dieser Unter redung waren die Matrosen mit Laden und Felten von Torpedorohren beschäftigt. Die Offiziere des „Rastoropny" äußerten sich, mit Port Arthur stehe es noch so gut, wie vor zwei Monaten. Die Meldung, daß der „Bajan" gesunken sei, erklärten sie als falsch; es sei nur die Maschine desselben durch Schüsse beschädigt, aber wieder ausgebessert worden. — Die Verschlußstücke der Geschütze und die Munition waren entfernt, die Maschinen ge brauchsunfähig gemacht worden. Um 7 Uhr wird gemeldet: Die Russen haben den „Rastoropny" verlasst!,; nur ein Mann blieb zurück und fprenglc daS Schiff in die Luft. Man hörte 3 dumpfe Explosionen, worauf das Schiff versank. Tschifu, 17. Nov. Der Kommandant des „Rastoropny" hatte versiegelte Befehle an Bord, mit der Anweisung, das Boot in die Luft zu sprengen, falls es keine günstige Gelegenheit zur Rückkehr hätte. Zu diesem Zwecke waren in den drei wasserdichten Abteilungen mehrere große Fässer Pulver untergebracht, welche zur Sprengung be stimmt waren. Offiziere und Mannschaften stiegen ans Land bis auf einen Matrosen, der an Bord blieb und die Zündschnur in Brand setzte, worauf er schleunigst abfuhr. Die Explosion erfolgte unter ungeheurem Getöse, worauf das Torpedoboot lang sam in die Tiefe sank. Die Ruffen haben das Schiff versenkt, um einer Beschlagnahme zu entgehen Die revolutionäre Bewegung in Brasilien. Rio de Janeiro, 16. Nov. Die Unterdrückung der Unruhen gelang durch das energische Vorgehen der Regierung in der letzten Nacht. Die Ruhe störungen dauerten gestern ungeschwächt bis in den Nachmittag fort. Da teilte der Vorsitzende des Militärklubs von Rio der Regierung mit, in seiner Abwesenheit sei in dem Klub eine geheime Ver sammlung abgehalten worden, in der die Generale Travassos und Olympio Silveira, der Senator Sodre sowie die Deputierten Barboza Lima und Varella zugegen waren. Um 8 Uhr abends betrat General Travassos die Kriegsschule und setzte mit Zustimmung der Offiziere und Kriegsschüler den Leiter der Schule, General Costallat, ab. Mit Offizieren uud Kriegsschülern marschierte er dann von Vorstadt Botafogo nach Rio und stieß hier auf eine Truppe von Soldaten und Polizeimann schaften. Es entstand ein Handgemenge, bei dem Travassos verwundet und sein Adjutant getötet wurde. Die Kriegsschüler zogen sich nun nach der Stadt zurück und besetzten die Hügel in der Um gebung derselben. Um 2 Uhr morgens griffen die Truppen und die Polizei, unterstützt durch die im Hafen liegenden Kriegsschiffe, die Kriegsschüler an, die sich hilflos und führerlos, wie sie waren, er- gaben. Sodre, der zurückgeblieben war, als Travassos die Kriegsschüler nach Rio führte, war g» flohen. Der Major Gomes Castro und andere Persönlich keiten versuchten auch die Schüler der Artilleric- schule von Realengo zum Aufstande zu bewegen. Die Schüler weigerten sich jedoch und Castro wurde verhaftet. Die ganze Bewegung ist hervor gerufen durch fanatische Lehrer an den Militär- schulen und unzufriedene Politiker, welche die im Werke befindliche Einführung des Impfzwanges dazu benutzten, einen Aufstand unter der Bevölkerung Hervorzurusen, indem sie übertriebene Vorstellungen von der Möglichkeit des Mißbrauchs dieses Gesetzes erregten. Der Regierung wird in hohem Maße Anerkennung gezollt für die von ihr ergriffenen prompten und energischen Maßregeln. Rio de Janeiro, 17. Nov. Der Kongreß hat gestern den Beschluß gefaßt, den Belagerungszustand über die ganze Stadt zu verhängen. Derselbe wird 30 Tage dauern. In der Stadt herrscht Ruhe. General Travassos, welcher sich an die Spitze der Militärschüler gestellt hatte, wurde durch eineKugelverletzt. Die Regierungstruppen eröffneten ca. 20 Minuten lang ein furchtbares Feuer auf die Aufständischen, welche erst wichen, als General Travassos vom Pferde fiel. Mehrere Hundert Schüler werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Rio de Janeiro, 17. Nov, nachmittags 2 Uhr. Die Unruhen dauerten gestern die ganze Nacht hin durch. Die streikenden Dockarbeiter am Hafen widersetzten sich den Truppen. General Saupaola schickte 600 Mann Verstärkung. Die Feuerwehr wurde bewaffnet und versah Polizeidienste. Die Regierung wurde zu ihrer festen Haltung beglück wünscht. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 17. November. * — Tod u«d Leben. Die Natur ist jetzt auf ihrem Tiefpunkte angelangt. Wissenschaftliche Be obachtungen haben ergeben, daß ungefähr Mitte November die Zeit ist, wo Blattentwickelung, Blüte und Fruchtbildung gleich Null sind. Es herrscht in der Vegetation jetzt größere Ruhe, die Zeit des Winterschlafes ist gekommen. Nicht bloß die Pflanzenwelt, auch die Tierwelt ruht, namentlich das Kleingetier, das schon seit Wochen einen schützenden Unterschlupf aufsuchte. Das fröhliche Leben in Wald und Flur ebbte immer mehr und mehr ab, bis hinein in die trüben, nebeligen Tage, wo das Leben in der Natur ganz erstorben scheint. Nicht einmal das Tagesgestirn begrüßt uns jetzt regelmäßig mit seinem freundlichen, alles belebenden Gruß. Rauh, trüb, nebelig ist vielfach der Tag wie die Nacht. Die öde, abgestorbene Natur wird jetzt zur Predigerin der Vergänglichkeit. Was Wunder, wenn auch der Mensch jetzt von solchen Gedanken beschlichen wird und in dieser traurigen Zeit ein stilles Gedenken den Toten widmet? Das große Sterben draußen in der Natur will uns ein Symbol bedeuten, daß neben den Gedanken der Vergänglichkeit zugleich d»e frohe Hoffnung ist, daß auf die Zeit des Niederganges und der Ruhe wieder die Zeit fröhlicher Entfaltung und herr lichster Blüte folgt. Schon keimt unter mancher Hülle neues Leben, und wer sich desselben eher erfreuen will, als Mutter Natur zu tun vermag, der treffe jetzt im November dazu Vorbereitungen. Die Zweige des Flieders treiben bereits die Knospen, an den Kirschbäumen quellen schon dicke Augen hervor. Die Kastanien sind von neuem mit ihren klebrigen Sprossen bedeckt, auch die Weiden und Haselnußsträncher tragen sichtbare Zeichen des neuen Lebens. Von allen diesen Gewächsen und noch von einigen anderen, die gerade hoffnungs voll erscheinen, schneide man sich junge Triebe ab, stelle sie zu Hause im erwärmten Raume in lau warmes Wasser, besprenge sie täglich, und bald wird man daran seine Helle Freude haben. Es sängt an zu grünen und zu sprossen, daß es eine wahre Lust ist. Hellgrüne zarte Blättchen, wohl auch gar Blüten und weiche Kätzchen werden bald in wunderbarer Weise hervorgezaubert er scheinen und in diesen kurzen, trüben Tagen den Trost auf das Wiedererwachen des Frühlings lebendig erhalten! —* Der gestrige Butztag hatte sich in Hin sicht auf die vorgerückte Jahreszeit eines recht günstigen Wetters zu erfreuen, das viele Spazier gänger am Nachmittage hinaus in die frische Herbst luft lockte. An dem Vormittage und in noch reicherem Maße am Abend strömten viele Andächtige in die Kirche, um den stimmungsvollen Gottes diensten beizuwohnen oder am heiligen Abendmahle teilzunehmen. Im übrigen herrschte eine dem Ernste des Tages entsprechende Stimmung; auf den Straßen und Plätzen hatte das Alltagsgetriebe feiertägiger Ruhe und Stille weichen müssen. * — Die ordentliche Generalversammlung der Allgemeinen Ortskrankenkasse, die am Dienstag abend im Restaurant „Stadthaus" statt- sand, mar leider nur von einem Vertreter der Arbeit geber und 22 Vertretern der Arbeitnehmer besucht. Der erste Gegenstand der Beratung „Definitive Genehmigung des vom Vorstand mit den Kassen ärzten abgeschlossenen Vertrags" fand nach noch maliger Verlesung der Detaillierung des Schrift stückes ohne weitere Beratung und Debatte ein stimmige Annahme. Der in letzter Versammlung angenommeneZusatzparagraph betr. Einbezirkung des Hüttengrundes ist wiederum in Wegfall gekommen. Punkt 2 betraf die Ergänzungswahl zum Vor stand und Wahl der Ersatzmänner. Infolge Ab laufs ihrer Amtsperiode schieden aus von den Arbeitgebern Herr F. Heyne und von den Arbeit nehmern die Herren W. Müller und I Meier. Ferner mußten Neuwahlen vorgenommen werden für die Herren Grabner, der freiwillig sein Amt niedergelegt hatte, und C. Mathes, welcher nicht wieder gewählt worden war. Die mittels Zettel erledigten Wahlen ergaben, daß seitens der Arbeit geber Herr Fabrikant Th. Bohne und seitens der Arbeitnehmer die Herren Lagerhalter Vogel. Weber Goldschadt, Kartonarbeiter Meier und Nadelrichtcr Müller fernerhin als Vorstandsmitglieder fungieren sollen. Zu Ersatzmännern wählte man Herrn Lohse als Arbeitgeber und die Herren Meier, Uhlig, Wetzel und Bachmann als Arbeitnehmer. In den Prüfungsausschuß für die Jahresrechnung wurden Lie Herren Musterzeichner Lohse, Hermann Meier und Julius Meier gewählt. Zu Punkt 4 „An träge" wurde von der Verwaltung ein mit Herrn Dr. Götz-Chemnitz abgeschlossener Vertrag, betr. Anstellung als Vertrauensarzt, vorgelegt, der nach längerer Aussprache schließlich die Genehmigung der Generalversammlung fand. Schluß der Sitzung erfolgte gegen 11 Uhr. * — Herr RatSrcgistrator Worms, hier, wurde vom Stadtrate zu Falkenstein an Stelle des als Gemeindevorstand nach Rodewisch gehen den Sekretärs Enders zum ersten Verwaltungs beamten gewählt. * — Nnglücksfall Wie uns aus Langenchurs dorf mitgeteilt wird, ist am Morgen des gestrigen Bußtages die Leiche eines älteren Mannes aus dem an der dortigen Dorsstraße gelegenen Teiche ge zogen worden, dessen Persönlichkeit als die des hiesigen Armenhäuslers Franz Güter sestgestellt wurde. Güter Hal sich bereits am vergangenen Sonntag aus dem Armenhause entfernt und einige Tage in der Umgegend herumgetrieben Ob er nun infolge Trunkenheit in dec Dunkelheit vom Wege abgekommen und in den Teich gestürzt, oder ob er freiwillig in den Tod gegangen ist, wird wohl kaum ermittelt werden können. * — Interessante Gäste beherbergt seit vor gestern das am Altmarkt gelegene Gasthaus „Braunes Roß", und zwar sind es jüdische Händler aus Russisch-Polen. Dieselben haben vor ca. einem Monat ihre Heimat verlassen und können von den Ereignissen, die sich aus Anlaß der Einziehung der diensttauglichen Reservisten zum Kriegsdienst in Ost asien dort tagtäglich ereignen, nicht genug erzählen. Von ihnen wird auch bestätigt, daß viele der Ein gezogenen versuchen, über die Grenze zu flüchten, um sich dem gefürchteten Transporte nach Ostasien zu entziehen. Bei der scharfen Bewachung der Grenzbezirke schlagen aber die meisten Fluchtver suche fehl. * — Der Fahrrad-Dieb, der, wie wir bereits berichteten, am Montag abend zur Haft gebracht wurde, dürfte den Diebstahl nun wohl nicht länger leugnen, da ein Lugauer Herr das beschlagnahmte Rad als das seinige erkannte und gleichzeitig er klärte, daß ihm dasselbe in Oberlungwitz gestohlen worden sei, während er in einem dortigen Gasthose Einkehr gehalten hatte. * — Zur Eröffnung dcS sächsischen Land tags. Die feierliche Eröffnung der bevorstehenden außerordentlichen Tagung des Landtags durch König Friedrich August findet am 29. November, mittags 1 Uhr, im Residenzschlosse statt, nachdem am 28. November die üblichen Präliminarsitzungen der Kammern vorausgegangen find. Zum Präsidenten der Ersten Kammer, dessen Ernennung der Krone zusteht, wird gutem Vernehmen nach auch diesmal wieder Wirklicher Geheimer Rat Graf von Könneritz vom König berufen werden. * — Landcskollckie. Nächsten Sonntag, am Totenfeste, wird eine Kollekte für die kirchliche Ver sorgung der evangelischen Deutschen im AuSlande abgehalten werden. * — VerlorcnePost. Die Reichspostverwaltung macht bekannt: Nach der Strandung des am 10. Oktober von Hamburg abgegangenen Dampfers .Edith Heyne" an der Liberiaküste ist die Post ladung von Eingeborenen geraubt worden. Sie hat aus 579 gewöhnlichen Paketen, 301 Feldpost paketen, 3 Briessäcken des Marinepostbureaus und 13 anderen Briefbeuteln bestanden. Demnach sind vermutlich als verloren zu betrachten u. a. Brief- sendungen, die aus Berlin in der Zeit vom 5. Oktober mittags (aus Köln 10,45 abends) bis zum 10. Oktober 6,34 vormittags abgegangen sind, und alle Pakete, die in Hamburg in der Zeit vom 1. Oktober abends bis zum 10. Oktober mittags zur Weiterbeförderung vorgelegen haben; Briessendungen jedoch nur, sofern auf ihnen nicht die Leitung über Kapstadt vorge schrieben war. * — Für Skatspieler dürfte es von Interesse sein, daß im Gasthof zum Mohren in Altenburg neulich am Stammtische bei einer von 9—11 Uhr währenden Skatpartie im ganzen 38 Grands ge spielt wurden; 12 davon, von denen 10 gewonnen und 2 verloren wurden, folgten hintereinander. Ein derartiger Zufall ist wohl in den Annalen des Skatspiels sehr selten zu verzeichnen. X Oberlungwitz, 17. Nov. Unserer Kirch gemeinde steht leider ein schwerer Verlust bevor, da Herr Pastor Werner, der längere Zeit segens voll in unserem Octe gewirkt hat, zum Ortspfarrer in Mülsen St. Ncklas gewählt worden ist. Herr Pastor Werner ist seiner neuen Gemeinde nicht unbekannt, da er sich als Schwiegersohn des ver storbenen Pfarrers Schnorr öfter besuchsweise in Mülsen St. Niklas aufgehalten hat. ( !) Falken. 17. Nov. Auf der Straße von Falken nach Rußdorf hat am vergangenen Freitag der 18jährige Sohn deS Theaterspielers Richter an einem 10jährigen Mädchen von hier ein schweres Sittlichkeitsverbrechen verübt. Am Montag ist der Unhold durch die Gendarmerie verhaftet und in das Amtsgericht zu Waldenburg eingeliefert worden. * Kuhschnappcl, 16. Nov. In 5 Gehöften des hiesigen Ortes wurde in der Nacht vom Frei tag zum Sonnabend eingebrochen. Geld und andere Gegenstände sind dabei den Dieben in die Hände gefallen. * Waldenburg, 15. Nov. Das Eisenbahn projekt Limbach-Waldenburg-Gößnitz scheint nun seiner Verwirklichung näher zu rücken. Wenigstens beschloß eine sehr zahlreich besuchte Jntereffenten- versammlung, der auch Amtshauptmann Ebmeier- Glauchau beiwohnte, die Genehmigung des Projektes und ersuchte die Gemeindevertretungen, die verlangte Zinsgarantie für 7 Jahre zu übernehmen. * Kirchberg, 16. Nov. Am Sonntag früh ereignete sich in einem Hause an der alten Zwickauer Straße ein gräßlicher Unglücksfall. Im Parterre zimmer des betr. Hinterhauses, in dem die 84- jähnge Frau Christiane Karoline verw Wischrob wohnte, war aus unaufgeklärte Weise ein Stuben brand entstanden, der jedoch weitere Verbreitung nicht gesundep hat. Gegen morgen wurden die Angehörigen der Frau Wischrob auf den Brand geruch aufmerksam und wollten nach der Ursache forschen, fanden aber leider die alte Frau schon tot in ihrem Zimmer auf der Diele liegend. Die Frau ist jedenfalls durch den entstandenen Qualm erstickt und am Körper schrecklich verbrannt. * Wilkau, 15. Novbr. Behördlich verboten worden ist eine für den 13. d. M. hier beabsichtigt gewesene Versammlung der Brauereiarbeiter des Kreises Zwickau, weil ein von der Amtshaupt mannschaft Zwickau gefordertes Mitgliederverzeichnis nicht eingereicht worden ist. * Meerane, 16. Novbr. Am Montag nach mittag wurde in dem Schönberger Brauereiteiche die Leiche des etwa 50jährigen Geschirrführers Wienhold von hier, der seit vorigen Sonnabend vermißt wurde, aufgefunden. Wienhold hatte sein Geschirr am Sonnabend nachmittag am Wald schlößchen stehen gelassen, dort 2 Glas Bier ge trunken und war dann fortgegangen, ohne wieder zurückzukehren. Aus Furcht, wegen semes Leicht sinns seine Stelle zu verlieren oder aber aus Ver druß über eine Zurechtweisung im Geschäft ist er dann in den Tod gegangen. * DrcSdc», 15. Nov. Das „Dresdner Journal" meldet: Der König hat vom 1. Dezember dieses Jahres an den Obcrhofmarschall Grafen Vitzthum von Eckstädt ans sein Ansuchen von der Stellung eines Oberhofmarschalls unter Uebertragung des Ehrenamtes eines Oberstmarschalls enthoben, sowie dem Wirklichen Geheimen Rat Hausmarschall von Carlowitz-Hartitzsch die aus Gesundheitsrücksichten nachgesuchte Entlassung aus dem König!. Hofdienst unter Verleihung von Rang und Titel eines Ober schloßhauptmannes bewilligt. — Der König hat vom 1. Dezember d I. an den Oberhofjägermeister Freiherrn von dem Bussche-Streithorst unter Be lassung in der Stellung als Oberhosjägermeister und unter Verleihung des Prädikates Exzellenz bis auf weiteres mit dcr Leitung deS Oberhofmarschall amtes und mit der Oberleituug des Hausmarschall amtes beauftragt, ferner den Zeremonienmeister Grafen von Rex zum Hofmarschall ernannt und bis auf weiteres mit der Leitung des Hausmar schallamtes beauftragt, sowie den Kammerherrn Grasen Wilding von Königsbrück unter Belassung in seiner Stellung als diensttuender Kammcrherr bei der Prinzessin Mathilde zum Zeremonienmeister ernannt. * Dresden, 15. Nov Bereits in der nächsten Donnerstag stattfindenden Sitzung der Stadtver ordneten soll, wie es jetzt heißt, Bericht über die Frage erstattet werden: Soll das bisherige Stadt- verordnetenwahlrecht noch vor den diesjährigen Stadtverordnetenergänzungswahlen geändert werden
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