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Hiihciistciii-EriistthalcrAnzcigtr Tageblatt für.Koßcngcin-GrnMöal, OSerlungwitz, Oersdorf, Kermsdorf, Acrnsdorf, MstmSrm d, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. —Weitverbreitetes JnserrionS-Orga» Mr amtliche und Privat-Auzeige«. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeg< Nk. 268, Fernsprecher Nr. 151. Ubonncment: Bei Abholung monatlich. ..... - 35 Pfg- die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Fnfertionsgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk IO Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm« 1V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Freitag, den 18. November 1904. »-M-.». 31. Jahrgang. Bekanntmachung. Der am 15. November fällige 4. Termin Gemeindeanlagen ist spätestens bis zum 30. November 1904 bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist vorzunehmenden Zwangsmitteln an die hiesige Gemeinde kasse abzuführen. Gersdorf, den 14. November 1904. Der Gemeindevorstand. Göhler. Der Stand der Arbeit im Deutschen Reich. Bei Untersuchungen über den Stand der Arbeit in Industrie und Gewerbe in Deutschland muß man sich immer noch weislich hüten, nach den Er scheinungen zu urteilen, die sich auf der Oberfläche der gesamten Tätigkeit zeigen, man muß tiefer schauen. Anscheinend große Regsamkeit in einzel nen Branchen bedeutet noch lange keine dauernd vermehrte Beschäftigung, und es muß daher stets mit einer Wendung gerechnet werden, wenn ein hervortretender größerer Bedarf gedeckt ist. Wir haben vor allem daran zu denken, daß der Nähr stand noch immer vielfach unter einem nicht normalen, d h. zu geringen Verdienst zu leiden hat; viele Arbeitgeber scheuen daher ein Arbeiten auf Vorrat, denn sie wissen nicht, ob sie den Inhalt ihres Lager- später zu Preisen verkaufen können, welche den Herstellungskosten entsprechen. Es gibt gewiß Unternehmungen, die im Hinblick auf die Bedürf nisse des Weltmarktes einer besonderen Vorsicht enthoben sind, die sogar daran denken können, ihren Betrieb zu erweitern; aber das ist kein Durch, schnitt. Da liegen die Verhältnisse anders. Im Frühjahr und Sommer wurde wiederholt in der stolzen Zuversicht auf eine dauernde Besserung eine Zunahme der Nachfrage nach Arbeitskräften kon statiert, aber diese Erwartung hat nicht Stich ge halten. Die Nachfrage ist mehrfach gewichen, da und dort vollzieht sich der Absatz langsamer, als gehofft worden war Die flottere Regung in den vergangenen Monaten hat bekanntlich eine größere Anzahl von Lohnstreitigkeiten und Ausständen ge zeitigt; die Gegenwart läßt schon erkennen, daß hier wieder einmal viel Uebereilung obgewaltet hat. Ueberall haben sich die Unkosten der Lebenshaltung beträchtlich erhöht, und das bringt es von selbst mit sich, daß der Ruf nach Billig obenan bleibt, daß für so manche Jndustrieprodukte die Kaufkraft niedrig bleibt, und zwar im Auslande noch viel mehr, als im Jnlande. Unsere Industrie leistet recht GvteS, sonst wäre es ihr bei den Preisunter bietungen auf dem Weltmarkt oft gar nicht mög lich, sich die hochgeachtete Position zu erhalten, die sie seit Jahren besessen und in so glücklicher Weise behauptet hat. Wenn wir diese oben festgestellten Schwankungen im Stande der deutschen Arbeit genau beachten, so erhellt sofort, daß unser deutscher inländischer Ab satz für die Industrie nicht allein außerordentlich wertvoll ist, sondern auch immer notwendiger wird. Gewiß, wir wollen uns auch auf dem Weltmärkte so viel Absatzquellen wie nur möglich erhalten; aber es hängt schließlich doch nicht von uns allein ab, ob wir nach dem Auslande Jahr für Jahr für so und so viel hundert Millionen verkaufen, sondern auch von den fremden Staaten. Wenn diese nicht recht bezahlen können, so hat auch das umfangreichste Geschäft nur einen sehr bedingten Wert, denn vom Verdienst leben unsere deutschen Arbeitgeber und Arbeiter, und wenn die Ausländer lieber ihre eigene heimische Industrie in Nahrung setzen wollen, dann können wir sie auch nicht mit Gewalt zwingen, unsere Abnehmer zu bleiben. Daß es aber jenseits unserer Grenzen viele schlechte Kunden gibt, darüber kann jeder Kaufmann, der draußen zu tun hat, Auskunft geben, und daß auch verschiedene Staaten sehr darauf bedacht sind, ihren sich entwickelten Nährstand zu schützen, das merkt unser deutscher Staatssekretär Graf Posadowsky bei den Handelsvertrags-Verhandlungen in Oester reich-Ungarn. Graf Posadowsky ist nun schon mehrere Wochen an der Donau, und man hofft ja auch bestimmt auf ein Zustandekommen des Ver trags, aber es heißt auch hier, daß „gut Ding gute Weile haben will." Die ganze Lage der Arbeit, nicht vom partei politischen, sondern vom rechnenden kaufmännischen Standpunkt aus betrachtet, rät also dazu, mehr und mehr Vorsicht walten zu lassen, damit uns nicht unser vorzüglicher heimischer Markt durch unsichere fremde Absatzstellen ersetzt wird, wo w'.r nicht viel verdienen können, während wir den fremden Preisdrückern viel Spielraum geben Die Theorie, daß verkauft werden muß, wenn produziert wird, steht bei den heutigen internationalen Ver hältnissen auf schwachen Füßen. Ansprüche und Unkosten im Betriebe werden größer und größer; ein Umsatz ohne genügenden Gewinn ist daher eine kaufmännische Torheit. Rücktritt des französischen Kriegsministers. Zu der schon in voriger Nummer gemeldeten Demission de« Krieg-Minister« Andrä liegen heule folgende Depeschen vor: Paris, 15. Nov. Die Demission de« Krieg«- minister« General Andrä ist von dem Präsidenten Loubet angenommen worden. Zu seinem Nachfolger wurde der radikale Abgeordnete Berteaux ernannt. Die« bedeutet nach der Niederlage Andrä» eine Stärkung de« Kabinett«. Berteaux genießt in radikalen Kreisen große« Ansehen. Paris, 15. Nov. Da« vom heutigen Tage datierte Schreiben, in welchem der Kriegrministrr Andrä dem Präsidenten Loubet seinen Rücktritt mitteilt, lautet: „Verehrter Herr Präsident! Die letzten parlamentarischen Zwischenfälle zeigen, daß die Feinde der N publik mehr al« je entschlossen sind, Siurm zu n ufen xegcn die Regierung, die ihnen mit ebensoviel Energie wie Erfolg die Spitze geboten hat. Es scheint mir, daß der Anteil, den ich bei dieser Aufgabe hatte, und der ich mehr al« 5 Jahre unablässiger Arbeit gewidmet habe, mich zu einem ganz besonderen Ziel der Streichs dieser Feinde gemacht hat. Man wird mir die Gerechtig keit erweisen, daß eine solche Ansicht nicht angetan wäre, mich zu entmutigen, indessen habe ich zu viel inneren Stolz und bin zu stolz auf mein Werk und habe zu viel Liebe zum Vaterland und zur Republik, als daß ich auch nur eine Minute lang die Hypo these annehmen könnte, daß ich eine Ursache zur Uneinigkeit in der republikanischen Mehrheit jein könnte. Andererseits hat die Einigkeit dieser Majorität da« Kabinett Waldcck-Rouffeau und das Kabinett Combe« vor den Gefahren gerettet, die sie zu bestehen hatten, und dank dieser Einigkeit wird die republikanische Partei die Ausgabe vollenden, der meine Kräfte zu widmen, mein Glück gewesen ist." Paris, 16. Nov. General Andrä teilte einem Berichterstatter mit, er habe gestern nach einer Unterredung mit den sozialistischen Deputierten Gäcault-Richard und Thompscn den Entschluß ge faßt, zurückzutreten, weil die republikanische Mehr heit infolge der Treibereien der Opposition offen bar ihre Kaltblütigkeit und die notwendige Festig keit verloren habe. Er freue sich, daß Berteaux zu seinem Nachfolger ernannt worden sei, denn dieser habe ein Anrecht auf da« Vertrauen der Republik und der Armee. Sehr bewegt äußerte sich Andrä über da« Verhalten de« Ministerpräsi denten Combe«; dieser habe ihn beim Abschied um- amt und gefragt, ob er die für die Verleihung de« Großossizierkreuze« der Ehrenlegion nötige Dienst zeit besitze. Die meisten radikalen Blätter widmen Andrä sympathische Abschicdrworte und bezeichnen e, al« eine große Beruhigung für die Republikaner, baß Berteaux an die Spitze der Armee gestellt worden sei. — Clämenceau in der Aurore und der Deputierte Maujan im Radical, welch letzterer be reit« vor einiger Zeit al« möglicher Nachfolger Andrä» genannt worden war, bezeichnen die „Aus schiffung" Andrä, al« nicht sehr heldenmütige Hand lung. Die regierungtfeindlichen Blätter meinen, da» Au«scheiden Andrä» werde in nicht zu langer Zeit den Verfall und endgültigen Sturz de« Ministerium« Combes herbeiführen. Die Räpu- bliq.ie Frangaise sagt, Pellelan werde die Erörterung des Marinebudget« nicht überleben. Finanzminister Rouvier werde sich zu Ende dieses Jahre« zurück- ziehen, weil er die Politik de« Ministerpräsidenten nicht länger mitmachen wolle. Dessen Rücktritt werde notgedrungen den de« Ministers Delcafsä und der Unterrichitministers Chaumiä sowie de« Ministers der öffentlichen Arbeiten Marugjoul« zur Folge haben. Ministerpräsident Combe« äußerte einem Berichterstatter gegenüber, Berteaux werde die republikanische Politik de« früheren Minister« Andrä nicht nur forlsetzen, sondern noch kräftiger durchführen. Der Deputierte Guiot de Villeneuve hat bereit« verlauten kaffen, er wolle den Krieg«- minister Berteaux fragen, ob er entschloßen sei, den von der Kammer geäußerten Gesinnungen Rechnung zu tragen, und erklärte, die Flucht Andrä« bilde keine entsprechende Genugtuung für die mit Recht empörte öffentliche Meinung. Er werde die Debatte über da« Budget de« Krieges benutzen, um die Bestrafung aller derjenigen O'fiziere zu verlangen, die in die Denunzialionsaffäce verwickelt wären. Gerüchtweise verlautet, daß eine Anzahl Radikaler Andrä eine im Seinedepartement zurzeit erledigte Senaltkandidatur anbieten werden. Dev Aufstand in Deutsch-Südwestafvika. Im Süden unserer südwestasrikunischen Kolonie haben sich noch einige Stämme dem Ausstande angefchlossen. Die Meldung hierüber kann aber nicht weiter überraschen, da mit der Möglichkeit der Ausdehnung des Ausstandes von vornherein gerechnet werden mußte. Entscheidende Schläge können von unserer Seite erst geführt werden, wenn die Verstärkungen an Ort und Stelle sind. Das wird aber noch einige Wochen dauern. Von großer Wichtigkeit für die bevorstehenden Operationen ist die Mitteilung, es dürfe erwartet werden, daß der sonst recht stiesmütterlich behandelte Süden mit seinen vielfach vorherrschenden Herbstregen in der nun wieder beginnenden Regenzeit etwas günstiger abschneidet als gewöhnlich. Inzwischen finden fort gesetzt kleinere Gefechte statt. Mit Schmerz erfüllt uns die Kunde von der Niedermetzelung von vier wackeren Kriegern, die zu einer Patrouille gehörten und Opfer der soeben aufständisch gewordenen Nord-Bechanier wurden. Morenga, der verwundet sein sollte, treibt wieder sein Unwesen in der Nähe von Keetmanshop. Hieraus erklärt sich wohl auch der Aufbruch deutscher Truppen von Warmbad nach Keetmanshop. Bethanien, wo sich nach der Ankunft von 50 Mann Verstärkungen 70 Gewehre befinden, liegt nordwestlich von Keetmanshop. Diese Gegend wird in der nächsten Zeit an Be deutung gewinnen. Sie mnß von unseren Truppen, die in Lüderitzbucht landen, passiert werden. Die Stellung unserer Truppen im Süden ist folgende: Die 2 Ersatzkompagnie unter Haupt mann Krüger, die aus Windhuk abgerückt ist, stand anfangs dieses Monats bei Kub und Pack riem. Ihr gehört vielleicht auch Oberleutnant von Brandt an, der mit 15 Gewehren Gibeon erreicht hat. Welchem Truppenkörper die 60 Mann an gehören, die Nomlsams und Maltahöhe besetzt haben, ist unbekannt. Die 7. Kompagnie des 2. Feldregiments, die von Gobabis anmarschierte, hat Hoachanas besetzt. Von der von Oberst Deimling kommandierten Abteilung ist die 2. Kompagnie des Feldregiments 1 (Oberleutnant Ritter) von Rehoboth nach Kub abgerückt; ihr sollte die halbe I. Batterie von Windhuk aus folgen. Die 4. Kompagnie des Feldregiments 2 und die 5. Batterie befinden sich ebenfalls schon auf dem Marsche von Windhuk nach Kub. Die 5. Kompagnie ist wohl auch schon in Windhuk. Im Süden hält Hauptmann v. Koppy Warmbad mit 80 Mann und einem Geschütz besetzt, während Major Lengerke mit der Abteilung Fromm, 70 Mann und 2 Feldgeschütze, nach Keetmanshop abzurücken gedachte, wo bereits 130 Mann und 2 Geschütze standen. Von Lüderitzbucht marschieren Truppenteile aus Swakopmund landeinwärts vor. Eine Aenverung der Kriegführung schlagen, wie aus einer Johannesburger Mitteilung der Köln. Ztg. hervorgeht, mit dem Lande vertraute Afrikaner vor. Man solle sich darauf beschränken, sämtliche Wafferplätze und Triften mit Blockhäusern zu befestigen, die, durch kleine Besatzungen gehalten, jede Annäherung von Menschen oder Vieh verhindern müßten. Heute schon müßte die Beschlagnahme des Grundbesitzes sämtlicher Aufständischen erfolgen und mit der Ansiedelung weißer Ackerbürger unter dem Schutze starker Militärposten begonnen werden. Der Etat sür Südwestasrika auf das Jahr 1905. Der Etat sür Südwestasrika auf das Jahr 1905 beziffert sich aus 55 Millionen Mark gegen 8 Millionen Mark sür das Jahr 1904; er hat sich also um 47 Millionen Mark erhöht. Mit den früheren Nachtragsetats und dem jetzt vorzulegenden haben die Ausgaben für das Schutzgebiet schon damit 140 Millionen Mark überschritten. Vom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Die Lage Port Arthurs. Wie schlimm es in Port Arthur gegenwärtig stehen muß, davon kann man sich ein Bild machen, wenn man die von Ende Juli und Anfang August herrührenden Mitteilungen der „Nowy Krai" liest, die vor einigen Wochen infolge der Verwüstungen, die das schwere Bombardement der Japaner in der inneren Stadt angerichtet hat, ihr Erscheinen einstellen mußte. Exemplare jener Zei tung aus der genannten Zeit sind in Moskau ein getroffen. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht aus jenen Mitteilungen Auszüge, denen wir das folgende entnehmen: Die erste in der Stadt ein geschlagene Bombe rief eine furchtbare Erregung hervor. Die Leute wurden von einer Panik er griffen, ließen ihre Tätigkeit im Stich und ver suchten sich durch die Flucht zu retten. Demzufolge erging u. a. an die Angestellten und Arbeiter, welche die beschädigten Kriegsschiffe im Hafen re parierten, ein Tagesbefehl des Hasenkommandsurs, in dem der Flucht-Gedanke als eine Schande ge- brandmarkt wird. Anstatt mit Stolz dereinst nach Hause zurückzukehren — so heißt es in dem Befehl — nnd zu sagen, daß Ihr in den schweren Tagen der Belagerung und Beschießung Port Arthurs unter dem Feuer der feindlichen Geschütze die Schiffe ausgebessert und wie im Frieden gearbeitet habt, wollt Ihr zu Hause als verächtliche Flücht linge erscheinen! Glaubt Ihr wirklich, daß der jenige, dem die Vorsehung bestimmt hat, seinen Tod bei der Verteidigung der Festung zu finden, sich durch die Flucht seinem Schicksal entziehen kann? Wie das Bombardement auf die Arbeiter ge wirkt hat, erfährt man aus folgendem: Am ersten Tage wurden der Polizeibehörde 24 Personen wegen Trunkenheit und Verübung von Unfug überwiesen, am zweiten Tage 12 Personen. Alle von der Polizei zur Unterdrückung der Trunksucht ergriffenen Maßnahmen erwiesen sich als unzureichend. Fortan sollen die Betrunkenen nicht mehr in Polizeiarrest gesteckt, sondern dazu verwendet werden, die Ver wundeten vom Schlachtfelde in die Stadt zu schaffen. Diese Anordnung soll gute Wirkungen gehabt haben. Ueber die moralischen und physischen Folgen des Aufenthalts in den bombensicheren unter irdischen Höhlen bemerkt ein Artikel des Blattes, daß durch den Aufenthalt in den feuchten Höhlen die zuversichtliche Stimmung beeinflußt werde. Dem Alltagsleben hat die scharfe Beschießung der Stadt gleichsam über Nacht ein ganz andres Aussehen gegeben. Alle Magazine und Läden wurden ge-