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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190411107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041110
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-11
- Tag 1904-11-10
-
Monat
1904-11
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.11.1904
- Autor
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gehen, und wenn er auch nicht mehr so billig ist, wie in jenen Tagen, wo der Großvater die Großmutter nahm, so hat doch alle Sommerdürre oder ein sonstiger Zwischenfall auf seine Zucht und Mast keinen großen Einfluß; der Braten läßt sich schon beschaffen, zumal die Hausfrau weiß, daß die Gans ein Gericht für mehrere Tage ist. Der Martinstag ist ein großer Termin im Herbst, früher als die Eisenbahnen fehlten, noch mehr wie heute. Auf den Martins-Märkten wurden allerlei Geschäfte abgemacht, das Gesinde wurde neu gemietet, Geld angelegenheiten gelangten zur Regelung, und was dergleichen Dinge mehr waren. Auch jetzt kommt die Landbevölkerung noch gern zur Stadt, und Knechte und Mächte suchen nach den langen Arbeits wochen einen Tag froher Unterhaltung. Dazu wird tüchtig eingekauft und die Geschäftswelt merkt es, was es bedeutet, wenn der „Bauer Geld hat". Mit Martini kommt für Deutschland im allgemeinen auch der Beginn der Periode, in welcher es schneien kann. Wir können also nun bald merken, in wecher Richtung hin sich alle die zahlreichen Wetter-Voraus sagungen dieses Jahr erfüllen oder nicht erfüllen werden; nach dem genügend erlebten Schnupfen wetter ist die Sehnsucht nach einem trockenen Wetter, wenn auch mit leichtem Frost, groß genug. * — Urwahlen zur Handels- und Gewerbe kammer. Bei den heute vorgenommenen Ur wahlen zur Handelskammer machten 16 Stimmbe rechtigte von ihrem Wahlrecht Gebrauch und wählten Herrn Fabrikant Wilhelm Ende (10 Stimmen), - - Max Clauß (8 Stimmen), - - Otto Säuberlich (7 Stimmen) zu Wahlmännern. An der gleichzeitig erfolgten Urwahl zur Gewerbekammer beteiligten sich 20 Handwerker und 8 Nichthandwerker, und es wurden zu Wahlmännern gewählt von den Handwerkern: Herr Schlofferobermeister Bernh. Leipziger mit 18 Stimmen, - Bäckermeister Hermann Kreher mit 18 Stimmen, von den Nichthandwerker»: Herr Materialwarenhändler Hermann Schmelzer mit 8 Stimmen, - Fabrikant Louis Dähne mit 7 Stimmen. * — Bibelfest Wie uns mitgeteilt wird, soll am nächsten Sonntage das Bibelfest der Gemeinden Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz gefeiert werden. Der Festgottesdienst in der St. Christo- phorikirche, in dem Herr Pastor Kirbach von Wüstenbrand die Predigt halten und der Kirchen chor eine Motette vortragen will, soll nachmittags 5 Uhr beginnen. Nach der Festpredigt sollen 18 Kinder mit Bibeln beschenkt werden. Um 7 Uhr wird im Saale des Gewerbehauscs eine Nach versammlung stattfinden, in der hiesige Geistliche Ansprachen halten und der Sekretär der Sächsischen Hauptbibelgesellschaft, Herr Pastor lie. Wuttig aus Dresden, über die von ihm selbst miterlebte Cen- tenarfeier der britischen und ausländischen Bibel gesellschaft in London berichten wird. Der Kirchen chor, der Jungfrauenverein und womöglich auch der Posaunenchor des Jünglingsvereins werden die Versammlung mit musikalischen Darbietungen er freuen. Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß die Gemeindeglieder von Hohenstein-Ernstthal und Umgegend sich in großer Zahl an diesem Bibel feste beteiligen werden. * — Die Zunahme des Evangelische« Bundes im Königreich Sachsen, die Tatsache, daß der Evangelische Bund bei seiner letzten General versammlung in Dresden durch die Beteiligung des Kultusministers und Landeskonsistoriums gleich sam für hoffähig erklärt worden ist, hat einen Sturm der Entrüstung — hinter der sich panik artige Furcht verbirgt — im klerikalen Blätterwald hervorgerufen. Große und kleine Zentrumszeitungen wetteifern in Unverschämtheiten über das sächsische Volk; den Vogel hat aber doch vor kurzem eine der geistigen Führerinnen, die Kölnische Volks zeitung abgeschossen, indem sie schreibt: „Ein Teil des sächsischen Volkes macht den Eindruck, von vollständiger Geistesverwirrung befallen zu sein. Es fehlt in der Geschichte nicht an Beispielen geistiger Epidemien. Die Wiedertäufer und ihr „König von Zion" waren wohl nicht viel ver rückter als heute - ein Teil des Sachsenvolkes. Geht es so weiter, dann wird es Aufgabe des Reichsgesundheitsamtes sein, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen; denn solche psychischen Massen erkrankungen können ebenso gemeingefährlich werden wie die Cholera." So urteilt über dich, evange lisches Sachsenvolk, die katholische Presse! Evange lisches Sachsenvolk, mach auf! * — Etadttheater. Mit Sudermanns .Ehre", die gestern im Altstädter „Schützenhause" vor leid lich gut besetztem Hause zur Aufführung gelangte, geht es dem aufmerksamen Beobachter ganz eigen. Man muß wohl zugeben, daß es nicht viele Theater stücke gibt, die so trefflich konzipiert, so wirksam aufgebaut und gesteigert, so durchdrängt sind von blendendem Geiste und modernen Weltanschauungen, wie diese „Sensations-Komödie", die sich nicht nur auf den Bühnen Deutschlands seit längerer Zeit behauptet, sondern auch über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus bedeutende Ersolge erzielt hat. Die Figuren sind plastisch ausgestaltet und individuell gefärbt. Wer aber das Strick oft, vielleicht mehr als vier bis fünfmal gesehen hat, wird neben der Freude an immer neuen Entdeckungen von blitzen den Pointen und geistreichen Wendungen das wachsende Gefühl der Ernüchterung nicht unter drücken können, das stets ein Beweis dafür ist, daß an dem Kunstwerk irgendwo ein heimlicher Bruch vorhanden ist, der nur bei näherem Zuschauen offenbar wird. Die Fehler liegen, wie es uns wenigstens scheint, in der Schwäche der Argu mentation, mit der die handelnden Hauptpersonen bisweilen zu Werke gehen und überdies in der dem gewöhnlichen Menschen oft unverständlichen absurden Handlungsweise der an der Entwickelung des Dramas Beteiligten. Daß zum Beispiel Robert Heinecke, dieser kraft- und geistvolle, in sich selbst gefestigte Charakter, der wohlgemeinten, aber nicht gerade kindlichen und gemütvollen Argumentation des Grafen von Trast-Saarberg auch nur einen Augenblick nachgeben kann, das kann uns Suder- mann mit allen Finten einer raffinierten Dialektik auf die Dauer nicht glauben machen. Trotz alle dem ist die „Ehre" ein Werk, das jederzeit packt und ergreift, wenn es mit dem rechten Verständnis und voller Hingabe interpretiert wird. Daß dies den Darstellern gestern im allgemeinen gelungen ist, dafür legte der lebhaft gespendete Beifall beredtes Zeugnis ab. Im Vordergründe des Interesses stand naturgemäß der Gast, Herr Hofschauspieler Portal aus Altenburg. Wenn wir auch schon bessere Leistungen des geschätzten Gastes zu bewundern Gelegenheit hatten, so wollen wir doch auch der gestrigen trotz einiger kleineren Mängel gern zugestehen, daß sie mit Lust und Liebe geschaffen wurde. Herr Portal spielte in vorzüglicher Maske und mit sorg fältigem Eingehen auf die Einzelzüge dieses präch- tigen Robert Heinecke. Was das Spiel des Gastes besonders bewundernswert macht, ist, daß das selbe nicht bloß bis in die feinsten Einzel züge überaus sicher und mit hohem künstle rischen Verständnis ausgeprägt, sondern auch von der lebendigsten innersten Beseelung und Em pfindung erfüllt ist. Das hochbefriedigte Publikum spendete natürlich Herrn Portal den wohlverdienten Beifall in reichem Maße. Die übrigen Darsteller gruppierten sich größtenteils sehr verdienstlich um den Gast; vor allem seien die Herren Willy Werth (Graf von Trast-Saarberg) und Heinrich Ochernal (der alte Heinecke), sowie in zweiter Linie die Damen Fanny Normann, Martha Graf und Meta H. Ochernal lobend erwähnt. Als Spielordner hatte sich überdies Herr Heinrich Ochernal recht verdient gemacht. Eine tunlichste Verkürzung der bisweilen empfindlich langen Pausen dürfte im übrigen der Direktion sehr zu empfehlen sein. * — Der Kaninchenzüchter Bcrein beschloß gestern in einer außerordentlichen Generalversamm lung, Anmeldungen der für die Ausstellung be stimmten Kaninchen nur bis zum 14. d. M. an zunehmen, da spätere im Katalog keine Ausnahme finden können. * — Denkulünzen an den Tod König Georgs. Wie verlautet, ist in Aussicht genommen, zur Er innerung an den Todestag des Königs Georg in ähnlicher Weise, wie dies beim Tode des Königs Albert geschehen ist, Zwei- und Fünfmarkstücke als Denkmünzen herauszugeben. Sie sollen auf der Aversseite neben dem Kopfe Sr. Majestät links unter dem Worte „Georg" den Geburtstag „8. VIII. 1832" und rechts unter dem Worte „Sachsen" den Todestag „15. X. 1904" angeben und die Prägemenge soll auf ungefähr 186 000 Mk. in Fünsmarkstücken und 300 000 Mk. in Zweimarkstücken bemessen werden. Die Herstellung der Denkmünzen würde nach erteilter Genehmigung des Bundesrats auf der Münzstätte zu Muldner Hütten bei Freiberg erfolgen. * — Am Bußtag den 16. d. und am Toten- festsonntag den 20. November sind Konzerte und andere geräuschvolle, namentlich mit Musikbe gleitung verbundene Vergnügungen an öffentlichen Orten, besonders Tanzbelustigungen, sowie Privat bälle, auch wenn diese in Privathäusern oder in Lokalen geschlossener Gesellschaften abgehalten werden, weiter theatralische Vorstellungen und Schaustellungen, sowie Schießübungen, desgleichen öffentliche Auf- und Umzüge, mit Ausnahme theatralischer Vorstellungen in geschlossenen Räumen, untersagt. * — Viehzählung. Am 1. Dezember d. I. findet im Deutschen Reiche eine Viehzählung statt. In Sachsen wird sie im Landesinteresfe über den vom Bundesräte sestgestellten Rahmen hinaus in sofern erweitert werden, als die Fragestellung in- bezug auf Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen eine umfänglichere werden wird, als in anderen deutschen Staaten. Die Aufnahme kann nach den Reichsvorschriften entweder nur häuser weise oder für jede Haushaltung besonders er folgen; in Sachsen wird sie auf letztere Weise ge schehen und zwar mittels Zählkarten, die für die Befragten und für die Bearbeiter handlicher sind, als die sogenannten Hauslisten, welche nur für das in Schlachthöfen, Tierkliniken und dergleichen Anstalten untergebrachte Vieh in Anwendung kommen. Den vom Bundesrat für diese Viezäh- lung erlassenen Bestimmungen nach ist dabei auch eine Zählung derjenigen in der Zeit vom 1. De zember 1903 bis zum 30. November 1904 vorge kommenen Schlachtungen vorzunehmen, bei denen eine amtliche Fleischbeschau unterblieben ist; dies gilt jedoch nur für diejenigen Bundesstaaten, in welchen nicht nach landesrechtlichen Vorschriften auch das im eigenen Haushalte der Besitzer der Schlachttiere zur Verwendung kommende Fleisch der Beschau unterliegt. Im Königreiche Sachsen wird demnach von dieser Zählung abgesehen wer den ; denn hier unterliegen sämtliche Schlachtungen der Fleischbeschau. Die Ergebnisse der Zählung find dem Kaiserlichen Statistischen Amte bis zum 1. Juli 1905 mitzuteilen. *— Die Kehrseite der Medaille In der letzten Sitzung des Bezirksausschusses der Amts- hauptmannjchast Chemnitz, als den Bürgermeistern der beiden Bezirksstädte Limbach und Stollberg anläßlich der Errichtung des Kausmannsgerichts für den Bezirk die Ehrenämter als Vorsitzende der beiden in ihren Städten einzurichtenden Kammern in Aussicht gestellt wurden, beklagte sich der Bürger- meister von Stollberg über die Begleiterscheinungen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Sie sei die Quelle seiner Unpopularität; es bestehe eine Gährung gegen den Rat, dessen Spitze er sei. Er sei entschlossen, alle Ehrenämter niederzulegen und nur das zu machen, was sein Amt verlange. Ihm stimmte sein Limbacher Kollege zu, der bemerkte, es werde nicht anerkannt, was man auch tue. Nachdem der Herr Amtshauptmann erwidert hatte, daß das jedem mehr oder weniger so ergehe, der ein öffent liches Amt habe, daß das aber kein Grund sei, nicht mehr mitzutun, war der Zwischenfall erledigt. * Oberlungwitz. Herr Gastwirt Türpe aus Harthau bei Chemnitz hat den bisher Herrn Wil helm Zesch gehörigen Gasthof „zum Hirsch" käuflich erworben und wird demnächst nach seinem neuen Heim übersiedeln. ( H GerSdorf, 9. November. Mit Ende dieses Jahres scheiden aus dem hiesigen Gemeinderat aus der Klaffe der Gutsbesitzer die Herren Gustav Kretzschmar und Hermann Krötzsch; aus der Klasse der Gartenbesitzer Herr Ernst Hartig; aus der Klaffe der Hausbesitzer die Herren Albert Büttner, Ernst Heuschkel und Robert Uhlmann Die Er gänzungswahl ist auf Montag, den 5. Dezember dss. Js., festgesetzt. — Am Freitag, den 11. und Sonntag, den 13. November, wird Herr Max Hirsch aus Leipzig im Gasthaus „zur Krone" hier Zaubervorstellungen veranstalten. * Wüstenbrand. Um die mit einem Jahres gehalt von 1300 Mark ausgeschriebene Stelle eines Gemeindevorstandes für unseren Ort hatten sich gegen 40 Herren beworben. Die in voriger Woche vorgenommene Wahl fiel auf Herrn Gemeinde- Registrator Uebel, der sich gegenwärtig in Grüna im Amte befindet. * Mittelbach, 8. Nov. Nächsten Sonntag veranstaltet der hiesige Kaninchenzüchterverein in Eckerts Gasthaus seine 3 Kamnchenausstellung, verbunden mit Prämiierung * Glauchau, 8. Novbr In dem Bezirk der hiesigen Amlshauptmannschaft ist ein Gemeinde verband ins Leben gerufen worden, der bezweckt, böswilligen Steuerrestanten den Besuch von Schank lokalitäten zu verbieten. * Penig. In dem nahen Ehrenhain sind in der Nacht zum Sonntag die Rittergutsgebäude durch Großfeuer bis zur Hälfte eingeäschert worden. Der Schaden ist beträchtlich. * Crimmitschau, 8. November. Der hiesige Fabrikanten- und Webschulverein hat heute an den deutschen Reichskanzler eine Petition abgesandt, in welcher derselbe um Berücksichtigung der deutschen Textilindustrie beim Abschlusse der neuen Handelsverträge gebeten wird. Die Petition schildert die Schwierigkeiten, unter denen die hiesige Textilindustrie seit Jahren zu leiden hat, und spricht die zuversichtliche Erwartung aus, daß es dem Einfluß des Reichskanzlers gelingen wird, Handelsverträge auch für die Textilbranche zu stande zu bringen, die zum Segen des deutschen Vaterlandes gereichen. * BcrnSback, 8. Nov. In einem Anfalle von geistiger Umnachtung ertränkte sich gestern der bei der Firma Hecker und Sohn hier in Stellung be findliche 43 Jahre alte Prokurist Otto Oskar Hecker in einem zum Heckerschen Fobrikgrundstücke ge hörigen Teiche. * Dresden, 8 November. Die hiesige Königl. Kommandantur hat das über eine ganze Anzahl Geschäfte und Restaurationen seit Jahren verhängte Militärverbot aufgehoben. Das Militärverbot soll nur noch sür die Restaurants bestehen bleiben, in denen osfizieller Verkehr der Sozialdemokratie statlfindet. — In einem Coupee 3. Klasse des nach Leipzig verkehrenden Personenzuges ist gestern während der Fahrt nach Kötzschenbroda der bei der Radeberger Exporlbierbrauerei angestellle Bierver leger Brauer aus Dresden infolge Herzlähmung plötzlich gestorben. — Aus Gram über den Tod ihres Gatten verübte die Ehefrau des erst kürzlich verstorbenen Marktmeistcrs Lorbeer Selbstmord, indem sie sich aus ihrer Kamenzer Straße 3 be findlichen Wohnung auf die Straße stürzte. Die Aee mste wurde tot vom Platze getragen. * Dresden, 8 Nov. Hier gewinnt die An nahme immer mehr Verbreitung, daß der frühere Hof marschall des Königs aus der Prinzen- und Kron prinzenzeit, Herr von Tümpling, der nach der Salzburger Flucht der früheren Kronprinzessin seine Verabschiedung erhielt, in die zurzeit nochunbesetzte Stellung eines Hosmarschalls am königlichen Hofe berufen werden soll. Angesichts des Umstandes, daß persönliche Bande der Freundschaft den König Friedrich August mit Herrn von Tümpling schon seit der Straßburger Studienzeit verknüpfen, die damals den Anlaß zu Tümplings Uebertritt aus der preußischen Armee in die sächsische gaben — von Tümpling war Hagenauer Dragoner —, angesichts dieses, sowie des anderen Umstandes, daß dem früheren Hofmai schall aus der Salzburger Affär e keinerlei Verschulden nachgetragen werden dürfte, ist seine Zurückberufung sehr wohl wahrscheinlich. * Leipzig, 8. Nov. Zwei freche Ladendiebe wurden in einem 17 Jahre alten Maurer aus Memel und einem 21 Jahre alten Schmied aus Königsberg in Haft genommen. Der Maurer be trat ein größeres Schuhwarcngeschäft, ließ sich Sachen zur Auswahl vorlegen und sobald der Geschäftsinhaber ihm den Rücken zuwandte, ver schwand er unter Mitnahme einiger Paar Stiefe letten, wobei der Schmied seinem Komplizen die Flucht durch Einreden auf den Geschäftsinhaber erleichterte. Mit Hilfe von Passanten wurden die Gauner festgenommen. — Den noblen Mann spielte in einem husigen Gasthaus ein 24 Jahre alter Klempner aus Plauen i. V., der sür die an wesenden Gäste Speisen und Getränke anfahren luß, sich aber dann ohne Bezahlung heimlich zu drücke» versuchte Der Freigebige hatte auch nicht einen Pfennig in seinem Besitz. — Zu den, Ein bruch in ein Goldwarengcschäst der Windmühleu- straße ist noch zu berichten daß auf Ermittelung der Diebe und Herbeifchaffung der Waren eine Belohnung von 300 Mk. und nur auf Ermittelung der Diebe eine solche von 100 Mark ausgesetzt worden ist. * Leipzig. 9. Nov. Bei den gestrigen Stadt verordnetenwahlen zur zweiten Abteilung siegte die Liste des vereinigten Bttrgerwahlkomitecs (Haus- besitzerverein). * Grimma, 8. Nov. Der Maurer Friedrich Ernst Reiche von hier, welchem am Sonnabend vor l4 Tagen bei einem Streite vom Dachdecker Albert ein Stück des linken Ohres abgebiffen wurde, ist heute im hiesigen Stadtkrankenhause gestorben, wie anzunehmen ist, an Blutvergiftung. Albert wurde angesichts dieses unglückseligen Ausgangs der Sache verhaftet. Die Staatsanwaltschaft wird jedenfalls die Obduktion anordnen. * Riesa, 8. Nov. Heute früh ist in der Nähe des Bahnhofes Ostrau der 19 Jahre alte, zurzeit stellenlose Dienstknecht Rost aus Ostrau tot aufge funden worden. Rost ist vermutlich gestern abend durch einen der letzten Abendzüge überfahren worden. Ob der Mann verunglückt ist, oder ob er den Tod gesucht hat, werden die angestellten Erörterungen ergeben. * Waldheim, 8. November Ein frecher Ein bruchsdiebstahl ist durch einen hier wohnhaften 14- jährigen Schulknaben verübt worden. Das hoff nungsvolle Bürschchen verschaffte sich am helllichten Tage nach Zertrümmern einer Fensterscheibe Ein gang in ein hiesiges Fabrikkontor, erbrach dort gewaltsam einen Kasten und entwendete aus diesem einen größeren Geldbetrag. Nach Verübung dieser Tat dampfte der jugendliche Taugenichts noch an dem selben Tage mit dem Zuge nach Penig. Infolge der eifrigen Tätigkeit unserer Polizeiorgane durfte sich der Dieb seines Raubes jedoch nicht lange erfreuen; denn schon am folgenden Tage wurde er in Penig dingfest gemacht. * Frankenberg, 8. Nov. Ein entsetzlicher Un glücksfall ereignete sich am Sonnabend vormittag in der früher Försterschen, jetzt Herrn Sigmund Mährer gehörigen Färberei im benachbarten Gunners- dorf. Die 21 jährige Arbeiterin Alma Dittrich aus Otzdorf bei Waldheim geriet auf noch unerklärte Weise mit dem Kopfhaar in die Welle einer im Gange befindlichen Maschine, wodurch dem bedauerns werten Mädchen ein großer Teil der Kopshaut bis in die Muskulatur des Halses und gleichzeitig die eine Ohrmuschel abgerissen wurde. Die Verun glückte wurde sofort in das hiesige Krankenhaus überführt Trotz der furchtbaren Verwundung be steht Lebensgefahr zur Zeit nicht. * Meißen, 8 Novbr. Einem schweren Ver brechen ist man hier auf die Spur gekommen. Am Elbufer wurde in der benachbarten Fischergaffe ein weiblicher Leichnam gefunden, der schon längere Zeit im Wasser gelegen hatte und bis zur Unkennt lichkeit entstellt war. In der Toten wurde durch Verwandte die 63jährige Rentenempfängerin Wil helmine Wendrick erkannt. Da zwei früher im Besitz der Toten befindliche Sparkassenbücher nicht mehr vorgefunden wurden, entstand der Verdacht eines Verbrechens, der auch Bestätigung fand. Der Tat geständig ist die 25jährige Arbeiterin Quas dorf, die mit der Ermordeten hier bekannt geworden war und Anzeige von ihr zu befürchten hatte, da sie letztere durch gefälschte Briefe um 50 Mk. be trogen hatte. Die Quasdorf hat die Wendrick in der Wohnung ihrer Mutter, einer Waschfrau, mit einem Beil erschlagen und die Leiche zunächst durch eine Falltür in einen unter der Küche befindlichen Keller gestürzt, wo sie etwa 14 Tage liegen blieb, bis der Leichengeruch zu auffällig wurde. Dann hat sie die Leiche im Tragkorbe an die Elbe ge schafft. Die Mörderin ist bereits wegen Brand stiftung und versuchten schweren Diebstahls mit Zuchthaus vorbestraft. * Radebeul, 8 Nov. Dem hiesigen „Tage blatt" ist von der Amlshauptmannschaft der Amts- blattcharakler entzogen worden. Das „R. T." hat öfters Artikel veröffentlicht, in welchen der König els unheilvollen Einflüssen unterliegend geschildert und von der Regierung in einem Tone gesprochen wurde, als unterstehe sie selbstsüchtigen, volksfeind lichen und verfassungswidrigen Einflüssen. * Dippoldiswalde, 8. Nov. Der altehrwürdigen Kirche im benachbarten Reinhardtsgrimma stiftete eine Dame, welche nicht genannt sein will, vier neue Fenster mit Glasmalerei. Drei derselben, in welchen „Christus am Oelberg", ferner „Christi Kreuztragung" und das Symbol der Ernte darge stellt wird, schmücken den Altarplotz des Gottes hauses. Das vierte Fenster mit der Darstellung des „Gleichnisses vom Säemann" ist neben der Kanzel angebracht. * Llnnabcrg, 8. Nov. Auf dem hiesigen Schlachthofe gerieten gestern abend zwei Fleischcr- gesellen 'm Streit, in dessen Verlauf der eine dem andern die Nase fast abbiß. Des einen der Streitenden nahm sich der Arzt, des andern die Polizei an. — Nach Rcgenfall mit Graupeln und Gewitter trat heule nachmittag heftiges Schnee treiben ein, das Dächer und Fluren mit einer weißen Decke überzog. — In die Grasersche Buchhandlung (Richard Liesche) wurde Sonnabend abend eingebrochen. Dem Diebe, als den man einen früheren verschwundenen Austräger der Firma im Verdacht hat, fielen etwa 400 Mk. in bar und einige Mark in Briefmarken in die Hände. * Rodewisch, 8. Nov. Gestern vormittag stürzte der Bleichereiarbeiter E. Badstübner in der Schuster- schen Fabrik in einen mit lochendem Wasser ge- süllten Bottich. B. verbrühte sich derartig, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. * Löbau. In Dürrhennersdorf bei Löbau wurde am Montag nachmittag der Afrikakrieger Linke unter großer Beteiligung beerdigt. Linke halte beim Husaren-Regiment in Großenhain ge dient und ging freiwillig nach Südafrika. Er wurde am 15. Februar bei seinem ersten Gefecht mit den Hereros im Oberschenkel verwundet und nach Berlin zurückgebracht. Dort mußte er sich einer nochmaligen Untersuchung unterziehen, verstarb aber am Donnerstag an den Folgen der Verwun dung. An dem Begräbnis beteiligten sich 1 Offizier und 40 Mann vom Großenhainer Husaren-Regiment. * Greiz, 8. Nov. Der aus der Irrenanstalt Roda ausgebrochene schwere Verbrecher Baum treibt jetzt wieder in der hiesigen Gegend sein Unwesen und ruft allgemeine Beunruhigung hervor. Gestern wurde unweit Naitschau ein Dienstmädchen ange- sallen, blutig geschlagen und des Geldes beraubt. Die Ueberfallene will in dem Räuber den aus ihrem Heimatsorte gebürtigen Baum erkannt haben. Baum war wegen Straßenraubes zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, simulierte aber Irrsinn. Der letzte Ausbruch ist bereits der dritte. — In Lebens gefahr schwebten hier die Stockmannschen Eheleute und deren erwachsener Sohn. Infolge Gasrohr,
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